Liebe Biggi!
Ich habe einen zwei Wochen alten Sohn und möchte ihn möglichst lange voll Stillen. Leider hat er bedingt durch Gelbsucht in seiner ersten Lebenswoche sehr viel Tee in der Klinik bekommen und ich konnte ihn nur alle 4 Stunden anlegen (Gelbsuchtlampe). Meine häuslich betreuende Hebamme hat mir letzte Woche Montag geraten, mit dem Tee aufzuhören, damit mein Sohn häufiger angelegt werden kann und sich meine Milchbildung verstärkt(obgleich die Gelbsuch weiter besteht).
Leider meldete sich der Kleine weiterhin nur alle 4 Stunden und schlief an der Brust immer wieder ein.
Zweistündliches Wecken nützte gar nichts. Ich hatte dann zwar ein fittes Kind, das aber keinen Hunger hatte. Leider hatte er auch nicht zugenommen und der Verdacht kam auf, dass er zu wenig Milch bekomme (Zwar nasse Windeln aber bis heute nach dem Mekonium kein Stuhlgang!!!> 9 Tage)
Deshalb pumpe ich jetzt zweistündlich die Milch ab (seit 5 Tagen, um die Michbildung anzuregen) und gebe sie ihm mit der Flasche nachdem er vierstündlich an der Brust gesaugt hat zusätzlich. Seither nimmt er wenigstens an Gewicht zu (aber nur 120 gr), er schläft aber weiter über fast vier Stunden. Mein Problem:
Wenn ich nach vier Stunden pumpe habe ich nur etwa 40 gr., die gleiche Menge habe ich auch ca. wenn ich nach 2 Stunden pumpe. Ist es sinnvoll so weiterzumachen oder würdest du mir raten, ihm das Abgezapfte nach zwei Stunden Schlaf (liebevoll) aufzuzwingen, damit er sich bald selbst im angemessenen Rhythmus holen kann, was er braucht.
Es verwundert mich, dass sich meine Milchmenge auch nicht steigert. Die 40 gr. sind schon ziemlich dahergedrückt und massiert und das war vor 5 Tagen auch schon so.
Wie kann ich umgehen, Milchnahrung zuzufüttern? Die Hebamme macht nämlich schon solche Andeutungen, weil der Stuhlgang schon so lang ausgeblieben ist und wir ja auch noch das Problem mit der Gelbsucht haben. Das macht mein Baby natürlich müde, aber wenn er wach ist, macht er eigentlich einen recht munteren Eindruck.
Ist es wirklich möglich, dass sich meine Milchmenge nicht angemessen steigern lässt. Ich will ja auch nicht, dass mein Kind hungert.
Bitte sag mir doch, wie ich die Situation retten kann oder ob ich vielleicht doch nicht voll stillen sollte.
Mein Sohn hat jetzt wieder sein Geburtsgewicht von 3350 gr. Der Gelbsuchtwert: Bili 17
Was ist mit dem Stuhlgang? Er ist immer in Büchern angegeben als deutliches Zeichen, dass die Milchmenge in Ordnung ist. Wie ist die Spannweite der Milchmenge für gewöhnlich bei Kindern mit 2 Wochen?
Ich danke dir ganz doll für deine Zeit, die du investierst.
Mitglied inaktiv - 04.03.2002, 14:10
Antwort auf:
Milchmenge / kein Stuhlgang / Gelbsucht
?
Liebe Maya,
nun mal ganz langsam. Der ausbleibende Stuhlgang ist bei einem so kleinen Kind immer ein Grund genauer hinzuschauen, ob es tatsächlich ein Beleg dafür ist, dass das Kind nicht genügend Muttermilch bekommt oder ob dein Kind zu den seltenen Kindern gehört, die von Anbeginn an nur seltene Darmentleerungen hat, kann ich jedoch so nicht beurteilen.
Leider ist bei euch der Beginn nicht gerade optimal gelaufen und die Gabe von Tee statt Muttermilch (sprich anlegen) ist bei einer Neugeborenengelbsucht schon gar nicht der richtige Weg. Ein Kind mit einer verstärkten Neugeborenengelbsucht braucht dringend die kalorienhaltige Muttermilch und besonders auch das Kolostrum, das eine abführende Wirkung hat, da fast das gesamte Bilirubin über den Darm ausgeschieden wird und nicht über die Niere. Deshalb hat es keinen Sinn, die Gelbsucht durch die Gabe von Tee „Ausschwemmen" zu wollen, sondern das Kind braucht Nahrung, die den Darm anregt und so das Bilirubin schneller ausgeschieden werden kann. Bei zu langer Verweildauer des Mekoniums im Darm, kann es zudem zu einer Rückabsorption des Bilirubins kommen.
Die Hebamme hat daher recht, dass der Tee nicht sinnvoll ist und es zwingend notwendig ist, die Muttermilchaufnahme zu erhöhen.
Am besten wendest Du dich jetzt sowohl an deine Kinderärztin/arzt, damit dein Kind unter Beobachtung bleibt, als auch an eine Stillberaterin in deiner Nähe, die dir gezielte Tipps geben kann, wie Du deine Milchmenge steigern und dein Kind zum Trinken an der Brust anregen kannst.
Wenn Du mir deinen Wohnort mit Postleitzahl angibst, suche ich dir gerne die nächstgelegene LLL-Stillberaterin heraus.
Bis Du eine Kollegin erreichen kannst, hier einige generelle Hinweise zur Steigerung der Milchmenge:
Oberste Regel: Häufiges Anlegen und ein gut saugendes Kind stimulieren die Brust zu mehr Milchbildung. Deshalb solltest Du deine Babys in den nächsten Tagen oft anlegen.
Um das Interesse der Babys an der Brust wachzuhalten, kannst Du es mit Wechselstillen versuchen. Dabei legst Du Dein Baby an und stillst es, solange es wirkungsvoll saugt, d.h. es schluckt nach jeder oder jeder zweiten Saugbewegung. Sobald es seltener schluckt, nimmst Du es sanft von der Brust (vergiss nicht den Saugschluss zu lösen) und läßt es aufstossen, streichelst seine Fußsohlen oder massierst es sanft entlang der Wirbelsäule, um seine Aufmerksamkeit zu wecken. Dann wird es an der anderen Brust angelegt und wieder gestillt, so lange es wirkungsvoll saugt. Schluckt es wieder seltener, wird es zurück an die erste Brust gelegt, nachdem Du es wieder etwas ermuntert hast. Dieses „Wecken und Wechseln" wird zwanzig bis dreißig Minuten lang ausgeführt, tagsüber alle zwei Stunden und nachts mindestens alle vier Stunden.
Richte dich mit deiner Flüssigkeitszufuhr nach deinem Durstgefühl. Eine zu hohe Flüssigkeitsaufnahme führt nicht zu mehr, sondern zu weniger Milch, da sie dazu führt dazu, dass das antidiuretische Hormon (ADH) zurückgeht, die Frau erfährt dann eine vermehrte Wasserausscheidung („schwemmt aus") und die Milchbildung verringert sich. Zwei bis drei Liter Flüssigkeit (davon höchstens zwei bis Tassen Milchbildungstee) sind im Allgemeinen ausreichend. Wenn der Urin dunkelgelb wird und die Menge gering ist, trinkst Du zu wenig Schwarzer Tee, Matetee und Kaffee sollten nur mäßig genossen werden. Auf Limonaden oder Colagetränke sowie künstlich gesüßte Getränke sollte möglichst verzichtet werden. Auf die (angebliche) milchflussfördernde Wirkung von Bier oder Sekt sollte verzichtet werden. Alkohol geht bereits in kleinen Mengen in die Milch über und belastet den Stoffwechsel des Babys.
Achte darauf, dass DU ausreichend und möglichst ausgewogen isst. Kohlenhydratreiche Nahrung hat einen positiven Einfluss auf die Milchbildung.
Ruhe Dich oft aus und entspanne Dich. Arbeite für eine Weile so wenig wie möglich. Die Hausarbeit läuft Dir nicht davon! Stress wirkt sich ungünstig auf den Milchspendereflex und auf die Milchbildung aus. Vielleicht kannst Du ja ein paar „Stilltage" einlegen, das heißt Du legst dich mit deinem Baby ins Bett und kümmerst dich ausschließlich um deine Babys und das Stillen.
Eventuell kann zusätzliches Pumpen sinnvoll sein, doch das solltest Du mit der Kollegin vor Ort besprechen und vor allem dann auch eine ausführliche Pumpberatung bekommen, denn Abpumpen heißt keineswegs einfach Pumpe an die Brust und los.
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 04.03.2002
Antwort auf:
Milchmenge / kein Stuhlgang / Gelbsucht
Vielen lieben Dank.
Meine Pstleitzahl: 57072
Mitglied inaktiv - 05.03.2002, 10:12
Antwort auf:
Milchmenge / kein Stuhlgang / Gelbsucht
?
Liebe Maya,
leider finde ich anhand der Postleitzahl niemanden in unmittelbarer Nähe.
Frage bitte bei Frau Gisela Skupin Tel.: 02242-84492 nach, sie ist die Regionalbetreuerin in dieser Gegend und kann dir genauer sagen, wer die nächstgelegene LLL-Stillberaterin ist.
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 05.03.2002