Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

stillen/schlafen/beikost

Frage: stillen/schlafen/beikost

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guten Tag Frau Welter, unsere Tochter Lea ist jetzt 8 Monate alt. Ich stille noch voll, an Beikost ist sie selten interessiert. Sie ist gut entwickelt und sehr aufmerksam. In den ersten Lebensmonaten hat sie sehr häufig nach einer Stillmahlzeit verlangt- etwa alle 2 Stunden. Sie ist immer an meiner Brust eingeschlafen. Tagsüber und auch nachts. Vom dritten bis fünften Monat hat sie nachts durchgeschlafen, in ihrem eigen Bett. Seither verlangt sie nachts immer häufiger nach meiner Brust, mittlerweile alle eineinhalb bis zwei Stunden. Am Tag will sie kaum trinken und wenn dann nur vor ihrem Vormittags- und Nachmittagsschlaf. Ich habe denn Eindruck sie versteht Stillen vor allem als Einschlafhilfe. Ansonsten ist sie viel zu unruhig und beschäftigt um so lange still zu halten um gestillt zu werden oder zu essen. Lea schläft jetzt wieder in unserem Bett, sonst komme ich nachts überhaupt nicht mehr zum Schlafen. Ich habe aber den Eindruck, dass sie sehr unruhig schläft. In Ratgebern zum Schlafen heißt es, dass sich Kinder, wenn sie nachts aufwachen, in der selben Situation wiederfinden müssen wie beim Einschlafen. Das hieße in ihrem Fall dann an meiner Brust. Wie kann ich sie dazu bringen tagsüber mehr zu essen statt nachts und möglichst alleine (ein)zuschlafen? Schon im Voraus vielen Dank. Susanne Preßer


Biggi Welter

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Liebe Susanne, seit Jahrtausenden und in unzähligen Kulturen ist es so, dass Mütter ihre Babys in den Schlaf stillen. Das Saugen wirkt beruhigend und nicht umsonst wurden im Laufe der Zeit die verschiedensten Brustattrappen (z.B. Schnuller s.o.) erfunden. Von der Natur ist es nicht vorgesehen, dass ein Baby oder Kleinkind allein ist und alleine einschläft. Nur passt dieses „natürliche" Verhalten des Babys nicht in unsere derzeitige Zeitströmung und damit haben wir ein (von uns selbst produziertes) Problem: Babys wissen nicht, was zur Zeit „Mode" ist und benehmen sich so, wie sie es seit Anbeginn der Menschheit getan haben. Leider geht der Trend zu immer früherer Anwendung sogenannter Schlaftrainingsprogramme und Eltern von Babys, die sich nicht dieser „Norm" anpassen, wird mehr oder weniger direkt vermittelt, dass sie selbst schuld sind, ja manchmal kommt unterschwellig sogar dazu, dass dies Eltern sich als Versager fühlen sollten. Ein Baby schläft ohne Brust ein, sobald es reif genug dazu ist. Das bedeutet jetzt aber nicht, dass Sie noch die nächsten Jahre damit verbringen müssen, Lea in den Schlaf zu stillen, wahrscheinlich wird es sogar schneller vorbei sein, als Sie sich es dir jetzt vorstellen können. Als Eltern glauben und hoffen wir immer auf eine lineare Weiterentwicklung der Fähigkeiten unserer Kinder. Beim Schlafverhalten können wir jedoch nicht davon ausgehen, dass die Entwicklung kontinuierlich verläuft, im Gegenteil, relativ viele Babys schlafen mit drei Monaten deutlich länger und anhaltender als mit sechs oder zehn Monaten. Das Schlafverhalten hängt nicht unbedingt oder nur in extrem geringem Maße von der Ernährung ab. Gerade in der Zeit ab etwa vier bis acht Monate wachen viele Babys (wieder) vermehrt auf. Dies liegt nicht an der Ernährung des Kindes, sondern ist entwicklungsbedingt Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Der scheinbare Rückschritt im Schlafverhalten ist eigentlich ein Fortschritt, denn er zeigt, dass die Entwicklung des Kindes voranschreitet. Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt dir in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten. Als stillende Mutter haben Sie den ungeheuren Vorteil, dass Sie Ihr Kind durch diese für alle anstrengende Zeit begleiten können, ohne dass Sie richtig wach werden und aufstehen müssen. Genießen Sie dieses Privileg, sich einfach nur umdrehen zu müssen, so dass Ihr Kind an Ihre Brust kann und dann, wenn Sie schon nicht sofort weiterschlafen können, so doch zumindest ruhen können. Der immer wieder verbreitete Gedanke, dass ein Baby ab sechs Monaten (oder einer anderen Altersgrenze) nachts nicht mehr aufwachen darf und nachts keine Nahrung mehr braucht entspringt in keinster Weise dem natürlichen Verhalten und den Bedürfnissen eines Babys oder Kleinkindes, sondern er entstammt dem (verständlichen) Wunsch der Erwachsenen, die gerne ihre Nachtruhe hätten. Eine Studie von Jelliffe und Jelliffe ergab, dass Babys im Alter von 10 Monaten mindestens 25 % ihrer Muttermilchaufnahme nachts zu sich nehmen. Das spricht eindeutig dafür, dass Babys auch nach den ersten sechs Monaten nachts noch hungrig sind. Es gibt Kinder, die nachts keine Nahrung mehr brauchen, aber es gibt eben auch sehr viele Kinder, die mit einem halben Jahr noch nicht so weit sind. So wie manche Kinder bereits mit elf Monaten laufen und andere damit erst mit 16 Monaten beginnen, so entwickeln sich auch alle anderen Dinge bei jedem Kind individuell verschieden und diese Entwicklung lässt sich begleiten, aber nicht beschleunigen. Die WHO empfiehlt, dass das Kind während der ganzen Stillzeit (für die keine Begrenzung nach oben angegeben wird) nach Bedarf gestillt werden soll. Wenn Sie gerne lesen und ein Buch lesen möchten, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich Ihnen wärmstens „Schlafen und Wachen - ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears empfehlen, das Sie im Buchhandel, bei der La Leche Liga, jeder LLL-Stillberaterin und im Stillshop auf dieser Seite bekommen können. LLLiebe Grüße Biggi Welter


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