Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Sport und Abstillen

Frage: Sport und Abstillen

Mitglied inaktiv

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Liebe Biggi, ich habe neulich irgendwo gelesen, daß , wenn man abstillen möchte, man mehr Sport treiben sollte, das würde die Milchmenge reduzieren. Nun meine Frage: Unsere Tochter ist 4 1/2 Monate alt und ich möchte erst mit 6 Monaten langsam abstillen. Wenn ich jetzt mit Sport (Steptanz und Stepaerobic jeweils 1x pro Woche) anfange, laufe ich dann Gefahr, daß die Milchmenge zurückgeht? Und noch eine Sache mal zur Kenntnis für Dich: Ich hatte arge Probleme mit unserer Süßen beim Stillen, weil sie so sehr unruhig war und immer geschriehen hat beim Anlegen. Auf Deinen Rat hin habe ich bei Frau Opitz-Lüders angerufen, dort jedoch immer nur das Fax erreicht. Ich habe ihr über die LLL-Homepage eine email geschickt mit der Bitte, daß sie mich anruft. Leider ist darauhin nichts passiert. Zum Glück konnten wir unser Problem aber mittlerweile lösen und zwar ganz einfach dadurch, daß unsere Tochter nicht mehr auf dem Stillkissen sondern in meinem Arm liegt. aber da muß man erstmal drauf kommen.Vielleicht hilft das ja auch mal der einen oder anderen. Viele Grüße von Alexandra


Biggi Welter

Biggi Welter

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? Liebe Alexandra, auch Stillberaterinnen machen Urlaub (oder sind auf Dienstreise oder krank) und wenn bei Christel kein Anrufbeantworter lief, dann war sie wahrscheinlich in Urlaub und konnte demzufolge nicht ans Telefon gehen und hat wahrscheinlich auch keine Mails abgerufen. In einem solchen Fall ist es am sinnvollsten, wenn einfach bei einer anderen Kollegin angerufen wird, um zu erfahren, wer zur Zeit erreichbar ist. Es ist ein Ammenmärchen, dass Sport die Milchmenge zurückgehen lassen würde. Es gibt Spitzensportlerinnen, die voll stillen. Es ist wünschenswert, dass auch eine stillende Frau Sport treibt. Du solltes es mit dem Sport gerade zu Beginn etwas langsam angehen und auf Sportarten, die eine hohe Belastung der Oberarmmuskulatur mit sich bringen, oder bei denen ein hohes Risiko für Stöße gegen die Brust (z.B. Barrenturnen) besteht eher verzichten. Prinzipiell kannst Du jedoch jede Sportart betreiben und es gibt auch (voll) stillende Spitzensportlerinnen. Viele Frauen empfinden einen gut sitzenden Sport-BH als angenehm, aber auch dies ist kein Muss. Es ist ein Ammenmärchen, dass Sport die Milchmenge zurückgehen ließe oder die Milch sauer macht oder was sonst noch so alles erzählt wird und immer wieder in der Regenbogenpresse aufgewärmt wird. Entgegen anderslautenden Veröffentlichungen in Zeitschriften, gibt es auch keinen Grund, das Stillen nach sportlicher Betätigung hinauszuschieben. Im Jahr 1992 berichteten die Zeitungen über eine Untersuchung, die sich mit der Zusammensetzung der Muttermilch vor und nach anstrengendem Training befaßte und Vergleiche dazu anstellte, wie die Babys auf die vor dem Training bzw. nach dem Training abgepumpte Milch reagierten (Wallace 1992). Nach dem Training wurde in der Milch eine Erhöhung der Milchsäure festgestellt. Die Babys hätten die Milch nach dem Training weniger gerne angenommen. Die Schlußfolgerungen aus dieser Untersuchung erregten großes Aufsehen: stillende Mütter sollten ihre Babys vor dem Training stillen oder Milch für eine spätere Mahlzeit abpumpen und es vermeiden, unmittelbar im Anschluß an das Training zu stillen, eventuell sogar etwa 90 Minuten lang nicht. Diese Schlußfolgerungen sind aus mehreren Gründen zu hinterfragen. Zunächst einmal erhielten die Babys die Vor- und Nachtrainings-Milch mit einer Tropfpipette, einer neuen, für sie ungewohnten Art der Fütterung. Die Forscher zogen aber nicht in Betracht, dass diese veränderte Fütterungsmethode die Babys in Bezug auf ihre Akzeptanz der Milch beeinflußt haben könnte. Bei der Durchsicht der Literatur zum Thema Stillen und Sport führten Dewey und McCrory (1994) noch weitere Beispiele für die eingeschränkte Aussagekraft dieser Studie an. Die Mütter in dieser Untersuchung trainierten bis an ihre Leistungsgrenze, aber die Empfehlungen der Forscher unterscheiden nicht zwischen moderater und maximaler sportlicher Betätigung. Die Milchsäurewerte sind bei maßvoll trainierenden Müttern wahrscheinlich viel niedriger. Außerdem waren die Unterschiede in der Akzeptanz der Vor- bzw. der Nachtrainingsmilch durch die Babys nur gering, auch wenn die Mütter angaben, dass die Babys die Milch nach dem Training weniger akzeptierten. Auf einer Scala von 1 (Schreien) bis 9 (Lachen) erreichte die Einschätzung einen Punktwert von 6,7 für die durchschnittliche Vortrainingsmilch und 4,7 für die durchschnittliche Nachtrainingsmilch. Es kommt noch dazu, dass keine der Mütter davon berichtete, dass ihre Babys bei einer früheren Gelegenheit negativ auf das Stillen nach dem Training reagiert hatte. Nach der Durchsicht verschiedener Studien kamen Dewey und McCrory zu dem Schluß, dass Sport bei stillenden Müttern die kardiovaskuläre Leistungsfähigkeit verbessert und sportliche Betätigung während der Stillzeit bei den meisten Frauen kein Gefahrenpotential birgt. Auch "ist es in den meisten Fällen unwahrscheinlich, dass sich aus der veränderten Akzeptanz der Muttermilch aufgrund erhöhter Milchsäurewerte nach dem Training Probleme ergeben". Allerdings solltest Du unbedingt darauf achten, dass der Beckenboden wieder erholt ist, ehe Du Sportarten betreibst, die den Beckenboden belasten. LLLiebe Grüße Biggi Welter


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