Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Ich möchte nicht mehr stillen aber es fehlt ein Konzept

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Ich möchte nicht mehr stillen aber es fehlt ein Konzept

Mitglied inaktiv

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Liebe Biggi, zunächst möchte ich mich ganz herzlich bedanken für deine unermüdliche Arbeit. Durch dein Forum hab ich viel gelernt und konnte so meine Tochter jetzt wunderschöne 27 Monate stillen. Ich wollte unsere Kleine gerne bis zum 2 Geburtstag abstillen, aber bis zum Jahresanfang brauchte sie noch so. ca. 5-6 Stillmahlzeiten am Tag und in der Nacht. Seit drei Monaten habe wir sie jetzt soweit, dass sie ca. 8 Stunden durchschläft. Sie stillt jetzt nur noch in den frühem Morgenstunden, Mittags und Abends. Ich möchte sie allerdings gar nicht mehr stillen, weil wir gerne per Kinderwunschbehandlung wieder an einem Geschwisterchen arbeiten wollen. Das wird sich sowieso noch länger hinziehen, als mir lieb ist. Mein Entschluss ist so fest, dass ich sage: Wenn sie jetzt käme und nicht mehr stillen wollte, ich würde vor Freude einen Luftsprung machen. Nur sobald sie weinend das Stillen einfordert, dann kann ich einfach nicht anders und stille sie. Dabei bin ich dann nicht gerade glücklich. Aus lauter Verwzweiflung habe ich mir jetzt Salbeitee geholt, und trinke auch schon länger Pfefferminztee, damit sie vielleicht von alleine aufhört. Mir fehlt irgendwie das Konzept. Und ich habe auch keinen, mit dem ich darüber ernsthaft reden kann, denn ich gelte eh als Alien. In einem Posting schriebst du, die Kinder stillen zu lassen, wann immer sie wollen, aber dafür die Stillzeiten einkürzen. Das funktioniert ebenfalls nicht, sie wird todunglücklich, sobald ich sie bitte, aufzuhören. Wenn ich sie ablenke, dann fordert sie das fehlende Stillen später ein. Vielleicht kannst du oder auch die anderem Mütter mir da weiterhelfen. Ganz liebe Grüsse von Cat


Biggi Welter

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Liebe Cat, für dein Kind ist das Stillen viel, viel mehr als nur Nahrungsaufnahme. Das Abstillen bedeutet daher auch mehr als das reine Ersetzen einer Nahrung durch eine andere. Im Alter deines Sohnes ist es dem Kind auch sehr bewusst, dass Stillen mehr als nur Trinken bedeutet. Ich werde dir jetzt ein paar Möglichkeiten aufzählen, ein älteres Stillkind von der Brust zu entwöhnen. Eine Methode, die sich beim allmählichen Abstillen bewährt hat heißt `biete nicht an, lehne nicht ab". Das bedeutet, dass Du deinem Kind die Brust nicht von Dir aus anbietest, aber auch nicht ablehnst, wenn es danach verlangt. Viele Kinder wurden auf diese Weise abgestillt. Eine weitere Möglichkeit heißt Ablenkung. Durch Ablenkung abzustillen bedeutet, Deine Gewohnheiten von Tag zu Tag erheblich zu verändern. Du musst die vertrauten Stillsituationen vermeiden und neue Betätigungsfelder schaffen. Für das eine Kind kann das bedeuten, dass Ihr viel häufiger Ausflüge zu Orten unternehmt, die Deinem Kind gefallen und wo es viele Menschen und viel Trubel gibt. Für ein anderes Kind bedeutet dies vielleicht, das Leben erheblich ruhiger zu gestalten, um Situationen, die es als bedrohlich empfindet, zu verringern. Es kann auch ablenkend wirken, wenn Du Dein übliches Verhalten in bestimmten Situationen veränderst. Wenn Du zum Beispiel sitzen bleibst anstatt Dich hinzulegen, wenn Du Dein Kind zum einschlafen bringst. Andere Möglichkeiten sind Vorlesen, Singen oder vielleicht ein neues Spielzeug. Manchmal bringt es Dich auch weiter, wenn du das Stillen immer dann, wenn Dein Kind diesen Aufschub verkraften kann, für eine Weile verschiebst. Das kannst Du flexibler handhaben als den Vorsatz eine bestimmte Stillmahlzeit ausfallen zu lassen. Mit zwei Jahren kann ein Kind schon sehr viel verstehen und Abmachungen treffen. Ich denke, dass der erste Schritt für euch sein sollte, dass Du mit deinem Kind darüber sprichst, wie es dir geht und was Du nicht mehr möchtest. Dann könnt ihr als Eltern eine Art Plan machen, wie ihr vorgehen wollt, um das Stillen etwas einzuschränken. Stillen nach Bedarf ist bei einem Kind über einem Jahr nicht mehr ein so eng gefasster Begriff wie bei einem kleinen Baby und liebevoller Konsequenz lassen sich auch bei einem Kind in diesem Alter in einem gewissen Rahmen Regeln aufstellen. Selbstverständlich wird sich nicht von heute auf morgen eine plötzliche Änderung ergeben, das geschieht in kleinen Schritten und selbstverständlich wirst Du mit Rückschritten rechnen müssen, doch mit viel Liebe und Beharrlichkeit, könnt ihr einen Weg zum allmählichen Abstillen finden. Du kannst als Übergangslösung mit deinem Kind vereinbaren, dass es in bestimmten, klar erklärten und für das Kind erkennbaren Situationen nur ganz kurz trinken darf und so einen allmählichen Übergang schaffen. Wichtig ist, dass dein Kind weiterhin deine Liebe und Zuneigung spürt und Du nicht gleich die Geduld verlierst, wenn es nicht so schnell klappt mit dem Abstillen. Viele Frauen glauben, dass sie sich beim Abstillen vom Kind distanzieren müssen, aber genau das Gegenteil ist der Fall. Deshalb halte ich auch nicht viel von der Lösung, dass die Mutter einige Tage alleine verreist. Diese plötzliche Trennung kann das Kind in tiefe Trauer und Verzweiflung stürzen und vor allem: Was macht die Mutter, wenn das Kind nach der Rückkehr doch wieder an die Brust will? Außerdem möchte ich dir das Buch `Wir stillen noch über das Leben mit gestillten KleinkindernA von Norma J. Bumgarner empfehlen, das bei La Leche Liga und jeder La Leche Liga Stillberaterin (also hier im Still-Shop) und im Buchhandel erhältlich ist. LLLiebe Grüße Biggi


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