Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Genug Milch und Vorrat?

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Genug Milch und Vorrat?

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Hallo Biggi, ich habe wiedereinmal eine Frage. Mein Sohn ist jetzt über 4 Monate alt und wird noch immer voll gestillt. Bald muss ich in meiner Firma Urlaubsvertretung machen für 2,5 Wochen. Mein Mann wird Niklas dann versorgen. Bis dahin werden wir die Mittagsmahlzeit hoffentlich mit Brei ersetzt haben (bis jetzt bekommt er noch nichts), die andere Vormittagsmahlzeit soll er Muttermilch aus dem Becher bekommen. Ich werde über 9 Stunden tgl. nicht da sein. Habe auch keine Möglichkeit auf der Arbeit abzupumpen, weil ich sonst noch länger da bleiben muss (Arbeit muss erledigt werden). Jetzt versuche ich tgl. einen Muttermilchvorrat mit der elektr. Pumpe anzulegen. Ich pumpe früh und abend ab. Abend ist günstig, da Niklas 8 Stunden schläft und ich einfach innerhalb dieser Zeit (vorm Schlafengehen) abpumpe. Nun meine Frage. Ich kann mich noch so abmühen, ich bekomme kaum mehr als 30 ml aus beiden Brüsten heraus. Auch wenn 3 Stunden Pause dazwischen liegen. Wird mein Kleiner überhaupt noch satt? Wenn ich mir vorstelle, dass er vielleicht auch nur wenig Milch erhält und irgendwann vor Erschöpfung einfach aufgibt, bekomme ich die Krise. Er nimmt ja eigentlich auch nur sehr wenig zu - wiegt jetzt bei 63,5 cm erst 5700 gr. Hat ja eigentlich auch durch seine Herz-OP noch viel nachzuholen. Niklas nimmt im Schnitt nur zwischen 80 und 100 g pro Woche zu. Meist trinkt er auch nur an einer Brust. Ich bin jetzt mächtig irrittiert. Weiß überhaupt nicht mehr, ob er genug zu trinken bekommt. Und wielange soll das jetzt dauern, bis ich mal 180 ml zusammenhabe zum einfrieren? Solang kann ich die Milch gar nicht im Kühlschrank lagern. Sorry für das lange Posting aber bin etwas neben der Rolle, auch aus Unsicherheit. Danke für die Antwort und LG Jana


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Liebe Jana, wie viel Milch eine Frau abpumpen oder ausstreichen kann sagt NICHTS darüber aus, wie viel Milch sie tatsächlich bildet. Erstens gibt es ganz große Unterschiede in der Leistungsfähigkeit der Milchpumpen (und noch dazu arbeitet nicht jede Pumpe bei jeder Frau gleich wirkungsvoll). Zweitens ist das Abpumpen oder Ausstreichen eine Technik, die erlernt werden muss (die Frau muss auch lernen mit der Pumpe einen Milchspendereflex auslösen zu können) und drittens gibt es keine Pumpe, die so wirkungsvoll eine Brust entleeren kann wie ein Baby. Dazu kommt, dass der Milchspendereflex bei der Mutter um ein vielfaches besser durch ein Baby als durch ein Milchpumpe ausgelöst wird. Welche Pumpe verwendest Du denn? Hat dir eine Kollegin schon einmal gezeigt, wie richtig abgepumpt wird? Der Schlüssel zum erfolgreichen Abpumpen ist das Auslösen des Milchspendereflexes. Um den Milchspendereflex anzuregen hilft es, wenn die Frau sich in eine angenehme Umgebung zurückziehen kann, in der sie so wenig wie möglich gestört wird und sich entspannen kann. Das Einhalten eines Rituals beim Abpumpen und Konzentration auf das Baby (vor einem Foto des Babys oder neben dem Kind abpumpen) tragen dazu bei, den Milchspendereflex auszulösen. Wärmeanwendungen und Massage der Brust stimulieren den Milchspendereflex ebenfalls. Es hat sich bewährt, nach dem Schema 7 Minuten pumpen unterbrechen zum Massieren der Brust 5 Minuten pumpen massieren der Brust 3 Minuten pumpen, vorzugehen. Eine Brustmassage kann auch dazu beitragen den Fettgehalt der abgepumpten Milch erhöhen. Nach Möglichkeit solltest Du keine zu großen Mengen auf einmal abpumpen, um nicht zu sehr in das Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage einzugreifen. Mengen zwischen 30 und 50 ml zwei oder drei Mal täglich ergeben recht rasch einen stattlichen Vorrat. Muttermilch, die über einen Zeitraum von 24 Stunden abgepumpt wird, kann gesammelt und dann zusammen eingefroren werden, vorausgesetzt die einzelnen Portionen wurden bei Temperaturen zwischen 0 und 15 °C aufbewahrt. Du musst auch keine Sorge haben, dass Du deinem Kind durch das Pumpen etwas wegnimmst. Deine Brust wird entsprechend mehr Milch bilden. Hier einmal die Kriterien für ein gut gedeihendes Baby: • mindestens fünf bis sechs nasse Wegwerfwindeln hat (um zu sehen wie nass „nass“ ist, kannst Du sechs Esslöffel Wasser auf eine trockene Windel geben). Diese Regel gilt aber nur für voll gestillte Kinder, das heißt das Baby bekommt nichts außer Muttermilch (kein Wasser, Tee, Saft usw.). • in den ersten sechs Wochen täglich mindestens zwei bis vier Stuhlentleerungen (später sind seltenere Darmentleerungen normal) • eine durchschnittliche wöchentliche Gewichtszunahme von mindestens 110 g pro Woche ausgehend vom niedrigsten Gewicht • eine gute Hautfarbe und eine feste Haut, • Wachstum in die Länge und Zunahme des Kopfumfangs • ein aufmerksames und lebhaftes Verhalten des Babys in den Wachphasen. Wenn Niklas all diese Punkte erfüllt, dann dürfte alles in Ordnung sein. Wenn nicht, musst Du die Milchmenge steigern. Oberste Regel ist dann: Häufiges Anlegen und ein gut saugendes Kind stimulieren die Brust zu mehr Milchbildung. Deshalb solltest Du dein Baby in den nächsten Tagen oft anlegen. Um das Interesse des Babys an der Brust wachzuhalten, kannst Du es mit Wechselstillen versuchen. Dabei legst Du dein Baby an und stillst es, solange es wirkungsvoll saugt, d.h. es schluckt nach jeder oder jeder zweiten Saugbewegung. Sobald es seltener schluckt, nimmst Du es sanft von der Brust (vergiss nicht den Saugschluss zu lösen) und läßt es aufstossen, streichelst seine Fußsohlen oder massierst es sanft entlang der Wirbelsäule, um seine Aufmerksamkeit zu wecken. Dann wird es an der anderen Brust angelegt und wieder gestillt, so lange es wirkungsvoll saugt. Schluckt es wieder seltener, wird es zurück an die erste Brust gelegt, nachdem Du es wieder etwas ermuntert hast. Dieses „Wecken und Wechseln" wird zwanzig bis dreißig Minuten lang ausgeführt, tagsüber alle zwei Stunden und nachts mindestens alle vier Stunden. Richte dich mit deiner Flüssigkeitszufuhr nach deinem Durstgefühl. Eine zu hohe Flüssigkeitsaufnahme führt nicht zu mehr, sondern zu weniger Milch, da sie dazu führt dazu, dass das antidiuretische Hormon (ADH) zurückgeht, die Frau erfährt dann eine vermehrte Wasserausscheidung („schwemmt aus") und die Milchbildung verringert sich. Zwei bis drei Liter Flüssigkeit (davon höchstens zwei bis Tassen Milchbildungstee) sind im Allgemeinen ausreichend. Wenn der Urin dunkelgelb wird und die Menge gering ist, trinkst Du zu wenig Schwarzer Tee, Matetee und Kaffee sollten nur mäßig genossen werden. Auf Limonaden oder Colagetränke sowie künstlich gesüßte Getränke sollte möglichst verzichtet werden. Auf die (angebliche) milchflussfördernde Wirkung von Bier oder Sekt sollte verzichtet werden. Alkohol geht bereits in kleinen Mengen in die Milch über und belastet den Stoffwechsel des Babys. Achte darauf, dass DU ausreichend und möglichst ausgewogen isst. Kohlenhydratreiche Nahrung hat einen positiven Einfluss auf die Milchbildung. Ruhe dich oft aus und entspanne dich. Arbeite für eine Weile so wenig wie möglich. Die Hausarbeit läuft dir nicht davon! Stress wirkt sich ungünstig auf den Milchspendereflex und auf die Milchbildung aus. Vielleicht kannst Du ja ein paar „Stilltage" einlegen, das heißt Du legst dich mit Niklas ins Bett und kümmerst dich ausschließlich um ihn und das Stillen. Wenn Du die Urlaubsvertretung machst, solltest Du auf alle Fälle abpumpen, denn erstens vermeidest Du so einen Milchstau und zweitens muss ja die Produktion aufrecht erhalten bleiben. Du solltest genau so oft pumpen, wie Du normalerweise stillen würdest. Selbst wenn Du jetzt schon Beikost gibst (sie sollte erst mit sechs Monaten begonnen werden), wird nicht gleich eine Mahlzeit ersetzt sein. Der Begriff BEI Kost sollte wörtlich verstanden werden, es ist ergänzende Kost, die die Muttermilch nicht ersetzen, sondern ergänzen soll. Sollte die Muttermilch durch die Beikost ersetzt werden, würde es Anstatt Kost heißen. Wird in Zusammenhang mit der Beikostmahlzeit gestillt, kann das Kind außerdem einige Nährstoffe aus der Beikost besser aufnehmen und verwerten. Die Empfehlung lautet also nicht strikt erst eine komplette Mahlzeit vollständig zu ersetzen, ehe die nächste Mahlzeit ersetzt wird, sondern erst etwa eine Woche abwarten, ehe ein neues Nahrungsmittel eingeführt wird und die Beikost als Ergänzung und nicht als Ersatz für die Muttermilch betrachten. Daher gibt es auch keine festgelegte Zahl für die Stillmahlzeiten, sondern das Kind kann weiterhin nach Bedarf gestillt werden. Ich hoffe, das war jetzt nicht zuviel auf einmal, solltest Du noch Fragen haben, bin ich gerne für dich da! LLLiebe Grüße Biggi


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Hallo und danke für die ausführliche Antwort. Würd gern mal ein paar Stilltage einlegen, aber das geht kaum bei mir. Habe ja noch mehr Kinder, Mann arbeitet, Mutter schwerstbehindert, Schwiegermutter krank u.u.u. Ich habe niemandem, der mich entlasten könnte. Also leider nicht zu realisieren. Aber ich werd versuchen kürzer zu treten. Ich benutze die Milchpumpe von Russka. Nein, mir hat noch niemand richtiges Abpumpen gezeigt, aber im Herzzentrum musste ich so lange abpumpen, habe auch immer den Milchspendereflex auslösen können und daher viel mehr Milch aus der Brust gewinnen können. Jetzt klappt das nicht mehr so richtig. Aber ich werds schon schaffen. Ach ja. Niklas kann ich zwar öfter anlegen, aber wenn er überhaupt keine Hunger hat, lässt er sich nicht an der Brust halten. Er wehrt sich dann aus Leibes Kräften und schreit. Er geht wirklich nur an die Brust, wenn er richtig Hunger hat. Habe schon öfter versucht, alle 2 Stunden oder so zu stillen. LG Jana


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Bitte werfe diese Milchpumpe in den Müll und besorge Dir eine gute Milchpumpe z.B. von Avent. Dann tust Du Dir mit dem Abpumpen viel leichter! LG Susanne


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Hallo, echt? Lieber nicht in den Müll, die ist aus der Apotheke ausgeliehen :-). Hatte ich verschrieben bekommen, weil ich so oft Brustentzündungen hatte. Ich finde eigentlich, dass die ganz gut geht. Hatte im KH auch schon eine andere. Die fand ich viel zu lasch. LG Jana


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Unter Ruska Pumpe verstehe ich jene die aussieht wie eine altmodische GAls Hupe mit Gummipumpe hinten. Diese sind wirklich veraltet. Und können der Brust sehr schaden. Von Medela oder Ameda gibt es sehr gute Pumpen (auch Doppelpumpset) bei denen die Saugstärke reguliert werden kann. LG Susanne


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