Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Baby nimmt schlecht zu

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Baby nimmt schlecht zu

0407

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Liebe Biggi,   Unsere Tochter wurde mit 3260 Gramm und 56 cm geboren, mit 3000 Gramm aus dem Krankenhaus entlassen und wiegt nun mit 7 Wochen 4300 Gramm und ist 60 cm groß. Sie war also von Anfang an recht zierlich und schlank, aber groß. Stillen hat am Anfang nicht geklappt, sodass ich angefangen habe abzupumpen. Leider viel zu selten - ich wusste da nicht, wie wichtig es ist, oft zu pumpen, damit die Milchbildung in Gang kommt. Zu Hause hat sie dann 3,5 Wochen die Flasche bekommen - mit abgepumpter Muttermilch. Am Anfang mussten wir noch pre zufüttern, nach ca. 2 Wochen habe ich dann endlich genug abpumpen können und nach weiteren Tagen ca 100 ml mehr, als sie getrunken hat. Die Trinkmenge von ca 1/6 des Körpergewichtes hat unsere Tochter allerdings nie geschafft. Sie hat immer weniger getrunken, war dann aber satt und zufrieden und hat zu der Zeit auch gut zugenommen. Da ich unbedingt stillen will, habe ich sie immer wieder angelegt. Allerdings trinkt sie bis jetzt nur mit Stillhütchen an der Brust. Als sie kräftig genug war, haben wir die Flasche radikal weggelassen und nur noch mit Fingerfeeder und Brusternährungsset gefüttert. Seit nun 11 Tagen habe ich auch das weggelassen und stille sie tagsüber voll (leider mit Stillhütchen - wie kann ich ihr das abgewöhnen?). Nachts klappt es mit stillen noch nicht, da pumpe ich weiterhin ab und sie bekommt dann die Milch mit dem Fingerfeeder. Nun hat sie seit den 11 Tagen, in denen ich das zufüttern weggelassen habe, nur 200 Gramm zugenommen. Zur Überprüfung der Trinkmenge wird immer von nassen Windeln gesprochen, allerdings sind die Angaben überall anders. Wie viele müssen es mindestens sein und wie viel muss eine nasse Windel wiegen, damit sie als nasse Windel zählt? Ich mache mir Sorgen, dass sie nun nicht ausreichend trinkt, weil sie so wenig zugenommen hat. Ich lege sie immer an, wenn sie Hunger hat und auch jede Mahlzeit an beiden Seiten. Sie trinkt dann meistens recht lange (30-60 Minuten), lässt die Brust aber nicht los, wenn sie fertig getrunken hat (hört nur auf zu schlucken und lässt die Milch einfach aus dem Mund laufen). Danach schläft sie ein paar Minuten auf dem Arm und ist dann sehr munter und aktiv. Sie strampelt viel, testet ihre Stimme und schaut ganz aufmerksam umher. Tagsüber schläft sie auch recht wenig - immer mal kurz und nur ein längerer Schlaf, der dann ca 3-4 Stunden dauert. Kann es sein, dass sie vor Hunger nicht in den Schlaf findet? Sie zeigt dann aber keinerlei Hungerzeichen, sondern schaut aufmerksam umher und ist neugierig und wirkt zufrieden. Kann es auch sein, dass sie durch das Stillhütchen nicht effektiv genug trinken kann? Morgens und nachmittags haben wir oft wie eine Art Cluster stillen. Sie trinkt erst mal lange und gut, schläft ein paar Minuten auf dem Arm, schaut dann ein bisschen neugierig umher und strampelt viel und dann lege ich sie wieder an und sie trinkt auch noch mal ein bisschen, das machen wir dann ein paar Mal und dann schläft sie irgendwann ein und schläft dann wie beschrieben auch länger. Fast immer spuckt sie nach dem trinken wieder Milch aus, teilweise sogar noch eine Stunde später. Heißt das, dass sie satt ist und zu viel getrunken hat? Wenn wir unterwegs sind, trinkt sie meistens nicht so gut und lange. Ich möchte unbedingt stillen (ohne Stillhütchen und abpumpen und zufüttern), aber wichtiger ist natürlich, das unsere Tochter gut zunimmt und genügend Milch bekommt. Nachts schläft sie super und sehr lange, zwischen 4 und 6 Stunden bis zur Mahlzeit (abpumpen und füttern) und dann noch mal 2-4 Stunden. Sie weint auch nicht besonders viel, höchstens mal nachmittags/abends, aber auch nicht jeden Tag. Am besten lässt sie sich mit einem Schnuller beruhigen und findet so auch am besten in den Schlaf. Leider schläft sie nicht an der Brust ein und lässt sich dann hinlegen, das wäre mir viel lieber. Kann es sein, dass sie dann den Schnuller nimmt und sich müde nuckelt, obwohl sie noch Hunger hat? Sie würde sich doch sicher melden und dann schnell wieder wach sein, wenn sie hungrig ist? Am liebsten würde ich ihr gar keinen Schnuller geben, aber oft lässt sie sich nur so beruhigen (tragen mag sie gar nicht). Oder eben an der Brust, aber dann trinkt sie nicht, sondern lässt wie geschrieben die Milch aus dem Mund laufen und schläft dabei auch nicht richtig ein. Ich mache mir nun Sorgen, dass die Milch vielleicht doch nicht reicht und ich lieber wieder mehr abpumpen und zufüttern sollte. Sie wirkt so dünn, ihr passt auch immer noch die Kleidung in der Größe wie nach der Geburt. Wird die Milch beim trinken nicht permanent produziert? Bitte entschuldigen Sie den langen Text und die vielen Fragen. Herzlichen Dank fürs durchlesen und beantworten meiner Fragen! Liebe Grüße


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Liebe 0407, es könnte sein, dass dein Baby an der Brust nicht effektiv und korrekt trinken KANN und deshalb nicht ausreichend viel Milch aus der Brust bekommt. Dein Baby braucht evtl. ein Saugtraining und du brauchst kompetente Hilfe, damit es bald besser gelingt. Auch würde ich keinen Schnuller geben, das gesamte Saugbedürfnis sollte an der Brust gestillt werden. Das Saugen an einem künstlichen Sauger unterscheidet sich grundlegend vom Saugen an der Brust. Der künstliche Sauger ist bereits vorgeformt und relativ steif. Die Brust ist weich und nachgiebig. Ein Schnuller kann in den geschlossenen Mund eines Babys gesteckt werden. Um die Brust zu erfassen, muss das Baby den Mund weit öffnen, die Brustwarze reicht dann weit nach hinten in den Mund, wo die Bewegungen des Kiefers und der Zunge nicht stören. Auch die Bewegungsmuster der Muskeln von Mund, Gesicht und Zunge, sind am künstlichen Sauger ganz anders, als an der Brust. Mit der Saugtechnik, die das Baby beim Trinken an einem Flaschensauger oder beim Nuckeln an einem Beruhigungssauger anwendet, kann es kaum Milch aus der Brust bekommen. Ein Baby, das mit der Flasche gefüttert wurde, hat einen sofort einsetzenden, gleichmäßigen Milchfluss kennengelernt. An der Brust reagiert es dann frustriert, weil nicht der von ihm erwartete, sofortige und stetige Milchfluss einsetzt. Oft ist es dann so, dass ein Baby „stundenlang“ saugt und nicht satt wird. Da hilft es dann auch nicht, viel und oft anzulegen. Allerdings ist die Zunahme gar nicht so schlecht und du bist auf einem guten Weg. Hier einmal die Kriterien für ein gut gedeihendes Baby: o mindestens fünf bis sechs nasse Wegwerfwindeln hat (um zu sehen wie nass "nass" ist, kannst du sechs Esslöffel Wasser auf eine trockene Windel geben). Diese Regel gilt aber nur für voll gestillte Kinder, das heißt das Baby bekommt nichts außer Muttermilch (kein Wasser, Tee, Saft usw.). o in den ersten sechs Wochen täglich mindestens zwei bis vier Stuhlentleerungen (später sind seltenere Darmentleerungen normal) o eine durchschnittliche wöchentliche Gewichtszunahme von mindestens 150 g pro Woche ausgehend vom niedrigsten Gewicht Vom vierten bis sechsten Monat verlangsamt sich die Gewichtszunahme gewöhnlich auf 85 bis 142 Gramm pro Woche, im Alter von sechs Monaten bis zwölf Monaten verringert sie sich auf 42 bis 85 Gramm wöchentlich. Diese Angaben bedeuten aber nicht, dass jedes Kind kontinuierlich jede Woche diese Grammzahl zunehmen muss, sondern, dass im statistischen Mittel solche Werte erreicht werden. o eine gute Hautfarbe und eine feste Haut, o Wachstum in die Länge und Zunahme des Kopfumfangs o ein aufmerksames und lebhaftes Verhalten des Babys in den Wachphasen. Wenn dein Baby all diese Punkte erfüllt, dann dürfte alles in Ordnung sein :-), ansonsten besteht tatsächlich Handlungsbedarf. Am besten besprichst du dann mit einer Stillberaterin in deiner Nähe, wie du vorgehen kannst. Adressen von Stillberaterinnen findest du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Liebe Grüße Biggi    


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