Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Einschlafritual

Frage: Einschlafritual

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Hallo, meine Tochter ist jetzt 18 Wochen alt (wird voll gestillt und gedeiht gut)und ein sehr aktives und aufmerksames Kind. Sie schläft leider ziemlich schlecht.Tagsüber max.2-3 mal eine halbe Stunde oder im Kinderwagen und nachts mit 2 Stillmahlzeiten. Ich weiß immer nicht, ob das denn genug Schlaf für sie ist. Unser abendliches Einschlafritual "ziehen" wir nun seit knapp 3 Monaten durch, aber es ist keine Besserung in Sicht. Sie wird gegen 20.30 Uhr gebadet, dann wird noch geschmust-meist ist sie aber so müde und quengelig, dass das nur sehr kurz ist. Dann fängt sie furchtbar an zu weinen und der Papa "begleitet" sie dabei auf dem Arm. Ins Bett legen geht gar nicht, denn da schreit sie so furchtbar!!! Nach ca.1/2 Stunde brechen wir das ganze ab und sie kommt an die Brust. Meist schläft sie dann ein. Aber in den letzten Tagen hilft auch das nicht mehr. Dann wiegt der Papa sie noch in den Schlaf und dann schläft sie ca. bis 3.00 (obwohl sie schon mal fürher bis 5.30 Uhr durchgeschlafen hat-das ist aber schon seeeehr lange her!). Jedenfalls sind wir jeden Abend mind.2 Stunden beschäftigt, die Kleine zum schlafen zu bringen. Das schlaucht sooo sehr! Wir träumen einfach mal von einem ruhigen Abend. Aber das wird wohl scheinbar noch sehr lange dauern! Manchmal bin ich echt am verzweifeln und verstehe nicht, warum das bei uns so anstrengend ist. Sollte man tagsüber etwas ändern? Sie schläft ja eh schon so wenig. Und in ihren guten Pahsen spielen wir ausgiebig mit ihr. Also es beschäftigt sich immer jemand mit ihr. Hast Du vielleicht noch ein paar Tips? Warum schafft sie es nicht allein und ohne Weinen (sie weint vor dem Einschlafen und nach dem Aufwachen auch!) einzuschlafen? Neuerdings wird sie auch immer unruhiger an der Brust. Sie scheint mehr an der Umgebeung als am Trinken interessiert zu sein! Und sie schluckt dabei so viel Luft, so dass danach oftmals viels wieder hochkommt! Ist das alles vielleicht nur eine Phase/Wachstumsschub? Vielen Dank fürs zuhören. Sandra


Biggi Welter

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? Liebe Sandra, weißt Du, manchmal erwarten wir Eltern einfach zuviel von unseren Kindern und das betrifft nicht selten das Schlafverhalten von unseren Kindern. Dein Baby schafft es nicht alleine ohne Weinen einzuschlafen, weil Babys nicht dafür gedacht sind, alleine einzuschlafen. Und ein Kind, das sich in den Schlaf weint, wird auch oft beim Aufwachen weinen. Ich weiß, dass es derzeit von vielen propagiert wird, dass ein Baby es frühzeitig lernen muss alleine einzuschlafen und alleine zu schlafen, aber dies entspricht keineswegs den Bedürfnissen der Kinder. In einem amerikanischen Buch über die Entwicklung von Kindern (Aldrich: „Babys are Human Beeings"‘) habe ich einmal den wichtigen Satz gefunden „Damit Kinder sich gut entwickeln können, sind liebevolle Fürsorge und ein beständiges, direktes Eingehen auf ihre Bedürfnisse so ausgesprochen wichtig". Das steht zwar manchmal im Widerspruch zu unserem „modernen, westlichen" Lebensstil, aber es zahlt sich langfristig aus. Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt dir in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten. Seit Jahrtausenden und in unzähligen Kulturen ist das Stillen und gemeinsame Schlafen eine bewährte Methode Kinder glücklich, gesund und zufrieden aufwachsen zu lassen. Das Saugen wirkt beruhigend und nicht umsonst wurden im Laufe der Zeit die verschiedensten Brustattrappen (z.B. Schnuller s.o.) erfunden. Von der Natur ist es nicht vorgesehen, dass ein Baby oder Kleinkind allein ist und alleine einschläft. Nur passt dieses „natürliche" Verhalten des Kindes nicht in unsere derzeitige Zeitströmung und damit haben wir ein (von uns selbst produziertes) Problem: Babys und Kleinkinder wissen nicht, was zur Zeit „Mode" ist und benehmen sich so, wie sie es seit Anbeginn der Menschheit getan haben und Eltern, die nicht in das „Schema der derzeitigen Mode" passen, werden verunsichert. Außerdem stellt sich doch auch die Frage: Ist der seelische Hunger nicht ebensowichtig wie der körperliche Hunger? Warum sollte es weniger wichtig sein, das Bedürfnis des Babys nach Nähe und Geborgenheit zu stillen, als seinen körperlichen Hunger zu stillen? Es gibt unzählige Gründe, warum ein Kind nachts (wieder vermehrt) aufwacht und die Nähe und Geborgenheit und auch Nahrung an der Brust sucht. Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen . All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt ... Insgesamt sind dies eine Menge Gründe unruhiger zu sein und nachts immer wieder aufzuwachen. Statt jeden Abend ein umfangreiches und letztendlich nur zeit- und nervenaufreibendes Ritual durchzuziehen, das dann doch in vielen Tränen endet, könntest Du dein Kind in deiner Nähe schlafen lassen und es sich gleich an der Brust beruhigen lassen. Keine Angst: dein Kind wird ohne Brust einschlafen, wenn es dazu reif ist und es wird auch nicht bis zur eigenen Hochzeit in eurem Bett schlafen wollen. Wenn Du gerne liest und ein Buch lesen möchtest, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich dir wärmstens „Schlafen und Wachen - ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears empfehlen, das Du im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL-Stillberaterin bekommen kannst. Ältere Babys werden lebhafter. Das ist ein normaler Prozess, an dem sich nicht ändern lässt (und auch nicht geändert werden sollte). Dazu kann auch gehören, dass ein Baby nicht ruhig an der Brust liegt und trinkt, sondern gleichzeitig auf seine Umgebung achtet und reagiert. Du kannst einmal versuchen, ob es besser wird, wenn Du dich zum Stillen mit deinem Baby in eine ruhige und ablenkungsarme, „langweilige", eventuell auch abgedunkelte Umgebung zurückziehst. Besonders unruhige Babys, die sich an der Brust steif machen und nach hinten überstrecken, können auch gebündelt werden. Beim Bündeln wickelst Du dein Baby gut in eine Decke ein, so dass seine Schultern nach vorne geneigt und die Arme unterhalb der Brust gekreuzt sind. So kann es den Kopf nicht zurückwerfen. Bei manchen Babys bewährt es sich, wenn die Decke unten offen bleibt, so dass die Füße frei bleiben. Wenn Du dein Kind auf diese Weise eingepackt hast, sieht es wie ein „C" aus, mit dem Kinn auf der Brust und angezogenen Beinchen. Häufig reicht diese Maßnahme aus, das Baby zu beruhigen und es trinkt dann besser an der Brust. Manche Babys brauchen Halt im wahrsten Sinne des Wortes um weniger zappelig zu sein. Vielleicht versuchst Du es ja einmal mit dem Bündeln und dem Zurückziehen in eine besonders ruhige und ablenkungsarme Umgebung sowie auch etwas häufigerem Anlegen. Die Phase der extremen Ablenkbarkeit dauert von Kind zu Kind unterschiedlich lange, aber sie geht vorüber. LLLiebe Grüße Biggi


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