Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Schlaf- und Stillrhythmus

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

zur Vita

Frage: Schlaf- und Stillrhythmus

Tausendschön

Beitrag melden

Hallo liebe Experten, in einer Woche wird meine Tochter 9 Monate alt. Da ich, wenn sie ein Jahr alt ist, wieder Hormone bekomme, muss ich in drei Monaten abgestillt haben. Ich möchte ungern an ihrem Rhythmus oder ihrer Entwicklung manipulieren. Bisher habe ich in allem auf meine Tochter reagiert, was in der Elternzeit glücklicherweise leicht möglich ist. Trotzdem frage ich mich inzwischen, ob wir alles richtig machen, um das zwangsweise gesetzte Ziel Abstillen in drei Monaten zu erreichen. Im Moment wacht meine Tochter zwischen 8 und 9 Uhr auf. Dann stille ich. Gegen 11 Uhr stille ich wieder, dabei schläft sie ein und bleibt dann bis etwa 2 Uhr in ihrem Bettchen. Wenn sie dann aufwacht, gebe ich ihr den Gemüse-Kartoffel-Brei, dazu Wasser. Gegen halb fünf gibt es Getreide-Obst-Brei mit einem Teelöffel Mandelmus, dazu Wasser. Gegen halb acht startet das Abendritual: Getreide-Milch-Brei mit Holle Anfangsmilch und Obst, dazu wieder Wasser, dann Stillen, damit sie erstmal weder Hunger noch Durst hat. Der Papa zieht ihr Schlafanzug und Schlafsack an, bevor wir gemeinsam beten. Im Wechsel liest einer von uns eine Viertelstunde lang vor, Gute-Nacht-Kuss, Spieluhr an, Licht aus (bis aufs Nachtlicht) und sie schläft meist gegen neun Uhr ein. Nachts wacht sie häufiger fast auf. Manchmal reicht es, ihr den Schnuller zu geben. Wenn sie dann nicht wieder einschläft, nehme ich sie zum Stillen raus und nach etwa 10 Minuten schläft sie weiter. In dieser Woche verlangt sie, gegen Mitternacht und gegen fünf Uhr gestillt zu werden. Wir waren auch schon bei einmal pro Nacht und etwas später wieder bei dreimal pro Nacht. Eigentlich habe ich damit gar kein Problem (außer, dass ich nach fünf schlecht wieder einschlafen kann); so könnte es von mir aus noch ein paar Monate weitergehen. Ich frage mich allerdings, ob wir auf dem richtigen Weg sind. Wie gesagt muss ich in drei Monaten abgestillt haben, bin jetzt schon traurig. Und die Hebamme vom PEKiP rät unbedingt davon ab, nächtliche Stillmahlzeiten durch die (Milch)Flasche zu ersetzen. Sie rät mir, wenn es soweit ist, meinen Mann nachts mit einer Flasche dünnem, warmem Tee zu schicken. (Der würd mir was husten, aber ich könnte ja auch selber gehen.) Der langen Rede kurzer Unsinn: Machen wir alles richtig? Sind wir auf einem guten Weg? Oder sollte ich an irgendeiner Stelle (gegen)steuern? Vielen Dank für Ihre Hilfe und herzliche Grüße


Biggi Welter

Biggi Welter

Beitrag melden

Liebe Tausendschön, Sie machen ALLES richtig :-). Es ist ein normaler entwicklungsphysiologischer Verlauf, dass Babys in diesem Alter nachts (wieder) vermehrt aufwachen. Dieses Aufwachen liegt nicht an der Ernährung des Kindes, sondern ist entwicklungsbedingt. Deshalb ist die Einführung von fester Nahrung oder künstlicher Säuglingsnahrung oder eben das Abstillen auch keine Garantie für angenehmere Nächte. Die Kinder beginnen die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Der scheinbare Rückschritt im Schlafverhalten ist eigentlich ein Fortschritt, denn er zeigt, dass die Entwicklung des Kindes voranschreitet. Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten. Der immer wieder verbreitete Gedanke, dass ein Baby ab sechs Monaten (oder einer anderen Altersgrenze) nachts nicht mehr aufwachen darf und nachts keine Nahrung mehr braucht entspringt in einster Weise dem natürlichen Verhalten und den Bedürfnissen eines Babys oder Kleinkindes, sondern er entstammt dem (verständlichen) Wunsch der Erwachsenen, die gerne ihre Nachtruhe hätten. Eine Studie von Jelliffe und Jelliffe ergab, dass Babys im Alter von 10 Monaten mindestens 25 % ihrer Muttermilchaufnahme nachts zu sich nehmen. Das spricht eindeutig dafür, dass Babys auch nach den ersten sechs Monaten nachts noch hungrig sind. Es gibt Kinder, die nachts keine Nahrung mehr brauchen, aber es gibt eben auch sehr viele Kinder, die mit einem halben Jahr noch nicht so weit sind. So wie manche Kinder bereits mit elf Monaten laufen und andere damit erst mit 16 Monaten beginnen, so entwickeln sich auch alle anderen Dinge bei jedem Kind individuell verschieden und diese Entwicklung lässt sich begleiten, aber nicht beschleunigen. Es gibt kein Patentrezept, um ein Kind zu längeren Schlafphasen zu bringen. Hätte ich eines, das das Kind achtet, würde ich ein Buch darüber schreiben und damit einen Bestseller landen, an dem sich gut verdienen ließe. Vielleicht ersetzen Sie erst alle anderen Mahlzeiten und behalten das nächtliche Stillen bei bis zum Schluss, vielleicht schläft Ihr Baby bis dahin von ganz alleine wieder länger. Wenn Sie gerne lesen und ein Buch lesen möchten, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich Ihnen wärmstens `Schlafen und Wachen ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears empfehlen, das Sie im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL Stillberaterin bekommen können. LLLiebe Grüße Biggi Welter


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.

Ähnliche Fragen

Hallo, ich habe da ein Problem mit meiner Tochter. Sie ist jetzt 3 Monate alt. Ich stille sie voll nach Bedarf. Doch scheint mir ihr Bedarf seit ca. 10 Tagen doch etwas "kaotisch" zu sein. (davor hat sie wenigstens mal 3-4 Std. am Stück geschlafen) Sie fängt z. Zt. so gegen 20.00 Uhr an einzuschlafen. Doch nach spätestens 2,5 Std. ist sie wieder ...

Hallo Frau Heindel, meine Tochter ist 18 Wochen alt und mit dem Stillen klappt es eigentlich gut. Ich stille sie voll nach Bedarf. Sie wächst und gedeiht gut. Sie trinkt immer nur eine Brust und wenn wir zu Hause stillen, döst sie dabei immer ein. Sie schliesst relativ schnell ihre Äuglein und trinkt dann aber munter weiter. Ich glaube nicht das ...

Sehr geehrte Hebammen, mein Sohn ist knapp 9 Wochen alt und trinkt im Moment ca. alle 3 Stunden. Ab und zu verschläft er die entsprechende Zeit. Dabei frag ich mich immer, ob ich ihn schlafen lassen soll, weil es ihm gut tut oder ob ich ihn wecken soll, damit sich sein Rhythmus herausbildet, was ebenso wichtig ist. Was raten Sie? Außerdem ist für ...

Liebe Experten, mein Sohn (5 Monate) trinkt tagsüber etwa alle 2 Stunden sowie nachts 1- bis 3-mal. Lässt sich für die Beikosteinführung ein größerer Abstand "antrainieren" sowie nachts wenigstens auf höchstens eine späte Stillmahlzeit reduzieren. Wenn ja, wie müsste vorgegangen werden? Viele Grüße, Katja

Liebe Biggi, unser Baby 6,5 Monate jung wird noch gestillt und die Beikost ist eingeführt. Seit ca 2,5 Monaten will es nachts nahe zu jede Stunde trinken. Es gibt aus Ausnahmen da sind es mal 2-3 Stunden Pause dazwischen (vllt einmal die Woche so). Aber auch heute Nacht jede Stunde Gewusel bis die Brust kommt. Wenn ich sie ihm nicht gebe fängt ...

Guten Morgen liebe Biggi, Meine Tochter wird bald 10 Monate alt und ich stille sie die meiste Zeit noch, da sie noch sehr wenig Brei isst. Das ist für mich auch kein Problem, dass sie für alles längere Zeit benötigt. Jedoch wird sie in der Nacht meistens nach 2h munter, trinkt bisschen was und schläft. Das ist für mich schon eine gute Nacht. ...

Hallo :) meine Tochter ist jetzt 7,5 Wochen alt und Stillen war bei uns anfangs eine richtige Großbaustelle. Da sie nach der Entlassung aus dem Krankenhaus eine Geldbsucht entwickelt hat, hat meine Hebamme mir dringend geraten, dass wir zu jeder Stillmahlzeit 30ml Pre Nahrung zufüttern. Da mein Milcheinschuss relativ spät und auch nicht über ...

Liebe Frau Welter,   ich habe im April mein zweites Kind bekommen. er ist nun 14 Wochen alt und ein gesundes und munteres Kerlchen. seit Anfang an stille ich ihn voll. Wir haben seit dem schon ein paar Phasen hinter uns. Am Anfang ist er an der Brust eingeschlafen und lies sich ablegen. Dann ging zum Schlafen nur noch die Trage. dan ...

Hallo,  meine Tochter ist 9,5 Monate alt und wird noch(voll) gestillt. Ich stille sie Tag und Nacht nach Bedarf, sie isst aber auch sehr gut mit am Tisch. Bekommt mittags und abends Brei und isst aber auch schon Brot mit frischkäse, Nudeln, Spätzle usw Nun aber meine Frage. Sie macht es mir zur Zeit, vorallem beim Mittagsschlaf nicht leicht. ...

Liebe Biggie Ich habe eine Frage rund ums Thema Abstillen. Meine Tochter ist jetzt 1 Jahr alt – 6 Monate haben wir voll gestillt und seither haben wir «natürlich» reduziert mit Baby led weaning. Tagsüber stille ich so gut wie nicht mehr – ab und zu möchte sie Nachmittags an die Brust und wenn es gerade passt, lasse ich sie. Falls nicht (wenn ...