Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Gewicht + Milchproduktion

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Gewicht + Milchproduktion

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Liebe Biggi, mein Sohn ist jetzt 4 Wochen alt. Wir hatten von Anfang an Probleme mit dem Stillen. Da es ihm nach der Geburt nicht gut ging mußte er in die Kinderklinik. Es kamen noch eine Infektion und Gelbsucht dazu. Er weinte nicht, er wachte nur in großen Abständen auf und schaute einfach vor sich hin. Er war zu schwach an der Brust zu trinken, da er mit einem Geburtsgewicht von nur 2850 g und einer Länge von 51 cm zur Welt kam haben wir ihm auch etwas zugefüttert, aus Angst er habe nicht genug Energie um zu genesen, was die Folge hatte, daß er an der Brust garnicht mehr saugen wollte. Seit wir zu Hause sind haben wir mit großer Mühe geschafft ihm das Trinken an der Brust beizubringen. Ich hatte derweil 2 Brustentzündungen. Mein Kleiner hat nun ein Gewicht von 3020 g. Das ist nicht viel für ein 4 Wochen altes Kind. Die Hebamme die mich beim Stillen betreut macht sich auch Sorgen wegen des geringen Gewichts. Das verunsichert mich. Ich möchte ihm nicht zufüttern, dann wird er garnicht mehr an der Brust trinken. Es gibt doch auch dünne Menschen und dicke Menschen. Ein dünner Mensch ißt doch auch nicht so viel wie ein dicker und kann trotzdem gesund sein. Muß er wirklich Zusatznahrung erhalten wenn er nicht schnell zunimmt? Mein zweites Problem ist, daß er nachts ca. 6 - 7 Stunden durchschläft, was mich freut, da ich dadurch viel Erholung bekomme. Am Morgen aber sind meine Brüste bis zum platzen gespannt und knotig. Das Spannen und die Knoten lösen sich im Laufe des Tages auf (ich streiche aus beim Stillen), aber wenn es Abend wird ist aller Vorrat aufgetrunken, und dann habe ich das Gefühl nicht mehr genug Milch zu haben, denn er fängt an zu weinen und ist sauer daß er nichts mehr rauskriegt (manchmal ist er vielleicht auch beleidigt weil es schwieriger ist an einer nicht vollen Brust zu saugen?). Er hat dann zwischendurch Fencheltee bekommen, aber ich habe das Gefühl daß ihn die Flasche wieder verwirrt. Außerdem bekommt er den Schnuller, sonst würde er wohl ewig an mir nuckeln wollen. Kann sich also meine Milchbildung auch auf größere Pausen während der Nacht einstellen und tagsüber trotzdem genug Milch produzieren? Habe Angst vor der U3, daß der Arzt mich anweist ihn zuzufüttern. Außerdem will er immer die linke Brust und ist beleidigt an der rechten. Doch meine linke Brust ist nun schon größer als die rechte. Habe viel geschrieben, sorry. Aber bitte um Antwort. Bin verunsichert. Liebe Grüße, Regine


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? Liebe Regine, um zu sehen, ob die Gewichtszunahme tatsächlich bedenklich ist und eine Zufüttern absolut erforderlich ist, reicht alleine die Angabe von Geburtsgewicht und derzeitigem Gewicht nicht aus, denn die Zunahme muss immer vom niedrigsten Gewicht aus berechnet werden. Allerdings habe ich schon den Eindruck, dass Du in einer relativ verzwickten Situation steckst und unbedingt mehr Hilfe brauchst, als sie über das Medium Internet möglich ist. Nicht nur die Flasche verwirrt den kleinen Mann, auch der Schnuller ist in dieser Situation absolut bedenklich und das aus zwei Gründen: Auch Schnuller können zu einer Saugverwirrung führen und ein schlecht gedeihendes Kind, das am Schnuller saugt, trinkt weniger an der Brust, so dass der Schnuller die Gewichtszunahme noch weiter verschlechtert. Ähnliches gilt auch für den Tee: Tee gaukelt dem Kind ein Sättigungsgefühl im Magen vor, doch das Kind bekommt nur eine kalorienfreie Flüssigkeit. Auf diese Weise trinkt das Kind weniger an der Brust und so kann die Gabe von Tee letztendlich zu Gedeihstörungen führen. Das abendliche Stillverhalten ist typisch für ein Baby in diesem Alter und hat nichts mit zu wenig Milch zu tun. So kleine Babys wollen durchschnittlich zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden an die Brust. Muttermilch ist innerhalb von 60 bis 90 Minuten verdaut und der Organismus eines Babys ist auf häufige Mahlzeiten eingestellt. Dabei ist es nun nicht unbedingt immer so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys und vor allem am späten Nachmittag und abend kommt es verstärkt zu solchen Cluster-Phasen. Das Dauerstillen kann sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, das die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht. Dazu kommt, dass in bestimmten Alterstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Wachstumsschübe sind Zeiten erhöhter Nachfrage, in denen das Baby sehr oft gestillt werden möchte. Wird das Baby dann auch häufig angelegt (etwa alle zwei Stunden, manchmal sogar noch häufiger), erhält der Körper der Frau das Signal `mehr Milch bildenA und nach ein paar Tagen ist der Spuk vorbei und die Milchmenge hat sich dem Bedarf des Babys wieder angepasst. Stillen funktioniert nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage. Du hast dann nicht zu wenig Milch, sondern der Bedarf des Babys hat sich vergrößert und die Brust muss darauf erst reagieren. Je häufiger angelegt und die Brust effektiv entleert wird, um so mehr Milch wird gebildet. Am besten wendest Du dich wirklich direkt an eine Stillberatrerin, mit der Du in Ruhe alle Fragen und Probleme besprechen und die für dich und dein Kind passende Lösung finden kannst. Ich suche dir gerne die nächstgelegene LLL-Stillberaterin heraus, wenn Du mir deinen Wohnort mit Postleitzhal angibst. LLLiebe Grüße Biggi


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Liebe Biggi, danke für Deine Erklärungen und Deinen Rat. Habe gerade Kontakt mit einer LLL Stillberaterin aufgenommen. Liebe Grüße, Regine


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