Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Startschwierigkeiten nach Kaiserschnitt

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

zur Vita

Frage: Startschwierigkeiten nach Kaiserschnitt

Mabe76131

Beitrag melden

Hallo ich habe vor 4 Tagen eine wunderschöne Tochter per Kaiserschnitt entbunden. Da ich schon vor mehreren Jahren bereits einen Kaiserschnitt hatte und damals bereits Schwierigkeiten hatte, bin ich mit dem Vorsatz nicht so schnell aufzugeben an die Sache ran gegangen. Im kreissaal wurde sie mir angelegt. Leider machte meine Tochter keine Anstalten zu saugen. Zudem habe ich grosse u. Weiche Brüste. Die Hebammen gaben sich den ganzen Tag viel Mühe. Vergebens. Meine Tochter nuckelt kurz und hört dann auf. Auch wenn sie Hunger hat. Seit dem zweiten Tag bekommt sie die Flasche und ich Pumpe damit irgendwie die Milch einschiesst und sie die Brust besser annimmt weil dann auch Milch läuft. Wie lange kann es dauern bis das passiert. Wie viel Menge brauche ich um sie dann komplett von der Fertignahrung weg zu bekommen ? Kann das überhaupt so klappen ? Wie oft muss ich pumpen? Ich hoffe auf Hilfe.


Biggi Welter

Biggi Welter

Beitrag melden

Liebe Mabe76131, die Milchmenge WIRD sich steigern, aber es kann sein, dass Dein Baby durch die Flasche saugverwirrt ist und nicht effektiv saugt. Im Moment würde ich keine Flasche und keinen Schnuller geben, wenn Du zufütterst, dann mit einer alternativen Fütterungsmethode. Abpumpen erlaubt überhaupt keinen Rückschluss auf die tatsächlich vorhandene Milchmenge, denn wenn dabei der Milchspendereflex nicht ausgelöst wird, fließt so gut wie nichts - oder nur sehr wenig, wie bei dir. Trotzdem könnte es sein, dass deine Brust deutlich mehr bildet. Sie kann auch zu einer höheren Milchbildung angeregt werden, wenn dein Baby effizient saugt. Ein Baby kann das lernen, braucht aber Unterstützung dabei, die übers Internet kaum zu liefern ist. Fürs erste kann auch euch die Brustkompression helfen (s.u.), weil dabei einfach mehr Milch in gleicher Zeit beim Baby ankommt. Wenn es dann auch noch funktioniert, dass du an einer Seite stillst und an der anderen Seite pumpst (dabei fließt die Milch meist deutlich besser an der gepumpten Seite), kannst du deiner Kleinen auch einen Kalorienkick schenken, in dem du ihr Muttermilchsahne fütterst. Schau, dass du Milch ausstreichst (wenn es mit der Hand gut klappt, vergiss die Pumpe weg!) oder abpumpst, die du in 10 ml Spritzen aufziehst und dann kopfüber in ein Glas stellst (also mit der Spitze nach unten). Lass aber ein bisschen Luft, denn die Schwerkraft wird den Kolben vielleicht etwas weiter in die Spritze drücken... Oben auf der Milch wird sich eine Fettschicht absetzen, der Muttermilchrahm. Nach ca. 2 Stunden kannst du den wässrigen unteren Teil der Milch ausdrücken und deinem Kind die verbleibende Sahne in den Mund träufeln. Dieses Infoblatt von LLLD kann die dabei helfen, deine Milch zu gewinnen: http://lalecheliga.de/images/Infoblaetter/LLL_Muttermilch_gewinnen_und_aufbewahren.pdf Im Idealfall verschreibt dein Arzt dir auch eine elektrische Milchpumpe (MIT DOPPELPUMPSET!!!), um deine Milchbildung zu stärken. Um das Interesse deines Babys an der Brust wach zu halten, empfiehlt sich das Wechselstillen, das du wohl schon durchführst. Machst du es so? Du legst Du dein Baby an und stillst es, solange es wirkungsvoll saugt, d.h. es schluckt nach jeder oder jeder zweiten Saugbewegung. Sobald es seltener schluckt, nimmst Du es sanft von der Brust (vergiss nicht den Saugschluss zu lösen) und lässt es aufstoßen, streichelst seine Fußsohlen oder massierst es sanft entlang der Wirbelsäule, um seine Aufmerksamkeit zu wecken. Dann wird es an der anderen Brust angelegt und wieder gestillt, so lange es wirkungsvoll saugt. Schluckt es wieder seltener, wird es zurück an die erste Brust gelegt, nachdem Du es wieder etwas ermuntert hast. Dieses „Wecken und Wechseln“ wird zwanzig bis dreißig Minuten lang ausgeführt, wie bereits erwähnt tagsüber alle zwei Stunden und nachts mindestens alle vier Stunden. Ruhe dich oft aus und entspanne dich. Arbeite für eine Weile so wenig wie möglich. Die Hausarbeit läuft dir nicht davon! Stress wirkt sich ungünstig auf den Milchspendereflex und auf die Milchbildung aus. Vielleicht kannst Du ja ein paar „Stilltage“ einlegen, das heißt Du legst dich mit deinem Baby ins Bett und kümmerst dich ausschließlich um dein Baby und das Stillen. Ich hoffe, das hilft euch weiter!! LLLiebe Grüße Biggi Brustkompression "Der Zweck der Brustkompression ist den Muttermilchfluss zum Baby weiter zu erhalten, auch wenn das Baby selber nicht mehr so produktiv trinkt ("weit geöffneter Mund Pause dann Schliessen des Mundes"). Auf diese Weise wird das Baby länger weiter trinken. Die Brustkompression simuliert einen Milchspendereflex ("Letdown reflex") und oft stimuliert sie sogar tatsächlich das Auftreten eines natürlichen Milchspendereflexes. Diese Technik kann bei schlechter Gewichtszunahme eines Babys hilfreich sein. Die Brustkompression setzt den Milchfluss fort, wenn das Baby nicht mehr richtig von der Brust trinkt, sondern nur noch daran nuckelt, und bewirkt beim Baby folgendes: 1. Es bekommt mehr Muttermilch. 2. Es bekommt mehr fettreiche Milch (Hintermilch). Die Brustkompression Wie funktioniert sie? 1. Halten Sie das Baby mit einem Arm/einer Hand. 2. Halten Sie die Brust mit der anderen Hand, den Daumen auf der einen Seite der Brust (am einfachsten ist es, wenn der Daumen auf der oberen Seite der Brust positioniert ist), die anderen Finger auf der anderen, unteren Seite (C Griff). Alle Finger sollten ziemlich weit weg von der Brustwarze sein. 3. Schauen Sie wie das Baby trinkt. Machen Sie sich keinen Stress, sie brauchen nicht jeden Schluck zu erwischen. Das Baby bekommt eine nahrhafte Menge Muttermilch, wenn es mit der Technik "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes" trinkt. 4. Wenn das Baby nur noch an der Brust nuckelt und nicht mehr richtig mit der oben beschriebenen Technik trinkt, dann ist es Zeit, die Brustkompression einzusetzen. Rollen Sie nicht ihre Finger über die Brust zum Kind, sondern drücken sie nur. Aber nicht so sehr, dass es schmerzt und versuchen Sie, die Form des Brustwarzenhofes nicht zu verändern. Mit der Kompression sollte das Baby wieder anfangen effektiv zu saugen und schlucken, d.h. mit dem Typus "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes". Benutzen Sie die Brustkompression nur dann, wenn das Kind nuckelt, nicht aber wenn es richtig trinkt! 5. Belassen Sie den Druck so lange, bis das Baby auch mit der Kompression nicht mehr richtig trinkt, dann lösen sie den Druck. Oft hört das Baby ganz auf zu saugen wenn der Druck wegfällt, aber es wird bald wieder damit anfangen, nämlich sobald die Milch wieder fließt. Falls das Baby nicht aufhört zu nuckeln warten Sie einen kurze Zeit, bevor Sie wieder mit der Brustkompression beginnen. 6. Die Gründe, wieso Sie den Druck lösen sollen sind einerseits, dass Sie Ihre Hand etwas ausruhen können und anderseits, damit die Muttermilch wieder zum Kind fließen kann. Das Baby wird, falls es aufgehört hat zu saugen als Sie die Kompression gelöst haben, nun wieder damit beginnen, wenn es die Milch wieder schmeckt. 7. Wenn das Baby wieder zu saugen beginnt kann es sein, dass es effektiv trinkt mit dem Typus "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes". Falls dies nicht der Fall ist, d.h. das Kind nur nuckelt, benutzen Sie wieder die Brustkompression wie oben erklärt. 8. Fahren Sie so an der ersten Brust fort bis das Baby auch trotz der Kompression nicht mehr trinkt. Sie sollten dem Baby erlauben, noch eine kurze Weile länger an dieser Seite zu bleiben, da Sie manchmal einen erneuten "Let down" Reflex (Milchspendereflex) bekommen können. Das Baby würde dann von selber wieder zu trinken beginnen. Falls es jedoch nicht mehr trinkt, erlauben Sie ihm sich selbst von der Brust zu lösen oder nehmen sie es von der Brust. 9. Falls das Baby mehr möchte, offerieren Sie ihm die andere Seite und wiederholen den Prozess." (Quelle: Handout Nr. 15. Breast Compression. Revised Januar 2005 Verfasst von Dr. Jack Newman, MD, FRCPC. ©2005; www.BreastfeedingOnLine.com; Übersetzung von: Anke Käppeli Tinnes, IBCLC in Ausbildung, Zollikerberg, April 2006)


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.

Ähnliche Fragen

Hallo, bei 36+2 werden meine Zwillinge per Kaiserschnitt geboren. Ich habe Angst, dass sie vielleicht zu schwach zum Trinken an der Brust sein könnten... Ich möchte unbedingt stillen, habe alle meine Kinder laaaange gestillt. Falls es diesmal nicht sofort geht, lernen die Babys das noch? Milch hatte ich immer zum Schulklassendurchfüttern, da wi ...

Hallo zusammen, wie im Thema beschrieben war die Geburt für mich ein traumatisches Erlebnis, da 2 Tage vor der OP erst die Entscheidung fiel. Wollte mein erstes Kind aus BEL spontan entbinden. Und es liegt der Verdacht nahe, dass eine postpartale Depression vorliegt ( hatte zuvor bereits depressive Episoden auch während der Schwangerschaft) Im ...

Hallo, leider werde ich mein Kind -wg. BEL- mit Kaiserschnitt entbinden. Nun würde ich gern hierzu wissen, worauf ich achten muss bzw. was ich unbedingt tun sollte, damit es mit dem Stillen nach Kaiserschnitt klappt? Soweit ich weiß, wird mir das Kind zwar kurz gezeigt nach der Entbindung, aber dann erstma aus dem kalten OP-Saal genommen ...

Ich habe diese Woche per Kaiserschnitt entbunden (46 Jahre, erstes Kind). Direkt nach dem Kaiserschnitt musste aufgrund von Blutungen eine Not Hysterektomie durchgeführt werden. Der Milch Einschuss war daher verzögert (Tag 4 nach Geburt). Beim ersten abpumpen (Kind saugt nicht) kamen ca. 10ml pro Brust. Seit dem immer weniger (3 ml) bei 3h Pump ...

Guten Morgen, Ich werde wahrscheinlich einen geplanten Kaiserschnitt haben müssen, da meine Plazenta der Meinung ist über den Muttermund zu Lappen. Bei meinem ersten Kind wurde es leider auch ein Kaiserschnitt. Ich habe versucht zu stillen, aber es hat nie richtig du funktioniert. Es wurde von allen immer Druck gemacht im Krankenhaus und mei ...

Hallo, eine Freundin von mir hat vor ein paar Monaten ihr Baby per sekundärem Kaiserschnitt bekommen. Die kleine war danach für einen Tag etwas trinkfaul, erst am zweiten Tag kam der riesen Hunger, der dann unter anderem mit Zufüttern von PRE Milch aufgefangen wurde. Ich hab am Freitag einen geplanten Kaiserschnitt und würde gerne fragen, ob ma ...

Hallo, wir erwarten im Oktober Nachwuchs, gleichzeitig wird mein 3-Jähriger noch gestillt. An sich mache ich mir da keine Gedanken und denke, dass das -soweit alles normal läuft- gut machbar ist, jedoch habe ich Bedenken, was die Tage direkt nach der Geburt angeht. Die Entbindung wird voraussichtlich wieder ein geplanter Kaiserschnitt wie beim er ...

Liebe Fr. Welter, bei mir ist eine Sectio am 20.2.geplant und ich hab Schwangerschaftsdiabetes. Man liest überall vor geplanten Kaiserschnitt sollte die Kolostrumgewinnung nicht mehr als 2 Tage vorher anfangen.  Was ist denn nur Ihre Empfehlung?  Der SSW-Diabetes läuft gut mit Ernährung. Könnte ich trotzdem schon mit der Kolostrumgewinnung a ...

Hallo, aufgrund einer schweren Geburtsverletzung bei der Geburt meines zweiten Kindes haben meine Ärztin und ich uns für einen geplanten Kaiserschnitt entschieden, um das Risiko einer erneuten Komplikation zu minimieren. Unser Sohn soll daher bereits bei 38+3 (Mitte August) zur Welt kommen. Die Klinik unterstützt das Stillen, das Kind soll a ...

Liebe Für Welter, ich habe im April per Kaiserschnitt entbunden und hatte danach keinen Milcheinschuss. Eine Stunde nach der Entbindung habe ich meinen Sohn zum ersten Mal angelegt und danach mehrmals am Tag. Er hat die Brustwarze richtig angedockt, aber es kam keine Milch heraus. Das hat ihn sehr frustriert, und er hat viel geschrien vor Hunge ...