Frage im Expertenforum Stillberatung an Kristina Wrede:

Soor

Kristina Wrede

 Kristina Wrede
Stillberaterin
Frage: Soor

Dahlie

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Liebe Biggi, liebe Kristina, vor eineinhalb Monaten hatte mein 8 Monate altes Baby einen weißen Belag auf der Zunge. Der Kinderarzt vermutete eine Abschälung der Zunge, was sich schließlich auch bestätigte, verschrieb aber Daktarin-Gel, für den Fall dass die weißen Flecken auf die Mundschleimhaut übergehen würden. Dann wäre es nämlich doch ein Soor. Er meinte zudem, dass beim Pilz ein Waschen der Spielzeuge und meiner Brust nicht notwendig seien, da jeder Mensch diesen Pilz ohnehin im Mundraum hätte und das Immunsystem normalerweise damit klarkommt. Nachdem mein Baby die grausige und schmerzvolle Zungenabschälung überstanden hatte (deren Ursache ich bis heute nicht kenne und worüber mir der Kinderarzt leider mir auch nichts sagen konnte) war alles wieder gut. Wie es der Zufall will, bekam mein Kind vor einer Woche nun wirklich weiße Flecken auf der Mundschleimhaut und rote Punkte im Windelbereich. Seitdem gebe ich ihm auf eigene Faust Daktarin in den Mund und Candio-Hermal auf den Popo. Die weißen Flecken waren sofort weg. Die roten Popopunkte großteils. Nun habe ich selbst mit einer hochfiebrigen Erkältung leichte, aber erträgliche Stillschmerzen an der rechten Brustwarze bekommen. Die Warze ist ein wenig gerötet, sonst nichts Auffälliges. Nun meine Fragen: Kann und soll ich die Brust auch mit Daktarin behandeln, wie oft am Tag und die Warze vorher mit Wasser waschen? Zum Kinderarzt wollte ich nicht gehen, seine Meinung zur Soorbehandlung der Brust brachte mich ja nicht weiter. Dann lese ich in eurem Forum "zwei Behandlungszyklen". Was bedeutet das? Kann es sein, dass der Pilz im Windelbereich hartnäckiger ist bzw ist Candio-Hermal schon das richtige Mittel? Das mit dem Waschen der Spielzeuge ist in meinem Fall eher eine Illusion, weil der Kleine, kriechend unterwegs, absolut alles angreift und in den Mund nimmt, was ihm unterkommt. Diese Freunde möchte ich ihm nicht nehmen, andererseits ist es schwer vorstellbar, dass ich ihm den ganzen Tag mit Putzzeug hinterherlaufe. Im Übrigen gibt es noch einen 3,5 jährigen Bruder, den ich auch noch stille. Muss er auch Daktarin und Candio-Hermal erhalten, obwohl sein Immunsystem in Ordnung ist und welche Menge? Mit einem Arzt will ich darüber nicht reden. Erstens kennt sich bei Tandem sowieso keiner aus. Zweitens möchte ich mich für das LZ- oder Tandemstillen weder rechtfertigen noch schiefanreden lassen. Dass die natürlichste Sache der Menschheit in unserer scheinbar so aufgeschlossenen Gesellschaft pathologisiert wird und tabuisiert werden muss, wenn man seine Ruhe haben will, macht mich als Betroffene oft genug traurig und wütend. Meine liebe LLL-Stillberaterin kennt sich beim Thema Soor leider nicht aus. Herzliche Grüße und besten Dank! So schön, dass es euch gibt. Ihr habt meine Bewunderung und Hochachtung! Dahlie


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Liebe Dahlie, bitte doch deine LLL-Beraterin, sich mal mit mir in Verbindung zu setzen unter meiner LLL-E-Mail-Adresse :-) Auf der (ziemlich neuen!) Webseite von LLL findest du ein Infoblatt zum Thema Soorinfektion in der Stillzeit http://lalecheliga.de/downloads Dort ist das geballte LLL-Wissen zu diesem Übel zusammengefasst! Du hast schon Recht: Es braucht mehr als nur die Behandlung des Babys um eine Ping-Pong-Infektion zu vermeiden. Vielleicht magst du das Infoblatt ausdrucken und eurem Kinderarzt schenken? Dann sind Mütter, die nach dir von ihm beraten werden möglicherweise etwas besser dran als du. Soor ist eine ungeheuer hartnäckige Sache und muss mit ebenso ungeheurer Konsequenz mit dem richtigen Mittel und lange genug behandelt werden. Ganz wichtig ist dabei, dass nicht nur die Mutter, sondern auch das Baby behandelt wird, auch wenn das Baby, was allerdings nur sehr selten der Fall ist, symptomfrei erscheint. Wird nur die Mutter behandelt und das Kind nicht, dann stecken sich beide gegenseitig immer wieder an (Ping Pong Effekt). Da Pilzinfektionen so seeeeehr hartnäckig sind, ist neben der Behandlung absolute Hygiene unabdinglich ist absolute Hygiene wichtig und Du musst auch noch weiter behandeln, wenn schon alle Symptome verschwunden sind. Die Pilze halten sich nämlich noch eine Weile, nachdem die Symptome bereits verschwunden sind und schlagen erneut zu, wenn die Behandlung zu früh beendet wird. Candida albicans, der Erreger des Soors liebt Zucker und deshalb wird bei Soorbefall empfohlen auf Zucker weitgehend zu verzichten. Muttermilch enthält Laktose, das ist ebenfalls ein Zucker und Candidapilze leben ganz gut davon. Deshalb sollte bei einer Soorinfektion die Milch nach dem Stillen nicht auf den Brustwarzen eintrocknen, sondern mit klarem Wasser abgewaschen werden, um dem Soor die Lebensgrundlage zu entziehen. Hier noch einige generelle Hinweise zum Thema Soor: Nachdem die Behandlung der Soorinfektion begonnen wurde, können die Beschwerden für ein bis zwei Tage schlimmer erscheinen, bevor eine Besserung eintritt. Die Mutter sollte ihre Brustwarzen nach jedem Stillen mit klarem Wasser abspülen und an der Luft trocknen lassen, da Soor in Milch und feuchtem Milieu gut gedeiht. Bis der Schmerz verschwindet, können folgende Vorschläge dazu beitragen, das Stillen weniger schmerzhaft zu machen: häufigere, kürzere Stillmahlzeiten anbieten, an der weniger schmerzhaften Seite zuerst anlegen (wenn es eine weniger schmerzhafte Seite gibt), den Saugschluss des Babys unterbrechen, bevor es von der Brust genommen wird, indem sanft am Kinn des Babys oder am Mundwinkel des Babys gezogen wird. Soorpilze können sich an vielen Stellen (einschließlich Muttermilch) halten. Deshalb sollte sich die Mutter ihre Hände häufig waschen und die folgenden Vorsichtsmaßnahmen einhalten, um einen Rückfall zu vermeiden. Das Baby kann mit abgepumpter Milch gefüttert werden. Die Milch, die während einer Soorinfektion abgepumpt wurde, sollte jedoch nicht aufbewahrt und eingefroren werden. Einfrieren inaktiviert Hefepilze, tötet sie aber nicht ab (Rosa 1990). Daher kann eingefrorene Milch, die das Baby nach Abschluss der Behandlung erhält, einen Rückfall verursachen. Erhält das Baby einen Beruhigungssauger oder werden Flaschensauger oder Beißringe benutzt, müssen sie einmal täglich zwanzig Minuten lang ausgekocht werden, um die Soorerreger abzutöten. Nach einer Behandlungsdauer von einer Woche sollten sie weggeworfen und neue gekauft werden. Wird eine Milchpumpe benutzt, müssen alle Teile, die mit der Milch in Berührung kommen (mit Ausnahme der Gummidichtungen), täglich ausgekocht werden. Einmalstilleinlagen sollten nach jedem Stillen weggeworfen werden. Stilleinlagen aus Stoff sollte die Mutter nach jedem Stillen wechseln und erst wieder benutzen, nachdem sie in heißem Seifenwasser gewaschen wurden. Ist das Baby bereits alt genug, um mit Spielsachen zu spielen, muss alles, was es in den Mund nehmen kann, häufig mit heißem Seifenwasser abgewaschen werden, um eine erneute Infektion und ein Weiterverbreiten der Infektion an andere Kinder zu verhindern. Lieben Gruß, Kristina


Dahlie

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Liebe Kristina, ich möchte mich nochmals rückmelden und meine Erfahrung mitteilen. Aus Überlastung war es mir nach der Soor- Erkrankung nicht möglich, etliche der LLL-Empfehlungen einzuhalten: z.B. Beide behandeln wegen Pingpong-Effekt, nach jedem Stillen die Brust waschen, die Spielsachen reinigen. Rückblickend hat sich bei mir glücklicherweise die entspannte Sichtweise des Kinderarztes bestätigt: dass es genügt, das Mittel konsequent über den empfohlenen Zeitraum anzuwenden, sowie auf Hygiene zu achten; dann würde bei Stabilisierung des Immunsystems der Pilz wieder weggehn. Über den positiven Nebeneffekt einer LLL-Empfehlung kann ich euch aber berichten. Sogesehen hatte die Pilzerkrankung sogar einen Sinn: Die Trennung der beiden Tandemstillkinder auf eine zugewiesene Brustseite hat sich bewährt, da beide seelisch ausgeglichener wurden. Es gab keine Probleme mehr mit zu starkem Milchspendereflex oder zu wenig Milch. ; ) Herzliche LLL-Grüße, Dahlie


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