Mitglied inaktiv
Liebe Beraterin/nen, meine Tochter ist gut sechs Monate alt, wiegt ungefähr 10 Kilo bei einer Körperlänge von ca. 72 cm und seit ca. drei Wochen füttere ich zum bisherigen ausschließlichen Stillen Gemüsebrei, der jetzt eine Brustmahlzeit ersetzt. Seit sie einige Wochen alt ist, trinkt sie nur an einer Brustseite, dann ist sie satt. Sie braucht fünf Mahlzeiten am Tag und schläft nachts von 22 bis ca. 8:00 Uhr durch. Bis auf einige angehende Milchstaus hatte ich bis vor kurzem keinerlei Probleme beim Stillen. In letzter Zeit habe ich den Eindruck, dass ich mehr Milch habe als das Kind trinken möchte, die Brüste machen oft nach dem Trinken einen „noch nicht leeren“ Eindruck und laufen jetzt auch manchmal wieder aus. Im Moment setzt meine Regelblutung wieder ein (schade, die hatte mir gar nicht gefehlt!). Schon länger habe ich den Eindruck, dass meine rechte Brustwarze weitaus empfindlicher ist als die linke, was ich immer auf die unterschiedliche Form zurückgeführt habe – die rechte ist fester und knubbeliger als die linke und meine Tochter zog sie gerne zwischen den (zum Glück noch zahnlosen) Kiefern durch. Das Wechseln der Stillposition war da immer hilfreich, die Reizung und der weißliche weiche Schorf (er hinterließ immer eine kleine rosarote Stelle, die weh getan hat), den es schon mal gegeben hat, ist dann wieder verschwunden. Seit ca. drei Wochen habe ich – mal mehr, mal weniger – von der Brustwarze aus ziehend-stechende Schmerzen in der rechten Brust, besonders einige Zeit nach dem Stillen an dieser Seite; manchmal auch länger danach. Die jeweils ersten Schlucke tun wieder so wie ganz am Anfang des Stillens weh. Meine Hebamme (sie meinte, wunde Brustwarzen erkannt zu haben) hat mir vor zwei Wochen Multi-Mam-Kompressen und Phytolacca als Globuli empfohlen, zusätzlich habe ich einen Brustwarzenschoner gekauft. Das, zusammen mit Kälteanwendungen (die habe ich als angenehm empfunden), hat einige Erleichterung gebracht, der Schmerz ist aber dann doch wieder gekommen. Unter der Haut der Brustwarze sind kleine helle Flecke zu sehen. Ich kann keine Verhärtungen in der Brust tasten, so wie es sie während der angehenden Milchstaus gab. Meine Recherchen im Internet haben ergeben, dass es sich um eine Soorinfektion handeln könnte. Das habe ich meiner Frauenärztin vorgetragen (sie hat skeptisch geguckt – ich glaube, sie hatte noch nichts von Soor an den Brustwarzen gehört und sie hat gemeint, dass es möglicherweise auch eine Milchgangentzündung sein kann), die mir Mykotincreme verschrieben hat. Da diese aber nicht für stillende Mütter empfohlen wird, habe ich eine Creme mit Nystatin gekauft. Der Kinderarzt hat meiner Tochter Ampho-Moronal verschrieben, das sie ganz gerne nimmt. Meine Tochter hat keine soortypischen Symptome, wenn nicht eine manchmal auftretende leichte Rötung ohne Pickelbildung an der Stelle, wo die Popacken aufeinanderliegen, dazugehört. Die Nystatin-Creme hat anfangs gut geholfen (ich habe sie sicherheitshalber auf beiden Seiten angewandt, obwohl es auf der linken Seite keine Beschwerden gibt), nach einigen Tagen haben die stechenden Schmerzen aber wieder angefangen und die Brustwarze wird auch wieder ganz empfindlich. Ich könnte schreien! So macht Stillen keinen Spaß! Was meinen Sie: wie lange dauert es, bis ich mit einem Erfolg rechnen kann, wenn es wirklich Soor ist? Könnte es auch wirklich eine Milchgangentzündung sein? Was wäre dann zu tun? Die Ärztin meine: Mammografie (davor fürchte ich mich; schon ohne Stillbaby nehme ich die Strahlendosis ungern auf mich). Ein herzliches Dankeschön, Heike
Kristina Wrede
Liebe Heike, Soor kann eine sehr hartnäckige Geschichte sein, die sehr lang behandelt werden muss, damit es zu keinem Rückfall kommt. Hast du vielleicht zu früh das Medikament wieder abgesetzt? Auch nach dem vollständigen Verschwinden der Symptome solltest du noch eine Weile weiterbehandeln, um einen Rückfall auszuschließen. Der Mutter wird manchmal orales Nystatin verordnet, wenn es zu Rückfällen kommt (Lawrence, S. 265). Einige Stämme von Candida albicans sind gegen Nystatin resistent geworden. In diesem Fall werden andere Medikamente benötigt. In Australien wird eine Kombination von oralem Nystatin für die Mutter und äußerlich anzuwendendem Miconazol- oder Clotrimazol-Gel für Mutter und Baby von einigen Ärzten empfohlen (Amir, 1995). Die Mutter sollte die Medikamente bis zum Ende des Behandlungszyklus einnehmen, denn die Infektion kann wieder aufflammen, wenn die Medikamente beim Verschwinden der Symptome abgesetzt werden. Nachdem die Behandlung der Soorinfektion begonnen wurde, können die Beschwerden für ein bis zwei Tage schlimmer erscheinen, bevor eine Besserung eintritt. Die Mutter sollte ihre Brustwarzen nach jedem Stillen mit klarem Wasser abspülen und an der Luft trocknen lassen, da Soor in Milch und feuchtem Milieu gut gedeiht. Bis der Schmerz verschwindet, können folgende Vorschläge dazu beitragen, das Stillen weniger schmerzhaft zu machen: • häufigere, kürzere Stillmahlzeiten anbieten, • an der weniger schmerzhaften Seite zuerst anlegen (wenn es eine weniger schmerzhafte Seite gibt), • den Saugschluss des Babys unterbrechen, bevor es von der Brust genommen wird, indem sanft am Kinn des Babys oder an seinem Mundwinkel gezogen wird. Hättest du eine Entzündung, so wäre die Schmerzen vermutlich andere, und du würdest weitere Symptome zeigen: Fieber und/oder grippeähnliche sind die gängigsten. Ich kann aus der Ferne nur schwer beurteilen, was Sache ist, darum könnte es dir helfen, eine 2. ärztliche Meinung einzuholen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine Mammographie tatsächlich erforderlich sein sollte, bin aber kein Arzt! Auch der Kontakt zu einer Stillberaterin vorort könnte hilfreich sein. Eine Stillberaterin in deiner Nähe findest Du im Internet unter http://wwwlalecheliga.de (La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Zum Thema "Behandlung von Soor in der Stillzeit" hänge ich unten noch Auszüge aus "Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit" an. Herzlichen Gruß und schnell gute Besserung! Kristina Ich zitiere jetzt zum Thema aus dem Fachbuch "Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit" Spielmann, Steinhoff, Schaefer, Bunjes, 7. Auflage, 2006: Antimykotika zur systemischen Anwendung Erfahrungen. Systemisch eingesetzt werden heute vor allem Fluconazol (z.B. Fungata®), Ketoconazol (Nizoral®) und Itraconazol (z.B. Siros®). Bei Fluconazol wurden nach einer Einmaldosis von 150 mg per os maximal 2,9 µg/ml Milch gemessen. Ein voll gestillter Säugling könnte demnach über 15 % der mütterlichen gewichtsbezogenen Dosis erhalten. Für Fluconazol in der Milch wurde eine Halbwertszeit von 30 Stunden errechnet (Force 1995). Von manchen Autoren wird die gute Verträglichkeit von Fluconazol bei intravenöser therapeutischer Anwendung im Säuglingsalter angeführt, um für eine Freigabe in der Stillzeit zu plädieren. In einem Fallbericht zur systemischen Verabreichung von Ketoconazol wurden durchschnittlich 0,4 % und maximal 1,4 % der gewichtsbezogenen mütterlichen Dosis für den Säugling errechnet (Moretti 1995). Für die Bewertung von Itraconazol sowie den anderen "Conazol-Antimykotika" und von Amphotericin B (Ampho-Moronal®), Flucytosin (Ancotil®), Griseofulvin (z.B. Likuden® M) und Terbinafin (Lamisil®) liegen keine ausreichenden Daten vor. Empfehlung für die Praxis: Falls eine systemische Therapie unumgänglich ist, sollte Fluconazol gewählt werden, das heute wegen allgemein besserer Verträglichkeit dem Ketoconazol gegenüber vorgezogen wird. Die Candida-Infektion der Brust ist ein relativ häufiger Anlass für eine systemische Fluconazolbehandlung. Die Diagnose ist nicht ganz einfach und darf nicht vorschnell erfolgen. Man schätzt aber, dass bei jeder 5. Frau mit schmerzenden Brustwarzen eine solche Infektion vorliegt. Leider sind lokale Maßnahmen recht unergiebig, so dass eine orale Fluconazolbehandlung für 2-3 Wochen bzw. für bis zu 2 Wochen nach Symptombesserung empfohlen wird und zwar mit 400 mg am ersten Tag, gefolgt von täglich 100-200 mg (Abou-Dakn 2006). Gleichzeitig muss der Säugling antimykotisch (z.B. mit Miconazol) behandelt werden, da die mit der Milch übergehende Menge therapeutisch unzureichend ist. Im Fall einer notwendigen Behandlung sollte die Einnahme möglichst abends nach der letzten Stillmahlzeit erfolgen. Eine längere Stillpause mit der Gabe von Flaschennahrung ist nicht zu begründen. Eine systemische Behandlung mit Itraconazol oder anderen "Conazol-Antimykotika", Amphotericin, Griseofulvin, Flucytosin und Terbinafin ist in der Stillzeit zu vermeiden. Bei zwingend erforderliche Therapie mit einem dieser Mittel muss individuell über das Stillen entschieden werden. Lokale Antimykotika Erfahrungen. Zu den lokal wirksamen Antimykotika zählen Nystatin (z.B. Candio Hermal®, Moronal®) und Clotrimazol (z.B. Canesten®, Mykofungin®). Sie werden praktisch nicht resorbiert und sind enteral für den Säugling nicht verfügbar. Umfangreiche Erfahrungen mit der therapeutischen Anwendung im Säuglingsalter sprechen gegen ein toxisches Potenzial. Gleiches gilt für Miconazol (z.B. Daktar®), das ebenfalls kaum resorbiert wird. Bifonazol (Mycospor®), Croconazol (Pilzcin®), Econazol (z.B. Epi-Pevaryl®), Fenticonazol (z.B. Lomexin®), Isoconazol (in Travocort®), Moconazol (z.B. Terzolin®), Omoconazol, Oxiconazol (z.B. Myfungar®), Sertaconazol (z.B. Mykosert®) und Tioconazol (Mykontral®) sind in Struktur und Wirkung dem Clotrimazol verwandt, aber weniger erprobt. Keine Erfahrungen liegen vor zu Amorolfin (Loceryl®), Ciclopirox (Batrafen®), Naftifin (Exoderil®), Terbinafin (Lamisil®), Tolciclat und Tolnaftat (z. B. Tinatox®) sowie dem vaginal verwendeten Chlorphenesin. Empfehlung für die Praxis: Lokale Antimykotika der Wahl für die Stillzeit sind Nystatin und Clotrimazol. Auch Miconazol ist akzeptabel. Diese drei Mittel sind den anderen lokal wirksamen Antimykotika vorzuziehen. Falls tatsächlich eines der anderen Mittel zwingend indiziert ist, kann uneingeschränkt weiter gestillt werden, wenn nur vorübergehend oder kleinere Flächen behandelt werden.
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