Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Brustentwöhnung in der Nacht

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Brustentwöhnung in der Nacht

Mitglied inaktiv

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Hallo, also ich habe mich dazu entschieden in der Nacht abzustillen, da ich denke, dass unsere fast, 14 Monate alte, Tochter (und auch ich) dadurch besser schlafen kann. Außerdem hab ich jetzt immer wieder Schmerzrn beim Stillen. Mir kommt es so vor, als schleifen ihre Zähnchen an meinen Brustwarzen. Das ist sehr unangenehm, vor allem nachts wenn man eigentlich nur schlafen möchte. Manchmal benutzt sie mich bzw meine Brust echt als Schnuller (sie nimmt keinen). Sobald sie die Brust " verliert" wacht sie auf und quengelt. Selbst mit Brust im Mund schläft sie unruhig (vielleicht aus Angst, sie zu "verlieren"). Mir tut morgens alles weh, weil ich mich nicht bequem hinlegen konnte. Ich bin Bauchschläfer, geht aber schlecht mit Baby an der Brust :-) . Deshalb hab ich mich, wie gesagt, dafür entschieden abzustillen. Nun brauch ich ein paar Tipps und hoffe die hier zu finden. Soll ich das Einschlafstillen beibehalten? Sie isst abends sehr wenig und deshalb geb ich ihr immer nochmal Brust, dass sie die Nacht durchhält. Wieviel müsste sie essen, um bis morgens kein Hungergefühl zu haben? Reicht eine scheibe Brot mit Käse oder Wurst? Oder ein Wienerwürstchen? Oder eine Kartoffel mit Soße? Wenn sie ca 18 Uhr die letzte Mahlzeit bekommen hat, hat sie ja bestimmt spätestens um 4 wieder hunger? Da kann ich doch noch nicht mit ihr aufstehen und frühstücken, zumal sie da auch noch müde ist. Soll ich da nochmal Brust geben oder doch mit ihr aufstehen? Soll in der Nacht das trösten der Papa übernehmen oder ist das dann doppelt Stress für die Kleine (Brust weg, Mama weg = doppelt Panik) ? Ich würde es so machen: 18 Uhr Abendessen, ca 19 Uhr im Bett stillen (so kommt sie zur Ruhe und bekommt noch etwas Nahrung wenn sie abends nicht viel gegessen hat), in der Nacht mit Wasser, rumtragen, singen.... beruhigen ( Papa oder ich? ) ca 4 Uhr nochmal stillen und dann gegen halb 8 Frühstück. Ist das okay so oder soll ich die Brust komplett weg lassen? "Platzt" mir dann nicht die Brust? Tagsüber bekommt sie übrigens schon seit Wochen keine Muttermilch mehr. Das ging alles ohne Probleme und gequengel. Ich hoffe das klappt auch nachts so gut, wobei ich nicht wirklich damit rechne. Ich hoffe ihr könnt mir helfen. Vielen Dank für`s zuhören und eure Tipps.


Biggi Welter

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Liebe matheamami, es ist abgesehen von der Anwendung der sehr umstrittenen und von Stillexperten einhellig abgelehnten Schlaftrainingsprogrammen nicht möglich ein Kind an das Durchschlafen zu gewöhnen, ehe es nicht von selbst dazu reif ist. Es ist ja auch nicht möglich ein Kind an das freie Laufen oder das Sprechen zu gewöhnen. All diese Fähigkeiten entwickelt jedes Kind dann, wenn der für das jeweilige Kind richtige Zeitpunkt gekommen ist. Der immer wieder verbreitete Gedanke, dass ein Baby ab einem bestimmten Alter nachts nicht mehr aufwachen darf und nachts keine Nahrung mehr braucht entspringt in keinster Weise dem natürlichen Verhalten und den Bedürfnissen eines Babys oder Kleinkindes, sondern er entstammt dem (verständlichen) Wunsch der Erwachsenen, die gerne ihre Nachtruhe hätten. Eine Studie von Jelliffe und Jelliffe ergab, dass Babys im Alter von 10 Monaten mindestens 25 % ihrer Muttermilchaufnahme nachts zu sich nehmen. Das spricht eindeutig dafür, dass Babys auch nach den ersten sechs Monaten nachts noch hungrig sind. Es gibt Kinder, die nachts keine Nahrung mehr brauchen, aber es gibt eben auch sehr viele Kinder, die mit einem halben Jahr noch nicht so weit sind. So wie manche Kinder bereits mit elf Monaten laufen und andere damit erst mit 16 Monaten beginnen, so entwickeln sich auch alle anderen Dinge bei jedem Kind individuell verschieden und diese Entwicklung lässt sich begleiten, aber nicht beschleunigen. Dein Kind liebt nicht nur die Brust alleine heiß und innig, sondern auch die Mutter, die an dieser Brust "dranhängt". Aber natürlich bedeutet das nicht, dass es tun kann, was es will. Es wird wichtig sein, dass du Regeln festlegst, die du deiner Kleinen klar mitteilst. Z.B.: "Wenn du mich beißt, ist das Stillen zu Ende. Nur, wenn du ruhig liegen bleibst, kannst du weiter trinken." Das sollte dann aber auch konsequent eingehalten werden, sonst wird deine kleine Maus die Veränderung nicht wirklich umsetzen können.... Dennoch: Es ist vollkommen normal, dass ein Baby an der Brust der Mutter einschlafen will und überhaupt in ihrer Nähe sein mag. Seit Jahrtausenden und in unzähligen Kulturen ist das Stillen und gemeinsame Schlafen eine bewährte Methode Kinder glücklich, gesund und zufrieden aufwachsen zu lassen. Das Saugen wirkt beruhigend und nicht umsonst wurden im Laufe der Zeit die verschiedensten Brustattrappen (z.B. Schnuller s.o.) erfunden. Von der Natur ist es nicht vorgesehen, dass ein Baby oder Kleinkind allein ist und alleine einschläft. Nur passt dieses `natürlicheA Verhalten des Babys nicht in unsere derzeitige Zeitströmung und damit haben wir ein (von uns selbst produziertes) Problem: Babys wissen nicht, was zur Zeit "Mode" ist und benehmen sich so, wie sie es seit Anbeginn der Menschheit getan haben. Die Nächte können sehr viel einfacher werden, wenn das Baby in unmittelbarer Nähe der Mutter schlafen kann. Für die Mutter ist es sehr viel praktischer, wenn das Baby mit im eigenen Bett liegt (was weltweit bei Mehrzahl aller Kinder und in unserer Kultur sehr viel mehr als von den Eltern zugegeben wird der Fall ist) oder auf einer Matratze oder in einem Kinderbett direkt neben ihrem Bett. Die Mutter muss nachts nicht aufstehen, muss nicht erst richtig wach werden, sondern kann im Liegen stillen und unmittelbar danach weiterschlafen. Auch das Kind muss gar nicht erst richtig wach werden und zu schreien beginnen und kann somit auch schneller wieder einschlafen. Auf diese Weise kann viel Kraft gespart werden und die Nächte verlaufen für alle Beteiligten ruhiger. Ein Baby schläft ohne Brust ein, sobald es reif genug dazu ist. Das bedeutet jetzt aber nicht, dass Du die nächsten Jahre damit verbringen musst, dein Baby in den Schlaf zu stillen, wahrscheinlich wird es sogar schneller vorbei sein, als Du es dir jetzt vorstellen kannst. Und wenn du es tatsächlich nicht mehr weiter machen willst, kannst du versuchen, sein lieb gewonnenes Ritual zu verändern. Vielleicht helfen dir unsere Tipps zum Thema "Stillfreie Zeit in der Nacht": Erkläre deinem Kind schon bei Tag, was sich in der Nacht ändern wird, und versuche, Signale zu definieren, die es wieder erkennen kann (z.B. "erst wenn der Radiowecker angeht, dann darfst Du trinken") und die sich eventuell anpassen lassen (den Radiowecker kann man etwa jeden 2. Tag eine viertel Stunde nach hinten programmieren, so dass die Pause immer länger wird). So wird die Nacht allmählich stillfrei. Wenn sich dein Kind dann in der Nacht beschwert, dass es nicht trinken darf (und das kann es natürlich nur durch weinen oder schreien), dann tröste es und sprich liebevoll-beruhigend mit ihm, und gestehe es ihm auch wirklich zu, sauer zu sein, aber bleib konsequent beim "Nein", bis der vereinbarte Zeitpunkt (z.B. der Radiowecker geht an) für das Stillen gekommen ist. Dann jedoch solltest Du auch von dir aus deinem Kind die Brust anbieten - so lernt es, dass es sich auf dein Wort verlassen kann. Natürlich kannst Du ihm während der Nacht einen Schluck Wasser oder auch einen Schnuller anbieten, doch sei nicht allzu überrascht, wenn das anfangs mit Wut abgewiesen wird. Ehrlicherweise muss ich dazu sagen, dass die ersten Nächte zwangsläufig sehr unruhig sein werden. Doch in der Regel akzeptieren Kinder relativ schnell die neuen "Spielregeln", und je älter sie sind, desto einfacher. Einen "Knacks" beim Kind brauchst du nicht befürchten, wenn du ihm wirklich beistehst und ihn nicht "strafst" für seine natürliche Reaktion auf diese Veränderung. Nur wenn sich dein Kind über mehrere Tage hinweg gegen diese stillfreie Zeit sperrt, oder gar tagsüber extrem anhänglich bzw. weinerlich wird, oder gar eine Hautreaktion zeigt, dann weißt du, dass es noch zu früh ist und du vielleicht einfach noch ein paar Wochen warten und durchhalten solltest. Dieser Vorschlag stammt von Elizabeth Pantley, Autorin des Buchs "Schlafen statt Schreien: Das liebevolle Einschlafbuch: Das 10-Schritte-Progamm für ruhige Nächte", das erst im Herbst auf Deutsch erschienen ist und das ich wärmstens empfehlen kann. Pantley hat ein Programm entwickelt, mit dem man älteren Babys, auch Stillkinder, dabei helfen kann, auch ohne Brust oder ständiges Stillen die Nacht zu schaffen. Auch wenn man nicht alle ihre Schritte anwendet haben viele Mütter doch gute Erfahrungen mit diesem Buch gemacht. Vielleicht bekommst du es schon in der örtlichen Bücherei und kannst dich davon inspirieren lassen? So lange Du keine Probleme mit einer prallen, schmerzhaft spannenden Brust oder einem Milchstau usw. hast, besteht überhaupt kein Handlungsbedarf. Deine Brust wird ganz allmählich die Milchproduktion vollständig einstellen und noch in der Brust vorhandene Milch wird vom umgebenden Geweberesorbiert werden. (Keine Sorge, die Milch in der Brust wird nicht "schlecht"). Sobald Du jedoch Stauungen oder ein unangenehmes Spannungsgefühl bekommst, kannst Du gerade so viel Milch mit der Hand ausstreichen (oder ganz vorsichtig abpumpen), dass die unangenehme Spannung nachlässt und Du dich wieder wohl fühlst. Nicht mehr ausstreichen, sonst wird die Milchbildung weiter angeregt. Zusätzlich kannst Du die Brust kühlen. Widersteh der Versuchung immer wieder ein bisschen an der Brust herumzudrücken, um zu sehen "ob da noch was ist". Auf diese Weise kann die Milchproduktion auf geringen Niveau weiterhin aufrecht erhalten bleiben. Bis zur endgültigen Rückbildung der Brust solltest Du in jedem Fall einige Monate einrechnen. LLLiebe Grüße Biggi


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Danke für die ausführliche Antwort. Das Buch von E. Pantley hab ich schon seit einiger Zeit im Bücherregal stehen. Werd dieses Programm mal durchführen. Jetzt quält unsere kleine Maus aber eine Erkältung, da warte ich natürlich noch. Übrigens schläft sie bei uns im Bett. Sie muss nicht allein (ein)schlafen. Wenn sie trinken will geb ich ihr es auch gern, weil ich weiß, grad weil sie wenig isst, braucht sie das. In letzter Zeit war es aber nur genuckel und kein trinken. Jetzt warte ich erstmal ab, bis die Erkältung vorbei ist und werde dann wieder neu entscheiden. DANKE nochmal.


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