Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Schreien an der Brust

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Schreien an der Brust

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Hallo Biggi! Vielen Dank erstmal für dieses tolle Forum! Gernelle Frage vorab. Kann es sein das für unseren PLZ (59555) keine Stillberaterin in der Nähe ist? Auf der Seite der LLL konnte ich nur Hedwig Willeke finden. Aber sie wohnt 50 km entfernt... Mein Problem: meine kleine ist 9 Wochen alt und schreit seit 2 Tagen immer abends an der Brust. Einen Schnuller nimmt sie nicht (habe es probiert zur Beruhigung unterwegs). Ich habe das Gefühl, dass sie nicht einschlafen möchte, denn wir haben auch tagsüber das Problem, dass sie am liebsten auf dem Stillkissen schläft oder auf dem Arm. Sobald sie zum schlafen hingelegt wird, ist sie nach max. 5 Min. wach. Aber nicht immer. Ab und zu schläft sie auch eine halbe bis max. 1 Std.. Sollte ich tagsüber den Raum abdunkeln? Ich habe es bislang nur halbdunkel gemacht, da sie ja eigentlich einen Unterschied von Tag zu Nacht machen soll. Nachts schläft sie im Allgemeinen ganz gut. So 4-5 Std, stillen, 3-4 Std. schlafen, stillen, 1-2 Std. schlafen. Aber es ist wirklich sehr unterschiedlich. Mal wirklich gut, aber dann auch wieder schlecht...Ich habe das Gefühl, dass ich irgendetwas falsch mache. Ich weiß, dass die kleinen Routine brauchen, aber wenn sie so unterschiedlich schläft, bin ich mal munterer mal leg ich mich wieder mit ihr hin und wasche sie deswegen auch mal eher so gegen 8 Uhr oder so gegen 12 Uhr. Aber da sie selten einfach in ihrem Bettchen liegen möchte, um Mobiles o.ä. zu betrachten ist es schwierig meinen Tagesablauf zu gestalten. Ab liebsten ist sie auf dem Arm. Alleine lassen für ein paar Minuten kann ich sie sehr selten. Und Abends wenn mein Mann nach Hause kommt, bin ich meistens zu geschafft um sie in den KiWa zu legen und spazieren zu fahren. Denn wenn wir spazieren gehen, ist nur ruhig wenn sie schläft. Sobald sie wach ist, möchte sie auf den Arm... Wie du siehst, ist alles nicht ganz einfach für mich. Aber wie kann ich es besser machen? LG, Theodora


Biggi Welter

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Liebe Theodora, fragen Sie doch eonfach mal bei Frau Willeke nach, ob es in Ihrer näheren Umgebung eine Beraterin gibt. Ihre Kleine ist ein noch recht junges Baby und das Verhalten entspricht schon fast "lehrbuchmäßig" dem eines wenige Tage oder Wochen alten Babys, das eben nicht zehn bis 15 Minuten an der Brust trinkt und danach zufrieden einschläft (Baby, die sich so verhalten, sind so schwierig zu finden, wie eine Nadel im Heuhaufen). Babys haben ein über das reine Ernährungssaugen hinausgehendes Saugbedürfnis und diesem "non nutritiven" Saugen kommt eine sehr große Bedeutung zu. Nun werden viele Menschen sagen: "Dafür gibt es ja einen Schnuller". Doch das ist eine sehr zweifelhafte Antwort. Der Schnuller ist eine Brustattrappe und von der Natur ist vorgesehen, dass das non nutritive Saugen an der Brust stattfindet. Wird der Schnuller eingesetzt, kann es nicht nur zu Saugproblemen kommen, er kann auch dazu führen, dass das Kind zu wenig Zeit an der Brust verbringt, so dass die Brust nicht ausreichend stimuliert wird und das Kind nicht die Milch bekommt, die es braucht. Der Gebrauch des Schnullers ist sehr kritisch zu sehen. Die anderen Nebeneffekte, wie häufiges Aufstehen der Mutter, weil das Kind den Schnuller verliert, sind natürlich auch nicht gerade angenehm. Sie können sich und Ihrer Tochter das Leben sehr viel einfacher machen, wenn Sie sich auf Ihr Kind einlassen. Die oben erklärten Zusammenhänge machen es Ihnen möglicherweise einfacher, dem Bedürfnis des Kindes entgegenzukommen, zumal es erwiesen ist, dass es sich langfristig auszahlt, diese Bedürfnisse jetzt zu stillen. So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys (und keinesfalls ein Einschlafproblem). Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Alterstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Ein Wachstumsschub ist mit etwa zehn Wochen zu erwarten. Dazu kommt: Menschenbabys sind Traglinge, die den Kontakt zur Mutter brauchen. Es ist von der Natur nicht vorgesehen, dass sie alleine sind und auch nicht, dass sie alleine schlafen. Das widerspricht dem Bild vom süß in der Wiege schlummernden Baby, das fast alle Frauen (zumindest beim ersten Baby) haben. Es ist daher nicht verwunderlich, wenn Ihr Kind nicht pausenlos schlafen will und ständigen Körperkontakt sucht. Außerdem schlafen die meisten Babys sehr viel weniger als es von den Eltern angenommen wird. Babys sind soziale Wesen, die die Welt, in die sie hineingeboren wurden erkunden und kennenlernen wollen und das geht nicht im Schlaf. Lassen Sie Ihr Kind an Ihrem Leben teilnehmen. Ein Tragetuch kann in dieser Situation ebenfalls sehr hilfreich sein. Ein Tragetuch ist fast ein Zaubermittel. Ihr Baby kann Ihre Nähe spüren, es wird sich an Ihrem Körper beruhigen, es wird weniger weinen, vielleicht sogar recht gut schlafen und Sie haben mindestens eine Hand frei (und auch Ihren Kopf, weil das Baby wieder ruhiger ist), um andere Dinge zu tun. Versuchen Sie es einmal. Lassen Sie sich von einer tucherfahrenen Frau zeigen, wie vielseitig ein Tragetuch eingesetzt werden kann. Sie werden vielleicht sehr erstaunt sein, wie einfach der Alltag mit einem Kind im Tuch wieder wird und mit etwas Geschick können Sie Ihr Kind sogar im Tuch stillen. Es gibt auch noch weitere Gründe, warum Ihr Kind aufwacht, sobald Sie es hinlegen. Es wird einfach deshalb wach, weil es durch die Lageveränderung von senkrecht zu waagerecht geweckt wird. Eine solche Lageveränderung reizt das Gleichgewichtsorgan im Ohr und kann dazu führen, dass das Baby aufwacht. Wenn ein Baby liegend (an der Brust) einschläft und liegen bleiben kann, die Lageveränderung also wegfällt, sind die Chancen, dass es weiterschläft erheblich besser. Das gemeinsame Schlafen hat eine ganze Reihe von Vorteilen und verhilft der Mutter zu mehr Schlaf. Möglicherweise wird Ihr Kind auch wach, weil das Bett kälter ist als der Körper von Mutter oder Vater. Diese Temperaturunterschiede können ebenfalls zum Aufwachen führen. Hier hilft es, das Baby in eine Decke zu wickeln und in die Decke eingewickelt hinzulegen. Auch der Kopf sollte in der Decke liegen. Ich kann Ihnen nur dringend empfehlen, einmal ein Stillgruppentreffen zu besuchen oder zumindest einmal mit einer Stillberaterin in ihrer Nähe ein direktes Gespräch (auch am Telefon) zu führen. Viele Unsicherheiten lassen sich im direkten Gespräch sehr viel besser ausräumen und der Austausch mit anderen stillenden Müttern kann sehr ermutigend sein und vor allem werden Sie sehen und erleben, dass sich andere Babys genau so verhalten wie Ihr kleines Menschlein. Wenn Sie mir Ihren Wohnort mit Postleitzahl angeben, suche ich Ihnen gerne die nächstgelegene LLL Stillberaterin heraus. LLLiebe Grüße Biggi Welter


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hallo theodora ich bin in einer ganz aehnlichen situation wie du. hast du lust auf einen austausch per email oder telefon? LG vivicayurie@yahoo.de


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