Brust nur bei Hunger/ Durst? gerne an alle

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Brust nur bei Hunger/ Durst? gerne an alle

Hallo liebe still-Experten! Ich habe folgendes Problem: Unsere Tochter ist 10 Wochen alt und wird von Geburt an voll gestillt. Funktioniert super, sie ist topfit und nimmt gut zu! Aber: für sie ist die Brust nur zum satt werden. Einschlafstillen oder zur Beruhigung nuckeln ist eine totale Katastrophe. Entweder “überfrisst“ sie sich komplett und übergibt sich dann, oder sie nuckelt, dockt ab, regt sich auf weil was kommt, dockt wieder an, saugt, meckert wieder, spuckt, weil ja nicht hungrig, möchte sich beruhigen, wieder alles von vorne. Tagsüber lässt sie sich in der trage beruhigen, aber abends/nachts sucht sie die Brust, tragen hilft nur kurzfristig, alles andere wie singen, summen, weißes rauschen etc hält auch nicht lange. Schnuller nimmt sie überhaupt nicht. So, nun zu meiner Frage: kann man nuckeln lernen? Und wie? Oder was könnte ich sonst tun um ihr beim runterkommen zu helfen? Unser Sohn hing oft ewig an der Brust, kenne das gar nicht. Danke schonmal und noch schönen Abend!

von Lisa15 am 26.06.2017, 18:56



Antwort auf: Brust nur bei Hunger/ Durst? gerne an alle

Liebe Lisa15, Babys in diesem Alter haben oft eine geradezu „klassische“ Unruhephase am Abend. Nicht immer ist Stillen dann die Lösung. Diese unruhige Zeit ist so verbreitet, dass es im englischen Sprachraum sogar einen Ausdruck dafür gibt: Omastunde , d.h. dass jetzt eine liebevolle Großmutter gebraucht wird, die nichts Dringenderes vorhat, als das Baby zu wiegen und im Arm zu halten, bis seine Unruhe vorbei ist. Leider ist so eine Großmutter nicht immer verfügbar und der Vater des Babys ist auch nicht unbedingt zu diesen Zeiten zuhause. Doch es kann für dich und das Baby eine große Erleichterung bedeuten, wenn jemand anderes dann einspringt. Der Wechsel in andere liebevolle Arme und eine andere liebevolle Stimme bewirken oft, dass sich ein aufgebrachtes Baby beruhigt. Vielleicht kannst Du dann in Ruhe unter die Dusche gehen, einen kleinen Spaziergang an der frischen Luft machen oder sonst etwas für dich tun. Bei den meisten Babys legt sich dieses Verhalten Gott sei Dank, wenn sie etwa drei Monate alt sind. So schwer es auch fällt, es ist wichtig, in dieser Situation nicht in Hektik und Aufregung zu verfallen. Je mehr Du versuchst um das Kind zu beruhigen und je hektischer Du wirst, um so aufgedrehter kann auch das Baby werden und dann ist man schnell in einem Kreislauf, der nur mehr schwer zu durchbrechen ist. Weniger ist hier oft mehr. Der Punkt ist, dass der Fokus vom Kind genommen wird, dass sich nicht mehr alle Anspannung auf das Kind konzentriert und es so die Gelegenheit bekommt, sich wieder zu entspannen und zu beruhigen. Der Teufelskreis der Anspannung, die sich auch bei den Eltern aufbaut und so das Kind immer unruhiger werden lässt, muss durchbrochen werden. Das kann manchmal auch dadurch erfolgen, dass das Baby auf eine Decke gelegt wird und die Mutter oder der Vater es durch unaufgeregtes, leises Sprechen und sanftes Streicheln beruhigt. Manche Eltern setzen sich in dieser Situation sogar mit ihrem Kind ins Auto und fahren ein paar Kilometer :-). Wenn Du das Gefühl hast, dass dein Kind saugen möchte, aber keine Milch mehr mag, kannst Du entweder über einen längeren Zeitraum immer die gleiche Brust anbieten (aus der die Milch dann nicht so stark fließen wird) oder aber Du bietest ihm einen Finger (das muss nicht unbedingt dein Finger sein, Väter haben auch Finger und können Babys tragen) zum Saugen an. Den Schnuller würde ich in diesem Alter nicht geben, da er zu Saugverwirrung führen kann. Solltest Du Zeit zum Lesen haben, so möchte ich dir das Buch „Das 24-Stunden-Baby“ von Dr. William Sears empfehlen. Dr. Sears gibt viele Anregungen wie Eltern mit ihrem besonders anstrengenden Baby (er nennt sie Babys mit erhöhten Bedürfnissen ) umgehen können. Das Buch ist im Buchhandel und bei jeder LLL-Stillberaterin (oder hier im Still-Shop) erhältlich . Wenn es dein Baby allerdings nicht stört, ist das Spucken gar nicht so schlimm. Wenn ein Kind beim Aufstoßen etwas Milch mit hoch bringt, dann liegt das meist daran, dass es beim Trinken Luft geschluckt hat und sich im Magen unter der Milch eine Luftblase gebildet hat. Sobald die Luft aus dieser „Blase“ ihren Weg nach oben findet, nimmt sie einen Teil der Milch mit, die über ihr lag. Manchmal trinkt ein Baby auch mehr, als sein kleiner Magen verkraften kann, auch dann kann ein Teil der Milch wieder hochkommen. Das ist nicht besorgniserregend. Das Spucken von Babys ist ohnehin in den meisten Fällen ein Wäscheproblem und kein medizinisches Problem. Solange das Kind gut zunimmt und gedeiht, besteht normalerweise kein Anlass zur Sorge. Problematisch wäre immer wieder (immer häufiger) auftretendes schwallweises Spucken in hohem Bogen, verbunden mit zu geringer Gewichtszunahme oder sogar einer Gewichtsabnahme. Das Spucken sieht auch für die Erwachsenen sehr viel unangenehmer aus, als es für das Baby ist. Nach einiger Zeit verliert sich das Spucken bei den meisten Babys und die Waschmaschine kann wieder weniger in Anspruch genommen werden. Meist wird es etwa mit drei Monaten besser, eine Garantie gibt es jedoch nicht. Dein Baby sollte (ausgehende vom niedrigsten Gewicht) durchschnittlich pro Woche mindestens 150 g zunehmen. Haben Babys Spuckprobleme, wird empfohlen, sie während und nach den Mahlzeiten aufrecht zu halten, sie häufig aufstoßen zu lassen und sie häufig, aber für kürzere Zeit anzulegen. Manchmal liegt das Spucken wirklich daran, dass die Babys zu hastig trinken. Wichtig ist, dass Du auf absolut korrektes Anlegen und Ansaugen achtest, damit dein Baby möglichst wenig Luft schluckt und dass Du selbst es schaffst möglichst die Ruhe zu bewahren. Je unruhiger die Mutter, umso unruhiger sind auch die Babys. LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 26.06.2017



Antwort auf: Brust nur bei Hunger/ Durst? gerne an alle

Weil meine Tochter nie einen Schnuller genommen hat, habe ich ihr meinen gewaschenen Finger gegeben. Irgendwann dann ihren Daumen entdeckt. Mit dem schläft sie sogar alleine ein ohne meckern. Wenn aber gar nichts beruhigt hat und alle Bedürfnisse eigentlich befriedigt waren (hunger, nicht zu warm, nicht zu kalt, Windel gewechselt, Nähe ), habe ich sie auch mal in meinem Arm weinen lassen. Manchmal haben Babys das Bedürfnis zu weinen, weil das ihre einzige Ausdrucksweise ist und sie auf diese Weise ihren Tag verarbeiten.

von Ellana am 26.06.2017, 19:11



Antwort auf: Brust nur bei Hunger/ Durst? gerne an alle

Huhu! Meine Vorschreiberin hat dir ja schon den Tipp mit dem Finger gegeben. Das haben wir die ersten Wochen auch gemacht. Meistens sind wir abends zu dritt ins Bett, ich habe unserer Tochter gestillt und mein Mann hat sie sich dann auf den Bauch gelegt und ihr den Finger zum Nuckeln gegeben. Ohne das wäre ich die ersten Wochen abends nicht mal zum Zähne putzen gekommen .... Man kann ja zusätzlich noch ein bisschen mit dem Oberkörper schaukeln. Teilweise hat das so 30 - 60 min gedauert, bis sie eingeschlafen war, teilweise hat sie auch für nen paar Minuten noch rumgeknört, oft ging es aber auch schneller. Mittlerweile ist sie 4 1/2 Monate und seit ca. 6 Wochen schläft sie abends viel schneller ein, aber sie ist auch ne gute Schläferin und schläft nachts auch lange.

Mitglied inaktiv - 26.06.2017, 19:27



Antwort auf: Brust nur bei Hunger/ Durst? gerne an alle

Dankeschön erstmal, das mit dem Finger ist super, leider geht Papas Finger gar nicht! Ruhe bewahren ist theoretisch ein guter Tipp, wenn aber der 2-jährige schon am weinen ist, weil's ihm zu viel wird, steigt der Blutdruck automatisch.... Aber ich bin ganz zuversichtlich, liebe grüße!

von Lisa15 am 27.06.2017, 18:35



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