Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Zahnbehandlung und Stillen ???

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Frage: Zahnbehandlung und Stillen ???

Mitglied inaktiv

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Liebe Biggi, ich muss mich einer Zahnsanierung unterziehen, bei der Betäubungsspritzen und Antibiotika zum Einsatz kommen werden. Ich stille meinen 9 Monate alten Sohn aber noch 2-3Mal am Tag (in der Nacht nach Bedarf 1-2 Mal). Ich würde nur sehr ungern und widerwillig völlig abstillen (mein Sohn übrigens auch). Kennst Du Mittel, die während der Stillzeit unbedenklich für meinen Sohn sind ? (nach der Geburt bekam ich auch Antibiotika und stillte dennoch weiter ). Für Deine Hilfe wäre ich sehr dankbar. Liebe Grüße Alexa


Biggi Welter

Biggi Welter

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? Liebe Alexa, Eine Zahnarztbehandlung, auch eine Wurzebehandlung mit Betäubung oder das Entfernen von Weisheitszähnen, verlangt KEINE Stillpause und auch kein Verwerfen der Milch und schon gar nicht das Abstillen! Ich zitiere hierzu aus „Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit" Schaefer, Spielmann, 6. Auflage 2001: „Lokalanästhetika: Erfahrungen. Lidocain (z.B. Xylocain) geht selbst bei intravenöser Behandlung von Herzrhythmusstörungen nur in sehr geringer Menge in die Muttermilch über (siehe Abschnitt 4.4.10.). ... Eine interpleurale Dauerinfusion von Bupivacain (z.B. Carbostesin) 25 mg/Stunde führte zu Muttermilchkonzentrationen von maximal 0,45 Mg/ml. Im Serum des Säuglings war die Substanz nicht nachweisbar (Nachweisgrenze unter 0,1 Mg/ml). Toxische Symptome wurden nicht beobachtet (Übersicht bei Spigset, 1994). Daten zu anderen Lokalanästhetika liegen nicht vor. Es ist jedoch anzunehmen, dass auch Substanzen wie Articain (Ultracain) mit kurzer Halbwertszeit und hoher Plasmaeiweißbindung nur sehr geringe Konzentrationen in der Milch erreichen. Der heute übliche Adrenalinzusatz wirkt ohnehin einem Übergang in die Muttermilch entgegen. ... Empfehlung für die Praxis. Bei üblicher Anwendung (im Rahmen einer Zahnbehandlung oder kleiner chirurgischer Eingriffe) können Lokalanästhetika auch in der Stillzeit verwendet werden; dies gilt auch für die Kombination mit Adrenalin. Prilocain sollte gemieden werden, nach versehentlicher Applikation ist aber keine Stillpause erforderlich." Das Gleiche gilt für eventuelles Röntgen: „Röntgenuntersuchungen in der Stillzeit erfordern keine Stillpause, unabhängig davon, welches Organ untersucht wird. Dies gilt selbstverständlich auch für die Mammographie. Einschränkungen gelten lediglich für jodhaltige Kontrastmittel und für die Anwendung radioaktiver Isotope." Auch Schmerzmittel und Antibiotika können bei Bedarf so gewählt werden, dass sie mit dem Stillen vereinbar sind. Die Zahnärztin/arzt kann entweder in der Fachliteratur nachschauen (dazu gehört NICHT die Rote Liste, sonder z.B. das oben erwähnte Buch) oder sich bei der Beratungsstelle für Embryonaltoxikologie in Berlin Tel.: 030-30308111 erkundigen. Noch kurz etwas zu Amalgam. In der Stillzeit sollten alte Amalgamfüllungen ruhen und nur in begründeten Fällen (z.B. weil die Füllung undicht ist oder es Beschwerden gibt) repariert oder entfernt werden. Sind Arbeiten an einer Amalgamfüllung notwendig, so sollte diesen unter Verwendung eines Cofferdams (Spanngummi) durchgeführt werden, um die Belastung so gering wie möglich zu halten. Ich zitiere dir aus „Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit" Spielmann, Schaefer, 6. Auflage 2001: „Die durch Amalgam hervorgerufene Belastung führt nach heutiger Erkenntnis nicht zu „Ausreißern" im Spektrum der Schwermetallprofile, die Konsequenzen wie das Abstillen erfordern. Auch eine Entgiftungsbehandlung ist nicht indiziert. Sie ist sogar kontraindiziert, da eine Mobilisierung eines Schwermetalls zu einer stärkeren Belastung der Muttermilch führen könnte. Da andererseits Schwermetalle nicht unnötigerweise zugeführt werden sollen, sind Korrekturen von Amalgamplomben nur bei Beschwerden durchzuführen - und generelle Sanierungen auf die Zeit nach dem Stillen zu verschieben. Wo immer möglich sollte auf quecksilberhaltiges Amalgam verzichtet werden. Die Amalgamproblematik darf in keinem Fall zu einer „toxikologischen Krise" hochgespielt werden, die dann die Mutter-Kind-Beziehung in nicht gerechtfertigtem Umfang belastet". Ich hoffe, die Behandlung wird nicht zu schlimm. LLLiebe Grüße Biggi Welter


Mitglied inaktiv

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Liebe Biggi, tausend Dank für Deine schnelle Antwort !!! Du hast mir eine Riesen-Last von den Schultern genommen. Bislang konnte mir zu diesem Thema niemand wirklich Auskunft geben. Ich bin sehr glücklich, dass ich meinen Sohn weiter stillen kann und dennoch keine Zähne einbüßen muß . . . Vielen lieben Dank für Deine kompetente Hilfe und Unterstützung . Du bist super !!!!! Liebste Grüße Alexa und Fynn


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