Frage: stillverträgliche Medikation

Hallo Biggi, ich glaube, ich habe dir die Frage vor zwei Monaten schon einmal gestellt, finde aber deine ausgedruckte Antwort nicht mehr. -Sorry! Es handelt sich um die Entfernung eines Muttermals und einer Zyste am Kopf. Diese Operation wird diesen Freitag ambulant durchgeführt. Da ich nachts noch stille, werde ich für die Operation keine beruhigenden Medikamente erhalten, was ansonsten scheinbar üblich ist. Sollten die Schmerzen anschließend wider Erwarten sehr stark sein, hätte ich gerne gewusst, ob es irgendwelche Medikamente gibt, die mit dem nächtlichen Stillen vereinbar sind. Außerdem hattest du mir, glaube ich, konkrete Stoffe für die Lokalanästhäsie genannt. Es wäre lieb, wenn du mir diese noch einmal benennen könntest. Vielen Dank für deine Hilfe! Liebe Grüße Judith

Mitglied inaktiv - 18.02.2002, 20:03



Antwort auf: stillverträgliche Medikation

? Liebe Judith, am besten setzen sich deine behandelnden Ärzte mit der Beratungsstelle für Vergiftungserscheinungen und Embryonaltoxikologie in Berlin Tel.: 030-306 867 11 in. Das Team um Dr. Schaefer hat einen speziellen Beratungsdienst für Ärzte eingerichtet und verfügt über die neuesten Daten zur Verwendung vom Medikamenten in Schwangerschaft und Stillzeit. Es gibt fast immer Möglichkeiten eine stillverträgliche Alternative zu finden, wenn Medikamente notwendig werden. Zu den Lokalanästhetika zitiere ich dir auch „Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit" Spielmann, Schaefer, 6. Auflage 2001: „Lokalanästhetika: Erfahrungen. Lidocain (z.B. Xylocain) geht selbst bei intravenöser Behandlung von Herzrhythmusstörungen nur in sehr geringer Menge in die Muttermilch über (siehe Abschnitt 4.4.10.). ... Eine interpleurale Dauerinfusion von Bupivacain (z.B. Carbostesin) 25 mg/Stunde führte zu Muttermilchkonzentrationen von maximal 0,45 Mg/ml. Im Serum des Säuglings war die Substanz nicht nachweisbar (Nachweisgrenze unter 0,1 Mg/ml). Toxische Symptome wurden nicht beobachtet (Übersicht bei Spigset, 1994). Daten zu anderen Lokalanästhetika liegen nicht vor. Es ist jedoch anzunehmen, dass auch Substanzen wie Articain (Ultracain) mit kurzer Halbwertszeit und hoher Plasmaeiweißbindung nur sehr geringe Konzentrationen in der Milch erreichen. Der heute übliche Adrenalinzusatz wirkt ohnehin einem Übergang in die Muttermilch entgegen. ... Empfehlung für die Praxis. Bei üblicher Anwendung (im Rahmen einer Zahnbehandlung oder kleiner chirurgischer Eingriffe) können Lokalanästhetika auch in der Stillzeit verwendet werden; dies gilt auch für die Kombination mit Adrenalin. Prilocain sollte gemieden werden, nach versehentlicher Applikation ist aber keine Stillpause erforderlich." Schmerzmittel sind bei Bedarf in der Stillzeit möglich. Auch hier ein Zitat aus o.g. Buch: „Paracetamol Erfahrungen. Die Halbwertszeit von Paracetamol in Plasma und Muttermilch ist mit 2,6 Stunden etwa gleich. Nach einer Dosis von 650 mg wurden Muttermilchkonzentrationen von maximal 15 mg/l gemessen. Ein Säugling erhält damit 0,45 mg/kg und Mahlzeit. Das sind etwa 4 % einer gewichtsbezogenen therapeutischen Einzeldosis im Säuglingsdosis im Säuglingsalter. Der M7P-Quotient liegt bei 1. Außer einer Kasuistik über ein reproduzierbares makulopapulöses Exanthem nach 1 g Paracetamol sind keine unerwünschten Wirkungen nach Stillen beschrieben worden (Übersicht bei Bennett 1996). Da Metabolisierung und renale Exkretion beim Neugeborenen nicht voll entwickelt sind, ist eine Anreicherung bei Langzeitbehandlung nicht auszuschließen (Notarianni 1987). Empfehlung für die Praxis. Paracetamol ist Analgetikum der Wahl für die Stillzeit." Ich wünsche dir einen komplikationslosen Eingriff. LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 19.02.2002