Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

5 mon altes Baby weiter voll stillen - Mangel?

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: 5 mon altes Baby weiter voll stillen - Mangel?

Alexistjetztauchdabei

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Hallo, Meine Tochter und ich führen seit 5 mon eine inzwischen harmonische und eingespielte Stillbeziehung. Sie stillt gerne ausgiebig wenn ihr alles zu stressig wird und trinkt zwischendurch auch gern einfach nur 2 Minuten wenn ihr andere Sachen gerade wichtiger sind. So kommen wir auf stilldauern von 2min bis 1h. Wenn sie ne Stunde stillt ist es aber eher kuscheln dösen und nuckeln. Sie nimmt keinen Schnuller lutscht bisher aber auch nicht am Daumen. Fläschchen mag sie auch nicht auch nicht mit Muttermilch, dafür hat sie entdeckt das wir Erwachsenen aus Gläsern trinken und ahmt uns mit ihrem Plastikspielbecher sehr gut nach. Ich dachte ich still sie einfach solange wir beide mögen und wenn sie eigenständig sitzt (momentan sitzt sie mir noch zu unsicher) können wir ja ein bisschen beikost probieren eher just for fun damit sie erkunden kann was wir Eltern da so essen. Momentan patscht sie uns gern in die Teller... Jetzt hat meine Schwiegermutter mich auf zwei dinge hingewiesen die mir echt Angst machen. A) Dass Kinder ab 4 Monaten keine Eisenvorräte mehr haben und ab dann gefährliche Blutarmut bekommen können wenn man kein brei füttert. B) dass meine Milch ab 6 Monaten unmöglich noch satt machen kann und ich sie gefährlich unter ernähre. Also jetzt schon weil sie ja nicht mit einem Schlag nicht mehr satt wird. Meine Schwägerin hat alle ihre Kinder mit Fläschchen ernährt und die sind tatsächlich stämmiger als meine Maus. Sie ist aber auch nicht Klein aber tatsächlich eher schlank. Sie ist rosig, aufgeweckt und fröhlich und ich genieße das Stillen mit ihr so sehr. Aber ich würde sofort aufhören wenn ich sie damit in Gefahr bringe. Stimmt es das künstliche babymilch viel mehr Eisen hat und muttermilch die eisenaufnahme hemmt? Und kann es sein das meine Tochter unbemerkt hungert? Sie wacht ein bis zwei mal nachts auf und stillt dann entweder kurz manchmal kuscheln wir aber nur und sie schläft direkt wieder ein. Stimmt es das sie durchschlafen würde wenn sie genug gegessen hätte übern Tag? Soll ich ihr besser babymilch und brei geben? Habe ich es mit meiner Öko Einstellung übertrieben? Ich mache mir echt Sorgen. Ich dachte ich mach alles richtig... Vielen Dank! Alex


Biggi Welter

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Liebe Alex, wenn es um die Frage geht, wie lange ein Baby voll gestillt werden kann, dann sollte niemals nur der Kalender betrachtet werden, sondern in erster Linie das Kind selbst. Es ist durchaus möglich, ein Baby deutlich länger als sechs Monate ausschließlich mit Muttermilch zu ernähren, ohne dass es dabei zu Mangelerscheinungen kommt, doch die Initiative sollte immer vom Kind ausgehen und keinesfalls sollte von vorne herein geplant werden, ein Kind acht, neun Monate oder gar ein Jahr ausschließlich zu stillen und ihm die Beikost zu verwehren, wenn es im zweiten Lebenshalbjahr deutlich danach verlangt. Ein Baby gibt normalerweise deutlich zu erkennen, wann es so weit ist, dass es zusätzlich und ergänzend zur Muttermilch andere Nahrung haben möchte. Die Bereitschaft zur Beikost erkennen Sie bei einem voll ausgetragenen gesunden Kind an den folgenden Anzeichen: • es ist in der Lage alleine aufrecht zu sitzen, • der Zungenstoßreflex, durch den das Baby feste Nahrung automatisch wieder aus dem Mund herausschiebt, hat sich abgeschwächt, • es zeigt Bereitschaft zum Kauen, • es kann selbstständig Nahrung aufnehmen und in den Mund stecken, • es zeigt ein gesteigertes Stillbedürfnis, das sich nicht mit einer Erkrankung, dem Zahnen oder einer Veränderung in seiner Umgebung oder in seinem Tagesablauf in Verbindung bringen läßt. Wenn alle diese Punkte erfüllt sind, ist der Zeitpunkt für den Beginn der Beikost gekommen (meist ist das Kind dann etwa ein halbes Jahr alt, es kann aber auch eventuell jünger (eher selten) oder älter (nicht ganz so selten) sein). Keinesfalls sollte einem Kind nach den ersten sechs Monaten die Beikost verwehrt werden, wenn es danach verlangt und Interesse dafür zeigt. Eisenmangel betrifft ist bei gestillten Kindern eher selten. Muttermilch enthält zwar weniger Eisen als zum Beispiel künstliche Säuglingsnahrung oder Kuhmilch, doch die Verfügbarkeit des Eisens in der Muttermilch ist um ein Vielfaches höher als die des in der künstlichen Säuglingsnahrung enthaltene Eisen und da bei voll gestillten Babys kleine Darmblutungen sehr viel seltener sind als bei mit künstlicher Säuglingsnahrung ernährten Kindern, verlieren Stillkinder auf diese Weise auch kein Blut. Die Eisenreserven, die ein Baby bei der Geburt hat und das leicht zu verwertende Eisen aus der Muttermilch reichen zusammen gewöhnlich aus, um den Hämoglobinwert auch noch ins zweite Lebenshalbjahr des Babys hinein innerhalb des normalen Bereiches (10,2 bis 15 gm/dl) zu halten (McMillan 1976; Siimes 1984; Duncan 1985). Eine Untersuchung an gestillten Babys, die weder Eisenpräparate noch mit Eisen angereicherte Getreideprodukte erhalten hatten, ergab, dass die Babys, die sieben Monate und länger ausschließlich gestillt wurden, im Alter von einem Jahr deutlich höhere Hämoglobinwerte aufwiesen, als diejenigen Babys, die mit weniger als sieben Monaten bereits feste Nahrung bekommen hatten (Pisacane 1995). Die Forscher fanden bei den Babys, die sieben Monate lang voll gestillt worden waren, keinen Fall von Anämie während des ersten Lebensjahres und folgerten daraus, dass ausschließliches Stillen während der ersten sieben Lebensmonate das Risiko einer Anämie senkt. Eine finnische Studie ergab, dass bei neun Monate alten Kindern, die immer noch ausschließlich gestillt werden, ein Eisenmangel in weniger als 25 % der Fälle auftritt. Ohnehin ist der Zeitpunkt, wann ein Baby Beikost erhalten muss recht willkürlich gewählt und hat sich im Laufe der Zeit immer wieder verändert, ohne dass es einen echten Beweis für die absolute Richtigkeit des jeweiligen Zeitpunktes gibt. Eine blasse Hautfarbe alleine, ist kein Beweis für einen Eisenmangel. Definitiv feststellen lässt sich ein Eisenmangel nur über eine Blutuntersuchung. Blässe, Müdigkeit usw. sind allenfalls Hinweise auf die Möglichkeit eines Eisenmangels, können aber auch ganz andere (harmlose) Ursachen haben. Wenn Du ganz sicher sein willst, bleibt nur der Pieks. Reife Muttermilch enthält etwa 7,3 g/100 ml Laktose sowie kleinere Mengen anderer Kohlenhydrate (Oligo und Polysacharide, Glykoproteine, Glukosamine usw.). Der Fettgehalt der reifen Muttermilch beträgt 4,2 g/100 ml, wobei der größte Teil davon auf die Triglyceride entfällt. 57 % der Fettsäuren der Muttermilch sind ungesättigt. Der Fettanteil der Muttermilch beinhaltet auch die fettlöslichen Vitamine, Phospolipide und Cholesterin. Reife Muttermilch enthält 0,9 g/100 ml Eiweiß. Zu den Molkeneiweißen gehören die Immunglobuline, Lysozym, Laktoferrin und Alphalaktalbumin. Außerdem enthält Muttermilch Mineralstoffe, Spurenelemente und Vitamine. Weitere Bestandteile sind Hormone, Enzyme und Wachstumsfaktoren. Reife Muttermilch bleibt in Bezug auf Kaloriengehalt, Fett, Eiweiß, Kohlenhydrate usw. in ihrer Zusammensetzung während der gesamten Stillzeit gleich, lediglich bei den Antikörpern und bei einigen Vitaminen und ergeben sich Veränderungen. So steigt der Antikörpergehalt mit etwa einem halben Jahr und dann nochmals im zweiten Lebensjahr (jeweils dann, wenn das Kind mobiler wird und mehr Kontakt mit der Außenwelt aufnimmt) an. In der Abstillphase kommt in Bezug auf den Salzgehalt zu Veränderungen. Vielleicht ist auch das Buch "Mein Kind will nicht essen" von dem spanischen Kinderarzt Dr. Carlos Gonzales eine interessante (und beruhigende) Lektüre. Das Buch ist im Buchhandel (ISBN 3 932022 12 2) bei der La Leche Liga erhältlich. Dr. Gonzales hat eine Aufstellung gemacht, wie viel Muttermilch (MM) ein Baby im Alter zwischen neun und zwölf Monaten benötigt, um den empfohlenen Bedarf an verschiedenen Nährstoffen zu decken: Energie: 830 kcal = 1185 ml MM Eiweiss: 9,6 g = 910 ml MM Vitamin A: 350 µg = 700 ml MM Vitamin B: 0,4 µg = 412 ml MM Vitamin C: 25 mg = 625 ml MM Diese Angaben zeigen, dass Muttermilch den Bedarf des Kindes an vielen Nährstoffen lange zu decken vermag und nicht unbedingt Eile geboten ist, das Kind zum Essen zu zwingen. Ein Baby muss eine gewisse Reife erreichen, um längere Zeit schlafen zu können. Wann dieser Zeitpunkt erreicht wird, ist von Kind zu Kind unterschiedlich. Eine Flasche mit künstlicher Säuglingsnahrung (oder ein Abendbrei) verbessern das Schlafverhalten nicht (das wurde in Studien nachgewiesen). Es gibt nicht wenige Kinder, die dann sogar noch weniger schlafen. Auch wenn das Kind am Tag viel isst, schläft es nicht besser, denn es wacht ja nicht nur wegen dem Hunger auf, sondern sucht Nähe und Geborgenheit! So, ich hoffe, ich konnte Dich beruhigen :-). Sprich doch einmal mit deiner Schwiegermutter und erkläre ihr ganz ruhig, dass Du sie bitten möchtest, dich so zu akzeptieren und dass dein Erziehungsstil eben nun mal deiner ist und sie damit klarkommen muss. LLLiebe Grüße Biggi


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