Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Stillen, einschlafen und die "Super-Antwort" von Dr. Busse....

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Stillen, einschlafen und die "Super-Antwort" von Dr. Busse....

Mitglied inaktiv

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Liebe Biggi, ich bin im Moment sehr verunsichert. Florian (11 Mon. alt) bekommt täglich seine Mahlzeiten, nur abends und nachts stille ich ihn noch - zum einschlafen. Jetzt habe ich es ein paar mal versucht ihn ohne Brust schlafen zu lassen, mit dem Erfolg, dass er jämmerlich geweint hat und dann weinend in meinem Arm eingeschlafen ist. Ich fühlte mich ziemlich miserabel...Daraufhin habe ich mal Dr. Busse gefragt, ob er als Kinderarzt einen Tipp hätte für mich, wie ich ihn den ruhiger zum schlafen bringe und auch gleich erwähnt, dass mir Schlafprogramme zuwider sind. Die Antwort hat mich umgehauen - weinen lassen (auch noch alleine in seinem Bettchen, ich soll mich an die Tür stellen und mit ihm leise reden und trösten) gehöre zum Schlafen lernen dazu und wenn er immer in meinem Arm einschläft, würde ich ihm das Stück "Großwerden" verweigern und würde sicher ein Problem bekommen!?!?? Außerdem würde ein Kind von 11 Monaten nachts keine Nahrung mehr benötigen. Ist er ein Vertreter der Ferber-Methode, oder ist so ein Rat üblich? Ich wollte deswegen nicht gleich zu meinem Kinderarzt rennen. Ich möchte, dass er ohne Brust einschläft, weil ich auch langsam aufhören möchte mit dem Stillen, aber nicht unter dieser Voraussetzung. Lieber stille ich ihn dann noch weiter, solange, bis er es irgendwann nicht mehr möchte. Aber wird er dann friedlich einschlafen? Du schreibst ja immer, dass Stillen noch viel mehr ist als Nahrung - ich sehe das ganz genauso. Nur mache ich mir eben so meine Gedanken, ob es richtig ist was ich tue, oder ziehe ich mir einen Schlafproblemler heran? Dann kommt noch die Familie dazu, die ewig blöd fragen, ob ich denn noch stille und es natürlich nicht gut finden, dass er nur so einschläft. (Das wäre aber nicht das Schlimmste, mit denen werde ich schon fertig - ist eben mein Kopf der ein wenig rotiert zur Zeit) Du bist eine erfahrene Mutti von drei (süßen) Kindern und eine tolle Stillberaterin, die mir schon aus so mancher Krise herausgeholfen hat. Was sagst du dazu? Liebe Grüße von Celia und Florian


Biggi Welter

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? Liebe Celia, danke für deine lobenden Worte. Gut dass Du mich nicht sehen kannst, wie rot ich da werde:-). Du machst das schon genau richtig, wenn Du auf die Bedürfnisse deines Kindes eingehst und auf dein Gefühl und dein Herz hörst. Stört es dich oder die Anderen, dass dein Baby nach Bedarf gestillt wird und nachts aufwacht? Ich lese es eher so, dass es die Kommentare von anderen Menschen sind, die dich verunsichern. Stillen ist nicht nur Nahrungsaufnahme, es ist viel mehr und deshalb wird ein Kind nicht nur dann nach der Brust verlangen, wenn es hungrig ist. Seit Jahrtausenden und in unzähligen Kulturen ist das Stillen und gemeinsame Schlafen eine bewährte Methode Kinder glücklich, gesund und zufrieden aufwachsen zu lassen. Das Saugen wirkt beruhigend und nicht umsonst wurden im Laufe der Zeit die verschiedensten Brustattrappen (z.B. Schnuller s.o.) erfunden. Von der Natur ist es nicht vorgesehen, dass ein Baby oder Kleinkind allein ist und alleine einschläft. Nur passt dieses „natürliche" Verhalten des Kindes nicht in unsere derzeitige Zeitströmung und damit haben wir ein (von uns selbst produziertes) Problem: Babys und Kleinkinder wissen nicht, was zur Zeit „Mode" ist und benehmen sich so, wie sie es seit Anbeginn der Menschheit getan haben. Leider geht der Trend zu immer früherer Anwendung sogenannter Schlaftrainingsprogramme und Eltern von Kindern, die sich nicht dieser „Norm" anpassen, wird mehr oder weniger direkt vermittelt, dass sie selbst schuld sind, ja manchmal kommt unterschwellig sogar dazu, dass dies Eltern sich als Versager fühlen sollten. Ein Kind „muss" überhaupt nicht durchschlafen, ob gestillt oder nicht. Es muss auch nicht „lernen" zu schlafen, atmen muss es schließlich auch nicht lernen. Das klingt jetzt sehr provozierend, doch inzwischen bekomme ich schon manchmal die Krise, wenn es immer wieder so dargestellt wird, als ob Eltern oder Kinder „das Klassenziel nicht erreicht haben" weil das Kind ab einem bestimmten Alter nicht alleine (ein)schläft bzw. durchschläft. Jedes Kind hat seinen eigenen Zeitplan und wenn das Kind so weit ist, dass es durchschlafen kann, dann wird es das auch tun, genau so wie es zu dem für es richtigen Zeitpunkt laufen, sprechen und auf einem Bein stehen können wird. Der immer wieder verbreitete Gedanke, dass ein Baby ab einem bestimmten Alter nachts nicht mehr aufwachen darf und nachts keine Nahrung mehr braucht entspringt in keinster Weise dem natürlichen Verhalten und den Bedürfnissen eines Babys oder Kleinkindes, sondern er entstammt dem (verständlichen) Wunsch der Erwachsenen, die gerne ihre Nachtruhe hätten. Eine Studie von Jelliffe und Jelliffe ergab, dass Babys im Alter von 10 Monaten mindestens 25 % ihrer Muttermilchaufnahme nachts zu sich nehmen. Das spricht eindeutig dafür, dass Babys auch nach den ersten sechs Monaten nachts noch hungrig sind. Es gibt Kinder, die nachts keine Nahrung mehr brauchen, aber es gibt eben auch sehr viele Kinder, die mit einem halben Jahr noch nicht so weit sind. So wie manche Kinder bereits mit elf Monaten laufen und andere damit erst mit 16 Monaten beginnen, so entwickeln sich auch alle anderen Dinge bei jedem Kind individuell verschieden und diese Entwicklung lässt sich begleiten, aber nicht beschleunigen. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, dass Du etwas „falsch" machst, wenn Du dein Kind nachts bei dir schlafen lässt (ob im eigenen Bett oder im gleichen Zimmer) und es nach Bedarf stillst und auch zum Einschlafen stillst. Lassen dich unbesorgt von deinem Instinkt leiten. Dein Gefühl und dein Kind werden dir zeigen, was das Beste für euch alle ist. Du enthältst deinem Kind keineswegs etwas vor, wenn Du ihm hilfst, seine innere Zufriedenheit und Vertrauen in sich und dich zu entwickeln, statt es alleine weinen zu lassen. Ein Baby schläft ohne Brust ein, sobald es reif genug dazu ist. Das bedeutet jetzt aber nicht, dass Du die nächsten Jahre damit verbringen musst, dein Baby in den Schlaf zu stillen, wahrscheinlich wird es sogar schneller vorbei sein, als Du es dir jetzt vorstellen kannst. Aus Erfahrung kann ich sagen, dass bis jetzt noch jedes Kind aus dem Bett der Eltern ausgezogen ist und zwar lange vor der eigenen Hochzeitsnacht:-). Die Zweifler und all die, die meinen, dass sie es besser wissen, kannst Du ja mal fragen, ob sie gerne alleine schlafen und ob sie der Meinung sind, dass sie ihren Partner „verwöhnen" (im Sinne von „verziehen"), wenn sie gemeinsam in einem Bett, vielleicht sogar aneinandergekuschelt, schlafen. Wenn Du gerne liest und ein Buch lesen möchtest, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich dir wärmstens „Schlafen und Wachen - ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears empfehlen, das im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL-Stillberaterin (auch bei uns) erhältlich ist. LLLiebe Grüße Biggi


Mitglied inaktiv

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Hallo Celia, mir geht es mit meiner Tochter ganz genauso wie dir. Sie ist jetzt auch 11 Monate alt und ich habe sie bis zum 7. Monat voll gestillt. Dann habe ich angefangen zuzufüttern und jetzt stille ich sie auch nur noch abends und nachts, wenn sie zwischendurch aufwacht. Damit schläft sie einfach und problemlos ein. Milchflasche und Teeflasche lehnt sie schreiend ab. Ich habe es schon einige Male probiert und sie schreit sich dann immer so in Rage und läßt sich nicht mehr beruhigen - außer halt, wenn ich ihr dann wieder die Brust gebe. Ich habe auch schon daran gedacht, solange weiterzustillen bis sie von selber nicht mehr will. Aber jetzt habe ich starke Halsschmerzen bekommen und Angst, das sich die Kleine bei mir durch das Stillen ansteckt. Du siehst also dir geht es nicht alleine so. Viele Grüße, Anja


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