Miriam2.0
Liebe Biggi, Liebe Kristina, mein Sohn ist jetzt 9 Monate alt. Wir haben bereits das Mittagessen und Abendbrot durch Brei ersetzt. Am Nachmittag war er noch nie sehr hungrig, deshalb gebe ich ihm nur manchmal Brei, in der Regel lege ich ihn am Nachmittag einfach kurz an. Am Morgen, in der Nacht und nach Bedarf stille ich weiterhin. Seit ca. 2 Wochen ist es nun so, dass mein Kleiner abends nur an der Brust einschlafen will. Er isst vom Abendbrei eine wirklich reichliche Portion, ich denke also nicht, dass er hungrig ins Bett geht. Aber sobald ich mit dem Abendritual beginne, fängt er furchtbar an zu weinen. Natürlich gebe ich irgendwann nach und lege ihn an. Er trinkt dann auch ein bisschen, aber ich denke, dass er hauptsächlich ein bisschen nuckeln will. Dabei schläft er dann selig ein. Wenn mein Mann ihn ins Bett bringt, damit das Einschlafstillen nicht zum Ritual wird, weint er auch fürchterlich und mir zerreißt es fast das Herz. Manchmal bleibe ich stark, dann schläft er irgendwann auf dem Arm meines Mannes ein. Meistens gehe ich aber nach einer Weile zu ihm und lege ihn doch wieder an. Grundsätzlich habe ich kein Problem mit dem Stillen zum Einschlafen. Ich stille ohnehin schon länger als ursprünglich geplant, denn ich liebe die Nähe zu meinem Kleinen beim Stillen. Aber man liest so oft, dass die Kinder sich dann so daran gewöhnen und irgendwann gar nicht mehr ohne die Brust einschlafen können. Irgendwann will ich ja dann doch abstillen! :) Ist das jetzt vermutlich nur eine Phase, die sich von allein wieder gibt? Ist es ok, dass ich ihn zum Einschlafen stille bzw. nuckeln lasse? (Einen Schnuller hat er nie gewollt.) Oder sollte ich konsequent bleiben und ihn nicht mehr stillen, damit er das „alleine einschlafen“ lernt? Dann müsste mein Mann ihn eine Weile ins Bett bringen, denn ich knicke doch immer wieder ein, wenn er weint. Nachts lege ich ihn auch immer gleich an, wenn er aufwacht und weint..... Außerdem hab ich noch eine kurze Frage zum Abpumpen. Für den Abendbrei pumpe ich immer Muttermilch ab. Das schmeckt meinem Kleinen wunderbar. Ist es ausreichend, wenn ich immer nur die benötigte Menge (ca. 160 ml) abpumpe oder sollte ich immer 15 Minuten pro Brust pumpen und die ggf. erreichte Mehrmenge einfrieren, um die Milchproduktion optimal aufrechtzuerhalten? Herzlichen Dank für Eure Meinung dazu. Liebe Grüße Miriam
Liebe Miriam, es gibt keinen Grund, dass Du etwas daran ändern musst, dass Du dein Baby nach Bedarf stillst und auch in den Schlaf stillst, es sei denn DICH persönlich stört etwas daran. Auch die immer wieder geäußerten Argumente, das Baby würde auf diese Weise verwöhnt oder es würde so nie lernen alleine einzuschlafen bzw. nie wieder aus dem Elternbett ausziehen, sind nicht stichhaltig. Babys in diesem Alter können noch nicht verwöhnt werden und Kinder, die sich den Platz im Elternbett nicht erkämpfen oder ertrotzen mussten, ziehen von selbst aus dem Elternbett aus, sobald sie reif genug dafür sind. Im Gegensatz dazu wollen viele Kinder, die als Babys alleine schlafen mussten noch lange ins Elternbett, weil ihr Bedürfnis (noch) nicht gestillt wurde. Sobald ein Baby die nötige Reife hat, lernt es alleine (ein)zuschlafen und wird auch längere Schlafphasen haben. Genauso wie Du es beschreibst, machen es Mütter seit Urzeiten mit ihren Babys und es hat noch nie einem Baby geschadet. Seit Jahrtausenden und in unzähligen Kulturen ist es so, dass Mütter ihre Babys in den Schlaf stillen. Das Saugen wirkt beruhigend und nicht umsonst wurden im Laufe der Zeit die verschiedensten Brustattrappen (z.B. Schnuller s.o.) erfunden. Von der Natur ist es nicht vorgesehen, dass ein Baby oder Kleinkind allein ist und alleine einschläft. Nur passt dieses „natürliche" Verhalten des Babys nicht in unsere derzeitige Zeitströmung und damit haben wir ein (von uns selbst produziertes) Problem: Babys wissen nicht, was zur Zeit „Mode" ist und benehmen sich so, wie sie es seit Anbeginn der Menschheit getan haben. Es hat seinen Grund, warum stillende Mütter die besten Einschlafhilfen SIND. Beim Saugen an der Brust findet ein Baby das, was es braucht: Trost, Nahrung, Sicherheit. Es liegt vermutlich an einer gewissen neurologischen Unreife, wenn einige Babys das mehr brauchen als andere, und es "verwächst" sich wirklich von alleine!! Sehr empfehlenswert ist von Sibylle Lüpold das Buch: "Ich will bei euch schlafen - Ruhige Nächte für Eltern und Kinder." Von ihr ist auch die Broschüre "Kinder brauchen uns auch nachts", in der 20 namhafte Experten wie Dr. William Sears, Prof. Dr. Gerald Hüther und Prof. Dr. Remo Largo gute Argumente liefern , weshalb von der Anwendung eines Schlaftrainings, wie zum Beispiel der Ferber-Methode, abzuraten ist. http://www.fuerkinder.org/files/broschre_kinder_brauchen_uns_auch_nachts_de.pdf Dein Kind kann nicht "verwöhnt" werden, wenn es viel Nähe und Zuwendung bekommt. Eine Kollegin von mir hat dazu einen schönen Text geschrieben, aus dem ich jetzt einen Abschnitt zitiere: "Das Kind wird verwöhnt und verzogen. "Ja, das ist jetzt schon total verwöhnt" "Ihr verzieht das Kind, nachher will es nur noch auf den Arm" "So lernt das Kind ja nie alleine einzuschlafen, alleine zu spielen, sich mit sich selbst zu beschäftigen ..." "Wie soll das Kind denn seinen Rhythmus finden, wenn Du es ständig mit der herumziehst". So und ähnlich lauten viele Aussagen wohlmeinender Freunde, Verwandte und auch wildfremder Menschen, von denen man auf der Straße angesprochen wird. Was ist dran an dieser Theorie, dass das Baby durch die Zuwendung, die es erhält verwöhnt und verzogen wird? Bernadette Stäbler beschreibt in ihrem Buch "Mama" die Angst, sein Kind nicht richtig zu erziehen: "Und schon ist sie da, diese Angst, sein Kind zu verziehen. Welche Ursachen hat sie? Denn, wer dieses unschuldige Baby anschaut, fühlt sich sehr glücklich. Niemand kann sich vorstellen, dass es eines Tages unerwünschte Handlungen vollbringen wird. Wenn wir also von "verziehen" sprechen, haben wir ein älteres Kind vor Augen. Das Kind im Trotzalter, das immer "nein" ruft, läßt seine Mutter denken: "Was für einen Dickkopf habe ich mir großgezogen. Sicher habe ich es falsch gemacht!" Ist es wirklich so wichtig, dass unsere Kinder vor der Zeit lernen, alleine zu schlafen, alleine zu sein und sich mit sich selbst zu beschäftigen? Ist es notwendig, dass wir Erwachsenen unseren Lebensrhythmus ändern und an das Baby anpassen, damit sich das Kind gut entwickelt? Auch hierzu möchte ich wieder aus dem Buch von Bernadette Stäbler zitieren: "In vielen ursprünglich lebenden Kulturen, die wir "primitiv" nennen, wurden inzwischen Untersuchungen durchgeführt, deren Ergebnisse eine Umwälzung unserer Ansichten über die herkömmliche Kindererziehung mit sich brachten. Ich möchte eine afrikanische Studie herausgreifen und vereinfacht darstellen: Die erste Gruppe gebar ihre Babys zuhause und ließ diese keinen Moment allein. Geborgen bei der Mutter, wurden sie nach Bedarf gestillt und mussten niemals schreien. Bald ging die Mutter wieder auf das Feld, um die gewohnte Arbeit zu verrichten, das Neugeborene in ein Tragtuch geschlungen. Die Kontrollgruppe bekam ihre Babys im Krankenhaus mit aller medizinischen Hilfe, einschließlich schmerzlindernden Medikamenten. Gleich nach der Geburt wurden Mutter und Kind getrennt, um zu ruhen. Die Babys bekamen Fläschchen und Schnuller, weil dies "das Moderne" war. Daheim schliefen die Kinder in ihrem Bettchen, in ihrem eigens dafür hergerichtetem Zimmer. Allein, ohne Körperkontakt. Alles ging recht zivilisiert zu, nämlich nach einem genauen Zeitplan, denn die Kinder sollten sich früh an ein geordnetes Leben gewöhnen und weder kleine Tyrannen noch nervös werden. Ein Jahr später offenbarte sich das Unerwartete: Die Kinder der ersten Gruppe waren in allem den anderen voraus: Sie waren intelligenter in ihren Verhaltensweisen und auch viel sozialer eingestellt, selbst die körperliche Entwicklung war besser, obwohl sie die ganze Zeit "festgebunden" waren. Ähnliche Ergebnisse ergaben vielseitige Studien in den verschiedensten Kulturkreisen. Wenn wir versuchen, dies mit einer natürlichen, einfühlsamen Intelligenz nachzuvollziehen, wissen wir, warum das Ergebnis so ausfallen musste. Das Baby fühlt sich bei seiner Mutter geborgen. Es muss seine Kräfte nicht für das Weinen verbrauchen. Der mütterliche Körper gibt ihm Wärme. Wenn das Baby sich an seine Mutter schmiegt, fühlt es ein wenig von dem Glück, das es neun Monate lang im Mutterleib haben durfte. Es kennt von daher ja auch schon die Herztöne seiner Mutter, es kennt sogar schon ihre Stimme und nun sieht es endlich ihr Gesicht, ihre Augen und darf an der Brust trinken, wenn es möchte. Das ist das Glück, die mütterliche Liebe, die Impulse gibt für die Intelligenz und das soziale Verhalten. Wenn das Baby sich an die Körperbewegungen der Mutter anpassen muss, während sie ihre alltägliche Arbeit verrichtet, übt es in wundervoller Weise seine Muskeln und den Gleichgewichtssinn." (Aus: Denise Both: „Tragen") Also, ganz klar: Du hast nichts falsch gemacht. Und es reicht auch aus, wenn Du einfach nur Milch für den Brei abpumpst, es muss nicht zwingend 15 Minuten gepumpt werden. Ganz liebe Grüße Biggi
Miriam2.0
Liebe Biggi, Ganz lieben Dank für deine super ausführliche Antwort. Der Text spricht mir aus der Seele und spiegelt genau wieder, was mein Herz fühlt. Vielen Dank für die Bestätigung! Ganz liebe Grüße Miriam
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