Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Einschlafen nur auf dem Arm?

Frage: Einschlafen nur auf dem Arm?

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Hallo Frau Welter, unser Mika ist jetzt knapp 4 Monate alt und leider immer noch ein Speikind. Trotzdem gedeiht er gut - hat schon 6600 g und ist 65,5 cm gross. Mein Problem ist, dass ich ihn fast nie alleine irgendwo flach hinlegen kann, ohne dass ihm seine Mahlzeit - ich stille voll - wieder hoch kommt. Somit auch in seinem Bettchen, wenn ich versuche, ihn darin zum Einschlafen zu bekommen. Soll ich nun abstillen - in der Hoffnung das Essen bleibt besser unten und er schläft dann irgendwann ein, auch ohne auf meinem Arm oder an meiner Brust zu sein? Mein Arzt meint, dass die festere Nahrung besser unten bleibt und ich in 2 Wochen mit zufüttern anfangen soll. Vielen Dank für Ihren Rat, liebe Grüsse, Diana Krämer


Biggi Welter

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? Liebe Diana, die Ernährungsempfehlung der WHO und anderer anerkannter Organisationen sagt eindeutig, dass ein Baby in den ersten sechs Monaten möglichst ausschließlich gestillt werden sollte. Auch bei einem Kind, das viel spuckt ist es nicht unbedingt sinnvoll früher mit der Beikost zu beginnen. Weder der Darm noch die Nieren Ihres Kindes sind reifer als die eines anderen Kindes und eine zu frühe Einführung der Beikost erhöht nun einmal nicht nur das Allergierisiko, sondern belastet auch den ganzen Organismus - vornehmlich Verdauungstrakt und Nieren, mehr als notwendig. Außerdem gibt es keine Garantie, dass feste Nahrung oder auch angedickte Milchnahrung „besser unten bleibt" und was machen Sie dann? Ich weiß, dass es in unserer Gesellschaft oftmals ein wichtiges Ziel ist, dass das Baby möglichst früh alleine (ein)schläft, doch aus der Sicht des Kindes, wird dieses Ziel leider viel zu früh angestrebt. Ein kleiner Mensch ist nicht dafür gedacht, dass er alleine irgendwo abgelegt wird. Menschenbabys gehören in die Kategorie der Traglinge, die den anhaltenden Körperkontakt mit der Mutter brauchen. „Ableglinge" sind eine Wunschvorstellung unserer Gesellschaft, aber bisher wurden noch keine Säugelebewesen dieser „Art" gefunden. Es ist von der Natur nicht vorgesehen, dass sie alleine sind und auch nicht, dass sie alleine schlafen. Das widerspricht dem Bild vom süß in der Wiege schlummernden Baby, das fast alle Frauen (zumindest beim ersten Baby) haben. Bei Ihnen kommt dann noch das Spuckproblem dazu, das sich mit zunehmendem Alter wohl bessern wird, genau so wie Ihr Kind mit zunehmendem Alter die Reife dafür erlangen wird, dass es nicht mehr den häufigen, engen (Körper)Kontakt zu Ihnen benötigen wird und dann zu seiner Zeit auch alleine einschlafen wird. Die Lösung, wie das Baby am Alltag teilnehmen kann und sich bei der Mutter geborgen fühlt und die Mutter sich um den Haushalt oder andere Dinge zu kümmern kann heißt Tragetuch. Für meine Begriffe gehört ein (ausreichend langes) Tragetuch zu den wichtigsten Teilen einer Babyausstattung. Ein Tragesack kann ebenfalls als Tragehilfe verwendet werden, ist jedoch lange nicht so vielseitig, wie ein Tuch und ein korrekt gebundenes Tuch ist aus orthopädischer Sicht günstiger zu beurteilen als ein Tragesack. Ein Tragetuch ist fast ein Zaubermittel. Ihr Baby kann Ihre Nähe spüren, es wird sich an Ihrem Körper beruhigen, Koliken verringern sich, es wird weniger weinen, vielleicht sogar recht gut schlafen und Sie haben mindestens eine Hand frei (und auch Ihren Kopf, weil das Baby wieder ruhiger ist), um andere Dinge zu tun. Versuchen Sie es einmal. Eine Autorin nennt dies so schön „Perspektive teilen". Das Tragetuch ermöglich es dem Kind, am Leben der Familie problemlos teilzunehmen und mit Ihnen die Perspektive zu teilen. Lassen Sie sich von einer tucherfahrenen Frau zeigen, wie vielseitig ein Tragetuch eingesetzt werden kann. Sie werdenvielleicht sehr erstaunt sein, wie einfach der Alltag mit einem Kind im Tuch wieder wird. Tucherfahrene Frauen finden Sie in fast jeder Stillgruppe und - wie oben schon erwähnt - ist es überhaupt ein guter Gedanke einmal ein Stillgruppentreffen zu besuchen. Neben vielen nützlichen Tipps bekommen Sie dort auch moralische Unterstützung. Für die Mutter ist es sehr viel praktischer, wenn das Baby mit im eigenen Bett liegt (was weltweit bei Mehrzahl aller Kinder und in unserer Kultur sehr viel mehr als von den Eltern zugegeben wird der Fall ist) oder auf einer Matratze oder in einem Kinderbett direkt neben ihrem Bett (in Ihrem Fall möglichst mit etwas erhöhtem Kopfteil) . Die Mutter muss nachts nicht aufstehen, muss nicht erst richtig wach werden, sondern kann im Liegen stillen und unmittelbar danach weiterschlafen. Auch das Kind muss gar nicht erst richtig wach werden und zu schreien beginnen und kann somit auch schneller wieder einschlafen. Auf diese Weise kann viel Kraft gespart. Falls Sie bei all diesen Anforderungen, die Ihr Alltag zur Zeit an Sie stellt, noch zum Lesen kommen, möchte ich Ihnen „Das 24-Stunden-Baby" von Dr. William Sears empfehlen. Die Lektüre dieses Buches wird aus Ihrem Baby nicht automatisch ein ruhigeres Baby machen, doch Sie finden Erklärungen und sicher den einen oder anderen Hinweis, wie Ihr Alltag wieder leichter werden kann. Und scheuen Sie sich wirklich nicht, eine Stillberaterin direkt anzurufen. LLLiebe Grüße Biggi Welter


Mitglied inaktiv

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Hallo Biggi, vielen Dank für Ihre ausführliche Antwort. Ich werde mir dann evtl. doch ein Tuch anschaffen... :-))) Mir selbst macht es weniger aus, dass er nicht allein einschläft. Das waren halt so die Stimmen von aussen und ich dachte, ich verwöhne ihn zu sehr ! Doch nun ist leider noch ein weiteres Problem dazugekommen. Meine Milch reicht seit vorletzter Woche nicht mehr richtig und wird auch durch mehr trinken (Fenchel-Anis-Kümmel-Tee) leider nicht mehr. Der Kleine (4 Monate) trinkt mittlerweile im eineinhalb Stunden-Takt (ausser Nachts), da hat sich dann anscheinend noch nicht so viel Milch nachgebildet. Und dann kommt ja noch das Speien mit dazu... Meine Frage: kann ich zusätzlich 2er Folgemilch füttern, falls er absolut nicht satt zu bekommen ist? Das Abstillen will ich eigentlich erst nach 6 Monaten richtig beginnen. Lieben Dank + Grüsse Diana


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