Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Stillpause wegen Antibiotikum - Milchfluss geht zurück

Frage: Stillpause wegen Antibiotikum - Milchfluss geht zurück

Stumpi

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Hallo, am 28.09. wurde mein Sohn geboren und ich habe ihn bis letzten Donnerstag gestillt. Das klappte im großen udn ganzen auch ganz gut, außer das der Milcheinschuss ein bisschen auf sich warten lies (kam dann aber Mittwoch Nachmittag). Dummerweise wachte ich in der Nacht auf Donnerstag mit einem stark geschwollenen Gesichtshälfte auf --> Zahnwurzelabszess. Eine zunächst nur entlastende Therapie des Abszesses half nicht ausreichend, so dass ich seit Freitag abend Antibiotika nehmen muss (Clindamycin 600mg 2xtgl), da die Gefahr bestand das der Abszess sich sonst auf den Kieferknochen ausbreitet. Seit dem pumpe ich die Muttermilch ab und füttere Aptamil HA Pre (hatte ich schon vorher in geringen Mengen zugefüttert, weil mein Sohn nach dem Stillen immer noch hungrig war und weinte und an seinen Fingern saugte, jeweils aber nur 10-20ml NACH dem stillen, damit war er zufrieden) Jetzt zu meinem Problem... Seit ich abpumpe wird die Muttermilch immer weniger (erstes Pumpen insgesamt fast 100ml, beim 2. Mal (nach der Nacht) 80ml, seit dem 20-40ml, ganz selten 60ml) Ich pumpe alle 3 Stunden (anfangs 4-stündlich), trinke ausreichend aber dennoch nimmt die Menge nicht wieder zu :( Das Antibiotikum muss ich noch bis heute Abend nehmen, dannach soll ich die MuMi für weitere 2 Tage verwerfen und dann kann ich laut Zahnarzt ab Donnerstag wieder anfangen zu stillen. Wie kann ich den Milchfluss wieder anregen? Wie kann ich meinem Sohn den Weg zur Brust zurück wieder erleichtern (wenn ich ihn auf meine Brust lege sucht er jedes Mal nach der Brust, selbst wenn er satt ist, das lässt mich hoffen) Als Flaschensauger für die Pre Nahrung nutze ich Avent Naturnah und vorher als ich zugefüttert habe war es kein Problem für meinen Sohn Flasche und Brust zu koordinieren, ich habe aber jetzt Angst das er nach 5 Tagen die Brust nicht mehr nimmt, bzw nicht mehr daran trinkt, bzw es eben nicht mehr ausreicht weil die Menge zurück gegangen ist. Ich hoffe auf hilfreiche Tips Vielen Dank und LG Stumpi


Biggi Welter

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Liebe Stumpi, das Präparat ist kein Grund zum Abstillen oder für eine Stillpause. Zum Clindamycin zitiere ich aus "Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit" von Spielmann, Steinhoff, Schaefer, 7. Auflage 2006:: "Falls wirklich unumgänglich, dürfen Clindamycin, Vancomycin, Lincomycin sowie Colistin und Polymyxin B verordnet werden. Clindamycin sollte jedoch nicht routinemäßig nach zahnärztlichen Eingriffen angesetzt werden." Bei Fragen zur Vereinbarkeit von Medikamenten und Stillzeit (und natürlich auch Schwangerschaft) kann und sollte sich dein Arzt jederzeit an das Berliner Pharmakovigilanz und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie ("embryotox") wenden, das unter der Telefonnr. 030 30308 111 erreichbar ist, per mail unter mail@embryotox.de, oder online unter www.embryotox.de bzw. http://www.bbges.de/content/index024a.html. Am besten ist es, wenn dein Arzt bei embryotox anruft und Du sofort wieder anlegst und stillst! Viel besser als zusätzlich zu pumpen wäre es, wenn deine Maus rasch das korrekte Saugen an der Brust wieder lernt. Darum empfehle ich dir noch einmal, dich nach einer Stillberaterin in deiner Nähe umzuschauen, die euch dabei unterstützen kann. Zusätzlich kannst du auf der Webseite von LLL Deutschland http://lalecheliga.de/index.php?option=com_content&view=article&id=567&Itemid=222 sehr hilfreiche Infoblätter herunterladen, die dir genau beschreiben, wie du abpumpen kannst, wie du deine Milchmenge steigern und wissen kannst, ob du genügend Milch hast. Denn ein unruhiges Kind weist nicht zwangsläufig darauf hin, dass es noch Hunger hätte (das nur nebenbei bemerkt, für den Fall, dass dein Kind über 150 Gramm pro Woche zunimmt). Super-Wechselstillen und Brustkompression beschreibe ich dir unten. LLLiebe Grüße, Biggi Super-Wechselstillen Beim Super-Wechselstillen lässt die Mutter das Baby so lange an der Brust, wie es nach jeder oder jeder zweiten Saugbewegung schluckt. Sobald es seltener schluckt oder beginnt einzuschlafen, wird es von der Brust abgenommen. Die Mutter beugt es einige Male sanft von der Hüfte aus nach vorne, um es aufzuwecken; dann wird es an die andere Brust angelegt und wieder so lange gestillt, wie es regelmäßig schluckt. Erfolgt das Schlucken wieder seltener, lässt die Mutter das Baby aufstoßen oder beugt es in den Hüften, um es aufzuwecken, und legt es wieder an der ersten Brust an. Dieses »Wecken und Wechseln« wird 20 bis 30 Minuten lang durchgeführt, und wenn es darum geht, die Milchmenge zu steigern (etwa weil das Baby nicht gt genug zunimmt) sollte es tagsüber mindestens alle zwei Stunden und nachts alle vier Stunden erfolgen. Bei manchen Babys muss die Mutter möglicherweise schon nach jeweils 30 bis 60 Sekunden wechseln, zumindest in der Anfangsphase. Brustkompression "Der Zweck der Brustkompression ist den Muttermilchfluss zum Baby weiter zu erhalten, auch wenn das Baby selber nicht mehr so produktiv trinkt ("weit geöffneter Mund Pause dann Schliessen des Mundes"). Auf diese Weise wird das Baby länger weiter trinken. Die Brustkompression simuliert einen Milchspendereflex ("Letdown reflex") und oft stimuliert sie sogar tatsächlich das Auftreten eines natürlichen Milchspendereflexes. Diese Technik kann bei schlechter Gewichtszunahme eines Babys hilfreich sein. Die Brustkompression setzt den Milchfluss fort, wenn das Baby nicht mehr richtig von der Brust trinkt, sondern nur noch daran nuckelt, und bewirkt beim Baby folgendes: 1. Es bekommt mehr Muttermilch. 2. Es bekommt mehr fettreiche Milch (Hintermilch). Die Brustkompression Wie funktioniert sie? 1. Halten Sie das Baby mit einem Arm/einer Hand. 2. Halten Sie die Brust mit der anderen Hand, den Daumen auf der einen Seite der Brust (am einfachsten ist es, wenn der Daumen auf der oberen Seite der Brust positioniert ist), die anderen Finger auf der anderen, unteren Seite (C Griff). Alle Finger sollten ziemlich weit weg von der Brustwarze sein. 3. Schauen Sie wie das Baby trinkt (zu Ihrem Verständnis können Sie folgenden Video anschauen unter: www.thebirthden.com/Newman.html). Machen Sie sich keinen Stress, sie brauchen nicht jeden Schluck zu erwischen. Das Baby bekommt eine nahrhafte Menge Muttermilch, wenn es mit der Technik "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes" trinkt. 4. Wenn das Baby nur noch an der Brust nuckelt und nicht mehr richtig mit der oben beschriebenen Technik trinkt, dann ist es Zeit, die Brustkompression einzusetzen. Rollen Sie nicht ihre Finger über die Brust zum Kind, sondern drücken sie nur. Aber nicht so sehr, dass es schmerzt und versuchen Sie, die Form des Brustwarzenhofes nicht zu verändern. Mit der Kompression sollte das Baby wieder anfangen effektiv zu saugen und schlucken, d.h. mit dem Typus "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes". Benutzen Sie die Brustkompression nur dann, wenn das Kind nuckelt, nicht aber wenn es richtig trinkt! 5. Belassen Sie den Druck so lange, bis das Baby auch mit der Kompression nicht mehr richtig trinkt, dann lösen sie den Druck. Oft hört das Baby ganz auf zu saugen wenn der Druck wegfällt, aber es wird bald wieder damit anfangen, nämlich sobald die Milch wieder fließt. Falls das Baby nicht aufhört zu nuckeln warten Sie einen kurze Zeit, bevor Sie wieder mit der Brustkompression beginnen. 6. Die Gründe, wieso Sie den Druck lösen sollen sind einerseits, dass Sie Ihre Hand etwas ausruhen können und anderseits, damit die Muttermilch wieder zum Kind fließen kann. Das Baby wird, falls es aufgehört hat zu saugen als Sie die Kompression gelöst haben, nun wieder damit beginnen, wenn es die Milch wieder schmeckt. 7. Wenn das Baby wieder zu saugen beginnt kann es sein, dass es effektiv trinkt mit dem Typus "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes". Falls dies nicht der Fall ist, d.h. das Kind nur nuckelt, benutzen Sie wieder die Brustkompression wie oben erklärt. 8. Fahren Sie so an der ersten Brust fort bis das Baby auch trotz der Kompression nicht mehr trinkt. Sie sollten dem Baby erlauben, noch eine kurze Weile länger an dieser Seite zu bleiben, da Sie manchmal einen erneuten "Let down" Reflex (Milchspendereflex) bekommen können. Das Baby würde dann von selber wieder zu trinken beginnen. Falls es jedoch nicht mehr trinkt, erlauben Sie ihm sich selbst von der Brust zu lösen oder nehmen sie es von der Brust. 9. Falls das Baby mehr möchte, offerieren Sie ihm die andere Seite und wiederholen den Prozess." (Quelle: Handout Nr. 15. Breast Compression. Revised Januar 2005 Verfasst von Dr. Jack Newman, MD, FRCPC. ©2005; www.BreastfeedingOnLine.com; Übersetzung von: Anke Käppeli Tinnes, IBCLC in Ausbildung, Zollikerberg, April 2006)


Stumpi

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Danke Biggi, auch meine Hebamme hatte mir zu einer Stillpause geraten, denn Clindamycin macht wohl schnell Mundsoor und Durchfälle bei Säuglingen (so sagte auch der Zahnarzt) Da ich heute abend die letzte Dosis Antibiotikum nehme, meinst du ich kann dann ab morgen schon wieder beginnen mit dem Anlegen? Der Arzt riet mir j noch 2 weitere tage abzupumpen und die Milch zu verwerfen, ich würde jedoch gern so schnell wie möglich wieder anfangen zu stillen. Mein Sohn hatte in der Klinik in den ersten 2 Tagen bereits 9% an Gewicht verloren, weil er eben etwas trinkfaul war... Das ein unruhiges Kind nicht gleich heißt das es Hunger hat ist klar, aber für mich waren die zeichen deutlich, und da zudem Zeitpunkt ja auch der Milcheinschuss noch auf sich warten lies haben wir etwas (wie gesagt geringe Mengen --> 10-20ml) zugefüttert. Mittlerweile hat er 150g wiedder zugenommen und ist an Tag 9 auch noch nicht wieder beim Geburtsgewicht angekommen. Wenn ich wieder anfange habe ich vor ihn recht häufig anzulegen (alle 2 Stunden) in der Hoffnung das die Milch dann möglichst in ein paar tagen wieder fließt Das mit dem Super-Wechselstillen werde ich in jedem fall auch probieren, denn er schläft recht schnell ein an der Brust. was die Brustkompression angeht, ich glaube sowas in der Art habe ich instinktiv in der Klinik gemacht weil er so schlecht getrunken hat.... Was kann ich sonst noch tun um den Milchfluss wieder richtig in Gang zu bringen?


Biggi Welter

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Liebe Stumpi, ich zitiere zum Thema aus „Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit“ von Spielmann, Steinhoff, Schaefer, 7. Auflage 2006: Antibiotika allgemein Bei vielen Antibiotika erhält ein gestilltes Kind unter Behandlung der Mutter weniger als 1 % der auf das Körpergewicht bezogenen therapeutischen Dosis. Damit werden allenfalls minimale, in keinem Fall Bakterien hemmende Konzentrationen im Säuglingsplasma erreicht. In der Literatur werden immer wieder folgende Risiken diskutiert: Beeinflussung der Darmflora (ggf. „dünnere" Stuhlkonsistenz, selten Durchfall), Beeinflussung bakteriologischer Untersuchungen, die im Fall einer Erkrankung des Säuglings erforderlich werden könnten, Entwicklung resistenter Keime, Sensibilisierung. Als klinisch relevant oder gar therapiebedürftig haben sich alle diese Nebenwirkungen bisher nicht erwiesen. Am ehesten ist mit einer vorübergehenden Auswirkung auf die Stuhlkonsistenz zu rechnen (Ito 1993). Ruhe Dich oft aus und entspanne Dich. Arbeite für eine Weile so wenig wie möglich. Die Hausarbeit läuft Dir nicht davon! Stress wirkt sich ungünstig auf den Milchspendereflex und auf die Milchbildung aus. Vielleicht kannst Du ja ein paar „Stilltage" einlegen, das heißt Du legst dich mit deinem Baby ins Bett und kümmerst dich ausschließlich um dein Baby und das Stillen. Ich bin sicher, dass es dann bald wieder klappt :-). LLLiebe Grüße, Biggi


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