Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Vermehrt an die Brust

Biggi Welter

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Frage: Vermehrt an die Brust

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Liebe Biggi Welter, kann es sein, dass meine Tochter durch einene Entwicklungsschub (14 Monate) wieder vermehrt die Brust verlangt? Sie kommt nachts wieder sehr oft und schläft auch sehr schlecht. Tagsüber schläft sie momentan höchstens 1 h. Sie bekommt zusätzlich zum Stillen Beikost, möchte aber nach wie vor auch tagsüber an die Brust. Normalisiert sich das ganze zumindest nachts wieder etwas? Lg Betty


Biggi Welter

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Liebe Betty, ich kann verstehen, dass Du das Bedürfnis nach mehr Schlaf hast, welche Mutter mit kleinem/n Kind/ern hat das nicht. Aber Du kannst sicher sein, dass Du nicht die nächsten zwanzig Jahre nachts deine Tochter stillen wirst: ). Mit dem angeblichen nachts nicht mehr brauchen ist das so eine Sache. Studien haben ergeben, dass ein nach Bedarf gestilltes Baby im Alter von 10 Monaten noch etwa 25 % seines Kalorienbedarfs nachts an der Brust deckt. Das heißt also, dass die Kinder nachts sehr wohl noch Nahrung benötigen. Die Fähigkeit längere Zeit in einem Stück zu schlafen entwickelt sich bei einem Baby mit zunehmender Reife, beim einen früher, beim anderen später. Es gibt kein Patentrezept, ein Baby dazu zu bringen durchzuschlafen, wenn es dazu noch nicht in der Lage ist. Auch der viel beschworene Brei oder die "reichhaltige" Flasche am Abend tragen nicht zum längeren Schlafen bei. Es gibt sogar Untersuchungen, die das Gegenteil belegen. Übrigens schläft ein Baby laut Definition "durch", wenn es mindestens sechs Stunden ohne Unterbrechung schläft. Leider wird in unserer Gesellschaft um das Schlafverhalten der Kinder sehr viel Aufhebens gemacht und es wird nicht selten als besondere persönliche Leistung der Mutter bewertet, wenn ein Kind "gut" schläft. So kommt es, dass eine Fähigkeit, die sich wie alle anderen Entwicklungsschritte erst allmählich und bei jedem Kind in dem ihm eigenen Tempo ausbildet, nicht mehr als ein Reifeprozess, der nun mal seine Zeit braucht, angesehen wird, sondern als Erziehungsleistung der Mutter. Wenn nun ein Kind diese Leistung nicht so bringt, wie es von der Gesellschaft erwartet wird, fühlt die Mutter sich als Versagerin und damit wird das Thema "Schlaf" erst recht zum Problem. Viele Mütter gehen dann den Weg, dass sie einfach sagen "mein Baby schläft schon durch seit es xxx Wochen alt ist" obwohl dem nicht so ist. Auf diese Weise müssen sie sich keiner Kritik mehr aussetzen, denn sie haben ja das Erziehungsziel (zumindest für die Öffentlichkeit) erreicht. Für die einzelne Mutter kann dies eine Lösung sein, um sich nicht mehr rechtfertigen zu müssen, oder generell den Diskussionen um das Schlafverhalten und die diversen Schlaftrainingsprogramme aus dem Weg zu gehen. Leider wird dadurch aber der Druck auf die anderen Mütter und die Mütter der nächsten Generation noch weiter verschärft, denn diese hören ja wieder nur, dass alle anderen Kinder nachts schlafen, nur ihres nicht. Und so dreht sich die Spirale weiter und immer wieder gibt es unglückliche Mütter und Kinder, die einem "Schlafideal" hinterherrennen, das von der Natur nicht vorgesehen ist und an das sich nur die wenigsten Kinder halten. Jetzt ist der Text zu diesem Thema ziemlich lang geworden. Aber das Thema Schlaf bietet immer wieder so viel Diskussionsstoff und Anlass zu so vielen Anfeindungen, dass es nicht immer mit zwei Sätzen abgetan werden kann. Das Wichtigste ist, dass jede Familie die Lösung findet, die für ihre persönliche Situation passt und mit der sie leben kann und nicht, dass alle Kinder nach einem bestimmtem Dogma eines "Experten" erzogen werden. Wenn dir das nächtliche Stillen nichts ausmacht, dann gibt es keinen Grund, warum Du dein Kind nun zwingen solltest, darauf zu verzichten. Wenn deine Tochter so weit ist, dass sie darauf verzichten kann, wird sie es tun. Falls Du vorher in die Situation kommst, dass Du glaubst, das nächtliche Stillen nicht mehr länger ertragen zu können, dann musst Du nach einer Lösung suchen, mit der ihr beide zufrieden seid. Aber höchstwahrscheinlich wird es gar nicht so weit kommen. Meiner Erfahrung nach, verlaufen die Nächte in den Familien, die sich auf das Abenteuer "mein Kind wird in seinem Tempo den Weg zum längeren Nachtschlaf lernen" eingelassen haben und es gar nicht erst zu einem Machtkampf um den Schlaf haben kommen lassen, die Nächte am ruhigsten. Babys sind Babys und keine verkleinerte Ausgabe von Erwachsenen. Die Zeit, in der Babys und Kinder so klein, hilflos und anstrengend sind, kommt uns Eltern oft endlos vor, aber wenn wir sie "überstanden" haben, können wir mit einigem Abstand (meistens) sagen "so schlimm und endlos" war es doch nicht und erinnern uns vornehmlich an die schönen Momente. LLLiebe Grüße, Biggi


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