Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Dauerstillen und Schnullerverweigerung

Frage: Dauerstillen und Schnullerverweigerung

Alexandra12

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Hallo Frau Welter, ich habe ein ähnliches Problem wie die Mutter, der Sie heute früh schon eine Frage beantwortet haben (nachts stillen alle zwei Stunden) nur viel heftiger. Unser Sohn ist nun 11 Monate alt und bislang lief alles problemlos. Genau wie seine ältere Schwester habe ich ihn ca sechs Monate voll gestillt, danach nach Bedarf. Alles lief unkompliziert und er hat in den ersten Monaten sogar oft durchgeschlafen, später meist einen Stillabstand von 4-6 Stunden nachts, manchmal häufiger. Seit etwa einem Monat will er plätzlich keinen Schnuller mehr, kann sich aber wenn er wach wird nicht anders beruhigen und schreit gleich laut los. Ich dachte, es liegt an den Zähnen, aber die oberen Schneidezähne sind mittlerweile durch, keine Besserung. Es wird vor allem nachts immer schlimmer, gerade wacht er nachts alle 45-60 Minuten auf und lässt sich nur an der Brust beruhigen. Tragen, singen, Flasche anbieten, nichts hilft. Er macht sich steif und schreit. Da er seine Schwester nicht wecken soll, geht nur stillen. Aber so langsam komme ich an meine Grenzen, die Brustwarzen schmerzen wie am Anfang und ich bin so müde und kann mich kaum noch konzentrieren. Tagsüber schläft er zwischen einer halben Stunde und fast drei Stunden, es gibt keine Regelmäßigkeit. Da er für das Beistellbett zu groß ist und beim Umbetten von unserm Bett oder vom Sessel, in dem ich gestillt habe immer aufwacht, schläft er kaum noch in seinem Bett, sondern auf unserer Erwachsenenmatrzatze, das ist für seine Knochen sicher auch nicht gut. Das ganze ging übrigens einige Wochen nach einem dreitägigen Krankenhausaufenthalt los. Vielleicht gibt es da einen Zusammenhang. Wir versuchen, ihm so viel Liebe und Aufmerksamkeit wie möglich zu geben, aber auch seine Schwester ist sehr anhänglich, seitdem ich mit dem Kleinen ein paar Tage im Krankenhaus war... Manchmal gelingt es meinem Mann, ihn in den Schlaf zu tragen, aber da er wieder arbeiten muss, kann er auch nicht nachts im Dauereinsatz sein, zumal vor allem nachts eben nur stillen hilft, sonst brüllt der Kleine so laut, dass die Große gleich mit wach wird. Was können wir denn noch tun? Ich bin so langsam verzweifelt. Ansonsten entwickelt er sich ganz normal, ist ein fröhliches Kerlchen, allerdings beim Wickeln und Anziehen gerade auch extrem laut und wütdend.Ich habe auch den Eindruck, dass er dauerhaft zu wenig und zu unruhig schläft und deswegen schneller quengelig wird. Ich habe sogar versucht, ihm den Schnuller schmackhaft zu machen, indem ich ihn in Tee oder Apfelschorle getränkt habe, alles ohne Erfolg. Tut mir leid, dass es so lang geworden ist. Ich schlafe pro Nacht gerade so drei bis vier Stunden, irgend etwas muss sich ändern, aber wie? Danke für Ihre Antwort und viele Grüße Alexandra


Biggi Welter

Biggi Welter

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Liebe Alexandra, leider liegt es in der Natur des Menschen, dass es Phasen gibt, in denen wir unsere Hauptbezugspersonen extrem nötig haben, als sicheren Hafen und Ruhepol. Das IST extrem anstrengend und ich kann gut nachvollziehen, dass du fix und fertig bist. Du brauchst dringend Entlastung und Erholung!!! Als allererstes möchte ich dir empfehlen (sofern du nicht privat versichert bist), dich von deinem Hausarzt krank schreiben und dir eine Haushaltshilfe verschreiben zu lassen (dazu musst du erklären, dass dein Mann nicht zuhause bleiben kann und auch sonst niemand in der Familie da ist, der sich um die Versorgung deines Kindes [das ist der erforderliche Wortlaut!] kümmern kann. Wenn du erst einmal Entlastung im Alltag hast, hast du etwas mehr Luft um durchzuschnaufen. Und um dich jedes Mal, wenn auch dein Kind ruht, selbst (mit) ins Bett zu legen! Ehrlich gesagt ist DIESER Schritt meist auch recht schnell in Angriff genommen, ein Termin beim Hausarzt reicht, dann ein Anruf bei der Nachbarschaftshilfe, Sozialstation oder Kinderbüro (je nachdem, wer sich bei euch um das Thema "Haushaltshilfe im Krankheitsfall" kümmert). Das "Problem Kind" braucht meist mehr Zeit… In diesem Alter verarbeiten Kinder vieles in der Nacht, und brauchen die Bestätigung, dass Mama ganz nah ist, und die beruhigende Milch, noch ziemlich. Es ist kein Rückschritt, wie es scheint, sondern zeigt, dass sich dein Kleines weiter entwickelt! Es kann auch wirklich sein, dass der Krankenhausaufenthalt dein Baby sehr verunsichert hat und es nun extra viel Nähe braucht. Leider geht der Trend zu immer früherer Anwendung sogenannter Schlaftrainingsprogramme und Eltern von Babys, die sich nicht dieser „Norm" anpassen, wird mehr oder weniger direkt vermittelt, dass sie selbst schuld sind, ja manchmal kommt unterschwellig sogar dazu, dass dies Eltern sich als Versager fühlen sollten. Ein Baby schläft ohne Brust ein bzw. weiter, sobald es reif genug dazu ist. Das Stillen ist keine schlechte oder gar schädliche Angewohnheit... Wenn du allerdings am Limit bist, dann MUSS sich etwas ändern, auch wenn das zunächst vermutlich nicht ohne Geschrei und Tränen laufen wird (eben weil dein Baby von sich aus noch nicht soweit ist). Ihr könnt eurem Kindchen mit viel Geduld und Einfühlungsvermögen antrainieren, dass es eine stillfreie Zeit gibt. Die wird es (und somit auch ihr) zumindest zunächst wohl eher nicht schlafend verbringen, aber es besteht die Chance, dass das nach ein paar unruhigen Nächten dann klappen kann. Das Vorgehen dazu kannst du an die "Radiowecker"-Methode anlehnen. (auch die ist eher für etwas ältere Babys gedacht, funktioniert jedoch zuweilen auch bei kleineren: http://www.rund-ums-baby.de/stillberatung/beitrag.htm?id=155685&suche2=Pantley-Methode&seite=1) Die Bücher von Elizabeth Pantley könnten euch generell helfen, es sind liebevolle Ratgeber.. Überlege dir auch einmal zu einem Stillgruppentreffen zu gehen und tausch dich dort mit den anderen Müttern aus. Vielleicht hast Du sogar das Glück so wie ich vor Jahren, dass Du dort Mütter oder eine Stillberaterin kennen lernst, die bereits ältere Kinder haben und Du kannst miterleben, dass es sich lohnt noch etwas durchzuhalten und nicht aus reiner Verzweiflung abzustillen. Eine Stillberaterin in deiner Nähe findest Du im Internet unter http://wwwlalecheliga.de (La Leche Liga), http://www.afs stillen.de (Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl stillen.de (Still und Laktationsberaterinnen IBCLC). LLLiebe Grüße Biggi


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