Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Wie Stillen reduzieren bei einjährigem Baby?

Frage: Wie Stillen reduzieren bei einjährigem Baby?

brujita

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Liebes Team, meine Tochter wird nächste Woche ein Jahr alt und praktisch noch vollständig gestillt. Seit Monaten versuchen wir, ihr andere Nahrung schmackhaft zu machen (Brei und Fingerfood, mit Löffel oder im Becher, verschiedene Obst- und Gemüsesorten sowie Brot, Nudeln, etc.), aber sie isst diese nur in ganz geringen Mengen. Der Kinderarzt sagt, dass es ihr gut geht und sieht prinzipiell kein Problem. Ich komme allerdings langsam an meine Grenzen. Seit Mai geht sie in eine Krippe, die sehr professionell und bindungsorientiert geführt wird. Die Eingewöhnung war unproblematisch und auch jetzt strampelt sie ganz aufgeregt und freut sich, wenn wir dort ankommen. Allerdings hält sie es durch das Stillen nicht länger als 2,5 Stunden dort aus; andere Nahrung will sie auch dort nicht. Ab Mitte Oktober bin ich beruflich darauf angewiesen, dass sie 3-4 Stunden betreut wird. Ein weiteres Problem ist, dass sie meistens nur dann zufrieden ist wenn sie bei mir oder der Erzieherin auf dem Arm ist bzw. wir direkt neben ihr sitzen. Sobald ich weggehe z.B. um auf die Toilette zu gehen oder irgendwas im Haushalt zu machen (oder die Erzieherin sich um ein andere Kind kümmern will) schreit sie, auch wenn ich bzw. sie in Sichtweite bleiben. Am liebsten wäre es ihr, wenn sie die ganze Zeit von einer Bezugsperson herumgetragen und dabei ein interessantes Programm geboten würde (spielende Kinder auf dem Spielplatz, belebte Straße etc.). Ich habe bisher einen bedürfnisorientierten Erziehungsstil gefahren (Tragen im Tuch und in Manduca, Stillen nach Bedarf, gemeinsames Schlafen im Familienbett). Es liegt mir daher nahe, meine Tochter nicht zu überfordern und sanft abzustillen. Generell habe ich auch den Eindruck dass ihr die anderen Kinder sehr gut tun; sie lacht dann immer und freut sich. Allerdings bin ich inzwischen durch die Situation sehr belastet und habe auch stark abgenommen (4 Kilo weniger als zu Beginn der Schwangerschaft). Ich habe in diesem Zusammenhang zwei Fragen an Sie: 1. Wieviel Eigenständigkeit ist einer Einjährigen zuzumuten? Ist es nicht langsam Zeit dass sie lernt, dass sie auch einmal ein paar Minuten warten muss (was ja noch viel ausgeprägter wäre wenn sie Geschwister hätte)? Wenn ja, wie stelle ich das am besten an? Oder sollte ich mir eine andere Betreuungsform suchen, z.B. eine Tagesmutter? Habe ich sie vielleicht doch zu sehr verwöhnt? 2. Heute habe ich mit den Erzieherinnen besprochen, dass wir versuchen werden, ihr morgens eine Flasche Prämilch zu geben (vor einigen Wochen hatten wir es schon einmal versucht, aber ohne Erfolg). Hätten Sie sonst noch weitere Tipps für mich, das Stillen zu reduzieren? Oder zumindest die Abstände zu erweitern? Ist es normal, dass ein Einjähriges noch alle 2 Stunden gestillt werden will (übrigens auch nachts!). Ich wäre für jegliche Anregung sehr dankbar!


Biggi Welter

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Liebe brujita, nein, ein so kleines Kind KANN nicht verwöhnt werden, schon gar nicht mit Liebe! Ihr Baby ist anhänglich und braucht viel Nähe, aber das ist weder krankhaft noch etwas verwerfliches. Das Verhalten Ihres Kindes wird sicher von manchen Menschen als extrem anhänglich oder mutterfixiert bezeichnet, doch es ist ein vollkommen normales Verhalten für ein Baby. Es ist sogar wichtig, dass ein Kind zunächst eine feste und verlässliche Bindung zu einer Person aufbaut (und diese Person ist bei einem gestillten Kind naturgemäß fast immer die Mutter). Aufbauend auf dieser Erfahrung kann das Kind dann später seinen Horizont erweitern und Beziehungen zu anderen Menschen aufbauen. Doch das „Fundament" der engen Beziehung zur ersten Bezugsperson sollte fest sein und so zum Fundament der Beziehungsfähigkeit und Bindungsfähigkeit überhaupt zu werden. Wie schnell oder langsam das Kind dann seine Fühler ausstreckt und Kontakt zu anderen aufnimmt und dort Bindungen knüpft ist ebenso wie das Laufenlernen oder Sprechen von Kind zu Kind verschieden. Jedes Kind hat da seinen eigenen Zeitplan. Eigentlich ist es schon eine große Leistung, dass Ihr Baby die Erzieherin akzeptiert und deshalb würde ich ihm einfach Zeit lassen. Bei Essen allerdings würde ich zunächst einmal die Blutwerte prüfen lassen. Wurden die Eisen- und auch der Zinkwerte Ihres Kindes schon einmal kontrolliert? Da Eisenmangel appetitlos machen kann, kann sich das Essverhalten eines Kindes verbessern, wenn der Eisenhaushalt wieder ausgeglichen ist. Wenn die Werte stimmen, können Sie getrost zuwarten, Ihr Kind wird mit der Zeit besser essen. Versuchen Sie sich dann weiterhin in Geduld zu üben und bieten Sie Ihrem Kind immer wieder Beikost an. Versuchen Sie es mit fingergerechter Nahrung, denn es ist nicht selten so, dass ein Kind nicht gefüttert werden will, sondern selber essen mag. Setzen Sie auf den Nachahmungstrieb des Kindes und bieten Sie ihr an, was auch ihr esst. Wie ist es denn wenn andere Kinder dabei sind? Die Pre-Nahrung wird Ihr Baby sicher verweigern, aber haben Sie schon einmal versucht, abgepumpte Muttermilch mit in die Krippe zu geben? Ihr Kind kann sie aus der Tasse bekommen und so wird der größte Hunger erst einmal gestillt. Es tut mir leid, dass ich nicht mehr helfen kann, aber zunächst würde ich wirklich einmal die Blutwerte kontrollieren lassen. Vielleicht lösen sich Ihre Probleme ganz schnell auf und ich würde mich freuen, wenn Sie mir danach schreiben, ob ein Mangel besteht! LLLiebe Grüße, Biggi


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