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Zuviel Koffein - und Literatur zur Milchbildung

Biggi Welter

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Frage: Zuviel Koffein - und Literatur zur Milchbildung

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Hallo, ich stille meinen Sohn (3 Monate) voll. Vorgestern hatte ich nachmittags einen Latte Macchiato und 0,33 l Cola getrunken, mein Sohn hat in der Nacht sehr schlecht geschlafen, ist oft aufgewacht und war auch mal eine Stunde am Stück wach, obwohl er sonst nach dem Stillen immer gleich einschläft. Kann das echt von dem Kaffee und der Cola kommen? Für gewöhnlich trinke ich morgens einen Latte Macchiato und sonst nix koffeinhaltiges... Und dann hab ich noch eine Frage. Mich interessiert wie überhaupt die Muttermilch gebildet wird. Gibt es dazu Internetquellen? ich habe über Google nichts brauchbares gefunden. In einem Artikel hab ich nun nämlich gelesen, dass Muttermilch aus Blut gebildet wird, das Essverhalten der Mutter (Blähendes) also gar keinen Einfluss auf das Baby hat...? Vielen Dank und liebe Grüße Sun


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Liebe Sun, der Koffeingehalt von drei oder weniger Tassen Kaffee oder der entsprechenden Menge an schwarzem Tee am Tag stellt bei den meisten stillenden Müttern und ihren Babys kein Problem dar. Allerdings musst Du wirklich alle Koffeinquellen (bzw. Teein) berücksichtigen (also auch Cola, koffeinhaltige Medikamente usw. Wenn Du zu viel davon zu dir nimmst, kann sich das Koffein im Körper des Babys ansammeln und es können die Symptome einer durch Koffein verursachten Übererregbarkeit zeigen. Ein durch Koffein überreiztes Baby hat weit geöffnete Augen, ist lebhaft und munter, schläft über einen längeren Zeitraum hinweg nicht und kann außergewöhnlich quengelig sein. Es ist wie fast immer eine Sache des Maßhaltens. Zur Frage, wann das Coffein in der Muttermilch ist, habe ich hier eine Antwort meiner Kollegin Denise Both: "Für Koffein gibt es Untersuchungen zu Spitzenwert in der Milch und Halbwertszeit. So wird der Höchstwert etwa 60 bis 120 Minuten nach dem Genuss von Kaffee in der Milch gemessen und die Halbwertszeit beträgt 4,9 Stunden (Quelle: Thomas Hale "Medications and Mothers' Milk 2004“)." Es gibt einen sehr schönen Artikel, in dem das Prinzip der Milchbildung genau beschrieben wird. Ich hänge ihn hier an. LLLiebe Grüße Biggi Welter Wie die Muttermilch gebildet wird Linda J. Smith, Dayton, Ohio, USA, aus: LEAVEN Juni/Juli 2001 übersetzt von Angelika Quell, D Fulda "Ich habe nicht genug Milch", so lautet die häufigste Begründung für Zufüttern oder Abstillen. Manchmal stimmt ist das auch so, manchmal, glaubt die Mutter jedoch nur, dass es so sei. Der Fortschritt im Wissen um das Verständnis des Milchbildungsprozesses ist zum Teil der Molkereiwirtschaft zu verdanken (diese hat ein finanzielles Interesse daran, genau zu wissen, wie man eine Kuh dazu bringt möglichst viel Milch zu produzieren) und teils denjenigen, die stillende Mütter beraten. Vor den vierziger Jahren des letzten Jahrhunderts glaubte man im Allgemeinen, dass die meiste Milch während des Milchspendereflexes gebildet würde, da die Milch während des Let down Reflexes schneller fließt. (Dies glaubten sowohl Molkereiwissenschaftler als auch Befürworter des Stillens.) Peterson zeigte 1944, dass die Milchsekretion gleichmäßig abläuft und der Let down Reflex ein anderer und eigenständiger Prozess ist. Der Let down Reflex presst die Milch heraus, die bereits gebildet und in den Alveolarlumen (kleine Gänge, in welche die Milch aus den Alveolen sezerniert wird) gelagert ist. Während des Milchspendereflexes wird die Milch nicht schneller gebildet, sie fließt nur schneller. Durch die von Peter Hartmann in Australien seit den 90ger Jahren durchgeführten und immer noch laufenden Untersuchungen an stillenden Frauen, wurde festgestellt, dass die Milchbildungsrate – wie schnell die sekretorischen Zellen Milch bilden – in Abhängigkeit dazu steht, wie leer (oder voll) die Brust ist. Dies wird als autokrine (oder lokale) Steuerung bezeichnet. Beim Füllen der Alveolarlumen signalisieren bestimmte Inhaltstoffe der verbliebenen Milch (Feedback Inhibitor of Lactation Faktor (FIL), Peptide, Fettsäuren und möglicherweise auch andere Stoffe) den sekretorischen Zellen die Milchbildung zu verlangsamen. Je leerer die Brust ist, desto schneller versucht sie sich wieder zu füllen ähnlich wie ein automatischer Eisbereiter. Hartmann sagt, dass die Rate der Milchsynthese bei Frauen zwischen 11 und 58 ml/Stunde/Brust variiert. Leere Brüste bilden Milch schneller als volle. Wenn die Brust regelmäßig und gänzlich entleert wird, ist die Milchsynthese uneingeschränkt. Hartmanns Untersuchungen dokumentieren das, was wir bei La Leche Liga schon seit langer Zeit wissen das Angebot an Milch wird durch die Nachfrage des Babys reguliert. Es kommt selten vor, dass ein Baby die gesamte Milch aus der Brust seiner Mutter trinkt. 1993 fand Hartmann heraus, das Babys durchschnittlich 76% der ihm in der Brust ihrer Mütter zur Verfügung stehenden Milch innerhalb einer 24 Stunden Periode trinken. Dadurch hat das Baby eine kurzfristige Kontrolle über die Milchproduktion seiner Mutter. Im folgenden werde ich diese Praxis, die ich als "80 : 20 Konzept" bezeichne, erklären. Die üblicherweise vom Kind täglich getrunkene Milchmenge beträgt 80 % (der Gesamtmenge, die gebildet wird). Die in der Brust der Mutter verbleibende Menge beträgt 20 %. Wenn mehr als 80% der Milch getrunken werden, steigt das Angebot damit das Verhältnis 80 : 20 aufrechterhalten wird. Werden jedoch weniger als 80% getrunken, vermindert sich das Angebot, um das 80 : 20 Verhältnis aufrechtzuerhalten. Obwohl dies eine sehr starke Vereinfachung eines sehr komplexen Prozesses ist, hat sich das Kernprinzip doch durch neue wissenschaftliche Untersuchungen erhärtet. Untersuchungen zeigen, dass die Ernährung der Mutter, ihre Flüssigkeitsaufnahme oder andere Faktoren nur einen geringen Einfluss auf die Milchproduktion haben. Wenn das "Milch Entfernungs" Teilchen an der richtigen Stelle im Puzzle liegt, produzieren Mütter sehr viel gute Milch, unabhängig davon, wie sie sich ernähren. Wenn das "Milch Entfernungs" teilchen jedoch nicht da ist, kann nichts dieses Manko ausgleichen. Signifikante Risikofaktoren , die sich hemmend auf ein ausreichendes Milchangebot auswirken, scheinen Brustoperationen, in der Gebärmutter verbliebene Plazentareste, das Sheehan Syndrom (nach der Geburt bei Müttern auftretende Hypophysenvorderlappen Insuffizienz) oder ein Hypophysenschock, hormonelle Empfängnisverhütung und nicht genügend Brustdrüsengewebe zu sein. Wenn keiner dieser Faktoren zutrifft, ist es äußerst selten, dass eine Mutter nicht genügend Milch produzieren kann, was aber dennoch vorkommen kann. In meiner Praxis gibt es gewöhnlich zwei Gründe für "nicht genug Milch": (1) das Baby wird pro Tag nicht ausreichend lange angelegt, die Stillmahlzeiten werden beendet, bevor das Baby von sich aus aufhört an der Brust zu trinken oder die Intervalle zwischen den einzelnen Mahlzeiten werden zu sehr ausgedehnt oder das Baby bekommt etwas anderes um "es hinzuhalten" oder (2) es findet kein effektiver Milchtransfer zum Baby statt: entweder aufgrund falschem Anlegens oder wegen einem Saugproblem. Untersuchungen zeigen, dass es extrem wichtig ist, einer Brustdrüsenschwellung vorzubeugen bzw. sie sofort zu behandeln. Wenn immer es möglich ist, sollte das Baby uneingeschränkt nach Bedarf und ausschließlich an der Brust ernährt werden. Die Mütter sollten ihre Babys solange an der ersten Brust zu trinken lassen, bis sie von sich aus loslassen und ihnen dann die zweite Brust anbieten. Säuglinge müssen 8 12 mal innerhalb von 24 Stunden angelegt werden, bis sich die Milchbildung eingespielt hat. Die meisten Säuglinge werden insgesamt mindestens 140 Minuten pro Tag trinken, durchschnittlich 10 30 Minuten pro Stillmahlzeit. Die Mütter sollten ermutigt werden, dass Stillen als Nahrung für Körper und Seele zu betrachten. Meine Bitte an alle: Schaut Euch das Baby sorgfältig an. Ich zögere nicht, eine Pumpe als Hilfsmittel zu empfehlen, da ich so viele kleine Babys erlebe, welche zeitweise schlecht saugen. Durch das schlechte Saugen bleibt Milch in der Brust zurück, dadurch wird die Milchbildung beeinträchtigt und das Ergebnis des Ganzen ist ein hungriger unruhiger Säugling und keine Milch. Mit einem guten Pumpmanagement, wird die Mutter genügend ihrer eigenen Milch abpumpen können, um das Baby damit zu füttern, während wir versuchen herauszufinden, wie wir dem Baby helfen können, besser an der Brust zu trinken. Die (zu geringe) Milchmenge ist meist das am einfachsten zu lösende Problem. Denkt daran: es ist nach wie vor das Prinzip von Angebot und Nachfrage, das über Erfolg oder Misserfolg entscheidet.


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