Liebe Biggi,
du hast mir in meiner "Stilllaufbahn" schon so oft geholfen. Deshalb heute nach langer Zeit wieder ein Posting an Dich.
Jonas ist nun 2,5 und stillt immer noch recht viel - mal mehr, mal weniger.
Einschlafen - nur mit Stillen. Papa hat da keine Chance. Auch ansonsten ist er sehr auf mich fixiert. Was alle natürlich mit dem langen Stillen in Verbindung bringen. Seis drum - manchmal verunsichert mich das, manchmal nicht.
Ich merke nur im Moment, dass ich ein wenig stillmüde werde. Denn es ist so gar nicht zu bemerken, dass das Stillen weniger wird. Nachts wird er immer noch sehr häufig wach und schläft dann auch nur mit Stillen weiter. Oft leider mit Endlos-Nuckeln dabei. Nach dem Einschlafen dauert es max. 3 h bis er das erste mal wieder Stillen möchte. Da sind die Freiräume für mich natürlich rar. Mittags stille ich manchmal 1/2 h, nach 1/2 h alleine wacht er dann wieder auf und schläft nur mit Stillen weiter. Ausserdem weint er IMMER, wenn er aufwacht und ich nicht in Sichtweite bin.
Gerade werden die Situationen, in denen ich eigentlich nicht stillen möchte oder früher aufhören als er es will, häufiger.
Mit Verhandlungen komme ich da leider gar nicht weiter - er weint dann fürchterlich.
Und deshalb bin ich gerade schwer am Grübeln. Abstillen würde wahrscheinlich seeeehr schwierig für ihn werden. Und vielleicht ist er dann noch unsicherer und fixiert sich noch mehr auf mich.
Andererseits möchte ich auch nicht, dass ich nur noch mit Widerwillen stille (ist im Moment nicht so, aber wie gesagt ich werde unwilliger ;-) ).
Auf jeden Fall kann ich mir gar nicht vorstellen, dass er wirklich von alleine aufhören wird.
Wie Du siehst bin ich etwas ratlos und hoffe auf einen Rat von einer erfahrenen Stillberaterin und Mutter ...
LG,
Jonas-Mum
Mitglied inaktiv - 13.02.2004, 13:55
Antwort auf:
Ich bin stillmüde ...
Liebe Jonas Mum,
viele Frauen erleben zwischendurch eine Phase der Stillmüdigkeit. Sie wünschen sich wieder mehr Freiraum für sich und auch wieder mehr Verfügungsrecht über ihren Körper. Dieses Gefühl kennt vermutlich jede Frau, die längere Zeit stillt. Doch das ist letztlich nicht wirklich etwas, was sich durch Abstillen erreichen ließe, denn es ist nicht wirklich so, dass das Stillen die Frau "anbindet" und müde macht, sondern es ist die Mutterschaft. Wir alle haben irgendwann oder immer wieder einmal Sehnsucht nach dem Leben v.K. (= vor dem Kind) als "Mama noch eine Frau war".
Muttersein ist einer der härtesten und anstrengendsten Berufe der Welt ist, der sieben Tage die Woche und 52 Wochen im Jahr einen 24 Stunden Dienst ohne Urlaubsanspruch und Krankschreiben bedeutet. Und an dieser Tatsache ändert sich nichts, ob frau nun stillt oder nicht. Selbst wenn eine Mutter ihr Kind vorübergehend in die Betreuung durch Vater, Großmutter oder Babysitter gibt, bleibt sie die Mutter und wird das Kind nicht aus ihren Gedanken streichen können oder die Verantwortung dafür abgeben können. Abstillen gibt keiner Frau das Leben vor dem Kind wirklich zurück. Du musst dir bewusst sein, dass sich durch das Abstillen dein Leben keineswegs auf wundersame Weise positiv verändern wird.
Dein Sohn spürt, dass Du dich ihm entziehen willst und das macht ihn unsicher, so dass er noch mehr "klammert", noch stärker deine Nähe und die Geborgenheit an der Brust sucht. Das Abstillen jetzt mit aller Macht "durchziehen" zu wollen, wird viel Kraft und Tränen bei allen Beteiligten fordern.
Ich habe jetzt kein Rezept für dich, wie Du deine Gefühle und die Bedürfnisse deines Kindes miteinander in Einklang bringen kannst. Ich kann dir nur an Herz legen, in einer stillen Stunde für dich selbst zunächst einmal eine Bestandsaufnahme zu machen und für dich selbst in Reine kommen, was DU für dich als wichtig und richtig erkennst. Wenn Du es erst einmal geschafft hast, deine eigene Position gründlich zu bestimmen, dann wird es dir auch leichter fallen, zu erkennen, was für deinen Sohn absolut wichtig ist und wo er vielleicht Einschränkungen verkraften kann.
Kennst Du das Buch "Wir stillen noch" von Norma J. Bumgarner? Vielleicht gibt dir der Inhalt dieses Buches Kraft und Tipps deine Entscheidung und auch die Durchführung, gleich wie Du dich entscheidest.
Viel Kraft und gute Nerven und Geduld für dich und dein Kind.
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 13.02.2004
Antwort auf:
Ich bin stillmüde ...
Hallo Jonas-Mum,
ich habe zwar auch keinen Tipp für Dich, kann Deine Situation aber voll nachempfinden.
Meine Tochter ist 22 Monate alt und wird auch noch gestillt, ich war schon sehr oft an den Punkt abzustillen, habe es aber bisher nicht gemacht, da ich meine Tochter nicht schreien lassen kann.(Habe es einmal ausprobiert es waren sehr harte 2 Stunden). Mir hat die LLL-Stillgruppe sehr geholfen, mich zum weiterstillen zu bringen, denn alleine das Austauschen mit Müttern die auch Kleinekinder stillen hat mir viel gebracht.
Bei mir ist es oft das Umfeld, die einen zum Nachdenken bringen mit Sätzen wie "Du stillst noch".
Mußte es gerade wieder erfahren als ich bei einer neuen Kinderärztin war, die will das mein Kind durchschläft und das soll ich mit gewalt (schreien lassen) durchziehen. Kennst Du auch solche Erfahrungen von Ärzten?
Wenn Du Lust hast Dich mal mit jemanden zu Schreiben, der auch noch Stillt oder etwas wissen möchtest.
Schicke mir einfach eine mail:hrybiHH@web.de oder Besuche unsere Homepage. www.hrybi.de
Gruß Vera
Mitglied inaktiv - 13.02.2004, 22:07