Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Stillen reduzieren

Frage: Stillen reduzieren

patrizia8

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Hallo, ich habe eine Frage: Meine Tochter wird im November 3 Jahre alt und wird noch gestillt. Ich stille zur Zeit sie und ihren 4 Wochen alten Bruder tandem. Sie hat immer schon wenig gegessen, hätte am liebsten voll gestillt. In der Schwangerschaft blieb ab Woche 14 die Milch fast ganz weg. Wir haben trocken gestillt, aber deutlich weniger und sie hat auch mehr gegessen. Seit der Geburt gibt es wieder Milch und zusätzlich ist da diese große Veränderung da, weshalb sie am liebsten alle halben Stunden an der Brust wäre. Ich habe versucht, ihr das Stillen so oft wie möglich zu ermöglichen in der Hoffnung, dass es von selbst zurück geht, was aber nicht passiert und mittlerweile ist es mir mit der Frequenz einfach nur unangenehm. Durch das Geschwisterchen fällt es mir jetzt besonders schwer, sie einzubremsen, da sie es natürlich jetzt besonders braucht. Ich werde es ihr auf keinen Fall ganz nehmen, wollte aber fragen, was Sie von folgender Vorgehensweise halten: Ich würde ihr erklären, dass ihr Bruder die Mamamilch dringend braucht, da er noch nichts anderes essen und trinken kann uns das noch gar nicht gut wäre für ihn. Sie hingegen braucht dringend auch Essen und Trinken und nur wenig Mamamilch und dass ich sie deshalb in Zukunft nur noch zum Aufwachen, nach dem Mittagessen als Nachspeise und zum Einschlafen stillen möchte. Ich werde ihr auch sagen, dass mir das viele Stillen unangenehm ist, ich sie aber gerne stille, nur eben weniger. Ihren Frust werde ich dann natürlich begleiten. Denken sie, dass dieser Schritt jetzt sehr ungünstig ist? Ich möchte nicht, dass sie das Gefühl hat, ich hätte ihren Bruder lieber, weil er mehr davon bekommt. Ich hoffe, dass sie die Ernährung halbwegs versteht. Aber so wie es ist, halte ich es auch nicht mehr aus... Oder haben Sie eine andere Idee? Danke! Liebe Grüße, Patrizia


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Liebe Patrizia, wenn es sich für dich stimmig anfühlt, dann wird es passen. Wichtig ist, dass sie nicht das Geühl bekommt, dass der Bruder ihr etwas wegnimmt. Ich würde also nicht unbedingt sagen, dass er es dringender braucht, sondern ich würde mit ihr spielen: Wer isst was? Wer kann Eis essen? Wer Pudding? Wer ein Butterbrot...? Und all die Sachen aufzählen, die sie gern isst und der Bruder noch nicht darf. "Der Arme, er kann nur Mamamilch haben. Hast du es gut, du kannst so viel mehr haben." Und dann kannst du die Aussage anschließen: "Weißt du was, ab jetzt lassen wir ihm die Milch, und du stillst nur noch mprgens, mittags und abends." Wie fühlt sich das für dich an? Lieben Gruß, Kristina


patrizia8

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Dass sie die Erklärung versteht meinte ich...


patrizia8

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Liebe Kristina, danke für die Antwort! Dass ihr kleiner Bruder viele gute Dinge nicht essen kann, habe ich immer wieder schon eingebracht. Ich möchte auch auf keinen Fall, dass sie denkt, es hätte etwas mit ihrem Bruder zu tun, zumal es das tatsächlich nicht hat. Mit "dass er sie dringend braucht" meinte ich, dass sie die guten Dinge essen kann und er nichts außer Mamamilch. Danke für die Formulierungshilfe! Liebe Grüße Patrizia


patrizia8

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Liebe Biggi, mich würde auch deine Meinung sehr interessieren! Vielen Dank!


Biggi Welter

Biggi Welter

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Liebe Patrizia, Deine kleine und doch schon so große Tochter braucht im Moment sicher viel Rückversicherung und das Gefühl, dass sie genau so wichtig ist wie das Baby. Versuche Zeiten zu finden, die deiner großen Tochter ganz alleine gehören, gehe mit ihr alleine spazieren oder lese ihr abends eine Geschichte vor, zeige ihr einfach, dass sie immer genau so wichtig ist. Ich habe meinem Sohn damals erzählt, dass die Maus ja nur Mamamilch trinken kann und er doch schon mal ein Brot oder Wasser (oder manchmal auch Gummibärchen) bekommt. Er fand das sehr lustig und hat Anna immer sehr bedauert ;-). Außerdem habe ich die Stillzeit immer dazu genutzt und habe meinem großen Sohn viele viele Geschichten erzählt, wie es so war, als er noch ganz klein war. Ich erzählte ihm, dass ich zu nichts anderem gekommen bin damals und dass er die ganze Zeit nur an der Brust hing und immer immer an die Brust wollte. Dann sagte ich ihm, dass es ja so viel viel einfach für mich ist, weil er mir jetzt ja helfen kann und mal eine Windel oder ein Glas Wasser holen kann und weil es so schön ist mit ihm zu reden. Moritz war lange Zeit kein bisschen eifersüchtig (erst als Anna ihm die Legohäuser zerstörte) und für ihn waren die Stillzeiten immer besonders schön - er fragte oft, wann die Kleine endlich Hunger hat ;-). Deine Tochter muss nun lernen, dass da noch jemand ist, dass sie nicht mehr nur alleine die ganze Aufmerksamkeit bekommt - und das tut weh. Du machst alles richtig, aber Ihr beide braucht Ruhe und Zeit, um Euch an das neue Menschlein zu gewöhnen. Wie wäre es, wenn Du während dem Stillen ein Buch vorliest? Mir persönlich gefällt das Buch "Ich will auch Geschwister haben" von Astrid Lindgren für diesen Zweck sehr gut. Ein Buch, das sich vor allem auch mit dem Thema Stillen beschäftigt und mit liebevoll gezeichneten Bilder aus der Sicht des größeren Bruders vom Auf die Welt kommen, dem Stillen und Tragen erzählt ist "Busi sagte Henriette" von Edith Seitz. "Busi sagt Henriette bekommst Du im Buchhandel (Edition buntehunde, ISBN 3 934941 03 6). Weitere Tipps für die Zeit nach der Geburt: o dem älteren Kind eine Babypuppe schenken, (oder sie ihr von dem Baby schenken lassen), die es ebenfalls versorgen und stillen kann. Außerdem kann das ältere Kind in die Versorgung des Babys miteinbezogen werden (es kann die Windeln reichen, den Po eincremen ...). Entscheidend ist, dass er sich wichtig fühlt und weniger zurückgesetzt durch das Baby. o dem älteren Kind erlauben wieder klein zu sein, eben auch ein Baby, und es, wenn das Baby schläft, ein bisschen herumtragen, mit ihm ausgiebig kuscheln usw. Der oft geäußerte Spruch "Du bist jetzt schon so groß" führt bei manchen Kindern gerade zum Gegenteil dessen, was man erreichen wollte, denn "groß sein" bedeutet nach Auffassung des Kindes, dass es jetzt nicht mehr so wichtig ist. (Ich weiß, dass dies objektiv nicht so ist, aber das Kind kann es so empfinden). o ein Tragetuch verwenden. Mit dem Baby im Tuch, ist mindestens eine Hand frei für das ältere Kind (bei einem korrekt gebundenen Tuch). So kann die Mutter sich mit dem älteren Kind beschäftigen und gleichzeitig auf das Bedürfnis des Babys nach Nähe und Körperkontakt eingehen. Das Baby ist mit dabei, schläft wahrscheinlich sogar recht gut und es wird Freiraum für das Große gewonnen. Viele Mütter machen die Stillzeit mit dem Baby zu einer gemütlichen Kuschel- und Lesestunde für das größere Kind. Mit etwas Übung kann das Baby beim Stillen mit einem Arm gehalten werden und in den anderen Arm kann sich das größere Kind mit einem Bilderbuch o.Ä. kuscheln. Das ältere Kind kann das Buch so halten, dass die Mutter darin lesen kann oder mit ihm die Bilder anschauen und außerdem bekommt es die wichtige Aufgabe, die Seiten umzublättern. Eine andere Möglichkeit die Stillzeiten für das große Kind zu etwas besonderem zu machen ist eine "Stillkiste" (der Begriff stammt von einer meiner Gruppenmütter). In dieser Kiste sind besondere Dinge (z.B. ganz spezielle Stifte und glänzende Papierbögen, bunte Perlen, die zu Ketten aufgereiht werden können, ein Spielzeugauto je nachdem, was für das Kind besonders attraktiv sein kann), die nur zu den Stillzeiten benutzt werden dürfen. Du kannst mit Deinem Kind auch verhandeln und sagen, dass sie zwar an die Brust darf, aber eben nur so lange ein bestimmtes Lied läuft oder eine Eieruhr. Bei uns war es damals so, dass die Stillzeiten des Babys wirklich immer richtig gemütlich waren für den Großen und er nur anfangs oft stillen wollte. Nur Mut, auch der (Still)Alltag mit zwei kleinen Kindern ist meisterbar, Ihr braucht nur Zeit dazu! LLLiebe Grüße Biggi


patrizia8

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Liebe Biggi, vielen Dank für die vielen Tipps - einiges davon machen wir oder haben weiter tatsächlich schon versucht. Kuscheln und Lesen während ich den Kleinen stille, kommt leider nicht so gut an, weil das, was er hat, attraktiver zu sein scheint. Wenn ich ihn in der Trage habe, kommt oft auch Eifersucht auf, da sie dann selbst auch in ihre Trage möchte (habe sie vor der Schwangerschaft auch noch hin und wieder getragen) und kuscheln will. Habe es heute noch einmal probiert und betont, dass das praktisch ist, weil wir spielen können u ich ihr bei allem helfen kann - war dann etwas besser... vielleicht wird es. Ich habe mit ihr jetzt die letzte Zeit immer wieder besprochen, wie toll das ist, dass sie diese Guten Dinge essen kann und ihr Bruder kann das eben leider noch nicht. Habe dann gesagt, dass es praktisch wäre, wenn sie nur morgens, nach dem Mittagessen, vorm Einschlafen und in der Nacht stillen würde, weil sie dann von beidem - guten Essen und Mamamilch - viel bekommen würde, da sie dann für alles Platz hätte im Bauch. Fand sie ganz gut, wobei sie jetzt am Nm doch auch an die Brust wollte.... war für mich aber auch ok, weil es sonst weniger war. Ich werde mal sehen, wie es sich jetzt mit dieser "Strategie" entwickelt, ohne etwas konsequent durchzusetzen. Verstehe ich das richtig, dass du mir in unserer Situation eher abrätst von fixen Zeitpunkten? Danke! Liebe Grüße


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