Mitglied inaktiv
Hallo, unser Sohn Joris ist nun fast vier Monate alt und verweigert seit ca. 3 Wochen die Brust. Bis dahin hat das Stillen prima geklappt und er ist ordentlich gewachsen. Wenn er jetzt angelegt wird, dann streckt er seinen Kopf so weit nach hinten wie möglich und wehrt sich mit aller Kraft. Im Halbschlaf hatte es noch ca. 2 Wochen einigermaßen geklappt, aber damit ist es nun auch vorbei. Wie können wir ihm die Lust am gestillt werden wiederbringen? Liebe Grüße Alexandra und Carsten
? Liebe Alexandra, wurde das Kind von einer Kinderärztin/arzt untersucht? In einer solchen Situation ist es unabdinglich, dass überprüft wird, ob das Kind gesund ist oder ihm vielleicht etwas beim Stillen weh tut oder es neurologische Probleme hat. Wenn medizinische Probleme ausgeschlossen sind, dann handelt es sich in diesem Alter um einen Stillstreik. Ein Stillstreik kann eine sehr mysteriöse Sache sein. Manchmal lässt sich die Ursache leicht ergründen, manchmal erfordert es eine ausgiebige Detektivarbeit und gelegentlich lässt sich gar keine Ursache finden. Wie lange ein Stillstreik dauert lässt sich auch nicht vorhersagen. Es kommt vor, dass ein Kind nur für einen halben oder ganzen Tag die Brust verweigert, es kann sich aber auch über einen längeren Zeitraum hinziehen. Ein Stillstreik kann ebenso schnell wie er gekommen ist wieder vergehen, es ist aber auch möglich, dass er nur allmählich abklingt und das Kind zögernd die Brust langsam immer besser wieder annimmt. Sie können weiterhin versuchen Ihr Baby anzulegen, wenn es schon sehr schläfrig oder fast eingeschlafen ist. Viele Babys, die sich weigern, an der Brust zu trinken, wenn sie hellwach sind, tun es im Halbschlaf dann doch. Sie können ihm die Brust auch immer wieder anbieten, wenn es wach ist, drängen Sie aber nicht. Manche Babys sind eher bereit zu trinken, wenn ihre Mutter umhergeht statt stillzusitzen. Wenn Sie möchten, dass Ihr Baby wieder an Ihrer Brust trinkt, sollten Sie sich darauf einstellen, sich in den nächsten Tagen fast ausschließlich Ihrem Kind zu widmen. Wenn Sie es viel im Arm haben, zärtlich streicheln und es Sie in einer entspannten Atmosphäre einmal ganz für sich alleine hat, beruhigt es sich vielleicht und läßt sich dazu bewegen, wieder bei Ihnen zu trinken. Bei Babys, die sich beim Stillen überstrecken und aufbäumen hat es sich bewährt sie zu „bündeln". Beim Bündeln wickeln Sie das Baby gut in eine Decke ein, so dass seine Schultern nach vorne geneigt und die Arme unterhalb der Brust gekreuzt sind. So kann es den Kopf nicht zurückwerfen. Bei manchen Babys bewährt es sich, wenn die Decke unten offen bleibt, so dass die Füße frei bleiben. Wenn Sie Ihr Kind auf diese Weise eingepackt haben, sieht es wie ein „C" aus, mit dem Kinn auf der Brust und angezogenen Beinchen. Manche Babys brauchen anscheinend das Gefühl umhüllt und gehalten zu sein. Weitere Maßnahmen, die sich bei einem Stillstreik bewährt haben, sind: • im Umhergehen stillen, • in der Badewanne oder im Schaukelstuhl stillen, • im Halbdunkeln stillen, • im Halbschlaf stillen, • das Baby mit der Brust spielen lassen, • unterschiedliche Stillhaltungen ausprobieren, • alle künstlichen Sauger vermeiden, • das Baby massieren, • viel Körperkontakt (Haut auf Haut), • und ganz wichtig: keinen Stillstress erzeugen, weder bei der Mutter noch beim Kind, Ruhe und Gelassenheit, auch wenn es schwer fällt. Um Ihre Milchproduktion aufrecht zu erhalten und zu verhindern, dass Ihre Brust übervoll wird, sollten Sie Ihre Milch ausstreichen oder abpumpen. Die so gewonnene Milch können Sie Ihrem Kind mit einer alternativen Fütterungsmethode anbieten, z.B. mit einem Becher. Die Flasche ist in dieser Situation nicht unproblematisch, denn es kann Ihnen passieren, dass sich Ihr Kind dann zur Flasche hin abstillt. Da Ihr Kind die Brust bereits recht lange ablehnt, kann ich Ihnen nur dringend ans Herz legen, sich an eine Kollegin vor Ort zu wenden, die Ihnen im direkten Kontakt gezieltere Tipps geben kann. Wenn Sie mir Ihren Wohnort mit Postleitzahl angeben, suche ich Ihnen gerne die nächstgelegene LLL-Stillberaterin heraus. LLLiebe Grüße Biggi Welter
Mitglied inaktiv
Liebe Biggi, erst mal vielen Dank für Ihre schnelle und ausführliche Antwort. Es beruhigt schon sehr zu hören, dass man mit diesem Problem offensichtlich nicht alleine dasteht. Joris wurde kinderärztlich untersucht und es ist alles okay bei ihm. Auch sein allgemeines Erscheinungsbild (Fröhlichkeit, Aktivität u.a.) ist in Ordnung. So ein Stillstreik zehrt jedoch ordentlich an den Nerven- weil ich gerade in dieser heißen Zeit das Gefühl habe, er bekommt dadurch zu wenig Flüssigkeit. Ich habe schon allerhand ausprobiert - Stillen in jeder Position, im Umherlaufen, im Liegen, im Sitzen - im abgedunkeltem Raum usw. Jeden Abend ist Babymassagezeit was er sehr genießt, ihn aber nicht zum trinken anregt. Ich habe auch versucht ihm die abgepumpte Milch mit dem Fläschen zu geben, aber (zum Glück?) will er davon erst recht nichts wissen. Er fängt an zu würgen, sobald er den Sauger in seinem Mund spürt. Als ich es mit dem Löffel versuchte fand er es lustig und dachte, es wäre ein neues Spiel. Nun gut. Vor zwei Tagen habe ich mir von einer erfahrenen Hebamme vor Ort sagen lassen, dass es durchaus sein kann, dass er mit knapp 4 Monaten mit 4 Mahlzeiten in 24 Stunden (die er im Schlaf zu sich nimmt) auskommt. Ich hoffe, das trifft für ihn tatsächlich zu. Und so ist es immer noch - trinken nur im Schlaf, sobald er etwas wacher wird ist es vorbei. Ich werde versuchen, mir wieder etwas mehr Gelassenheit aufzubauen, auch wenn es schwer fällt, denn es ist kein schönes Gefühl, wenn sich das Kind weinend wegstreckt, sobald es nur in der Haltung in den Arm genommen wird, in der es denkt, dass es eventuell wieder an die Brust genommen werden soll. Ist es okay, ihn weiter im Schlaf zu stillen? Oder unterbreche ich damit wichtige Schlafphasen? Vielen Dank noch mal und liebe Grüße, Alexandra (und natürlich Joris)
Liebe Alexandra, vielleicht wäre es wirklich sinnvoll, wenn Sie sich an eine erfahrene Stillberaterin vor Ort wenden würden, die Joris sehen kann und ihnen dann ganz gezielte Tipps geben kann. Sicherlich kann es ein, dass vier Mahlzeiten ausreichen, aber so macht das Stillen doch keinen Spaß und man sollte schon versuchen, heraus zu finden, warum ihr Baby streikt. Wenn Sie mir ihren Wohnort und ihre Postleitzahl nennen, kann ich gerne schauen, ob es eine Kollegin in ihrer Nähe gibt. Natürlich können Sie ihr Baby in den Schlaf stillen! Es ist schade, dass inzwischen so viele Mütter total verunsichert sind und sich nicht mehr trauen, ihrem Instinkt zu folgen und die Babys Baby sein zu lassen. In einem amerikanischen Buch über die Entwicklung von Kindern (Aldrich: "Babys are Human Beeings"') habe ich einmal den wichtigen Satz gefunden "Damit Kinder sich gut entwickeln können, sind liebevolle Fürsorge und ein beständiges, direktes Eingehen auf ihre Bedürfnisse so ausgesprochen wichtig". Das steht zwar manchmal im Widerspruch zu unserem "modernen, westlichen" Lebensstil, aber es zahlt sich langfristig aus. Es ist ein seit Jahrtausenden und in vielen Kulturen bewährtes "Mittel" ein Kind an der Brust zu beruhigen und zum Einschlafen zu bringen. Das Saugen wirkt beruhigend und nicht umsonst wurden im Laufe der Zeit die verschiedensten Brustattrappen (z.B. Schnuller s.o.) erfunden. Von der Natur ist es nicht vorgesehen, dass ein Baby oder Kleinkind allein ist und alleine einschläft. Nur passt dieses "natürliche" Verhalten des Kindes nicht in unsere derzeitige Zeitströmung und damit haben wir ein (von uns selbst produziertes) Problem: Babys und Kleinkinder wissen nicht, was zur Zeit "Mode" ist und benehmen sich so, wie sie es seit Anbeginn der Menschheit getan haben und Eltern, die nicht in das "Schema der derzeitigen Mode" passen, werden verunsichert. Ist ihnen schon einmal aufgefallen, dass niemand fragt "Wann muss das Kind selbstständig atmen lernen" oder "Wann muss das Kind frei laufen können"? Beim ersteren geht jeder davon aus, dass dies eine Fähigkeit ist, die ein gesundes Kind selbstverständlich beherrscht und bei zweiten wird eine große Zeitspanne von vorneherein als normal angenommen. Nur beim Schlafen, da wird dem Kind nicht die Kompetenz zugestanden, dass es auch diese Fähigkeit selbst und in dem für es passenden Tempo entwickeln wird. Da wird immer wieder behauptet, dass die Eltern das Kind entsprechend "trainieren" müssen. Der immer wieder verbreitete Gedanke, dass ein Baby ab einem bestimmten Alter nachts nicht mehr aufwachen darf und nachts keine Nahrung mehr braucht entspringt in keinster Weise dem natürlichen Verhalten und den Bedürfnissen eines Babys oder Kleinkindes, sondern er entstammt dem (verständlichen) Wunsch der Erwachsenen, die gerne ihre Nachtruhe hätten. Eine Studie von Jelliffe und Jelliffe ergab, dass Babys im Alter von 10 Monaten mindestens 25 % ihrer Muttermilchaufnahme nachts zu sich nehmen. Das spricht eindeutig dafür, dass Babys auch nach den ersten sechs Monaten nachts noch hungrig sind. Es gibt Kinder, die nachts keine Nahrung mehr brauchen, aber es gibt eben auch sehr viele Kinder, die mit einem halben Jahr noch nicht so weit sind. So wie manche Kinder bereits mit elf Monaten laufen und andere damit erst mit 16 Monaten beginnen, so entwickeln sich auch alle anderen Dinge bei jedem Kind individuell verschieden und diese Entwicklung lässt sich begleiten, aber nicht beschleunigen. Es ist deshalb auch nicht möglich ein Baby zu "verwöhnen" im Sinne von "verziehen". Ohnehin ist verwöhnen ja nichts Negatives. Freuen wir uns nicht alle darüber, wenn uns jemand verwöhnt will heißen etwas Gutes tut. Verwöhnen ist nichts anderes als jemandem etwas Gutes tun, dafür zu sorgen, dass er sich wohl fühlt und das ist etwas Positives. LLLiebe Grüße Biggi
Mitglied inaktiv
Nochmals Danke für die netten Antworten. Ich hatte in meiner Antwort doch glatt vergessen meinen Wohnort mitzuteilen. Kommt sofort: 64372 Ober-Ramstadt Wenn eine Stillberaterin hier in der Region zu erreichen ist, würde ich ihr Joris gerne einmal vorstellen. Lieber Grüße, Alexandra, Joris und Carsten
Ähnliche Fragen
Hallo, am 5.01.09 habe ich meine Zwillinge per Kaiserschnitt entbunden. Meine Tochter hatte leichte Atemprobleme, weshalb mir beide Kinder (weil man die Zwei nicht trennen wollte) direkt nach der Geburt zur Überwachung "weggenommen" wurden. Erst gegen abend (Kinder wurden morgens geboren) habe ich sie kurz zu mir bekommen. Ich habe direkt gefragt ...
Hallo, meine Tochter ist 4 Monate. Bisher hat das Stillen recht gut geklappt, allerdings nur mit einem Stillhütchen. Das Stillhütchen habe ich ihr vor 2 Tagen abgewöhnt. Die Trinkdauer ist kürzer als mit dem Stillhütchen. Ist das normal? Sie bleibt keine 2 Minuten am Stück mehr an der Brust. Aber meistens nur am Abend. Weint dann manchmal und wi ...
Sehr geehrte Damen, meine Tochter ist fast 13 Monate, wiegt 8kg und schlaeft vormittags, nachmittags und abends nur an der Brust ein. Das sind noch die einzigsten Zeiten wo ich stille, auch 2 mal die Nacht noch. Problem ist das ich stark abgenommen habe, Wiege bei 1,56m nur noch 41kg und nun rat mein Arzt abzustillen. Es wurde nun festgest ...
hallo. habe vor 2 tagen bereits das problem gehabt, dass meine kleine nach dem ersten stillen am morgen gegen 6 uhr die brust verweigert. sie hat den ganzen tag über nicht die brust gewollt. habe sie immer wieder versucht anzulegen, aber sie wollte nicht. gestern klappte alles wieder gut. und heute ging das gleiche spiel wieder los. die ...
Ich stille jetzt seit knapp 4 Wochen. Seit 1 Woche jedoch streikt meine Maus bei *jedem* Stillen gewaltig. Sobald ich sie anlege, doggt sie sich nach kürzester Zeit wieder ab, bewegt ihren Kopf wütend und stürmisch auf und ab, fuchtelt mit ihren Händen wild umher, zerkratzt mir dabei ständig die ganze Brust samt Warze, hat den Mund dabei geöffnet ...
Mein Sohn hat viel abgenommen nach der Geburt. Als er 4 Wochen nach der Geburt sein Geburtsgewicht immer noch nicht hatte, verschrieb uns der KA wir müssen zu füttern. Bei einer Kontrolle eine Woche später hatte er zugenommen und der KA meinte wir sollen so (Flasche und Brust) weiter machen. Seit neuestes verweigert er die Brust komplett. Gibts ein ...
Guten Tag, meine Tochter (11. Lebenswoche) verweigert seit gestern ganz plötzlich meine linke Brust in der Wiegehaltung. Diese eine Brust war zwar von Anfang an etwas schwierig, da etwas flach, aber wie meine Tochter größer wurde hat das Stillen auf beiden Seiten problemlos geklappt, sie konnte die Brust gut erfassen, egal welche Position. Geste ...
letzte Woche verweigerte meine Tochter (12 Wochen alt) von jetzt auf gleich die rechte Brust, am Tag drauf die linke. Nachdem sie schon an ihren Reserven war wurden wir stationär in der Kinderklinik aufgenommen und dort nahm sie trotz aller geduldigen Versuche vieler Krankenschwester die Flasche nicht, sie lehnte alle Sauger und auch Muttermilch ...
Hallo liebe Biggi, ich war mir nicht sicher ob ich mit meiner Frage bei dir richtig bin oder eher beim Kinderarzt... Mein Mann und ich haben uns mit Corona angesteckt und es hat uns auch ziemlich doll erwischt, mit Fieber und Pipapo. Unser kleiner ist jetzt fast 16 Wochen alt und heute merkte man dass es ihm nicht gut geht. Er ist schläfri ...
Liebe Biggi, ich weiß nicht mehr weiter. Mein Kind ist 15 Monate alt und wir haben eine schöne Stillzeit hinter uns. Für mich ist es langsam einfach nicht mehr schön und ich möchte wenn ich an das stillen zurückblicke, lächeln können und es nicht hassen. Mein Kind trinkt nicht mehr ruhig, wackelt viel umher und holt sich immer noch oft nachts, ...
Die letzten 10 Beiträge
- Brust läuft aus nach Stillen
- Farbstoff bei Darmspiegelung und Stillen
- 25 Monate stillt wieder fast so oft wie ein Baby
- Brust mit Stillhütchen praller?
- Kürzer Abpumpen
- Milchmangel oder Saugverwirrung
- Ausbleibende Gewichtszunahme bzw. Abnahme
- Seitenwechsel beim Stillen
- Probleme mit der Milchproduktion und dem Gewicht
- Baby 16 Monate stillt hauptsächlich