Sehr geehrte Frau Dr. Thorn, ich weiß gar nicht wie ich anfangen soll oder welche Worte ich benutzen soll. Seit 2018 versuchen mein Mann und ich ein Kind zu bekommen. Für mich war immer klar, ich werde Kinder bekommen. Das stand nie zur Diskussion. Als mein Mann und ich zusammen kamen, war auch dies sofort geklärt worden. Wir fingen irgendwann an, so wie viele andere auch, unseren Wunsch umzusetzen. Schnell merkten wir, dass wir Hilfe benötigen und so fing das Rad sich an zu drehen. Wir unternahmen alles mögliche, was uns empfohlen wurde. Bis hin zu 2 Inseminationen, 3 ICSI`s und 1 x Kryo. Natürlich sämtliche Untersuchungen, Mittelchen, Tabletten, Zusatzangebote und Hilfen die man bekommen konnte. All diese Dinge haben wir immer besprochen. Wir haben abgewogen ob es für uns sinnvoll ist oder nicht. Ob wir es wollen oder nicht. Leider führte kein einziger Versuch zu einer Einnistung. Nicht mal ein Hauch davon. Mein Mann hat ein schlechtes Spermiogramm, doch nicht so schlecht, dass gar nichts geht. Wir hatten immer einen Embryo zum einsetzen, meistens zwei. Die Ergebnisse an sich waren nicht extrem gut aber immer gut und völlig ausreichend. Bei mir wurde festgestellt, dass ich erhöhte Killerzellen habe und Faktor 5 Leiden. Es wurde behandelt. Als im November das letzte Gespräch mit der Klinik war und feststand, wir können nichts anderes mehr machen, außer als Selbstzahler die 4. ICSI angehen und hoffen, dass es klappt, da ging für mich eine Welt unter. Ja natürlich haben wir uns vorher damit auseinander gesetzt, doch das Gespräch war jetzt endgültig. Für mich war es sehr schlimm, denn der Verstand sagte mir, ja so sind die Fakten, doch meine Gefühle, mein Herz oder wie man es nennen will, konnte das überhaupt nicht begreifen. Mein Mann ging damit leider völlig anders um. Er machte es mit sich aus und versuchte ein normales Leben weiter zu leben. Natürlich verstand ich das noch viel weniger. Es kam immer wieder und immer mehr zu Diskussionen, Streits, Tränen bei mir und Ratlosigkeit und Unverständnis für dieses Verhalten. Im Dezember eskalierte die Situation und wir trennten uns. Er zog aus. Wir versuchen gerade irgendwie klar zu kommen. Versuchen einen Weg, eine Lösung zu finden. Doch die Dinge, die er mir sagte, wollen einfach nicht in meinen Kopf. Er sagte: - die Kinderwunschbehandlung und alles was damit zu tun hat, hat unsere Ehe kaputt gemacht - wir haben ein Haufen Geld ausgegeben für nichts und wieder nichts, obwohl uns etwas anderes gesagt wurde, er würde nie wieder eine Kinderwunschbehandlung machen - nach der 1. gescheiterten ICSI hätten wir aufhören sollen, er hätte nicht weiter gemacht - er hat einfach keine Kraft mehr - es ist jetzt wie es ist, ist doch nicht schlimm, bringt doch nichts sich darüber Gedanken zu machen, man muss nach vorne schauen Er kann überhaupt nicht gut über seine Gedanken und Gefühle reden. Dadurch ist es wirklich schwierig. Das ist nur eine Zusammenfassung. Ich weiß, dass Sie jetzt bestimmt sagen, wir brauchen eine Therapie. Wir haben einen Termin bei einer Art Paartherapie aber es ist nur die Caritas. Hier wo wir wohnen, gibt es in der Nähe nichts für unsere Situation. Ich grübel so viel hin und her. Es ist so schwer für mich Verständnis zu haben, dass er so denkt. Ich muss irgendwie damit klar kommen, dass ich kein eigenes Kind haben werde. Das ist schon völlig verrückt und ich weiß nicht wie aber wie soll ich dann verstehen, was sein Verhalten angeht? Wie soll man mit so etwas zurecht kommen? Alle sagen immer, das wird schon, es braucht Zeit, du brauchst Ablenkung, Hobbys usw. Das ist alles gut und schön, doch es ändert nichts daran, dass ich nicht weiß, wie man das alles im Kopf und Herzen begreifen soll. Ich bin einfach so ratlos und dadurch so kraftlos und weiß nicht was ich tun soll. Vielleicht verstehen Sie mich und können mir helfen. Liebe Grüße Maria
von die neue Maria am 20.01.2022, 10:26