Frage im Expertenforum Stillberatung an Kristina Wrede:

Stillen sinnvoll???

Kristina Wrede

 Kristina Wrede
Stillberaterin
Frage: Stillen sinnvoll???

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Hallo! Unser Sohn ist jetzt 3 Wochen alt. Leider liegt er immer noch im Krankenhaus und ich fahre 2 mal am Tag hin zum stillen. Er hat zu wenig Zucker im Blut gehabt bei der Geburt und hat immer noch die Sonde zum Herzen. Es ist zwar keine Glukoselösung mehr dran aber sie wollen noch abwarten. Nun zu meiner Frage: Ich fahre ja 2 mal am Tag hin zum stillen. Er trinkt auch und ich habe das GEfühl das er gut trinkt. Wenn ich ihn allerdings dann wiege trinkt er nur 30-40 g höchstens pro Seite. Ich lasse ihn ca 15 Minuten pro Seite trinken. Danach bekommt er noch Muttermilch aus der Flasche und dann kommt er auf ca. 100-120 ml insgesamt. Die Schwester hat gesagt wenn er Zuhause wäre, dann würde man ihm nichts mehr nach geben. Nur im Krankenhaus müssen sie auf nummer sicher gehen wegen den Zuckerwerten. Mein Problem ist das meine Brüste so voll sind und er nur so wenig trinkt. Zuhause pumpe ich dann hinterher immer noch ab und auf der Heimfahrt tun mir sowas die Brüste von weh, weil er sie ja nicht leer trinkt. Ich habe auch noch eine große Tochter (fast 5 Jahre) und wenn ich Fiete dann mal Zuhause habe und er wird nicht satt an der Brust stelle ich mir das total stressig vor. Oder sollte ich abpumpen und es ihm nur aus der Flasche geben????? Oder regelt sich das dann von allein? lg Sandra


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Liebe Sandra, die Zeit jetzt ist sicherlich stressig ohne Ende und Du hast mein tiefstes Mitgefühl, trotzdem möchte ich dich zum Durchhalten ermuntern. Dein kleiner Mann kann im Moment noch nicht so viel an der Brust trinken und das ist auch völlig normal für ein Stillkind. So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys. Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Alterstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Die Vorstellung, dass die Brust (ähnlich wie eine Flasche) nach dem Stillen leer ist und erst wieder aufgefüllt werden muss, ist so nicht richtig. Zwar wird zwischen den Stillmahlzeiten Milch produziert, der Hauptanteil der Milch wird jedoch erst während des Stillens gebildet. Das Saugen des Kindes gibt das entsprechende Signal zur Milchbildung, der Milchspendereflex wird dann ausgelöst. Deshalb ist es auch falsch zwischen den Stillmahlzeiten eine längere Pause einzulegen, damit sich die Milch in der Brust sammelt, sondern es muss häufiger angelegt werden, um die Milchmenge zu steigern. Es wird also weniger daran liegen, dass dein Kind nicht satt wird, als vielmehr daran, dass er an das "Bequeme" der Flasche gewöhnt ist. Achte darauf, dass der Sauger der Flasche ein kleines Loch hat, aus dem wirklich nur etwa ein Tropfen pro Sekunde heraustropft, wenn Du die volle Flasche auf den Kopf stellst. Keinesfalls darf die Milch aus der Flasche herauslaufen. Wenn möglich solltest nicht Du sondern jemand anderes die Flasche geben. Am besten wäre, wenn Du komplett auf die Flasche verzichten könntest und bei Bedarf zum Beispiel mit dem Becher fütterst/füttern lässt. Wenn Du deinen kleinen Mann endlich zu Hause hast, solltest Du dir für die ersten Tage viel Unterstützung suchen und dich wirklich nur um das Baby und dich kümmern, ganz sicher spielt sich das ein und Du wirst den kleinen ganz stillen können. Sicherlich könntest Du auch abpumpen und mit der Flasche füttern, allerdings ist das auf die Dauer sehr viel zeitaufwendiger. Oberste Regel für die ersten Tage: häufiges Anlegen und ein gut saugendes Kind stimulieren die Brust zu mehr Milchbildung. Deshalb solltest Du dein Baby in den ersten Tagen daheim oft anlegen. Um das Interesse deines Babys an der Brust wach zu halten, kannst Du es mit Wechselstillen versuchen. Dabei legst Du dein Baby an und stillst es, solange es wirkungsvoll saugt, d.h. es schluckt nach jeder oder jeder zweiten Saugbewegung. Sobald es seltener schluckt, nimmst Du es sanft von der Brust (vergiss nicht den Saugschluss zu lösen) und lässt es aufstoßen, streichelst seine Fußsohlen oder massierst es sanft entlang der Wirbelsäule, um seine Aufmerksamkeit zu wecken. Dann wird es an der anderen Brust angelegt und wieder gestillt, so lange es wirkungsvoll saugt. Schluckt es wieder seltener, wird es zurück an die erste Brust gelegt, nachdem Du es wieder etwas ermuntert hast. Dieses "Wecken und Wechseln" wird zwanzig bis dreißig Minuten lang ausgeführt, wie bereits erwähnt tagsüber alle zwei Stunden und nachts mindestens alle vier Stunden Eventuell ist es sinnvoll zusätzlich zu pumpen. Wenn gepumpt wird, dann sollte eine möglichst effektive Pumpe verwendet werden, am besten eine vollautomatische, elektrische Kolbenpumpe mit Doppelpumpset. Zu wenig Milch ist eine medizinische Indikation für die Verordnung der Pumpe durch den Arzt (auf der Verordnung muss "mit Zubehör" stehen, sonst musst Du das Zubehör selbst zahlen). Richte dich mit deiner Flüssigkeitszufuhr nach deinem Durstgefühl. Eine zu hohe Flüssigkeitsaufnahme führt nicht zu mehr, sondern zu weniger Milch, da sie dazu führt dazu, dass das antidiuretische Hormon (ADH) zurückgeht, die Frau erfährt dann eine vermehrte Wasserausscheidung ("schwemmt aus") und die Milchbildung verringert sich. Zwei bis drei Liter Flüssigkeit (davon höchstens zwei bis Tassen Milchbildungstee) sind im Allgemeinen ausreichend. Wenn der Urin dunkelgelb wird und die Menge gering ist, trinkst Du zu wenig. Schwarzer Tee, Matetee und Kaffee sollten nur mäßig genossen werden. Auf Limonaden oder Colagetränke sowie künstlich gesüßte Getränke sollte möglichst verzichtet werden. Auf die (angebliche) milchflussfördernde Wirkung von Bier oder Sekt sollte verzichtet werden. Alkohol geht bereits in kleinen Mengen in die Milch über und belastet den Stoffwechsel des Babys. Achte darauf, dass DU ausreichend und möglichst ausgewogen isst. Kohlenhydratreiche Nahrung hat einen positiven Einfluss auf die Milchbildung. Ruhe dich oft aus und entspanne dich. Arbeite für eine Weile so wenig wie möglich. Die Hausarbeit läuft dir nicht davon! Stress wirkt sich ungünstig auf den Milchspendereflex und auf die Milchbildung aus. Vielleicht kannst Du ja ein paar "Stilltage" einlegen, das heißt Du legst dich mit deinem Baby ins Bett und kümmerst dich ausschließlich um dein Baby und das Stillen. Wenn möglich, sollte dein Kind keinen Schnuller und auch keine Flaschensauger bekommen, denn diese können dazu führen (bzw. schon dazu geführt haben), dass dein Baby nicht mehr weiß, wie es richtig an der Brust trinken soll. Die eventuell notwendige Zusatznahrung sollte mit einer alternativen Fütterungsmethode gegeben werden. Außerdem solltest Du Kontakt zu einer Stillberaterin vor Ort aufnehmen, die dich und dein Kind beim Stillen beobachten kann. Es ist wichtig, dass Du korrekt anlegst und dass dein Kind korrekt saugt. Es kann auch sein, dass dein Baby nicht richtig saugt oder eine Saugschwäche hat, was korrigiert werden müsste. Das kann ich nicht beurteilen, denn ich kann dich nicht sehen. Wenn Du mir deinen Wohnort mit Postleitzahl angibst, suche ich dir gerne die nächstgelegene LLL Stillberaterin heraus, die dich sicher bei deinem Problem im direkten Kontakt unterstützen wird. Ich wünsche dir von Herzen, dass dein kleiner Mann bald daheim ist und ihr das Stillen genießen könnt! Herzlichen Gruß, Kristina


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Hallo! Danke für die Antwort. Vieles davon wusste ich gar nicht und jetzt ist mir einiges klarer. Meine PLZ lautet 59269. Eine Pumpe habe ich bereits. Es ist eine Doppelpumpe von Medela und ich bin sehr zufrieden damit. Da ich viel Milch habe meinte meine Hebamme ich könnte ein bisschen davon einfrieren. Wenn Fiete dann Zuhause ist und ich ihn gestillt habe und er immer noch so unruhig ist dann könnte ich ihm noch Muttermilch anbieten. Was meinst Du??? Ich habe 2 x ca. 80 ml eingefroren. Das mit dem Wechselstillen werde ich auf jeden Fall ausprobieren. HÖrt sich ja auch logisch an. Vielen Dank nochmal. Viele Grüße Sandra


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Liebe Sandra, sollte am Anfang die Milch nicht reichen, kannst Du die abgepumpte Milch selbstverständlich geben. Allerdings würde ich sie nicht mit der Flasche, sondern einer alternativen Fütterungsmethode anbieten. Wende dich doch einmal an Frau DICHTA Janina, Tel.: 02330 13145, sie kann dir sagen, wer die nächste Beraterin für dich ist. Frage doch auch auf der Station deines Kindes nach, ob es dort nicht eine Stillberaterin gibt. Herzlichen Gruß, Kristina


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