Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

wie kann ich wieder voll stillen?

Frage: wie kann ich wieder voll stillen?

Mitglied inaktiv

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ich brauche hier dringend Hilfe, um wieder voll stillen zu können. Meine Tocher ist jetzt 3 Wochen alt. Als sie zwei Wochen alt war, wurde sie wegen Gelbsucht mit Phototherapie in der Klinik behandelt. Dort wurde sie auch mit Milchnahrung zugefüttert, da die Ärzte und Krankenschwestern der Meinung waren, dass die Kleine wegen der Gelbsucht zu schwach zum Trinken war und deshalb dringend mehr Nahrung zu sich nehmen müsste, um den hohen Billiwert schneller abzubauen. Sie hatte auch mit zwei Wochen noch nicht ihr Geburtsgewicht wieder erreicht. Eine Stillprobe zeigte, dass sie meistens nur 40 bis 50 gr. von der Brust trank bevor sie regelmäßig einschlief. Deshalb wurde Milchnahrung zugefüttert, um 80 bis 90 gr. Gesamtmenge je Mahlzeit zu erreichen. Nach drei Tagen war der Billiwert auf 11.9 abgesunken, das Geburtsgewicht war überschritten und sie wurde entlassen. Nun zu Hause gebe ich ihr auch immer zuerst die Brust, aber da ich nicht genug Milch habe, schreit sie danach nach Hunger. Weiter Zufüttern will ich aber eigentlich auch nicht, denn ich habe den Eindruck, dass die Kleine jetzt immer weniger von der Brust trinkt und sich lieber darauf verläßt, das wir ihr mit einer Flasche den Hunger stillen. Wenn das so weiter geht bin ich auf den Weg zum Abstillen. Wenn ich ihr nicht genug zufüttere, kriege ich sie nicht zum Schlafen. Mit Abpumpen zwischen Stillzeiten habe ich es auch versucht, leider mit sehr bescheidenem Ergebnis. Mehr als 15 ml bekomme ich nicht heraus. Die Frage ist nun, wie kann ich sie wieder voll stillen? Was kann man tun um die Milchleistung bei mir zu erhöhen?


Biggi Welter

Biggi Welter

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Liebe Yuqin, zu erst die gute Nachricht: wenn es gerade mal eine Woche her ist, dass Du voll gestillt hast, dürfte es nicht sehr schwierig werden, deine Milchproduktion ziemlich rasch wieder richtig in Gang zu bekommen. Du gehst bei der Steigerung deiner Milchmenge genau so vor, wie sonst auch, wenn eine Erhöhung der Menge erwünscht ist. Nimmt deine Tochter die Brust gut an oder könnte es sein, dass sie saugverwirrt ist und deshalb an der Brust weint? Die Trinktechniken an Brust und Flasche (künstlichem Sauger) unterscheiden sich grundlegend. Manche Kinder kommen mit dem Wechsel zwischen den beiden Techniken nicht klar und versuchen dann mit der falschen Technik an der Brust zu trinken. Das funktioniert nicht, das Kind bekommt an der Brust keine oder nur wenig Milch, ist frustriert und lehnt die Brust dann im schlimmsten Fall sogar ab. In dieser Situation spricht man dann von einer Saugverwirrung. Nun kann ein verhängnisvoller Kreislauf beginnen: da das Kind mit der falschen Technik an der Brust trinkt, wird es an der Brust hektisch, saugt an, lässt wieder los, dreht den Kopf hin und her schluckt viel Luft (die wiederum führt möglicherweise zu Bauchproblemen) und da es die Brust nicht mehr richtig stimuliert kommt es zu einem Rückgang der Milchmenge und damit zu weiterem Zufüttern, wenn dieser Kreislauf nicht unterbrochen wird. Eine Saugverwirrung ist alles andere als lustig und Stillberaterinnen wissen aus Erfahrung nur zu gut, warum sie künstlichen Saugern wie Schnuller und Flasche kritisch gegenüberstehen, denn beide bescheren uns immer wieder eine Menge „Beschäftigung". Wenn eine Frau merkt, dass ihre Milchmenge nicht mehr für der Bedarf des Kindes ausreicht, dann ist die erste Maßnahme, das Kind häufiger anzulegen. So erhält die Brust das Signal „es wird mehr Milch gebraucht" und reagiert mit einer gesteigerten Milchbildung. Wird in dieser Situation zugefüttert geschieht genau das Gegenteil: der Brust wird ein noch geringerer Bedarf vorgegaukelt und die Milchbildung verringert sich, statt sich zu erhöhen. Du musst also anlegen, anlegen und noch mal anlegen. Allerdings wird deine Tochter wahrscheinlich nicht von jetzt auf gleich wieder bereit sein die Brust gut anzunehmen, so dass dem Pumpen ein wichtiger Teil zufallen wird. Oberste Regel: Häufiges Anlegen und ein gut saugendes Kind stimulieren die Brust zu mehr Milchbildung. Wenn deine Tochter die Brust zur Zeit nicht gut annimmt, musst Du die Brust durch Pumpen stimulieren. Wenn gepumpt wird, dann sollte eine möglichst effektive Pumpe verwendet werden, am besten eine vollautomatische, elektrische Kolbenpumpe mit Doppelpumpset. Zu wenig Milch ist eine medizinische Indikation für die Verordnung der Pumpe durch den Arzt (auf der Verordnung muss „mit Zubehör" stehen, sonst musst Du das Zubehör selbst zahlen). Du solltest mindestens alle drei Stunden für etwa 15 bis 20 Minuten Pumpen (pro Seite bzw. wenn Du ein Doppelpumpset verwendest insgesamt). Am besten wäre es, wenn Du dich an eine Stillberaterin vor Ort wenden würdest, die dir das Abpumpen genau erklärt und dir zeigt wie Du deine Brust massieren kannst. Wenn Du mir deinen Wohnort mit Postleitzahl angibst, suche ich dir gerne die nächstgelegene LLL Stillberaterin heraus. Sie kann dir auch sonst noch gezielte Tipps geben, wie Du deine Tochter an die Brust zurückführst. Richte dich mit deiner Flüssigkeitszufuhr nach deinem Durstgefühl. Eine zu hohe Flüssigkeitsaufnahme führt nicht zu mehr, sondern zu weniger Milch, da sie dazu führt dazu, dass das antidiuretische Hormon (ADH) zurückgeht, die Frau erfährt dann eine vermehrte Wasserausscheidung („schwemmt aus") und die Milchbildung verringert sich. Zwei bis drei Liter Flüssigkeit (davon höchstens zwei bis Tassen Milchbildungstee) sind im Allgemeinen ausreichend. Wenn der Urin dunkelgelb wird und die Menge gering ist, trinkst Du zu wenig. Schwarzer Tee, Matetee und Kaffee sollten nur mäßig genossen werden. Auf Limonaden oder Colagetränke sowie künstlich gesüßte Getränke sollte möglichst verzichtet werden. Auf die (angebliche) milchflussfördernde Wirkung von Bier oder Sekt sollte verzichtet werden. Alkohol geht bereits in kleinen Mengen in die Milch über und belastet den Stoffwechsel des Babys. Achte darauf, dass DU ausreichend und möglichst ausgewogen isst. Kohlenhydratreiche Nahrung hat einen positiven Einfluss auf die Milchbildung. Ruhe dich oft aus und entspanne dich. Arbeite für eine Weile so wenig wie möglich. Die Hausarbeit läuft dir nicht davon! Stress wirkt sich ungünstig auf den Milchspendereflex und auf die Milchbildung aus. Vielleicht kannst Du ja ein paar „Stilltage" einlegen, das heißt Du legst dich mit deinem Baby ins Bett und kümmerst dich ausschließlich um dein Baby und das Stillen. Die Milch, die Du beim Abpumpen gewinnst und auch die zur Zeit notwendige künstliche Säuglingsnahrung solltest Du deiner Tochter mit einem Becher geben. Die Flasche ist in eurer Situation eher kritisch. Wenn deine Tochter mit dem Becher gefüttert wird und ihr die Brust angeboten wird, um ihr Saugbedürfnis zu stillen, kann sie sich auf diese Weise wieder an die Brust heranführen lassen. Die nächsten Tage werden sicher nicht einfach für euch beide werden. Du wirst einiges an Geduld und Beharrlichkeit brauchen. Es wäre gut, wenn Du jemanden finden könntest, der dich in der Alltagsarbeit unterstützt. Genau so wichtig ist eine direkte Beratung vor Ort, bitte schicke mir bald deine Postleitzahl oder schaue unter www.lalecheliga.de nach, wo die nächste Beraterin für dich ist. LLLiebe Grüße Biggi


Mitglied inaktiv

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Lieber Biggi, danke für die schnelle Antwort. Ich wohne in 70806 Kornwestheim. So wie Du es beschrieben hast, glaube ich schon, dass meine Tochter eine "Saugverwirrung" hat. Sie dreht ihren Kopf beim Trinken hin und her, schaut so unglücklich drein und weint manchmal sogar. Nun habe ich noch eine Frage: Wir wollen unsere Kleine auch nicht verhungern lassen, solange ich noch nicht genug Milch für sie habe. Zufüttern muss man, aber gibt es ausser Flasche andere Möglichkeiten für Zufüttern? Ich habe mal von einem Brusternährungsset gehört. Wo gibt es so was und hilft sowas überhaupt?


Biggi Welter

Biggi Welter

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Liebe Yugin, wende dich bitte möglichst rasch an Frau WEITZELmUrsula, Tel.: 07151 2053366, sie kann dir sagen, welche Beraterin die Nächste für dich ist. Sollte es in deiner Nähe keine LLL-Beraterin geben, schaue ich nach, ob es eine Laktationsberaterin gibt, die arbeitet allerdings nicht ehrenamtlich. Eine Möglichkeit ein Kind an die Brust zu bringen ist das Brusternährungsset. Mit dem Brusternährungsset ist es möglich, das Baby zuzufüttern, während es an der Brust der Mutter trinkt, so dass es die gesamte von ihr produzierte Milch erhält. Das Brusternährungsset regt zu gutem Saugen an der Brust an, stimuliert die Milchproduktion und vermeidet den Einsatz von Flaschen. Das Brusternährungsset besteht aus einem Behälter für die zugefütterte Flüssigkeit (einem Plastikbeutel oder einer Flasche), der an einer Kordel um den Hals der Mutter hängt und zwischen ihren Brüsten ruht. Eine dünne Schlauchverbindung geht von dem Behälter zur Brust der Mutter, wo der Schlauch so befestigt wird, dass sein Ende etwa sechs Millimeter über die Brustwarze hinausragt. Bei einigen Modellen besteht die Möglichkeit, den Schlauch im Deckel abzuklemmen, um zu verhindern, dass die Milch bereits fließt, bevor das Baby saugt. Es gibt über verschieden dicke Schläuche je dicker der Schlauch, umso schneller fließt die Milch. Welcher Schlauch zum Einsatz kommt, hängt davon ab, wie wirkungsvoll das Baby saugt und welche Zufütterung es benötigt. Ein Brusternährungsset kann in der Apotheke bestellt werden oder über eine Stillberaterin oder die La Leche Liga bezogen werden. In Deutschland wird nur das Brusternährungsset der Firma Medela vertrieben. Allerdings bei der Verwendung eines Brusternährungssets wirklich die Unterstützung einer Stillberaterin vor Ort vorhanden sein, das erleichtert sehr vieles. LLLiebe Grüße Biggi


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