Hallo Frau Welter,
Mein erstes Kind habe ich über 2 Jahre ohne Probleme gestillt.
Dann kam meine Tochter vor 12 Wochen zur Welt.
Das stillen klappte am Anfang und sie nahm sehr gut zu.
Doch mit ca. 4 Wochen stagnierte die Zunahme. Zunächst dachte ich mir nichts dabei, aber wir sind mittlerweile auf der 16. Perzentile ( 44. Perzentile bei der Geburt). Der Kinderarzt will, dass ich zufüttere.
Dann habe ich alle 2 Stunden gestillt, weil ich dachte, ich habe zu wenig Milch. Das hat aber gar nicht funktioniert. Sie hat nur alle 4 Stunden aus einer Brust getrunken. Ansonsten hat sie sich geweigert. Wäre sie hungrig, würde sie doch alle 2 Stunden trinken?!
Aktuell trinkt sie gar nicht mehr aus der rechten Brust und schreit, sobald ich sie anlege. Außerdem trinkt sie wirklich schnell. Nach 2 Minuten will sie einfach nicht mehr.
Ich spüre den Milchspendereflex. Ich habe nicht das Gefühl, dass er zu stark ist. Sie trinkt normal dabei.
Außerdem haben wir gerade die Brust-Anschrei-Phase. Eigentlich möchte sie nie gestillt werden. Ich lege sie aber spätestens nach 4 Stunden an. Links klappt es mit Gemecker. Nur Nachts funktioniert das stillen ohne Geschrei auf der linken Seite. Rechts geht nichts mehr. Wobei sie anfangs ganz normal von beiden Seiten getrunken hat.
Abgepumpte Muttermilch trinkt sie übrigens auch nicht.
Im abgedunkelten Raum stillen klappt auch nicht.
Eine Stillberaterin habe ich kontaktiert, es könnte aber noch dauern bis zum Termin, hat sie gesagt, da sie viele Anfragen hat.
Ich bin verzweifelt, weil sie einfach nicht zunimmt.
Was kann ich noch versuchen?
Viele Grüße
von
1mona003
am 10.08.2023, 14:45
Antwort auf:
Schlechte Gewichtszunahme
Liebe 1mona003,
aus der Distanz kann ich dir jetzt keinesfalls sagen, was in deinem Fall erfolgen sollte. Am besten setzt du dich mit einer Stillberaterin in deiner Nähe in Verbindung und lässt das Saugverhalten einmal beurteilen, wenn du unsicher bist.
Außerdem solltest du unbedingt SOFORT Kontakt zu einer Stillberaterin vor Ort aufnehmen, die dich und dein Kind beim Stillen beobachten kann. Es ist wichtig, dass du korrekt anlegst und dass dein Kind korrekt saugt. Es kann auch sein, dass dein Baby nicht richtig saugt oder eine Saugschwäche hat, was korrigiert werden müsste. Das kann ich nicht beurteilen, denn ich kann dich nicht sehen.
Am besten besprichst du mit einer Stillberaterin in deiner Nähe, wie du vorgehen kannst.
Adressen von Stillberaterinnen findest du im Internet unter:
http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC).
Oberste Regel: Häufiges Anlegen und ein gut saugendes Kind stimulieren die Brust zu mehr Milchbildung. Deshalb solltest du dein Baby in den nächsten Tagen oft anlegen.
Richte dich mit deiner Flüssigkeitszufuhr nach deinem Durstgefühl. Eine zu hohe Flüssigkeitsaufnahme führt nicht zu mehr, sondern zu weniger Milch, da sie dazu führt dazu, dass das antidiuretische Hormon (ADH) zurückgeht, die Frau erfährt dann eine vermehrte Wasserausscheidung ("schwemmt aus") und die Milchbildung verringert sich. Zwei bis drei Liter Flüssigkeit (davon höchstens zwei bis Tassen Milchbildungstee) sind im Allgemeinen ausreichend. Wenn der Urin dunkelgelb wird und die Menge gering ist, trinkst Du zu wenig. Schwarzer Tee, Matetee und Kaffee sollten nur mäßig genossen werden. Auf Limonaden oder Colagetränke sowie künstlich gesüßte Getränke sollte möglichst verzichtet werden. Auf die (angebliche) milchflussfördernde Wirkung von Bier oder Sekt sollte verzichtet werden. Alkohol geht bereits in kleinen Mengen in die Milch über und belastet den Stoffwechsel des Babys.
Achte darauf, dass DU ausreichend und möglichst ausgewogen isst. Kohlenhydratreiche Nahrung hat einen positiven Einfluss auf die Milchbildung.
Ruhe dich oft aus und entspanne dich. Arbeite für eine Weile so wenig wie möglich. Die Hausarbeit läuft dir nicht davon! Stress wirkt sich ungünstig auf den Milchspendereflex und auf die Milchbildung aus. Vielleicht kannst du ja ein paar "Stilltage" einlegen, das heißt du legst dich mit deinem Baby ins Bett und kümmerst dich ausschließlich um dein Baby und das Stillen.
Wenn möglich, sollte dein Kind keinen Schnuller und auch keine Flaschensauger bekommen, denn diese können dazu führen, dass Dein Baby nicht mehr weiß, wie es richtig an der Brust trinken soll.
Ich würde dir zusätzlich noch empfehlen, deinem Baby eine Kalorienbombe aus Muttermilchsahne zu geben, das gibt den Kleinen meist einen wirklich guten Zunahme- und Entwicklungskick. Schau, dass du Milch ausstreichst oder abpumpst, die du in 10 ml Spritzen aufziehst und dann kopfüber in ein Glas stellst (also mit der Spitze nach unten). Lass aber ein bisschen Luft, denn die Schwerkraft wird den Kolben vielleicht etwas weiter in die Spritze drücken... Oben auf der Milch wird sich eine Fettschicht absetzen, der Muttermilchrahm. Nach ca. 2 Stunden kannst du den wässrigen unteren Teil der Milch ausdrücken und deinem Kind die verbleibende Sahne in den Mund träufeln.
Statt mit leeren Spritzen kannst du natürlich auch mit einer Tasse arbeiten, in die du die gewonnene Muttermilch gibst. Oben wird sich der fetthaltige Rahm absetzen, du kannst ihn mit einem Löffel abschöpfen und deinem Baby geben.
Wenn du das 3-4 Tage lang machst (je mehr, desto besser), wird dein Baby ganz sicher einen Schub machen.
Probier es mal aus!
Liebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 10.08.2023