Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Nächtliches Brustnuckeln abgewöhnen?

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Nächtliches Brustnuckeln abgewöhnen?

latifah

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Hallo, ich habe zu meinem expliziten "Problem" bisher keine passenden Threads gefunden, da es grundlegende Unterschiede bei uns zu den meisten "Brustnuckel-Einschlaf-Problemen" gibt. Wie oben schon beschrieben, würde ich gern das nächtliche Dauer-Brustnuckeln abgewöhnen bzw. einschränken. Jedoch ist es bei uns nicht so, dass mein Sohn (3,5 Monate) schon immer ein Dauernuckler war oder den Schnuller grundsätzlich verweigert, immer beim Stillen einschläft etc.. Er hat von Anfang an den Schnuller akzeptiert, so dass er (fast) ausschließlich zum Trinken an die Brust kam (natürlich auch wenn er besondere Zuwendung gebraucht hat, aber eben nicht ständig). Ein bisschen Mamanuckeln ist ja schließlich auch in Ordnung, ich möchte auch nichts erzwingen. Ebenso habe ich von Beginn an drauf geachtet, dass er wach, also nicht auf dem Arm beim Stillen einschlafend, ins (Beistell-)Bettchen gelegt wird und er ist von Anfang an dort allein eingeschlafen. Dem Zubettbringen geht selbstverständlich ein ausgiebiges beruhigendes Abendritual inkl. Babymassage/Schmusen/Kuscheln/Stillen/Buch anschauen etc. nach immer demselben Schema / Reihenfolge voraus. Er hat dann immer von ca. 21 Uhr bis mindestens 2-3 Uhr durchgeschlafen und kam dann alle 2 Stunden, was ich als völlig normal und angenehm empfand. Also in soweit alles "richtig" gemacht. Vor 4 Wochen musste ich ihn aber aus Sicherheitsgründen (zur Atemüberwachung, wg. Keuchhusten) häufiger zu mir ins Bett nehmen. Hinzu kam die körperlich anstrengende Stillsituation im Sitzen (da Bett kein Kopfteil hat), so dass ich das Liegendstillen eingeführt habe, was natürlich immer dazu geführt hat, dass wir beide dabei eingeschlafen sind. Fand ich jetzt an sich eher schön, aber anscheinend habe ich ihm einerseits das direkt-neben-mir-Liegen-und-immer-wieder-Nuckeln-können angewöhnt, und andererseits wacht er seitdem schon wesentlich früher (bereits nach ca. 30-60 Minuten nach dem Einschlafen) auf und kommt beinahe stündlich. Mittlerweile ist es so "schlimm", dass er sich weder mit Schnuller (den er kurz vorm Einschlafen immer ausspuckt) noch mit Körperkontakt wie Händchenhalten, Wange streicheln etc. beruhigen lässt. Er wird richtig wach und wenn ich ihn nicht zu mir und an die Brust nehme, fängt er irgendwann an zu weinen. Ich bin mir nicht sicher (meine 2 Großen - 11 und 13 - hatten das so nie), ob ich es zulassen soll, und somit evtl. noch "schlimmer" mache bzw. es später noch schwieriger wird zum abgewöhnen, oder ob es ratsam ist, diese Phase einfach positiv hinzunehmen. Haben Sie einen Rat für mich? Vielen Dank :)


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Liebe latifah, ich glaube gar nicht, dass Sie Ihrem Baby das angewöhnt haben, sondern das Ihr Baby einen Schub macht :-). Als Eltern glauben und hoffen wir immer auf eine lineare Weiterentwicklung der Fähigkeiten unserer Kinder. Beim Schlafverhalten können wir jedoch nicht davon ausgehen, dass die Entwicklung kontinuierlich verläuft, im Gegenteil, relativ viele Babys schlafen mit zwei Monaten deutlich länger und anhaltender als mit vier oder acht Monaten. Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Der scheinbare Rückschritt im Schlafverhalten ist eigentlich ein Fortschritt, denn er zeigt, dass die Entwicklung des Kindes voranschreitet. Ein Baby muss eine gewisse Reife erreichen, um längere Zeit schlafen zu können. Wann dieser Zeitpunkt erreicht wird, ist von Kind zu Kind unterschiedlich. Eine Flasche mit künstlicher Säuglingsnahrung (oder ein Abendbrei) verbessern das Schlafverhalten nicht (das wurde in Studien nachgewiesen). Es gibt nicht wenige Kinder, die dann sogar noch weniger schlafen. Auch wenn das Kind am Tag viel isst, schläft es nicht besser, denn es wacht ja nicht nur wegen dem Hunger auf, sondern sucht Nähe und Geborgenheit! Du kannst jetzt mit vielen Tricks versuchen, die Situation zu verändern, aber es wird nur Stress und Tränen geben, denn dein Kind IST einfach in der Phase, in der es dich so viel braucht. In dieser Zeit verarbeiten Kinder vieles in der Nacht, und brauchen die Bestätigung, dass Mama ganz nah ist, und die beruhigende Milch, noch ziemlich. Es ist kein Rückschritt, wie es scheint, sondern zeigt, dass sich dein Kleines weiter entwickelt! Ein Baby muss eine gewisse Reife erreichen, um längere Zeit schlafen zu können. Wann dieser Zeitpunkt erreicht wird, ist von Kind zu Kind unterschiedlich. Dein Baby braucht also vor allem eines: Zeit zum Reifen. Vielleicht "schenkst" Du ihm einfach noch ein bisschen von dieser Zeit, in der du ihm gestattest, so zu sein, wie es ist. Du machst nichts falsch! Wichtig ist auch, dass Du weißt, dass dies zwar eine lange Phase ist, aber sie WIRD vorbei gehen! Bis dahin ist es meist einfacher, das Drumherum zu ändern, als das Baby. • Nimm ALLE Hilfe an, die Du bekommen kannst. Erkundige dich mal, ob Du nicht eine Haushaltshilfe bekommen kannst (wegen absoluter und chronischer Erschöpfung). Möglicherweise kann dir auch deine Mutter, Schwiegermutter, Schwester oder eine Freundin (selbstverständlich auch das männliche Pendant dazu) etwas unter die Arme greifen. Das können ganz simple Dinge sein z.B. einmal alle Fenster putzen, deinen Bügelkorb leerbügeln, einige vorgekochte Mahlzeiten für deine Tiefkühltruhe, ein Nachmittag Babysitten während Du in die Sauna gehst oder sonst etwas für dich tust ... • Vielleicht findest Du auch einen verantwortungsbewussten Teenager, der gegen geringes Entgelt bereit ist, mit deinem Kind zu spielen oder spazieren zu gehen. In dieser Zeit solltest Du dann aber wirklich entweder schlafen (bzw. ruhen) oder DIR etwas Gutes tun. • Lass den Haushalt auf Sparflamme laufen. Nicht alles muss gebügelt werden. Wenn Handtücher nach dem Baden und Duschen wieder aufgehängt werden, statt auf dem Fußboden zu landen, können sie mehrmals benutzt werden, das spart Wäsche. Es ist nicht wesentlich mehr Arbeit die doppelte Menge Spaghettisoße zu kochen, aber Du hast dann eine fast fertige Mahlzeit für die Tiefkühltruhe. Es schadet nicht der Gesundheit der Familie, wenn Du die Fenster erst wieder im nächsten Jahr putzt. Du wirst sicher einiges finden, was im Haushalt nicht so perfekt gemacht werden muss. Achte darauf, dass Du genügend isst und trinkst. Du musst keine perfekten Menüs kochen und essen, einigermaßen ausgewogen reicht und es darf auch Tiefkühlgemüse statt frischem Gemüse sein (dann sparst Du dir auch das Schälen und Putzen). Eine hungrige Mutter ist nicht so belastbar. Sehr empfehlenswert ist von Sibylle Lüpold das Buch: "Ich will bei euch schlafen - Ruhige Nächte für Eltern und Kinder." Von ihr ist auch die Broschüre "Kinder brauchen uns auch nachts", in der 20 namhafte Experten wie Dr. William Sears, Prof. Dr. Gerald Hüther und Prof. Dr. Remo Largo gute Argumente liefern , weshalb von der Anwendung eines Schlaftrainings, wie zum Beispiel der Ferber-Methode, abzuraten ist. http://www.fuerkinder.org/files/broschre_kinder_brauchen_uns_auch_nachts_de.pdf Ich hoffe, die Antwort hilft dir weiter. LLLiebe Grüße Biggi


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