Liebe Frau Welter,
unsere Tochter ist jetzt neun Monate alt und ich würde gerne abstillen.
Ich stille sie nur noch in der Nacht, circa zweimal. Fläschchen mit abgepumpter Muttermilch oder auch Premilch verweigert sie. Tagsüber isst sie fünf Mahlzeiten. Zum Einschlafen muss ich sie nicht stillen.
Wie geh ich das Abstillen am besten an, was benötigt unsere Tochter mit 9 Monaten alternativ zur Muttermilch in der Nacht? Wie viele Stunden kommt unsere Tochter, zum Beispiel nur mit Wasser in der Nacht aus? Schade ich ihr, wenn ich jetzt abstille?
Vielen Dank für Ihre Unterstützung und herzliche Grüße.
von
Julido
am 31.03.2023, 10:38
Antwort auf:
Abstillen mit 9 Monaten zu früh
Liebe Julido,
dein Baby ist gerade neun Monate und zu jung für alleinige Beikost.
Zunächst würde ich also unbedingt noch zur Flasche hin abstillen, da Milch im ersten Jahr die Hauptnahrungsquelle ist und Babys auch ein noch hohes Saugbedürfnis haben.
Mit sieben bis neun Monaten braucht das Kind noch mindestens drei Milchmahlzeiten, mit zehn bis zwölf Monaten noch mindestens zwei.
Pre-MIlch kann wie Muttermilch nach Bedarf gegeben werden.
Probiere es doch einfach mal aus und pumpe Milch ab, diese gibst Du dann erstmal pur. Wenn das gut klappt, kannst du die Milch immer mehr mit Säuglingsmilch mischen. Versuche es auch mit verschiedenen Sorten, die sind wirklich sehr unterschiedlich.
- Lass dann anfangs immer JEMANDEN ANDEREN die Flasche anbieten, mach es nie du selbst (vielleicht kannst du den nächsten Versuch ja auf ein Wochenende legen?). Es gibt einige Tricks, die helfen können:
- versucht die Flasche anzubieten, wenn das Baby nicht allzu hungrig (zur regulären Stillzeit wird es keine Experimente mitmachen wollen) ist;
- lass die fütternde Person das Baby ganz liebevoll halten, während die Flasche angeboten wird;
- anstelle den Sauger in den Mund zu schieben, die Unterlippe damit kitzeln, damit das Kind selbst ihn nimmt;
- dein Baby könnte in ein Kleidungsstück eingewickelt werden, welches nach dir riecht;
- der Sauger der Flasche könnte mit warmen Wasser auf etwa Körpertemperatur gebracht werden;
- probiert verschiedene Sauger - Silikon + Kautschuk, verschieden Formen, größere oder kleinere Sauger;
- probiert verschiedene Trinkpositionen aus;
- vielleicht geht es mit rhythmischen Schaukeln besser, auch Gehen kann Erfolg bringen. Einige Babys nahmen die Flasche, wenn sie im Autositz saßen, besser;
- probiere, die Flasche zu geben, wenn dein Baby schläft;
- gib nicht sofort auf, wenn es nicht klappt, probiert es weiter - aber bedenke auch, dein Baby kann auch (tagsüber) aus einer Tasse, vom Löffel, mit der (Kunststoff-) Pipette oder dem "Soft Cup" gefüttert werden - es muss nicht zwangsläufig eine Flasche sein.
Wenn du bei Youtube die Stichworte "Cup feeding" und "baby" eingibst, kannst du viele Videos finden auf denen zu sehen ist, wie das geht. Es ist in der Regel von Fütterer und Kind wirklich schnell gelernt.
Ein Baby muss eine gewisse Reife erreichen, um längere Zeit schlafen zu können. Wann dieser Zeitpunkt erreicht wird, ist von Kind zu Kind unterschiedlich.
Der immer wieder verbreitete Gedanke, dass ein Baby ab sechs Monaten (oder einer anderen Altersgrenze) nachts nicht mehr aufwachen darf und nachts keine Nahrung mehr braucht entspringt in keinster Weise dem natürlichen Verhalten und den Bedürfnissen eines Babys oder Kleinkindes, sondern er entstammt dem (verständlichen) Wunsch der Erwachsenen, die gerne ihre Nachtruhe hätten.
Eine Studie von Jelliffe und Jelliffe ergab, dass Babys im Alter von 10 Monaten mindestens 25 % ihrer Muttermilchaufnahme nachts zu sich nehmen. Das spricht eindeutig dafür, dass Babys auch nach den ersten sechs Monaten nachts noch hungrig sind.
Liebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 31.03.2023