Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

wie kann ich mit nächtlichem Dauerstillen umgehen?

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: wie kann ich mit nächtlichem Dauerstillen umgehen?

Mitglied inaktiv

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Liebe Biggi..liebe Kristina! Ich habe schon unheimlich viele eurer Antworten hier im Forum gelesen, ihr habt mich damit oft aus kleineren oder größeren Krisen gerettet und mich immer wieder bestätigt und bestärkt, den Weg so weiter zu gehen, wie ich das bis jetzt getan habe.  Dieses Mal muss ich aber meinen Frust, meine Sorge und meine eigene Geschichte schreiben. .. Ich habe eine Tochter von mittlerweile bald 15Monaten. Ich habe sie von Anfang an nach Bedarf gestillt, tagsüber und natürlich genauso in der Nacht. Auch zum Einschlafen stillen wir. Ich bin absolut pro Stillen, ich weiß, es gibt meiner Kleinen unheimlich viel! Mir als Mama ja ebenfalls. Wir haben eine wahnsinnig enge Bindung und haben es beim Stillen eigentlich immer sehr kuschelig.  Meine Kleine schläft von Beginn an bei uns im Familienbett, wir finden das selbstverständlich und lieben es auch. Mal ganz abgesehen davon, dass alles andere Stress pur wäre, denn sie wacht in den allermeisten Nächten gefühlt 100mal auf und will an die Brust. Selten gibt es Nächte, in denen sie mal länger als 2,5 Std am Stück schläft. Es ist seit ihrer Geburt so und ist seitdem nie grundsätzlich "besser" geworden.  Das alles ist jedoch noch nicht das Problem, denn ich weiß, es ist normal. Oft geweckt zu werden, macht mir an sich nicht so viel aus.  Mein Problem ist, dass sie mittlerweile NUR NOCH bei mir an der Brust einschläft. Zum Mittagsschlaf stille ich sie also noch und abends/nachts. Ich glaube, wirklich trinken tut sie dabei nicht. Es geht um das Nuckeln, die Nähe. Genau hier beginnt nun, was mich mittlerweile wirklich zunehmend belastet: sie nuckelt, nuckelt, nuckelt und nuckelt. Nachts hängt sie quasi durchgehend an meiner Brust. Oft ist sie weder wach, noch schläft sie,  sondern wälzt sich rum, strampelt und zappelt, ist unruhig, dockt an und ab und an. Nuckelt und nuckelt. Diese unruhigen Phasen hat sie so gut wie jede Nacht und sie dauern zwischen 1-3 std. In dieser Zeit döse ich allenfalls, kann mich nicht wirklich hinlegen, wie ich will... teilweise kann ich nicht auf Toilette gehen nachts. Bzw. sobald ich sie abdocke, wacht sie vollends auf und weint erbärmlich. Sie ist dann durch nichts anderes zu beruhigen. Ich komme nicht an sie ran, mein Mann schon gar nicht. Sie gerät völlig außer sich, schreit immer mehr und wird richtig panisch. Alles trösten, halten, wiegen,  alles was tagsüber hilft, funktioniert in der Nacht plötzlich nicht mehr. Zumindest nicht so, dass sie dabei ohne die Brust wieder einschlafen würde.  Ich habe eigentlich keinen Stress,  muss und will nicht dringend schnell abstillen.  Ich habe mir immer gewünscht und fest vorgenommen, ihr das Abstillen zu überlassen, in ihrem Tempo und ihrer Entwicklung angepasst. Nur wann wird das sein? Ich habe immer gehofft, dass es für uns beide ein entspanntes und schönes Ende nimmt mit dem Stillen. Im Moment sieht es leider anders aus für mich, das macht mich so irre traurig.  Wenn ich sicher wüsste, dass es in den nächsten Monaten von ganz alleine und ohne Tränen geht,  dass sie dieses stundenlange Nuckeln bleiben lässt. ..ich wäre absolut bereit, das dann noch vollends durchzuziehen. Könnte es sogar genießen.  Es sieht aber zurzeit eher so aus, als dass es nicht bald anders wird, sie noch die nächsten Jahre so weiter stillen will. Und das möchte ich nicht.  Vor allem überlege ich: wenn es so oder so irgendwann schlimm für sie wird,  warum soll ich dann jetzt noch so weiter machen? Ich kann es furchtbar schwer ertragen, wenn sie so außer sich ist; wenn ich weiß, was sie beruhigen würde, es ihr aber nicht gebe. Das empfinde ich als grotesk und grausam. Ich will andererseits aber einfach nicht mehr ewig so "ausgeliefert" sein.  Sie nimmt leider keinerlei Alternativen (Schnuller etc) an. Ich habe ihr auch Wasser angeboten, das will sie nicht. Sie will einfach nur an die Brust. Es ist, als sei die Brust für sie wie ein Anker bei Wellengang; wie ein Fixpunkt, an dem sie sich "festhalten" muss, um zur Ruhe kommen zu können. Nur warum reicht es nicht, genau so wie immer bei mir zu liegen, nur statt an der Brust am Schnuller zu nuckeln? Und was kann ich tun, um die Situation zu verbessern?  Ich hoffe, ich konnte meine Krise rüber bringen und gleichzeitig vermitteln, was mir für meine Tochter wichtig ist. Ich würde mich sehr über eine Antwort freuen! 


Biggi Welter

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Liebe marieca, es ist nicht ungewöhnlich, dass dein Kind an der Brust Sicherheit und Nähe empfindet und deshalb darauf besteht. Die Phase WIRD vorbei gehen, das kann ich versprechen, aber ich weiß nicht, wie lange es dauern wird. Es hat seinen Grund, warum stillende Mütter die besten Einschlafhilfen SIND. Beim Saugen an der Brust findet ein Baby das, was es braucht: Trost, Nahrung, Sicherheit. Es liegt vermutlich an einer gewissen neurologischen Unreife, wenn einige Babys das mehr brauchen als andere, und es "verwächst" sich wirklich von alleine!! Dein Baby braucht also vor allem eines: Zeit zum Reifen. Vielleicht "schenkst" Du ihm einfach noch ein bisschen von dieser Zeit, in der du ihm gestattest, so zu sein, wie es ist. Du machst nichts falsch! Die unruhigen Nächte sind furchtbar anstrengend, daran kann ich mich auch noch gut erinnern. Trotzdem: Sie sind normal und werden garantiert irgendwann vorbei sein. Wann, kann ich leider nicht sagen. Aber sie gehen wirklich vorbei! Bis dahin kannst du probieren, dir den Alltag so einfach wie möglich zu machen, so dass auch du tagsüber mal ein kurzes Nickerchen machen kannst. In dieser Zeit verarbeiten Kinder vieles in der Nacht, und brauchen die Bestätigung, dass Mama ganz nah ist, und die beruhigende Milch, noch ziemlich. Es ist kein Rückschritt, wie es scheint, sondern zeigt, dass sich dein Kleines weiter entwickelt! Hast Du es schon einmal mit dem Kinn-Trick" probiert? Der ist oft sehr hilfreich bei Babys, die die Brust fast ein wenig aus Gewohnheit im Mund haben wollen beim Schlafen. Dabei legst du, wenn du die Brust dem schlafenden Kind aus dem Mund gezogen hast, einen Finger längs unter die Unterlippe, so dass die Lippe beim "Suchen" einen gewissen Widerstand spürt. Dieser Widerstand wirkt beruhigend auf viele Kleinen, und sie schaffen es sich zu entspannen und eine tiefere Schlaf-Ebene zu erreichen... Das geht auch, wenn das Kind im Schlaf oder Halbschlaf wieder zu "suchen" beginnt: Man drückt ganz sanft sein Kinn nach oben. Bei vielen Babys wirkt das Wunder und sie schlafen plötzlich auch ohne Brust weiter/wieder ein. Manche Mütter berichten, dass es sogar geholfen hat, wenn sie ein kleines Kuscheltier ans Kinn des Kindes gelegt haben... Da ist es natürlich wichtig darauf zu achten, dass die Atemwege nicht blockiert werden :-). Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten. Sehr empfehlenswert ist von Sibylle Lüpold das Buch: "Ich will bei euch schlafen - Ruhige Nächte für Eltern und Kinder." Von ihr ist auch die Broschüre "Kinder brauchen uns auch nachts", in der 20 namhafte Experten wie Dr. William Sears, Prof. Dr. Gerald Hüther und Prof. Dr. Remo Largo gute Argumente liefern , weshalb von der Anwendung eines Schlaftrainings, wie zum Beispiel der Ferber-Methode, abzuraten ist. Damit kannst du deinem Mann vielleicht nahebringen, warum Schreienlassen NICHT der richtige Ansatz ist... http://www.fuerkinder.org/files/broschre_kinder_brauchen_uns_auch_nachts_de.pdf LLLiebe Grüße Biggi


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Liebe Biggi, Vielen Dank für deine schnelle und (wie erhofft) Mut machende Antwort. Ich werde mich wieder beruhigen und weiter stillen. Von schreien lassen und schlaftrainingsprigrammen halten mein Mann und ich absolut nichts. Sowas kam für uns noch gar nie in Frage! Was Lektüre betrifft bin ich eigentlich bestens ausgerüstet, auch Lüpold nehme ich immer wieder mal in die Hand! ;) Deinen Kinn-Tipp kenne ich noch nicht, werde ihn einfach ausprobieren! Vielen Dank für deine aufbauenden Worte, es geht mir wieder besser!


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.

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