Mitglied inaktiv
Hallo, unsere Tochter ist viereinhalb Wochen alt und mit dem Stillen klappt es sowie tganz gut; Leider leidet die Kleine - wie offensichtlich fast alle Kinder - an Blähungen. Wir versuchen es jetzt mal mit Kümmelzäpfchen und SAb Simplex... Einige Fragen habe ich dennoch: Wie lange dauert es eigentlich bis von mit aufgenommene Nahrung, getränke etc. in die Muttermilch gerät? Zweimal in der Woche gönne ich mir einen leckeren Milchkaffee und ich wüsste gerne wie lange es dauert, bis das Koffein in die Milch glangt und Hannah unruhig machen würde. Auch wenn ich austeste welche Lebensmittel blähen udn welche nicht, wäre es hilfreich zu wissen wann entsprechende Stoffe beim Stillen an das Baby abgegeben werden. Dauert es Stunden? Einen ganzen Tag? Noch etwas: Hannahs Stuhlgang ist seit der zweiten Lebenswoche regelmäßig schaumig, die hebamme meinte das sei kein Grund zur Besorgnis - etwas komisch finde es aber schon. Ist schaumiger Stuhlgang im Rahmen des normalen? Eine Frage zur Brustgröße: Ich habe derzeit 80d - beim Kauf eines Still-BH´s sagte mir eine Verkäuferin, dass die Brust in ein paar Wochen wieder etwas kleiner wird und mir daher den BH ruhig etwas "knapper" kaufen sollte. Wird die Brust nach 8 bis 10 Wochen wirklich kleiner? Ich ahbe nämlich keine Lust so viel Geld für BH´s auszugeben, die dann sowieso nur zwei Monate passen. Und:Angesichts der Blähungen, die bei hannah dazu führen, dass sie jeden Tag von ca. 18 bis 22 Uhr wach ist und quengelt und drückt und bläht was das zeug hält, wollen wir ihr jetzt doch einen Schnuller geben. Ist es dafür noch zu früh? Führt dies zur Saugverwirrung? Und wie ist es überhaupt, wenn ich ihr alles 40 bis 70 Minuten die Brust gebe und sie für ein paar wenige Minuten trinkt (und sei es auch nur zur Beruhigung) verstärkt dies die Blähungen? Unsere Hebamme sagt, es sei schlecht, wenn unverdaute Milch auf verdaute kommt, das gäbe garantiert Blähungen. Da könnte ja ein Schnuller Abhilfe schaffen - zumindest manchmal, manchmal hilft scheinbar nur die Brust... Noch eine letzte Frage.: Wie lange kann man Kinder im Stubenwagen liegen und schreien lassen. Ich ahbe nämlich Sorge, dass wir die Kleine "verpümplen" und sie später bei jedem Anlass weint und nur durch uns zu beruhigen ist.... Danke für Antworten :-) Katja
? Liebe Katja, fangen wir mit Ihrer letzten Frage an: bitte lassen Sie Ihr Baby nicht im Stubenwagen liegen und weinen!!!! Ihr Kind weint nicht, um sie zu ärgern und auch nicht, weil es ihm Spaß macht, sondern weil dies der einzige Weg ist, sich bemerkbar zu machen. Das Kind versucht mit Ihnen zu kommunizieren und wenn es keine Antwort erhält, dann ist dies der Beginn der Sprachlosigkeit zwischen Eltern und Kind. Ein Baby wird nicht „verwöhnt", wenn die Eltern sofort reagieren, wenn es weint, sondern es kann ein gesundes Vertrauen in seine Eltern entwickeln, eine solide und tragfähige Beziehung zu seinen Eltern. Studien haben eindeutig ergeben, dass Babys, auf deren Weinen in den ersten Monaten SOFORT reagiert wurde später ausgeglichener waren und WENIGER weinen. Häufiges Anlegen verursacht keine Bauchprobleme. Die Theorie mit dem Mindestabstand, der angeblich notwendig wäre, entbehrt jeder wissenschaftlichen Grundlage. Es ist jedoch so, dass Kinder allgemein am Abend unruhiger sind, da sie die Erlebnisse des Tages verarbeiten müssen und selbst wenn uns Erwachsenen der Tag recht eintönig vorkam, so war er für die kleinen Menschlein doch recht aufregend. Auch wenn es in vielen Büchern und Broschüren anders steht: häufige Stillzeiten und kurze Abstände sind normal. So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys (und keinesfalls ein Einschlafproblem). Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Alterstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Ein Wachstumsschub ist mit etwa sechs Wochen zu erwarten. Das Dauerstillen kann sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, das die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht. Nicht zu vergessen ist auch die Bedeutung des non-nutritiven Saugens, des Saugens, das nicht der Ernährung dient. Die Verlockung kann groß sehr groß sein, dazu einen Schnuller anzubieten, aber die Risiken, die der Schnuller mit sich bringen kann, sollten dabei nicht unterschätzt werden. Ein Schnuller kann nicht nur zur Saugverwirrung sondern im ungünstigsten Fall sogar zu Gedeihstörungen führen. Wenn überhaupt sollte ein Schnuller sparsam dosiert wie ein Medikament eingesetzt werden. Die Verkäuferin hat zwar Recht mit der Aussage, dass die Brust in absehbarer Zeit vermutlich wieder kleiner werden wird, doch offensichtlich hat sie keine eigene Stillerfahrung, sonst würde sie niemals empfehlen einen Still-BH etwas „knapper" zu kaufen. Ein zu straff sitzender oder irgendwo einengender BH führt Ruck-Zuck zu einem Milchstau und dann unter Umständen noch zu weiteren Problemen. Allerdings ist es auch gar nicht notwendig teure Still-BHs zu kaufen, normale BHs, die sich entweder nach unten oder oben über die Brust schieben lassen gehen auch. Ich kenne viele Mütter, die während der gesamten Stillzeit nie einen Still-BH getragen haben und gerade im Wochenbett fühlen sich viele Frauen mit einem bequemen Bustier wohler. Der Stuhlgang eines voll gestillten Kindes kann in der Farbe von gelb über gelblich grün bist hin zu bräunlich variieren und auch die Konsistenz kann unterschiedlich sein, meist eher flüssig als fest. Sehr oft sieht Muttermilchstuhl aus wie gelber Hüttenkäse. Gelegentliche Schleimbeimengungen können vorkommen und von der Häufigkeit ist alles normal von neun Mal pro Tag bis (nach den ersten Wochen) hin zu alle neun Tage (oder noch länger) einmal. Die Häufigkeit kann sich auch jederzeit und immer wieder verändern. Letztlich ist das Aussehen des Stuhls jedoch zweitrangig solange es dem Kind gut geht, es gedeiht und altersgemäß entwickelt. Es gibt keine allgemeingültige Zeitangabe, wie lange Nahrung braucht um verdaut zu werden und sich dann eventuelle Auswirkungen auf das gestillte Kind zeigen. Es hängt auch von der Nahrung ab. Alkohol zum Beispiel geht sehr rasch ins Blut und auch in die Muttermilch über (die Konzentration verläuft in Blut und Milch parallel). Schweinebraten braucht erheblich länger, bis er verdaut wird. Andererseits kann es mehrere Tage dauern (manchmal noch länger) bis sich ein Erfolg zeigt, wenn man ein Lebensmittel weglässt, von dem man annimmt, dass es sich negativ auf das gestillte Kind auswirkt. Bei Kuhmilch kann dies in Extremfällen bis zu sechs Wochen dauern und so lange brauchen die Kuhmilchprodukte nie, bis sie verdaut sind. Im allgemeinen kann man aber davon ausgehen, dass sich die Auswirkungen eines bestimmten Nahrungsmittels innerhalb von einigen Stunden bis zu etwa einem Tag nach dem Genuss zeigen. Es gibt keine allgemeingültige „Stilldiät" oder generell verbotenen oder erlaubte Nahrungsmittel für die Frau während der Stillzeit (mit der Einschränkung, dass Alkohol möglichst gemieden werden soll). Der Einfluss der Ernährung der Mutter auf das Verhalten des Kindes wird meist erheblich überschätzt. Eine stillende Mutter muß weder bestimmte Nahrungsmittel (z.B. Kuhmilch) zu sich nehmen, noch müssen alle stillenden Mütter bestimmte Nahrungsmittel meiden. Von Ausnahmefällen abgesehen macht die Mehrheit der stillenden Mütter die Erfahrung, dass sie alles, was sie mögen, in Maßen essen können - auch Schokolade und stark gewürzte Speisen - ohne dass sich dies auf ihre Babys auswirkt und viele kleine Babys haben Blähungen ganz gleich, was ihre Mütter essen. Auch wenn viele Mütter davon gehört haben, dass durch den Genuss von „blähenden" Lebensmitteln Blähungen bei ihrem Baby hervorgerufen werden, ist diese Meinung mit Vorsicht zu genießen. Darmgase entstehen bei der Verarbeitung von Faserstoffen (Ballaststoffen) durch die Darmbakterien im Verdauungstrakt. Weder Verdauungsgase noch Ballaststoffe gehen in die Muttermilch über, auch nicht, wenn die Mutter unter extremen Blähungen leidet. Genausowenig verändern stark säurehaltige Nahrungsmittel den pH-Wert der Muttermilch. Deshalb gibt es auch kein Verbot für Orangensaft. Normalerweise können stillende Mütter alles essen, bei manchen Nahrungsmitteln ist es allerdings anzuraten, dass sie nicht im Übermaß genossen werden. Am ehesten ist zu erwarten, dass Nahrungsmittel, die bei der Mutter Blähungen hervorrufen auch bei ihrem Kind zu Blähungen führen können. Manche Babys haben Blähungen oder Koliken, ganz gleich, was ihre Mutter isst oder nicht isst. Letztendlich bleibt nicht anderes übrig, als auszuprobieren, ob ein Baby auf etwas reagiert oder nicht, denn das ist wirklich von Kind zu Kind unterschiedlich. Prophylaktische Enthaltsamkeit ist jedenfalls nicht notwendig. Kaffee in Maßen (nicht mehr als drei bis vier Tassen pro Tag) wird von den meisten Kindern problemlos toleriert. Blähungen kommen recht oft von einer ungünstigen Anlegetechnik bzw. von falschem Saugen. Deshalb ist es wirklich extrem wichtig, dass auf möglichst korrektes Anlegen und Ansaugen geachtet wird, damit das Kind so wenig Luft wie möglich schluckt. Ich hänge Ihnen noch einen Artikel zum Thema Mindestabstand an, denn leider geistert dieses Thema immer noch durch Deutschland und sorgt für Verwirrung. Ich hoffe, der lange Text hat Sie nicht erschlagen. LLLiebe Grüße Biggi Welter Woher kommt der Mythos vom „Mindestabstand" ? Von Denise Both, IBCLC „Sie dürfen nicht so oft anlegen, dann hat die Brust ja keine Zeit, sich wieder zu füllen." „Zwischen zwei Stillzeiten MUSS ein Abstand vom mindestens zwei Stunden liegen sonst bekommt das Kind Bauchschmerzen" „Frische Milch darf sich nicht mit bereits angedauter Milch vermischen, deshalb dürfen Babys frühesten nach zwei Stunden wieder angelegt werden" Wohl jede Stillberaterin ist schon mit diesen Aussagen konfrontiert worden. KinderärztInnen, Hebammen und auch wohlmeinende Mitmenschen kommen immer wieder damit. Ist ein Mindestabstand wirklich notwendig oder sinnvoll? Die Antwort auf diese Frage ist ein klares NEIN. Ein Baby sollte nach Bedarf gestillt werden. Alle Stillexperten sind sich einig, dass Stillen nach Bedarf für Mutter und Kind am Besten ist. So wird sichergestellt, dass das Baby die Nahrung, die es braucht, genau dann bekommt, wenn es sie braucht und sich das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage einstellen kann. Es ist nicht sinnvoll, den Abstand zwischen den Stillzeiten lange zu halten „damit sich mehr Milch ansammelt", denn die Brust funktioniert nicht wie eine Flasche, die wieder aufgefüllt werden muss. Der größte Teil der Milch wird während des Stillens gebildet. Ebenso ist es ein Ammenmärchen, dass ein Baby einen Mindestabstand zwischen zwei Stillzeiten einhalten müsse, um zu verhindern, dass frische Milch auf angedaute Milch kommt. Im Extremfall kann das „Hinhalten" des Babys zu Gedeihstörungen führen. Es gibt keinen Beweis, für die „Frische Milch auf halbverdaute Milch-Theorie", die besagt, dass zwischen zwei Stillmahlzeiten ein Mindestabstand von zwei Stunden eingehalten werden müsste, weil das Baby sonst Bauchschmerzen bekäme. Doch woher kommt diese Meinung? Die Vorstellung, dass der Magen zwischen zwei Mahlzeiten vollständig geleert werden müsse, geht wahrscheinlich auf den Kinderarzt Prof. Adalbert Czerny (1863 – 1941) zurück, vor allem auf das, was er in seiner 1893 erschienen Veröffentlichung „Die Ernährung des Säuglings auf Grundlagen der physiologischen Funktionen des Magens" und seinem 1922 veröffentlichten Buch „Der Arzt als Erzieher des Kindes" geschrieben hat. Czerny hielt es einerseits für absolut notwendig feste Abstände zwischen den Stillmahlzeiten einzuhalten, damit sich zwischen den Mahlzeiten der Magen komplett entleert und sich die Magensäure (Salzsäure) ansammeln und antiseptisch wirken kann und andererseits maß er dem streng einzuhaltenden Stillrhythmus einen hohen erzieherischen Wert bei. Nach seinen Beobachtungen entwickelten sich mit künstlicher Säuglingsnahrung (zur damaligen Zeit überwiegend Kuhmilch) gefütterte Babys besser, wenn zwischen den Mahlzeiten ein Abstand von vier Stunden eingehalten wurde. Daraus schloss er, dass es auch für gestillte Kinder besser sei, einen Mindestabstand und festen Rhythmus einzuhalten. Nachdem er festgestellt hatte, dass Muttermilch nach eineinhalb bis zwei Stunden den Magen vollständig verlassen hatte und Kuhmilch nach drei Stunden, legte er die Abstände der Mahlzeiten für gestillte Kinder auf mindestens drei Stunden, für kuhmilchgefütterte Kinder auf mindestens vier Stunden fest. Es wurde – wie so oft – einfach eine Vorgehensweise, die für nicht gestillte Kinder sinnvoll sein konnte, auf gestillte Kinder übertragen und bis heute hält sich die Vorstellung von dem Mindestabstand in vielen Köpfen, zum Leidwesen vieler junger Mütter und ihrer Babys.
Mitglied inaktiv
Katja, man SOLL die kleinen Babies gar nicht liegen und schreienlassen. Das ist ein Relikt aus dem letzten Jahrhundert und den Anfängen dieses Jahrhunderts, dass man sagt: Schreien lassen, stärkt die Lungen. (Da sag ich immer: das ist so stichhaltig wie Bluten lassen, stärkt die Adern....) und diese Weisheit mit dem Schreienlassen, damit einen das Gör nicht schikaniert, ist längst wiederlegt. Ich kopiere Dir mal hier rein, was der Entwicklungsspezialist im Forum Nebenan, Herr Dr. Posth, dazu geschrieben hat. Ich persönlich KANN sie gar nicht schreienlassen, meine süße kleine Tochter, denn die Natur hat uns Müttern nicht umsonst Instinkte gegeben, dass uns das Herz dabei blutet. lg Doro P.S. ich häng nochmal einen Artikel eines Spezialisten zum Thema Schreienlassen an. *************************************** Zum Thema Schreienlassen von Dr. Posth Der menschliche Säugling ist das schwächste ("tierische") Lebewesen von allen auf der Erde! Kleine Tiere haben immerhin noch Instinkt, der sofort nach der Geburt anspringt, und instinktgebundene Eltern. Diese würden sich nie (außer in einem extremen Mißverhältnis zwischen der Nachkommenzahl und dem aktuellen Nahrungsangebot, seltene Ereignisse in der Natur) gegen ihre Nachkommen wenden. Kleine Menschen brauchen hingegen das absolute Vertrauen zu ihren Eltern und die Sicherheit in Geborgenheit. Das ist nicht mehr instinktgeregelt, sondern psychologisch-soziologisch und muß aufgebaut werden! Ein kleiner Mensch, der Säugling, wäre ohne diese Absicherung dem sicheren Untergang preisgegeben, das ist die Empirie seiner Stammesgeschichte. Auch würde er sich ohne das Durchlaufen der Bindungsstadien weder emotional noch kognitiv normal entwickeln. Solche Säuglinge fallen bei schwerwiegenden Verläufen durch Deprivations-Symptome und eine anaklitische Depression auf (R.Spitz). Überläßt man einen Säugling in den Momenten der großen Unruhe und des Schreiens über längere Zeit sich selbst, wird er schlimme Gefühle der Befremdlichkeit und Angst erleben, denn Gefühle empfinden kann und muß der Säugling vom ersten Atemzug an, schon allein um die Bindungskompetenz zeigen zu können, mit der er die Bezugsperson an sich ziehen wird (vgl. z.B. "Der kompetente Säugling", M.Dornes, Frankfurt). Der Säugling gerät so also schnell in eine tragische Situation, denn er kann die schlechten Gefühle, die ihn in der Angst ereilen weder emotional (außer einem Augenblick von Wut), noch kognitiv (er "versteht" ja noch nichts und kann sich nichts erklären) abwehren. Das einzige, das sich in ihm über kurz oder lang vollzieht, ist Verdrängung als sog. Desintegration (vgl. "D.W.Winnicott, London). Verdrängungen aber, das lehrt uns die Tiefenpsychologie, häufen sich an, verschlechtern das intrapsychische Klima und führen u.U. zu späteren psychoemotionalen Störungen. Wer möchte das seinem Säugling antun? Der Säugling ist also eminent abhängig von dem Wohlwollen seiner Bezugsperson(en). Das ist die große Verantwortung, in der wir Menschen zueinander stehen. Dem Säugling gebührt davon die allergrößte, denn er ist der Schwächste im Glied. Die Vorstellung, einem Säugling Geduld anerziehen zu können (z.B. über ein stufenförmig gesteigertes Schreipensum) ist schon allein deswegen irrig, weil der letztlich zum Erfolg führende kognitive Prozeß einstweilen gar nicht stattfinden kann. Die emotionale Verunsicherung und der Disstreß (fühlbar und meßbar) sind aber so groß, daß man die Folgen nicht riskieren darf. Wir wissen heute, daß die Gefühle im Menschen von sog. Neurotransmittern moduliert und gesteuert werden. Distreß und Angst gehen nachweislich mit hohen Werten von CRH (Corticotropin-Releasing-Hormon, Noradrenalin und im Körper Adrenalin mit verstärkter Wirkung, alles messbar!) einher. Diese Neurotransmitter formen "plastisch" die Rezeptorenstruktur an den Synapsen im Gehirn, die wiederum die Korrespondenz der Hirnnervenzellen ermöglichen. So gelangt das Fühlen in das Denken. Dieses Fühlen wird in den Mandelkernen im Schläfenlappen schon abgespeichert, bevor das Gedächtnis für Ereignisse richtig arbeitet. Eine Erkenntnis ungefähr der letzten 5 jahre (vgl. J.Ledoux, "Das Netz der Gefühle"). Ich glaube, diese Fakten sind heutzutage nötig zu verbreiten, um das zu erklären, was alle einfühlsamen Eltern intuitiv bereits wissen: einen Säugling nie über Gebühr schreien lassen, sondern ihm vollkommene Sicherheit bieten und intensiven Trost. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit und Geduld beim Lesen! **************************************** Prof. Dr. Bernhard Hassenstein Institut für Biologie der Universität Freiburg Das Schreien eines Säuglings ist ein Signal, das - biologisch sinnvoll - einen unerwünschten Zustand kundgibt und von Natur aus für die Mutter einen appelierenden Charakter hat. Es ist nicht zu empfehlen, sich durch Selbsterziehung gegen diesen Appell zu verhärten. Die junge Mutter sollte auf alle Fälle nach ihrem weinenden Kind schauen und versuchen, die Ursache für seinen Hilferuf zu ergründen. Genügt eine sanfte oder auch lebhafte Bewegung des Bettchens und begütigendes Sprechen, um das Baby zu beruhigen, so bedeutete das Weinen, daß sich das Kind verlassen fühlte und eine Anwesenheitsbestätigung der Mutter benötigte. Tritt keine Beruhigung ein. so ist zu überprüfen: Ist das Kind zu warm oder zu kühl zugedeckt? Sind die Windeln schmutzig? Hat das Kind Hunger? Ängstigt es die Dunkelheit im Zimmer? Mit wachsender Erfahrung findet die Mutter oft den Grund für das Weinen. Wenn das Kind beispielsweise die Dunkelheit fürchtet, soll man ruhig ein kleines Licht anlassen oder die Tür zum Nebenzimmer einen Spalt breit offenstehen lassen auch wenn dort Stimmen zu hören sind. Diese können das Baby mitunter besser beruhigen als absolute Stille, die das Kind unter Umständen ängstigt. Ein großer Fehler ist es dagegen, ein Baby in einem entlegenen Raum unterzubringen, so daß man sein Weinen, nicht hört. Man beläßt den Säugling damit in der Situation des Verlassenseins, so daß er immer wieder lange Zeit seine gesamte Verhaltenskapazität auf die Beseitigung seiner vermeintlichen Bedrohung zusammenfaßt. Es ist falsch zu meinen, einem Säugling müsse zwar geholfen werden, wenn er aus Hunger weint oder weil die Windeln naß sind man solle ihn aber ruhig schreien lassen, wenn er "nur Gesellschaft will, weiter gar nichts". Die hierin deutlich werdende Einschätzung ist aus zwei Gründen unrichtig: 1. Der Säugling kann nicht die gleiche Einsicht in seine gesicherte Lage haben wie die Erwachsenen und wissen, daß er obwohl allein im Zimmer oder in der Dunkelheit nicht verlassen ist. Aus diesem Grunde ist für ihn das Fehlen des Anwesenheitssignals der Mutter ein Zeichen für den vermeintlichen Verlust des Kontaktes mit ihr. 2. Die Anwesenheitsbestätigung der Erwachsenen ist für den Säugling eine ebenso wichtige Lebensnotwendigkeit wie das Füttern und das Trockenlegen; das Fehlen des Kontaktes ruft Verlassenheitsangst hervor. Angst ist keineswegs eine "rein subjektive Angelegenheit", sondern sie geht, wie wir wissen, mit weitreichenden Umschaltungen im Nerven- und Hormonsystem einher; beispielsweise werden die Verdauungsfunktionen weitgehend unterdrückt. Ein in Verlassenheitsangst weinender Säugling ist im Zustand des Stresses. Völlig irrig ist auch die Meinung, Weinen wäre für den Säugling gesund: Es sei ein "Verdauungsspaziergang", oder es stärke seine Lunge (Abschnitt VIII A 4, S. 522). Manche Betreuer geben weinenden Säuglingen darum keine Anwesenheitszeichen, weil sie fürchten, sie zu verwöhnen und daraufhin von ihnen tyrannisiert zu werden. Diese Vorstellung wäre nur dann begründet und richtig, wenn Säuglinge schon Einsicht in räumliche Verhältnisse ("Mutter im Nebenzimmer") hätten, was aber, wie eben gezeigt, nicht der Fall ist. Das Weinen ist ein Hilferuf an die Mutter aus einer vermeintlichen Notlage heraus. Wenn eine Mutter den Säugling durch ihre liebevolle Betreuung zufriedenstellt, so ist das kein Sich-Tyrannisieren-Lassen, sondern das Erfüllen einer notwendigen Betreuungsaufgabe. Überdies: Kinder, die zu Beginn ihres Lebens ausgiebig betreut wurden, werden später schneller selbständig und unabhängig von der elterlichen Fürsorge, sie werden weniger leicht zu sich anklammernden Problemkindern. Mangelnde Fürsorge im ersten Lebensjahr (wie auch in der Folgezeit) kann dagegen, falls der Mangel nicht alsbald ausgeglichen wird, später zu einem Vielfachen an notwendigern Einsatz der Eltern in den Kleinkindjahren und in der Schulzeit führen. Was "Verwöhnen" heißt, wird ausführlicher in einem späteren Abschnitt (III C 4) erörtert; Verwöhnen ist bei älteren Kindern ein Erziehungsfehler, den man unbedingt vermeiden sollte. Das volle Befriedigen aller Bedürfnisse des jungen Säuglings nach Nahrung und nach liebevoller Anwesenheit der Betreuer ist aber kein Verwöhnen. Zu lernen, Wunscherfüllungen hinauszuschieben, gehört erst in die nächste Altersphase, in der das Kind schon die Sprache der Mutter versteht und sie ihm etwas erklären kann.
Mitglied inaktiv
Vielen Dank für die schnelle ausfürhliche Amtwort. Eine SEHR große Hilfe :-)))
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