Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Milchmenge/Beikost

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Milchmenge/Beikost

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Hallo Biggi, ich habe ein kleines Problem. Meine Tochter ist jetzt 19 Wochen alt und wird voll gestillt. Sie hat schon einen ziemlich geregelten Tagesablauf (selbst gewollt, nicht anerzogen!). Sie trinkt 5 mal am Tag (ca. 5, 9, 12, 16 und 19 Uhr). In letzter Zeit habe ich das Gefühl, dass bei der letzten Mahlzeit nicht genügend Milch vorhanden ist, denn meine Maus ist nach dem Stillen immer noch unzufrieden. Sie wacht auch wieder etwas früher auf (zwischen 4.30 und 5 Uhr) als noch vor ein paar Wochen. Tagsüber habe ich das Gefühl, dass sie recht gut satt wird. Sie nimmt weiterhin zu, wenn auch nicht mehr so rasant wie am Anfang (Geburtsgewicht: 3240 g, jetzt: ca. 6100 g). Außerdem hat sie ca. 6 mal am Tag eine sehr schwere, nasse Windel. Stuhlgang hat sie allerdings nur ca. 1 mal wöchentlich. Was soll ich nun tun? Abends mit dem Fläschchen zufüttern? Häufiger anlegen klappt leider nicht, weil sie nur an den Busen will, wenn sie richtig Hunger hat und tagsüber wird sie ja satt. Ich möchte in ca. 3 Wochen (nach unserem Urlaub) mit Beikost anfangen. Reicht dann meine Milch auch abends wieder aus? LG Katrin


Biggi Welter

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Liebe Katrin, es ist ein weit verbreiteter Irrtum, dass das Schlafverhalten eines Babys und seine Ernährung in direktem Zusammenhang zueinander stehen. So wird immer wieder behauptet, dass ein Baby nach einem sättigenden Brei am Abend länger schliefe. Doch das ist nicht so und viele Eltern müssen die Erfahrung machen, dass das Kind nach der Einführung des Abendbreis wacht mehr oder früher aufwacht. Mit etwa vier bis fünf Monaten verändern sehr viele Babys ihr Schlafverhalten. Das liegt wie bereits erwähnt nicht an der Ernährung, sondern es ist entwicklungsbedingt. Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen . All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt ... Insgesamt sind dies eine Menge Gründe unruhiger zu sein und nachts immer wieder aufzuwachen. Dazu kommt, dass in diesem Alter nochmals ein Wachstumsschub zu erwarten ist. So lange dein Kind gut gedeiht, besteht absolut kein Handlungsbedarf. Der „Zunehmknick" kommt bei ganz vielen Babys etwa mit vier Monaten. Gerade Babys, die in der ersten Zeit sehr gut zugenommen haben, stagnieren dann auch um den vierten, fünften Monat gerne einmal. Babys nehmen ohnehin in Schüben zu und nicht linear und mit zunehmendem Alter verlangsamt sich die Gewichtszunahme. Die durchschnittliche Gewichtzunahme vom vierten bis sechsten Lebensmonat beträgt pro Woche etwa 85 bis 142 g, ab sechs Monate verringert sie sich weiter auf 42 bis 85 g wöchentlich. Deine Milchmenge richtet sich immer danach, wie viel und wie oft dein Kind an der Brust trinkt. Gerade in der ersten Zeit der Beikostfütterung sollte der Begriff „BEI-Kost“ wörtlich genommen werden: es ist zusätzliche Nahrung, die nicht anstatt der Muttermilch sondern dazu gegeben wird. Das Kind bekommt altersgemäße Beikost und wird weiterhin nach Bedarf gestillt. Wenn Du deinem Kind etwas Gutes tun willst, dann verzichte noch etwa zwei weitere Monate auf jegliche Form von Beikost. Auch wenn dein Baby nicht allergiegefährdet ist, so ist die zu frühe Einführung der Beikost immer eine starke Belastung für den noch unreifen Darm und belastet auch die Nieren enorm durch die erhöhte Molenlast. Es ist sinnvoll mit der Beikost zu beginnen, wenn das Baby die folgenden Anzeichen zu erkennen gibt: • es ist in der Lage aufrecht zu sitzen, • der Zungenstreckreflex, durch den das Baby feste Nahrung automatisch wieder aus dem Mund herausschiebt, hat sich abgeschwächt, • es zeigt Bereitschaft zum Kauen, • es kann selbstständig Nahrung aufnehmen und in den Mund stecken und interessiert sich dafür, • es zeigt ein gesteigertes Stillbedürfnis, das sich nicht mit einer Erkrankung, dem Zahnen oder einer Veränderung in seiner Umgebung oder in seinem Tagesablauf in Verbindung bringen lässt. Dies ist meist etwa mit sechs Monaten der Fall, bei wenigen Kindern früher, bei gar nicht so wenigen später. Ehe diese Zeichen nicht zu erkennen sind, sollte noch keine Beikost eingeführt werden. Auch Babys, die mit künstlicher Säuglingsnahrung gefüttert werden, sollten in den ersten sechs Monaten keine andere Nahrung erhalten. Wenn es dann soweit ist, sollte die Einführung der Beikost langsam erfolgen. Es ist am günstigsten mit einem Nahrungsmittel zu beginnen, zunächst nur eine geringe Menge anzubieten (jeweils nur mit ein paar Löffeln beginnen) und diese dann langsam zu steigern. Am Anfang sollte nur eine neue Nahrung, ein- oder zweimal am Tag gegeben werden und etwa eine Woche gewartet werden, bevor wieder etwas Neues angeboten wird. (Also nur Karotte, nur Kartoffel, nur Banane, nur geriebener Apfel usw.). Der Sinn dieser Vorgehensweise ist folgender: Falls sich eine allergische Reaktion zeigt, kann man auf diese Art leichter feststellen, was sie verursacht hat. Auch wenn das Risiko einer allergischen Reaktion nach dem ersten halben Jahr nicht mehr so groß ist, besteht die Möglichkeit dass eine Speise eine allergische Reaktion auslöst (Ausschlag, Durchfall, Erbrechen). Wurde immer nur ein neues Nahrungsmittel eingeführt, dann lässt sich leichter feststellen, welches Nahrungsmittel nicht vertragen wurde. Die betreffende Speise sollte dann aus dem Speiseplan gestrichen und erst zu einem späteren Zeitpunkt wieder angeboten werden. Bereits eingeführte Nahrungsmittel, die gut vertragen werden, können miteinander gemischt werden. Die Empfehlung lautet also nicht strikt erst eine komplette Mahlzeit vollständig zu ersetzen, ehe die nächste Mahlzeit ersetzt wird, sondern erst etwa eine Woche abwarten, ehe ein neues Nahrungsmittel eingeführt wird und die Beikost als Ergänzung und nicht als Ersatz für die Muttermilch betrachten. Daher gibt es auch keine festgelegte Zahl für die Stillmahlzeiten, sondern das Kind kann weiterhin nach Bedarf gestillt werden. Was nun die Abwechslung im Speiseplan des Kindes betrifft, so ist im ersten Lebensjahr eindeutig weniger mehr. Das Kind braucht nicht so viel Abwechslung, die große Vielfalt erhöht vielmehr das Risiko von Allergien. Im gesamten ersten Lebensjahr kann der Flüssigkeitsbedarf eines Babys vollständig über die Muttermilch gedeckt werden, vorausgesetzt, es wird weiterhin nach Bedarf gestillt. Dennoch ist es sinnvoll parallel zur Einführung der Beikost auch den Becher mit Wasser einzuführen. Biete deinem Kind zur Beikost einfach Wasser an. Wenn es durstig ist, wird es trinken, wenn nicht, wird es eben nichts trinken. Wasser ist das optimale Getränk für Erwachsene wie für Kinder, Tee oder Saft sind nicht notwendig. Überlege dir wirklich, ob Du bereits jetzt mit Beikost beginnen willst, es hat keinen Vorteil für dein Kind, aber viele Nachteile und nur die Tatsache, dass die Nahrungsmittelindustrie auf die Packungen druckt „ab vier Monate" heißt nicht, dass Beikost ab diesem Alter sinnvoll oder notwendig ist. LLLiebe Grüße Biggi


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