Mitglied inaktiv
Hallo ! ich bekomme bald mein Baby und möchte wenn möglich die erst Zeit stillen. Da ich ab und zu für einige Stunden (2 x 4,5h) arbeiten will, muss ich für die Mahlzeit zwischendurch abpumpen. Welche Milchpumpe ist sinnvoll oder kann man auch mit der Hand abstreichen ? Ich habe gelesen, dass es spezielle Sauger gibt, die der Brust nachempfunden sind, was beim wechseln zwischen Brust und Flasche hilfreich sein soll. Haben Sie dazu Tipps ? Vielen Dank im voraus. Birgit
? Liebe Birgit, Die Wiederaufnahme einer Berufstätigkeit schließt ein Weiterstillen keinesfalls aus und eine Teilzeitarbeit macht es in der Regel sehr viel leichter, Stillen und Arbeiten zu verbinden als eine Vollzeitbeschäftigung, aber selbst mit einer Vollzeitbeschäftigung ist es möglich weiter zu stillen. In den USA gibt es alle unsere Mutterschutzgesetze und finanziellen Unterstützungen, die es einer Frau erlauben, eine Zeit zu Hause zu bleiben, nicht und die Frauen müssen sehr bald nach der Entbindung wieder außer Haus arbeiten. Dennoch stillen dort viele Frauen lang bzw. pumpen ab und lassen die abgepumpte Milch vom Babysitter geben. In etwa den ersten sechs bis acht Wochen sollten Sie sich nur darauf konzentrieren, sich auf das Leben mit Baby einzustellen, Ihr Kind kennenlernen und Ihnen und Ihrem Kind Zeit geben, dass ihr gemeinsam das Stillen lernt. Nach etwa sechs Wochen ist damit zu rechnen, dass sich die Stillbeziehung einigermaßen eingespielt hat, Ihr Baby das korrekte Trinken an der Brust gelernt hat und ihr die ersten Wachstumsschübe überstanden habt. In diesen ersten Wochen sollte Ihr Kind möglichst KEINE künstlichen Sauger (Flasche oder Schnuller) bekommen, damit es wirklich lernt, gut und richtig an der Brust zu trinken. Ab etwa vier bis sechs Wochen können Sie dann beginnen, das Abpumpen zu üben. Das Trinken an einer Flasche erfordert immer eine andere Technik als das Trinken an der Brust und eine Saugverwirrung kann von jedem Sauger ausgelöst werden, ganz egal, was der Hersteller behauptet. Voraussetzung für ein erfolgreiches Abpumpen ist, dass Sie erstens wissen, wie es richtig gemacht wird und zweitens eine Pumpe verwenden, die zu Ihnen passt und effektiv arbeitet. Von vielen Frauen wird die „Isis" von Avent als sehr angenehm empfunden, die jedoch für eine Handpumpe relativ teuer ist. Absolut abzuraten ist von den Handpumpen, die aus einem Glasteil und einen Gummiball (wie bei einer Fahrradhupe) bestehen. Sie sind nicht nur ineffektiv und kaum zu reinigen, sondern können auch das Brustgewebe schädigen. Da Sie voraussichtlich häufiger und regelmäßig abpumpen, ist eine elektrische Pumpe anzuraten. Da gibt es unterschiedliche Modelle. Bei den Pumpen, die sowohl am Netz als auch mit Batterie betrieben werden können, habe ich gute Erfahrungen mit der MiniElectric von Medela und der Lactaline von Ameda (jeweils um die 110 €) gemacht. Mit diesen beiden Pumpen ist es auch möglich ein Doppelpumpset zu verwenden. Von Medela gibt es dann noch die PumpInStyle, das ist eine größere Pumpe für den Privatgebrauch, die allerdings schon etwa250 € kostet. Am besten lassen Sie sich von einer Stillberaterin in Ihrer Nähe zeigen und erklären, wie eine Pumpe verwendet wird. Außerdem wäre es vorteilhaft, wenn Sie sich zeigen lassen, wie das Ausstreichen der Brust von Hand funktioniert, denn Ihre Hände haben Sie immer dabei und das Handausstreichen kann ebenso effektiv sein, wie eine Pumpe. Wenn Sie mir Ihren Wohnort mit Postleitzahl angeben, suche ich Ihnen gerne die nächstgelegene LLL-Stillberaterin heraus. Der Schlüssel zum erfolgreichen Abpumpen ist das Auslösen des Milchspendereflexes. Um den Milchspendereflex anzuregen hilft es, wenn die Frau sich in eine angenehme Umgebung zurückziehen kann, in der sie so wenig wie möglich gestört wird und sich entspannen kann. Das Einhalten eines Rituals beim Abpumpen und Konzentration auf das Baby (vor einem Foto des Babys oder neben dem Kind abpumpen) tragen dazu bei, den Milchspendereflex auszulösen. Wärmeanwendungen und Massage der Brust stimulieren den Milchspendereflex ebenfalls. Es hat sich bewährt, nach dem Schema 7 Minuten pumpen - unterbrechen zum Massieren der Brust - 5 Minuten pumpen - massieren der Brust - 3 Minuten pumpen, vorzugehen. Eine Brustmassage kann auch dazu beitragen den Fettgehalt der abgepumpten Milch erhöhen. Die Milch, die Sie beim Üben zusammenbekommen, können Sie aufheben und schon einmal einen Vorrat damit anlegen. Milch die über einen Zeitraum von 24 Stunden hinweg abgepumpt wird kann gesammelt, zusammengeschüttet und dann eingefroren werden. Es hat sich bewährt die Milch in kleinen Portionen (etwa 50 bis 60 ml) einzufrieren. Diese kleinen Mengen sind schnell aufgetaut und erwärmt und es muss nicht so viel Milch weggeworfen werden, wenn das Baby nicht alles trinkt. Es ist möglich frisch abgepumpte Milch auf bereits gefrorene Milch zu geben, vorausgesetzt die Milch wurde zunächst gekühlt und es ist nicht mehr frische Milch als bereits gefrorene Milch. Bei einem reif geborenen und gesunden Baby gelten die folgenden Zeitangaben zur Aufbewahrung von Muttermilch: Bei Raumtemperatur Reife Muttermilch • 24 Stunden bei 15 ° C (Hamosh 1996) • 10 Stunden bei 19 bis 22 ° C (Barger und Bull 1987) • 4 bis 6 Stunden bei 25 ° C (Hamosh 1996, Pittard 1985) Im Kühlschrank Reife Muttermilch • 8 Tage bei 0 bis 4 ° C (Pardou 1994) Im Tiefkühlgerät • 2 Wochen in einem Tiefkühlabteil in einem Kühlschrank • 3 bis 4 Monate in einem Tiefkühlabteil eines Kühlschranks mit eigenständiger Kühlung (unterschiedliche Temperatur, weil die Tür häufig geöffnet und geschlossen wird) • 6 Monate und länger in einem separaten Tiefkühlgerät bei konstant - 19 ° C. (Quelle: The Breastfeeding Answer Book Ausgabe 1997) Gefrorene Muttermilch ist schonend aufzutauen (keine Mikrowelle!!!). Entweder sehr langsam über 24 Stunden im Kühlschrank bei +4°C oder bei Raumtemperatur. Im Notfall kann die Milch auch schnell unter fließendem kaltem oder lauwarmen Wasser (max. 37°C) aufgetaut werden. Flaschenwärmer ist auch möglich, aber bitte das Wasser immer wechseln. Beim Füttern sollte die Milch etwa Körpertemperatur haben. Ist die Milch aufgetaut, muss sie sofort bis zum Verbrauch wieder in den Kühlschrank. Aufgetaute Muttermilch kann für 24 Stunden ungeöffnet bei +4°C aufbewahrt werden. Nach dem Öffnen des Gefäßes muss aufgetaute Muttermilch bei +4°C aufbewahrt und innerhalb von 12 Stunden verbraucht werden. Reste einer erwärmten Muttermilchmahlzeit müssen weggeworfen werden. Während Ihrem Arbeitstag werden Sie in etwa so oft abpumpen müssen, wie Ihr Kind trinken würde, in jedem Fall jedoch spätestens dann, wenn Ihre Brust zu spannen beginnt. Wenn Sie einen Kühlschrank zur Verfügung haben, können Sie die Milch aufbewahren und für Ihr Kind verwenden. Unter Umständen reicht auch eine Kühlbox mit Kühlelementen, um die Milch aufzubewahren. Das Mutterschutzgesetz sagt folgendes zum Thema Stillen: „Stillende Frauen haben auf Verlangen Anspruch auf die zum Stillen erforderliche Zeit, mindestens aber zweimal täglich eine halbe Stunde oder einmal täglich eine Stunde. Bei einer zusammenhängenden Arbeitszeit von mehr als acht Stunden soll auf Verlangen zweimal eine Stillzeit von mindestens 45 Minuten oder, wenn in der Nähe der Arbeitstätte keine Stillgelegenheit vorhanden ist, einmal eine Stillzeit von mindestens 90 Minuten gewährt werden. Die Arbeitszeit gilt als zusammenhängend, soweit sie nicht durch eine Ruhepause von mindestens zwei Stunden unterbrochen wird. Durch die Gewährung der Stillzeit darf ein Verdienstausfall nicht eintreten. Die Stillzeit darf von stillenden Müttern nicht vor oder nachgearbeitet und nicht auf die in dem Arbeitsgesetz oder anderen Vorschriften festgesetzten Ruhepausen angerechnet werden. Werdende und stillende Mütter dürfen nicht mit Mehrarbeit, nicht in der Nacht zwischen 20 und 6 Uhr und nicht an Sonn- und Feiertagen beschäftigt werden. Ausnahmen (z.B. für Landwirtschaft, Gastronomie und Künstlerinnen) werden im §8 Absatz 3 geregelt. Außerdem dürfen stillende Mütter nicht mit schweren körperlichen Arbeiten und nicht mit Arbeiten beschäftigt werden, bei denen sie besonderen Gesundheitsgefahren ausgesetzt sind, zum Beispiel durch Strahlen, Staub, Hitze, Nässe, Erschütterungen oder Lärm. Verboten sind körperlich schwere Arbeiten wie Akkordarbeit am Fließband und Heben und Fortbewegen von schweren Lasten (mehr als 5 Kilo). Muss die Arbeitnehmerin ggf. aufgrund der arbeitsplatzbedingten Schutzmaßnahmen vorübergehend versetzt werden, darf sie finanziell nicht schlechter gestellt werden: Lohn- und Gehaltsminderungen sind verboten." Die Ausgabe 2/2000 (März) des „buLLLetin - die andere Elternzeitschrift für den Still- und Erziehungsalltag" (die deutschsprachige Zeitschrift der La Leche Liga) beschäftigt sich unter dem Titel „Beruf und Berufung" mit dem Thema Stillen und Berufstätigkeit. Neben praktischen Tipps (Abpumpen, Aufbewahren von Muttermilch usw.) finden Sie in diesem Heft auch Erfahrungsberichte. Vielleicht ist der Inhalt dieses Heftes auch interessant für Sie. Das buLLLetin kann sowohl im Abonnement (unter der Adresse Fotorotar, Administration buLLLetin, Gewerbestraße 18, CH8132 Egg (ZH)) als auch als Einzelheft (buLLLetin Versand, Simone Kamer, Neumattstraße 20, CH3053 Münchenbuchsee oder auch beim Stillshop auf dieser Seite) bezogen werden. Ich hoffe, Ihre Fragen beantwortet zu haben, wenn noch etwas offen geblieben ist, melden Sie sich einfach nochmals. LLLiebe Grüße Biggi Welter
Ähnliche Fragen
Liebe Biggi, Mein Sohn ist etwas älter als vier Monate und wird noch immer voll gestillt. Mit Beikost haben wir nicht angefangen, er zeigt kein Interesse und hat auch noch die Reifezeichen nicht. In sechs Wochen muss ich wieder arbeiten und bin dann sieben Stunden an fünf Tagen die Woche außer Haus. In der Zeit füttert mein Mann dann Pre. I ...
Guten Tag Meine Tochter ist jetzt 5 Monate wird vollgestillt. Ich plane gerne im Vorraus damit ich abgesichert bin. Kann man mit 1 Jahr wieder 30 Stunden arbeiten gehen 800 vis 1500 uhr ? Wie mache ich das mit dem Stillen? Pausen zum Abpumpen müsste ich mir irgendwie dazwischen schieben. Aber zum Beispiel der erste Tag da müsste ich vorher wa ...
Hallo liebe Biggi, meine Kleine ist 3 Monate alt und wird voll gestillt. Sie nimmt bisher kein Fläschchen, obwohl wir es bereits öfter ausprobiert haben und auch unterschiedliche Sauger getestet haben. Da ich seit drei Wochen wieder arbeite trinkt sie in der Zeit nicht, d.h. 5-6 Stunden Pause. Ich pumpe aktuell nicht ab, habe aber einen aus ...
Hallo Frau Welter, Mein Sohn ist 13 Monate und wird am Tag noch 1× nach dem Aufwachen, 1x zum Mittagsschlaf, zum einschlafen am Abend und nachts zwischen 1-3 x gestillt. Soweit so gut.. Er schläft beim stillen aber schon lange nicht mehr ein, sondern wird danach noch etwas geschaukelt. Ich bin Krankenschwester und muss ab Oktober wieder arbeiten. ...
Liebe Frau Welter, meine Tochter ist jetzt 10 Monate alt und in zwei Monaten werde ich an zweiten Tagen vormittags bis mittags wieder arbeiten gehen müssen. Ich stille sie noch recht viel und gerne. Beikost nimmt sie nur wenig und das dann auch nur nachmittags/abends. Morgens zwischen 6-8 trinkt sie nur an der Brust. Schnuller oder die Flas ...
Hallo, Meine Tochter ist jetzt 5 Monate und ich stille voll. Sie hat einen 2 Stunden Stillabstand, wenn wir unterwegs sind, klappen auch 3 Stunden. In einem Monat werde ich wieder in Vollzeit arbeiten gehen (Selbstständig - leider muss ich wieder zurück an den Arbeitsplatz) und mein Mann in Elternzeit sein. Ich möchte das Stillen nicht aufgeb ...
Liebe Biggi, Danke für Deinen lieben Rat hier immer - ich lese gerne Deine Antworten. Meine Tochter ist jetzt fast 8 Monate. Seit einem Monat arbeite ich wieder in meinem doch sehr stressigen Job (Selbstständigkeit). Mein Mann bringt mir meine Tochter alle 2.5-3 Std vorbei und ich stille sie. Eine Mahlzeit wurde durch Brei ersetzt, aber manch ...
Hallo, Ich muss in zwei Wochen wieder voll arbeiten gehen. Ich bin 10 Stunden weg am Tag. Mein Mädchen mit 10,5 Monaten will noch nicht so richtig essen. Ich stille noch voll. Sie trinkt gerne Tee und knabbert gerne etwas an Wurst und Brot und Obst. Aber nicht so, dass sie sich satt ist. Ich habe keine Möglichkeit auf der Arbeit abzupumpen. Ich ...
Guten Tag, ich habe vor, wenn unser kleiner 8 Monate alt ist, wieder arbeiten zu gehen. Teilzeit aber abends (bis 21 uhr). Ich möchte ungern zu der Zeit schon voll abzustillen. Unser Plan ist, ihm spät nachmittags/abends dann Beikost in Form von Brei etc. zu geben und vormittags/mittags eben weiter zu stillen. Ist das realistisch? Viele Bre ...
Hallo Biggi, Zuerst möchte ich dir für deine Arbeit hier danken. Ich glaube, dass mein Sohn und ich eine so wunderbare Stillbeziehung trotz Höhe und Tiefen haben, ist auch zu einen großen Teil deinen Antworten und vor allem deiner - wie kann ich es ausdrücken- empathischen und akzeptierenden Art zu verdanken. In deinen Antworten geht nie darum, wi ...
Die letzten 10 Beiträge
- Bockshornklee-Kapseln
- Von einen auf den anderen Tag abstillenn
- Flugangst - Pascoflair oder Passio Balance
- Unterstützung der Brust während abstillen
- Baby saugt nachts viel besser als tags
- Stillpause Mamawochenende
- Stillen in Gefahr
- Stillen trotz Tabletteneinnahme
- Was soll meine Frau machen
- Stillstreik+ Saugverwirrung... Kann man noch was retten?