beim Stillen im 2. Lebensjahr nicht immer konsequent?

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: beim Stillen im 2. Lebensjahr nicht immer konsequent?

Liebe Biggi, liebe Kristina, ich stille mein 17 Monate junges Töchterchen noch, möchte aber ihrem Wunsch nicht immer beigeben, d.h. nicht wenn sie tagsüber ca. alle 2 Stunden an die Brust will. Ich mache es auch etwas von meiner Gefühlslage und der Situation abhängig und versuche ihr zu erklären, warum ich sie jetzt nicht stillen möchte, z.B. wenn sich die Brustwarzen von häufigerem oder längerem Anlegen nachts oder morgens wund anfühlen oder wir unterwegs sind. Manchmal setzt sie sich durch, in dem sie durch Schreien auf ihren Wunsch besteht, manchmal lässt sie sich jedoch auch davon ablenken und versucht es eine Stunde später wieder. Meine Frage ist, ob mein Verhalten so ok ist oder ob ich sie damit eher verwirre? Desweiteren bin ich mir nicht sicher, ob ich es wirklich schaffe, sie so lange zu stillen, bis sie von selber abstillen möchte und versuche sie auch deshalb immer wieder von der Brust abzulenken. Was ratet ihr mir? Ich bin gespannt auf eure Antwort und bedanke mich im voraus herzlich.

Mitglied inaktiv - 16.02.2010, 00:40



Antwort auf: beim Stillen im 2. Lebensjahr nicht immer konsequent?

Liebe lockenwickler1070, es ist völlig in Ordnung, wenn Du versuchst, dein Kind abzulenken. Ich werde dir jetzt ein paar Möglichkeiten aufzählen, ein älteres Stillkind von der Brust zu entwöhnen. Eine Methode, die sich beim allmählichen Abstillen bewährt hat heißt `biete nicht an, lehne nicht ab“. Das bedeutet, dass Du deinem Kind die Brust nicht von dir aus anbietest, aber auch nicht ablehnst, wenn es danach verlangt. Viele Kinder wurden auf diese Weise abgestillt. Eine weitere Möglichkeit heißt Ablenkung. Durch Ablenkung abzustillen bedeutet, deine Gewohnheiten von Tag zu Tag erheblich zu verändern. Du musst die vertrauten Stillsituationen vermeiden und neue Betätigungsfelder schaffen. Für das eine Kind kann das bedeuten, dass Ihr viel häufiger Ausflüge zu Orten unternehmt, die deinem Kind gefallen und wo es viele Menschen und viel Trubel gibt. Für ein anderes Kind bedeutet dies vielleicht, das Leben erheblich ruhiger zu gestalten, um Situationen, die es als bedrohlich empfindet, zu verringern. Es kann auch ablenkend wirken, wenn Du dein übliches Verhalten in bestimmten Situationen veränderst. Wenn Du zum Beispiel sitzen bleibst anstatt dich hinzulegen, wenn Du dein Kind zum einschlafen bringst. Andere Möglichkeiten sind Vorlesen, Singen oder vielleicht ein neues Spielzeug. Manchmal bringt es dich auch weiter, wenn du das Stillen immer dann, wenn dein Kind diesen Aufschub verkraften kann, für eine Weile verschiebst. Das kannst Du flexibler handhaben als den Vorsatz eine bestimmte Stillmahlzeit ausfallen zu lassen. Du kannst auch versuchen die Stillzeiten zu verkürzen. Viele Mütter haben festgestellt, dass es wirksam und relativ wenig belastend ist, ein Kind so oft anzulegen, wie es möchte, aber es nicht so lange zu stillen. Du kannst dein Kind eine kleine Weile anlegen und es dann ablenken oder ihm etwas zu essen anbieten. Mit zwei Jahren kann ein Kind schon sehr viel verstehen und Abmachungen treffen. Ich denke, dass der erste Schritt für euch sein sollte, dass Du mit deinem Kind darüber sprichst, wie es dir geht und was Du nicht mehr möchtest. Dann könnt ihr als Eltern eine Art Plan machen, wie ihr vorgehen wollt, um das Stillen etwas einzuschränken. Stillen nach Bedarf ist bei einem Kind über einem Jahr nicht mehr ein so eng gefasster Begriff wie bei einem kleinen Baby und liebevoller Konsequenz lassen sich auch bei einem Kind in diesem Alter in einem gewissen Rahmen Regeln aufstellen. Selbstverständlich wird sich nicht von heute auf morgen eine plötzliche Änderung ergeben, das geschieht in kleinen Schritten und selbstverständlich wirst Du mit Rückschritten rechnen müssen, doch mit viel Liebe und Beharrlichkeit, könnt ihr einen Weg zum allmählichen Abstillen finden. Du kannst als Übergangslösung mit deinem Kind vereinbaren, dass sie in bestimmten, klar erklärten und für das Kind erkennbaren Situationen nur ganz kurz trinken darf und so einen allmählichen Übergang schaffen. Wichtig ist, dass dein Kind weiterhin deine Liebe und Zuneigung spürt und Du nicht gleich die Geduld verlierst, wenn es nicht so schnell klappt mit dem Abstillen. Viele Frauen glauben, dass sie sich beim Abstillen vom Kind distanzieren müssen, aber genau das Gegenteil ist der Fall. Deshalb halte ich auch nicht viel von der Lösung, dass die Mutter einige Tage alleine verreist. Diese plötzliche Trennung kann das Kind in tiefe Trauer und Verzweiflung stürzen und vor allem: Was macht die Mutter, wenn das Kind nach der Rückkehr doch wieder an die Brust will? Außerdem möchte ich dir das Buch `Wir stillen noch über das Leben mit gestillten Kleinkindern“ von Norma J. Bumgarner empfehlen, das bei La Leche Liga und jeder La Leche Liga Stillberaterin und im Buchhandel erhältlich ist. LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 16.02.2010



Antwort auf: beim Stillen im 2. Lebensjahr nicht immer konsequent?

Liebe Biggi, vielen Dank für die schnelle Antwort! Das ist schon eine große Hilfe! Eine wichtige Rückfrage: wie soll ich mich verhalten, wenn sich meine "Kleine" nicht ablenken lässt und solange brüllt bis Mama nachgibt? "Darf" ich sie auch mal länger weinen lassen und wenn ja wie lange??? Ist das gewissermaßen auch ein natürlicher Teil des Abschied von der Brust nehmens bzw. eben ein Versuch den eigenen Willen durchzusetzen? Ich habe mal gelesen, dass es auch vom Alter bzw. der Entwicklung abhängig ist, wie lange man ein Kind auch mal weinen lassen darf? Nochmals vielen herzlichen Dank für dieses tolle Forum! Iris

Mitglied inaktiv - 16.02.2010, 08:07



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