Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Mein Baby wird nicht satt mit Mumi!

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Mein Baby wird nicht satt mit Mumi!

Mitglied inaktiv

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Liebe Biggi! Ich habe folgende Frage an sie. Meine Tochter ist jetzt gut eine Woche alt. Sie hatte ein Geburtsgewicht von 4240g und ich hatte vor voll zu stillen. Leider wird sie seit dem ersten Tag nicht satt, wenn ich ihr ausschliesslich die Brust anbiete. Schon im Krankenhaus hat sie Zwiemilchernährung bekommen. Meine Nachsorgehebamme meinte, ich soll nicht zufüttern, da ich reichlich Milch habe. Ich lese aber immer wieder, der Stillvorgang sollte so 30 min dauern. Ich lege allerdings meine Tochter oft über eine Stunde an und sie schreit hinterher immer noch, bis ich ihr ein Fläschchen mache. Es kann doch nicht sinnvoll sein, die Kleine so lange anzu legen. Mich würde ihre Meinung dazu interessieren. Vielleicht haben sie Rat für mich. Ich würde sehr gerne ausschliesslich stillen, aber sie braucht jetzt schon fast 200ml pro Stillmahlzeit. Was soll ich tun?? Liebe Grüße Heike mit Alena (*08.09.04)


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Liebe Heike, ein Baby ist in den ersten Tagen nie „satt“ und will und sollte fast stündlich angelegt werden. Wahrscheinlich hatte die Hebamme recht, wenn sie meinte, dass Du genug Milch hattest (oder hast). Der Organismus eines Neugeborenen ist auf viele, kleine Mahlzeiten eingestellt. Sein Magen hat etwa die Größe eines Teebeutels. Kleine Mengen an Muttermilch sind also absolut richtig und in Ordnung. Das Baby sollte so bald wie möglich nach der Geburt zum ersten Mal angelegt werden und dann jederzeit und ohne zeitliche Einschränkung an die Brust dürfen, wenn es das will. So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys. Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Alterstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Das Dauerstillen kann sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, das die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht. Wird in dieser Situation zugefüttert, so wird in das Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage eingegriffen und das kann der Beginn des unfreiwilligen, vorzeitigen Abstillens sein. Es ist möglich die Milchproduktion auch jetzt noch wieder zu steigern und an den Bedarf des Babys anzupassen. Das grundlegende Vorgehen besteht jetzt darin, das Baby dazu zu bringen so oft wie möglich an der Brust zu saugen. Dadurch werden die Brüste wieder zur Milchbildung angeregt. Ein ähnlicher Effekt lässt sich auch mit einer guten Milchpumpe erreichen. Häufig ist auch zusätzliches Pumpen neben dem Anlegen des Kindes sinnvoll, um die Milchproduktion zu steigern Oberste Regel: Häufiges Anlegen und ein gut saugendes Kind stimulieren die Brust zu mehr Milchbildung. Deshalb solltest Du deine Babys in den nächsten Tagen oft anlegen. Um das Interesse der Babys an der Brust wachzuhalten, kannst Du es mit Wechselstillen versuchen. Dabei legst Du Dein Baby an und stillst es, solange es wirkungsvoll saugt, d.h. es schluckt nach jeder oder jeder zweiten Saugbewegung. Sobald es seltener schluckt, nimmst Du es sanft von der Brust (vergiss nicht den Saugschluss zu lösen) und läßt es aufstossen, streichelst seine Fußsohlen oder massierst es sanft entlang der Wirbelsäule, um seine Aufmerksamkeit zu wecken. Dann wird es an der anderen Brust angelegt und wieder gestillt, so lange es wirkungsvoll saugt. Schluckt es wieder seltener, wird es zurück an die erste Brust gelegt, nachdem Du es wieder etwas ermuntert hast. Dieses „Wecken und Wechseln" wird zwanzig bis dreißig Minuten lang ausgeführt, tagsüber alle zwei Stunden und nachts mindestens alle vier Stunden. Richte dich mit deiner Flüssigkeitszufuhr nach deinem Durstgefühl. Eine zu hohe Flüssigkeitsaufnahme führt nicht zu mehr, sondern zu weniger Milch, da sie dazu führt dazu, dass das antidiuretische Hormon (ADH) zurückgeht, die Frau erfährt dann eine vermehrte Wasserausscheidung („schwemmt aus") und die Milchbildung verringert sich. Zwei bis drei Liter Flüssigkeit (davon höchstens zwei bis Tassen Milchbildungstee) sind im Allgemeinen ausreichend. Wenn der Urin dunkelgelb wird und die Menge gering ist, trinkst Du zu wenig Schwarzer Tee, Matetee und Kaffee sollten nur mäßig genossen werden. Auf Limonaden oder Colagetränke sowie künstlich gesüßte Getränke sollte möglichst verzichtet werden. Auf die (angebliche) milchflussfördernde Wirkung von Bier oder Sekt sollte verzichtet werden. Alkohol geht bereits in kleinen Mengen in die Milch über und belastet den Stoffwechsel des Babys. Achte darauf, dass DU ausreichend und möglichst ausgewogen isst. Kohlenhydratreiche Nahrung hat einen positiven Einfluss auf die Milchbildung. Ruhe Dich oft aus und entspanne dich. Arbeite für eine Weile so wenig wie möglich. Die Hausarbeit läuft dir nicht davon! Stress wirkt sich ungünstig auf den Milchspendereflex und auf die Milchbildung aus. Vielleicht kannst Du ja ein paar „Stilltage" einlegen, das heißt Du legst dich mit deinem Baby ins Bett und kümmerst dich ausschließlich um dein Baby und das Stillen. Nach ein paar Tagen müssten auf diese Weise sowohl deine Milchmenge als auch dein Baby zunehmen. Wenn nicht, melde dich nochmals. Wende dich bitte auch möglichst bald an Frau RUHL Steffi, Tel.: 08081 8638, sie kann dir Tipps geben und dir die nächst gelegene LLL-Beraterin nennen. Ich wünsche dir viel Erfolg. LLLiebe Grüße Biggi


Mitglied inaktiv

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Ich habe auf einer vorhergehenden Seite gesehen, dass jemand das gleiche Problem hat wie ich. Meine Hebamme sagte jedoch, das meine Kleine ein sehr gutes Saugverhalten hat. Allerdings trinkt sie meiner Meinung nach nur die ersten 5-10 Min. wirklich effektiv. Gerne würde ich auch eine Stillberaterin in Anspruch nehmen. Werden die Kosten von der KK übernommen? Hier meine PLZ und der Wohnort: 91448 Emskirchen. Wäre nett, wenn sie mir eine Stillberaterin in meinem Bereich nennen könnten. LG Heike


Mitglied inaktiv

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Liebe Biggi! Vielen Dank für die nette, ausführliche Antwort. Das mit dem "Dauerstillen" trifft schon fast zu. Allerdings tun meine Brustwarzen so weh, das ich schon Angst habe vor jedem Anlegen. Das wird natürlich noch dadurch gefördert, dass die Kleine so oft an die Brust will. Leider ist es mit dem häufigen Anlegen auch nicht so einfach, da ich noch einen Zweijährigen um mich rumwuseln habe, der nur Blödsinn macht, also mit Ruhe beim Stillen ist nicht viel getan. Ich habe jetzt zwischendurch auch mal abgepumpt, damit ich keine Pre-Nahrung zufüttern muß, sondern Mumi geben kann. Ach, das ist alles zu schwierig. Alena ist bereits mein drittes Kind und ich habe meine beiden Großen nur vier Woche gestillt, bzw. abgepumpt, weil ich solche Probleme hatte. Diesesmal hab ich gehofft, das ich voll stillen kann, aber so ein großes Kind satt zu bekommen ist noch schwieriger als ein leichtes, denke ich mal. Ich werde versuchen, mit einer Stillberaterin Kontakt aufzunehmen über die Tel. die ich von dir bekommen habe. Hoffentlich klappt es noch mit dem Stillen, aber es ist wirklich eine schwierige Sache!! LG Heike mit Alena


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