Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

schlaf (gerna auch alle)

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: schlaf (gerna auch alle)

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hallo biggi, , simon ist nun 38 wochen alt und wird noch gestillt dh. mittags versuche ich seit einiger zeit beikost (glas) und am abend isst er voller hingabe seinen brei. er schläft noch in einem bett neben uns. da er keinen schnuller nimmt, ist meine brust sein "ersatz". in der nacht wird er alle 2-3 std.wach manchmal auch jede std.ich bin sehr müde und mein mann möchte "jedes kind kann schlafeb" bei ihm machen.hat beim ersten (kein stillkind) auch super geklappt, aber ich kann meinen kleinen nicht schreien/weinen lassen...was denken sie? herzlichen dank im voraus hannah


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? Liebe Hannah, ich werde Ihnen sicher nicht zu einem Schlaftraining raten! Das Schlafverhalten eines Kindes hat nur sehr wenig mit seiner Ernährung zu tun und es ist keineswegs so, dass ein `sattesA Kind nachts nicht aufwacht. In unzähligen Ratgebern und Broschüren steht, dass ein Baby mit etwa zwei bis drei Monaten nachts längere Schlafphasen haben wird und mit etwa einem halben Jahr damit zu rechnen sei, dass es `durchschlafeA. Und genau diese Erwartung, die allerdings absolut unrealistisch ist, haben dann auch die Eltern. Gleichzeitig ist der Markt überschwemmt von Büchern, in denen verschiedene Strategien propagiert werden, wie ein Baby oder Kleinkind das Schlafen `lernenA könne. Würde die Mehrzahl aller Kinder tatsächlich dem immer wieder verkündeten Schema gemäß schlafen, dann bräuchte kaum jemand alle diese Schlafratgeber und dann würde es sie auch nicht in jedem Buchladen geben. Es ist also einfach so, dass eine unrealistische Erwartungshaltung auf das reale Verhalten des Babys trifft und damit machen wir Eltern uns und unseren Kindern das Leben schwer. Vermehrtes nächtliches Aufwachen ist ab etwa vier bis sechs Monaten ein normales Verhalten bei Babys und zwar nicht, weil das Kind nicht mehr satt würde, sonder entwicklungsbedingt. Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Es gibt jedenfalls genügend Gründe dafür, dass das Kind unausgeglichen ist und nachts häufiger aufwacht. Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen (die dem Kind das nächtliche Stillen `abgewöhnenA), die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden und selbst die Verfechter sprechen sich gegen eine Anwendung in diesem Alter aus, bleibt Ihnen in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten. Wenn Sie gerne lesen und ein Buch lesen möchten, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich Ihnen wärmstens `Schlafen und Wachen - ein Elternbuch für KindernächteA von Dr. William Sears empfehlen, das Sie im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL-Stillberaterin bekommen können. Haben Sie ein wenig Geduld mit sich und Ihrem Kind und versuchen Sie sich den Alltag so einfach wie möglich zu machen, damit Sie genügend Ruhe für sich bekommen. Es kommen auch wieder einfachere Zeiten. LLLiebe Grüße Biggi Welter „Jedes Kind kann schlafen lernen“ von A. Kast-Zahn und H. Morgenrot ISBN 3-9804493-0-0 Dieses Buch ist eine traurige Widerspiegelung unserer Gesellschaft im Umgang mit den Kindern. Keine Familie wird gefragt, wie liebevoll sie mit den Bedürfnissen ihres Säuglings umgeht. Im Gegenteil, wenn das Baby gerade wenige Wochen alt ist, kommt die scheinbar wichtigste Frage: „Schläft es schon durch?“ Für alle Eltern, die diese Frage mit „nein“ beantworten müssen, stellt sich sofort die nächste Frage: „Was haben wir falsch gemacht?“ Die ersten sechs Monate darf ein Kind nachts noch wach werden, aber dann muß es durchschlafen. So suggeriert es dieses Buch. Richtige Erkenntnisse über den kindlichen Schlaf werden mit Behauptungen vermischt: Kinder müssen ganz alleine einschlafen – ohne Mutterbrust, ohne die Eltern im Zimmer, ohne Schnuller und vielleicht auch noch ohne Schmusetier. Sie haben anscheinend keine Bedürfnisse (zu haben). Denn alles muß beim Aufwachen genauso vorgefunden werden – so die Autoren –, wie beim Einschlafen: die Brust würde aber weg sein, auch die Eltern würden nicht mehr im Zimmer neben dem Bett stehen, der Nuckel könnte aus dem Mund gerutscht und das Plüschtier vielleicht aus dem Bett gefallen sein. Deshalb darf auch nichts davon als Einschlafhilfe verwendet werden. Es kann natürlich sein, so meine ich, daß ein Kind, was so allein ist, auch schnell wieder in den Schlaf kommt, um dieser schrecklichen Situation zu entfliehen. Ist es das, was wir wollen? Die nächste fragwürdige Behauptung diese Buches: Kinder scheinen auch in den ersten Jahren ein Zeitgefühl zu haben. Denn es wird empfohlen, das Kind kontrolliert eine bestimmte Zeit (3, 5, 7, 10 Minuten) schreien zu lassen? Oder steht das deshalb so in dem Buch, weil es uns Eltern leichter fällt, das Kind schreien zu lassen, wenn wir nach einer bestimmten Zeit wieder zu ihm gehen dürfen? Ich denke, auf alle Fälle haben Kinder, die jünger als drei Jahre sind, kein Zeitgefühl. Selbst eine Minute kann für sie eine Unendlich-keit sein. Oft klappt das Ein- und Durchschlafen aber mit dieser Methode. Hat das Kind doch schlafen gelernt? Meiner Meinung nach hat es zumindest etwas anderes gelernt: Mir kann es schlecht gehen, und ich kann schreien: es kommt doch keiner. Es wird in einen depressiven und traumlosen Tiefschlaf fallen. Das bedeutet auch den Verlust des Urvertrauens mit Auswirkungen bis in das Erwachsenenalter. Sollte dies vielleicht ein Grund für die vielen Schlafstörungen in unserer Generation oder der unserer Eltern sein? „Jedes Kind kann schlafen lernen“ – ich meine: jedes Kind lernt schlafen. Und zwar dann, wenn es für das jeweilige Kind der richtige Zeitpunkt ist. Bis dahin brauchen die Kinder Begleitung in den Schlaf. Noch immer wissen wir nicht genau, was beim Einschlafen passiert, was sich in unserem Gehirn abspielt, daß wir am nächsten Morgen regeneriert aufwachen. Wir können unsere Gedanken bahnen, indem wir beim Einschlafen an beruhigende Dinge denken. Ein Kleinkind kann das jedoch nicht. Es ist auch nicht möglich, mit Absicht immer zu einer bestimmten Zeit wach zu werden. Wäre es so, bräuchte man keine Wecker auf dieser Welt. Natürlich benötigen viele Eltern Rat, Unterstützung und Begleitung, wenn sie ein schlecht schlafendes Kind haben. Aber ich bezweifle, daß dieses Buch diesen Eltern auf Dauer ernsthaft helfen kann. Einige Beispiele aus dem Buch sollen das deutlich machen: 1. „Erfahrungen aus der Kinderarzt-Praxis“ (Seite 12) Die Eltern schlafen mit ihren Zwillingen in einem Raum und müssen jeden Abend für die Nacht 17 Fläschchen fertig machen. – Wie schrecklich, vielleicht hätte es geholfen, ein Familienbett zu organisieren? 2. „Welche Probleme können auftreten?“ (Seite 90): Das Kind von 12 Monaten erbricht, um seine Eltern zu erpressen. – Welche massiven Störungen in der Eltern-Kind-Beziehung müssen vorliegen, wenn ein Kind in dem Alter dazu in der Lage sein sollte? Dieses Buch allein kann den Eltern aus dieser Situation bestimmt nicht heraushelfen. 3. „Schmerzen“ (Seite 140): Es wird den Eltern empfohlen, dem Kind zum Einschlafen ein Fieberzäpfchen zu geben. Es könnte ja Schmerzen haben, auch wenn nichts gefunden wurde. – Das ist der erste Schritt, alle Probleme mit Medikamenten beseitigen zu wollen und zu einer späteren Medikamenten-Abhängigkeit. Fazit: Schade für all diejenigen, die fast 30,– DM für dieses Buch ausgegeben haben. Die Investition in das Buch der La Leche Liga „Schlafen und Wachen“ von W. Sears wäre weitaus lohnender gewesen, auch wenn darin keine Patentrezepte zu finden sind. Es gibt nämlich keine! Leider ist das Buch der La Leche Liga kaum in einer Buchhandlung zu finden. Gudrun von der Ohe, Ärztin und IBCLC


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Liebe Biggi, Sie sprechen mir aus der Seele!! Wenn ich von "Schlaftrainingsprogrammen" höre,bzw. Eltern schildern wie sie "die Sache durchgezogen" haben,kriege ich das kalte Grauen!!!(Bin Erzieherin) Sie haben Recht: Ist es am Anfang die Frage:"Welche Art von Geburt hattest du?"(Wobei dann der KS die gaaaaanz schlechte Variante ist,weil sich die Mutter ja nicht wirklich anstrengen musste....),wird später nachgehakt,ob das Kind schon durchschläft.........was dann beim ersten Kind wirklich Unsicherheiten und Fragen aufwirft ohne Ende..... Dann kommt um den ersten Geburtstag das MUST :"Läuft er/sie denn schon?"....huh....*augenroll*...... und was uns gerade betrifft,ist dann die Frage,wann frau denn wieder "arbeiten geht"(weil man ja mit 2 Kindern, Haus und Garten zu Hause so gar nichts zu tun hat.......)-aber das ist ein anderes Thema;-) Wir haben es meiner Meinung nach bitter nötig,endlich mal wieder mehr auf unser Bauchgefühl zu hören und auf unsere Mutterinstinkte.... Wie soll ein Kind das bitter nötige Urvertrauen ausbilden,das in unserer "Ellbogengesellschaft" immer wichtiger wird,wenn es quasi alleingelassen wird. Ich persönlich schlafe doch auch um einiges besser,wenn ich mich abends im Bett an meinen Mann kuscheln kann- wie alleine muss sich so ein Mäuschen fühlen,dem man ausgerechnet nachts Nähe und Zuwendung verwehrt? Wie kommt es,dass unser Sohn Jonathan, der stets bei Bedarf gestillt wurde,(ja-das war megaanstrengend...) eine zeitlang bei uns in der Besucherritze schlief,(auch da haben wir uns manches mal gewünscht,mehr für uns sein zu können;-) bis er bereit war in seinem Bett zu schlafen, heute von der Schule heimkommt und mir /uns ALLES erzählt-alle Sorgen und Nöte im Bereich Freunde und Schule,aber auch alles,was erlebt wurde und worüber er sich freut...sein gleichaltriger Freund Marius aber(O-Ton der Eltern):"Nie was von sich aus erzählt". Meine Gedanken dazu sind, dass Marius stets "funktionieren"musste, sich anpassen an die Eltern. Schlaf-und Töpfchentraining wurden ohne Kompromisse durchgezogen... Hach...ein Thema für sich! Bitte tut euren Kindern nicht an,sie in ein Schema F zu drücken. Und glaubt anderen Müttern nicht alles!!! Irgendwie ist es unter uns Frauen leider so, dass sich viele über ihre Kinder profilieren müssen...und da sind alle Mittel recht... Helen hatte bis dato verschiedene Phasen im Schlafverhalten: mal hat sie problemlos durchgeschlafen(von 20Uhr bis 6 Uhr),dann hatte sie wenige Wochen lang-als sie sich wohl stark entwickelt hatte und mit vielem gedanklich beschäftigte-den "Nachtschreck",der aber auch einfach so wieder "ging"(und wir gehen immer sofort zu ihr,wenn sie sich meldet) Ich stimme Biggi vollstens zu,wenn sie sagt, dass die "Schlafprogramme" eines erreichen: RESIGNATION.......es bringt nichts,wenn ich mich melde,es kommt ja doch niemand...... Meine Mutter ging wieder arbeiten als ich 8 Wochen alt war und meine Oma betreute mich tagsüber,dann kam mein Bruder zur Welt als ich 1,5Jahre alt war:ich musste auch "funktionieren",für mich blieb da nicht viel Zeit "übrig" und angeblich war ich ja soooo brav und genügsam..... warum wohl? Ich finde es toll, dass Frau Welter hier so kompetent und authentisch rüberkommt! Ach,was bin ich froh, dieses Forum entdeckt zu haben. Lg,Marielle


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