Hallo Biggi,
erst mal danke für dieses tolle forum, ich stille meinen sohn jetzt schon 16 monate und bin mir nicht sicher, ob ich das ohne dieses forum noch so selbstverständlich täte.
meine frage hat auch gar nichts mit mir zu tun:
meine freudin hat vor 10 tagen entbunden und ihr sohn bekam eine gelbsucht und mußte noch mal ins krankenhaus deswegen.
dort durfte meine freundin ein tag gar nicht stillen und mußte ha-milch füttern, weil in der muttermilch ein enzym wäre, was den bilirubinabbau hemmt. welches enzym ist das denn?
liebe grüße,
mareike
Mitglied inaktiv - 23.01.2006, 21:17
Antwort auf:
gelbsucht
Liebe Mareike,
Gelbsucht ist ein sehr umfassendes Thema und gerade das Thema der früher "Muttermilchgelbsucht" genannten Form der verlängerten Neugeborenengelbsucht ist nicht mit ein paar Sätzen zu erklären.
Zunächst einmal ist es wichtig, dass abgeklärt wird, ob es sich um eine pathologische Gelbsucht handelt oder um eine verlängerte Neugeborenengelbsucht. Eine Stillpause zur Behandlung der Gelbsucht bzw. um die Werte zum Absinken zu bringen wird von Experten als eine der letzten Möglichkeiten angesehen und wird inzwischen nur mehr selten empfohlen.
Es ist in der Tat so, dass manche gestillten Kinder länger brauchen, bis der "Gelbstich" vollständig verschwunden ist.
Es ist noch nicht restlos geklärt warum dies so ist. Man nimmt an, dass eine verlängerte Gelbsucht oder erhöhte Bilirubinwerte durch eine Kombination von drei Faktoren bedingt wird: einen Bestandteil, der in der Milch der meisten Mütter vorhanden ist und die Aufnahme des Bilirubins durch den Darm erhöht, individuelle Schwankungen in der Fähigkeit Bilirubin zu verarbeiten beim Baby und einer unzureichenden Fütterung in den ersten Lebenstagen.
Ich zitiere zum Thema Gelbsucht aus "The Breastfeeding Answer Book" Mohrbacher, Stock, 1997:
"Eine Gelbsucht, die nach der ersten Lebenswoche auftritt oder weiter besteht früher als "spät einsetzende Gelbsucht" oder "Muttermilchgelbsucht" bezeichnet wurde früher als eine von der physiologischen Gelbsucht verschiedene Form angesehen, die weniger als vier Prozent aller gestillten Neugeborenen betreffe. Neuere Untersuchungen ergaben jedoch, dass eine verlängerte Gelbsucht und erhöhte Bilirubinwerte häufiger als früher angenommen auftreten. Ein Drittel der gestillten Neugeborenen im Alter von zwei bis drei Wochen haben eine klinische Gelbsucht (Bilirubinwerte über 5 mg/dl [85 µmol/l]) mit sichtbaren Anzeichen für eine Gelbsucht. Ein weiteres Drittel der gestillten Neugeborenen hat erhöhte Bilirubinwerte (zwischen 1,5 und 5 mg/dl [26 bis 85 µmol/l]) ohne das Auftreten sichtbarer Symptome einer Gelbsucht (Alonso 1991). Babys, die künstliche Säuglingsnahrung erhalten, weisen mit zwei bis drei Wochen Bilirubinwerte auf, die denen eines Erwachsenen entsprechen (1,3 bis 1,5 mg/dl [22 bis 26 µmol/l]).
Man beginnt nun anzunehmen, dass diese spät auftretenden erhöhten Bilirubinwerte als eine "normale Verlängerung der physiologischen Gelbsucht des Neugeborenen erkannt wird", statt sie als abnormal anzusehen (Gartner 1994b). Das gehäufte Auftreten von verlängerter Gelbsucht oder erhöhten Bilirubinwerten bei gesunden, gestillten Babys bewirkt eine Veränderung "der Auffassung, Muttermilchgelbsucht sei eine Erkrankung oder ein Syndrom; vielmehr ist es eine normale zu erwartende physiologische Entwicklung" (Gartner 1994b). Daher schlagen einige Fachleute vor, die niedrigeren Bilirubinwerte der mit künstlicher Säuglingsnahrung ernährten Säuglinge als eine "Abweichung oder abnormale Situation zu betrachten" Gartner 1994b).
Einige Fachleute halten Forschungen für sinnvoll, die prüfen, ob erhöhte Bilirubinwerte für das Neugeborene von Vorteil sind.
Da gestillte Babys dazu neigen, höhere Bilirubinwerte aufzuweisen und die normale Neugeborenengelbsucht bei ihnen verbreiteter ist, haben einige Fachleute Forschungen angeregt, um festzustellen, ob die mit der natürlichen Art der Ernährung in Verbindung stehenden Bilirubinwerte vorteilhaft für neugeborene Kinder sind. Das Bilirubin hat nämlich die Eigenschaft, beim Neugeborenen als Antioxydans zu wirken (Gartner 1994c). Vorläufige Untersuchungen weisen darauf hin, dass höhere Bilirubinwerte in Verbindung mit einer verringerten Verbreitung von bestimmten Erkrankungen bei vollausgetragenen und frühgeborenen Babys stehen könnten (Hegyi 1994; van Zoeren Grobben 1994; Benaron und Bowen 1991)."
Im Allgemeinen wird das Kind untersucht, um auszuschließen, dass es sich um eine pathologische Gelbsucht handelt. Sind pathologische Gründe ausgeschlossen worden, so ist normalerweise keine Behandlung erforderlich und die Gelbsucht vergeht ohne Folgeschäden von selbst. In einigen Fällen können bis dahin allerdings bis zu drei Monaten vergehen.
Bei der Phototherapie nutzt man fluoreszierendes weißes, blaues oder grünes Licht, um das Bilirubin durch die Haut hindurch abzubauen. Der gelbe Farbstoff des Bilirubins absorbiert das Licht und wandelt das Bilirubin in einen wasserlöslichen Stoff um. Dieser Stoff kann ausgeschieden werden, ohne von der Leber umgewandelt werden zu müssen. So wird das Hauptproblem der Ausscheidung von Bilirubin bei Neugeborenen umgangen. "Normales" kann diesen Vorgang nicht im gleichem Maße unterstützen wie die speziellen Photolampen die in der Klinik zu diesem Zweck eingesetzt werden.
LLLiebe Grüße
Biggi Welter
von
Biggi Welter
am 24.01.2006