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Vorbereiten auf Stillen trotz Kaiserschnitt?

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Vorbereiten auf Stillen trotz Kaiserschnitt?

Esmeralda

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Guten Tag. Für mich ist in sieben Wochen aus medizinischen Gründen ein Kaiserschnitt geplant. Leider bekomme ich im OP das Baby nur kurz gezeigt, dann wird es untersucht und mein Mann bekommt es. Ich bekomme das Baby erst nach dem Zunähen außerdhalb des OPs wieder, ca. 30 - 45 min nach der Entbindung, wurde mir gesagt. Es ist mir ganz wichtig, mein Kind zu stillen. Kann ich schon jetzt mich vorbereiten oder irgend etwas tun, um die nachteilige Kaiserschnittsituation abzumildern bzw. das Stillen an sich zu fördern? Brustmassagen oder so? Kann ich nach der Entbindung konkrete Maßnahmen ergreifen, damit der Milchfluß möglichst bald startet? Vielen Dank für Ihre Ratschläge. Esmeralda


Biggi Welter

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Liebe Esmeralda, auch nach einem Kaiserschnitt verläuft der Milcheinschuss nicht anders als bei einer normalen Geburt. Das Signal für den Beginn der Milchbildung wird durch das Ausstoßen der Plazenta gegeben und nicht durch die Wehen. Solange die Plazenta noch im Körper der Mutter arbeitet, schüttet sie ein Hormon aus, das die Milchbildung hemmt. Wenn die Plazenta dann ausgestoßen (oder beim Kaiserschnitt entfernt) wurde, fällt dieses Hormon weg und andere Hormone, die nun nicht mehr gehemmt werden, sorgen für das Einsetzen der Milchbildung. Selbstverständlich wird auch Kolostrum gebildet und selbstverständlich können und sollen Sie sofort nach der Geburt mit dem Stillen beginnen. Es stimmt zwar, dass manchmal nach einem Kaiserschnitt der Milcheinschuss verzögert einsetzt, ABER: das liegt fast immer daran, dass die Mutter und das Kind getrennt wurden, das Kind nicht genügend Gelegenheit hatte frühzeitig und häufig an der Brust zu trinken und deshalb die Brust nicht genügend stimuliert wurde. Wenn das Baby im Anschluss an die Kaiserschnittgeburt uneingeschränkten Zugang zur Brust haben wird, dürfte alles genau so verlaufen, wie nach einer normalen Geburt. Wenn es sich um einen geplanten Kaiserschnitt handelt, sind die Voraussetzungen für das Stillen um einiges besser als bei einem Notkaiserschnitt, denn Sie sind ja nicht durch stundenlange Wehen bereits erschöpft, wenn es zur OP kommt und das Baby ist wahrscheinlich auch weniger gestresst als nach einer Notsituation. Falls Sie eine Periduralanästhesie haben werden, können Sie Ihr Baby anlegen, sobald der Bauch wieder zu ist (Sie brauchen natürlich Hilfe dabei, aber mit etwas guten Willen von Seiten des Krankenhauspersonals oder der Hilfe fes Partners ist es machbar). Nach einer Vollnarkose können Sie die Babys anlegen, sobald Sie richtig wach sind und das Baby halten können. Wichtig ist, dass Sie die Babys von Anfang an häufig anlegen, damit die Milchbildung in Gang kommt und die Babys lernen gut und richtig an der Brust zu trinken. Wird nach einem Kaiserschnitt bald und oft angelegt, verläuft das Stillen in der Regel wirklich nicht anders als nach einer normalen Geburt. Lassen Sie sich zeigen, wie Sie trotz Bauchschnitt bequem stillen können, wie Sie im Liegen stillen und wie Sie sich mit dem Baby gemeinsam umdrehen können (ein Bett mit Seitengittern und vielen Kissen ist dabei sehr hilfreich). Gönnen Sie sich alle Ruhe, die Sie nach dem Kaiserschnitt bekommen können, solange niemand diese Ruhe dahingehende interpretiert, dass Sie Ruhe vor dem Kind brauchten. Nehmen Sie jede Hilfe, die Sie für den Haushalt bekommen können an, Sie erholen sich dann nicht nur von einer Geburt, sondern von einer großen Bauchoperation. LLLiebe Grüße Biggi Welter


Tineneolia

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Hallo Esmeralda, ich habe vor 7 Wochen entbunden per not kaiserschnitt, die kleine musste dann direkt in eine andere Klinik verlegt werden. Ich hab sie nur 5 Minuten gesehen und erst 2 Tage später kam sie aus der anderen Klinik zurück. Nach dem kaiserschnitt habe ich erstmal ein paar Stunden richtig aus geschlafen weil ich total erschöpft war. Danach habe ich aber konsequent alle 2 Stunden 20 bis 30 Minuten abgepumt, auch in der Nacht hab ich den Wecker gestellt. Das hat gut funktioniert, ich Stille sie voll. Das war mir auch sehr wichtig. Ich denke es dürfte keine Probleme geben wenn du sie etwas später anlegst. Wünsch dir eine schöne Zeit.


Esmeralda

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Liebe Tineneolia, danke, du machst mir Mut. Wurde dein Baby in den zwei ersten Tagen mit Ersatznahrung versorgt oder hat es da von Reserven gezehrt? Danke, Frau Welter! Das wurde mir das erste Mal erklärt, dass die Entfernung der Plazenta wesentlich ist. Mein Partner wird Urlaub haben und falls im Krankenhaus dann Platz ist, bekommen wir ein Familienzimmer, dann könnte er mir sogar nachts beim Anlegen helfen. Als Narkose bekomme ich eine Spinalanästhesie. Erschöpft werde ich wohl trotzdem sein, da ich eine problematische Schwangerschaft habe und nicht damit rechne, in der Nacht vor dem Kaiserschnitt schlafen zu können. Esmeralda


kathrinundclara

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Liebe Esmeralda, ich hatte auch einen geplanten Kaiserschnitt und mir überhaupt keine Gedanken zum Stillen vorher gemacht. Ich war sehr erschöpft und habe meine Maus zum ersten Mal nach circa 7 (!) Stunden angelegt. Sie hat aber fast nur geschlafen, und kaum getrunken, ich war sehr schlecht informiert... Daher hatte ich dann auch Probleme, mir wurde im Krankenhaus geraten, zuzufüttern usw. Das Abpumpen hat den Milchfluss extrem in Gang gesetzt, meine Brüste waren zum Platzen geschwollen! Worauf ich hinauswill: trotz meiner anfänglichen Unwissenheit und Schwierigkeiten haben wir es mit Übung bald in den Griff bekommen. Meine Kleine ist jetzt zwei Jahre alt und wir stillen noch immer, haha! :-) Anlegen, anlegen, anlegen und nicht den Mut verlieren, wenn es am Anfang wehtut, nicht gleich klappt etc. Es kann einige Wochen dauern, und braucht Übung, aber irgendwann stillst du praktisch "im Vorbeigehen" ;-) Und der Kaiserschnitt ist an sich nicht das Problem, meiner Meinung nach muss man sich darauf einstellen, dass das Stillen am Anfang echt eine (technische) Herausforderung ist und viel Geduld haben :-) Alles Gute!!!


Tineneolia

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Hallo Esmeralda, in der anderen Klinik hat sie 2 Tage die Flasche bekommen, wir haben ihr mein kolostrum ein paar mal in die andere Klinik gefahren, das hat sie aus einer Spritze genuckelt. Als sie dann am 3 Tag zu mir kam hat sie sofort die Brust angenommen und super gesaugt ohne saugverwirrung.


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