Stillen und Eingewöhnung

 Kristina Wrede Frage an Kristina Wrede Stillberaterin

Frage: Stillen und Eingewöhnung

Liebe Biggi, ich habe deine Antworten in diesem Forum immer gerne gelesen, sie haben mir sehr geholfen und mich ermutigt, (m)einen intuitiven Weg mit meiner Familie zu gehen. Ich stille meine Tochter seit der Geburt, mittlerweile ist sie 1,5 Jahre. Sie ist ein wirklich interessiertes, offenes Kind, kommuniziert gerne mit Groß und Klein, geht ihre Wege und lässt sich auf ganz viele Dinge ein. Sie schläft bei mir/uns im Bett und ich stille sie zum Einschlafen mittags und abends. Sie schläft gut, außer natürlich, es ist gerade besonders was los, Zähne kommen, es findet eine Ortsveränderung statt. Sie isst mal mehr, mal weniger interessiert mit uns am Tisch mit, aber das Leben ist aktuell viel zu spannend und essen ist da eher störend. ;) In Kürze startet die Eingewöhnung in der Tagespflege. Im Prinzip freue ich mich für unsere Tochter, denn sie ist eben gerne mit anderen Kindern zusammen und sehr neugierig und ich kenne die zukünftige Bezugsperson schon ein wenig und mein Mann und ich vertrauen ihr. Nun ist es aber so, dass unsere Maus seit ein paar Wochen nochmal verstärkt anhänglich ist, unsere, aber vor allem meine Nähe sucht und insbesondere abends, aber auch tagsüber in manchen Situationen nur bei mir sein will und sich nicht lösen möchte. Natürlich ist das auch manchmal anstrengend, zumal sie verstärkt an meine Brust möchte. Aber ich verstehe sie auch, es ist, als würde sich der Radius des Erlebens und Ihr Bewusstsein nochmal vergrößern und dann braucht sie eben auch mehr Rückhalt, den Hafen. Ich muss mich schon oft gegen Meinungen anderer ‚wehren‘, dass ich nicht abstille, mein Mann zeitweise eingeschlossen, aber warum sollte ich gerade jetzt abstillen, wo auch noch die Eingewöhnung stattfinden wird? Ich hoffe, dass meine Tochter und natürlich ich, gerade jetzt, in dieser Phase in der sie uns nochmal sensibler erscheint, mit der Eingewöhnung klarkommen werden. Normalerweise bin ich sehr optimistisch und gehe vom Guten aus. So war es auch mit der Schwangerschaft und der Geburt: Ich habe mich nicht verunsichern lassen und es lief wirklich positiv, mit allen normalen Höhen und Tiefen. Nun habe ich aber immer ein Bild im Kopf. Was, wenn meine Tochter sich an mich klammert, wenn ich gehen ‚soll‘? Ich möchte sie dann auf keinen Fall absetzen und in der Einrichtung zurück lassen. Denn ich will nichts erzwingen, sie soll gerne dort bleiben. Ich habe das Gefühl, dass aber genau diese Konsequenz/Härte teilweise in unserer Gesellschaft von Müttern verlangt wird. Aber das will ich einfach nicht! Ich weiß, dass ich mein Mädchen gehen lassen muss - der erste Schritt war die Geburt und weitere werden folgen und das ist ganz natürlich! Wenn die Maus mit meinem Mann unterwegs ist, kann ich hervorragend abschalten und bin glücklich mit mir alleine. Aber die Vorstellung, dass meine Tochter nicht freiwillig geht kann ich nicht mit meinem Gefühl vereinbaren. In der Tagespflege legte man mir nahe, zur Eingewöhnung abzustillen. Aber das sehe ich anders. Ich weiß, dass Kinder von anderen lernen, sich in einer Gruppe anpassen und dort essen und schlafen, da bin ich sicher. Aber am Nachmittag wird meine Tochter vielleicht gerne auftanken. Einen Schnuller nimmt sie nicht. Wir kuscheln eben immer ganz viel, wenn ich sie stille. Biggi, ich weiß, dass ich keine konkrete Frage stelle mit meiner Nachricht. Aber vielleicht könnten Sie mir eine Rückmeldung geben? Ich könnte wirklich Ihre seelische Unterstützung gebrauchen... Danke im Voraus und alles Liebe für Sie und alle anderen Mütter, Väter und Kinder und überhaupt allen Menschen! :)

von Birsusute am 22.07.2019, 14:34



Antwort auf: Stillen und Eingewöhnung

Liebe Birsusute, ich kann deine Sorgen gut nachvollziehen, möchte dich aber zu einem Experiment ermutigen: Stell dir vor, die Eingewöhnung beginnt, und alles klappt wunderbar! Und das, obwohl du deine Maus zuhause noch stillst :-) Warum schreibe ich das? Weil ich schon beim Lesen spüre, wie unsicher und ängstlich es sich anfühlt, wenn du fürchtest, es gibt Schwierigkeiten. Deine Kleine spürt das auch, und DAS macht sie unsicher und kann der Grund dafür sein, dass sie besonders anhänglich ist. Keiner weiß, ob es so ist oder nicht, aber es liegt nahe, dass unsere Kleinen uns widerspiegeln, was sie an uns wahrnehmen. Wenn ein Baby spürt, dass die Mama Angst hat, es loszulassen, wird es vermehrt die Nähe zur Mutter suchen, um das Mutter-Kind-System zu beruhigen. Du hilfst ihr also am besten, in dem du darauf vertraust, dass sie es schaffen wird. Wenn ihr der Betreuungsperson vertraut, wenn sie feinfühlig ist und dein Kind annehmen kann, wie es ist, dann wird auch dein Kind schnell Vertrauen zu ihr fassen. Wenn die Eingewöhnung langsam erfolgen kann, wird sie die Erfahrung machen, dass Mama wiederkommt, und dass sie dann auch wieder stillen darf. Es ist also nicht erforderlich, dass vorher abgestillt wird und ich stimme dir zu, dass es sogar gut ist, wenn sie weiter gestillt werden darf und in den Stunden, die ihr dann zusammen habt, alles weiter so "normal" ist wie bisher. Hilft dir das weiter? Lieben Gruß, Kristina

von Kristina Wrede am 22.07.2019