Lieber Dr. Bluni,
Ich habe mich bis gestern an alles gehalten und bin ja auch Toxoplasmose positiv. Gestern hatte ich solche Gelüste auf 3 Scheiben luftgetrockneten Schinken und jetzt habe ich doch Schiss wegen Listeriose. Können Sie mich beruhigen oder ist die Angst berechtigt? Sollte ich vorsorglich ein Antibiotikum nehmen?
Danke
Simi
Mitglied inaktiv - 30.01.2007, 17:27
Antwort auf:
Schinken Listeriose
Liebe Simi,
1. bezüglich der Frage, worauf beim Genuss bestimmter Lebensmittel in der Schwangerschaft geachtet werden sollte, ist folgendes anzumerken: Im Prinzip kann die schwangere Frau ihren Lebens- und Essgewohnheiten mit gewissen Einschränkungen nachgehen. So wird empfohlen, auf den Genuss bestimmter Lebensmittel zu verzichten, um ein etwaiges Risiko einer Keimbelastung zu vermeiden, da sich diese negativ auf das Ungeborene auswirken könnte.
1. Listerien, die eine Listeriose verursachen können:
Das Bakterium hat man in vielen rohen Produkten, wie zum Beispiel ungekochtem Fleisch und Gemüse, wie auch in Lebensmitteln, die nach der Zubereitung verunreinigt wurden, wie z.B. Käse und ausgekühlten Fleischstücken, gefunden.
Listerien werden durch Pasteurisieren und durch Erhitzen abgetötet. Deshalb sollte z.B. Fleisch auch genügend erhitzt werden Auch wenn die Herstellung und Zubereitung von Lebensmitteln einwandfrei ist, ist eine nachträgliche Verunreinigung möglich. Die Kontamination der Käse mit Listerien kann entweder über Rohmilch oder während der Käseherstellung von kontaminierten Geräten ausgehen. Durch Pasteurisieren der Milch können die Listerien abgetötet werden. Listerien reichern sich besonders in der Rinde von Weichkäsen (z. B. Romadur, Limburger) und Schimmelkäse (Blau- und Weißschimmelkäse) an.
Dabei ist ausschließlich die Rinde betroffen, da Listerien ein alkalisches Milieu benötigen, das hier während der Reifung entsteht. Durch laufende Kontrollen der produzierten Käse und verbesserter Hygienemaßnahmen konnte in der Bundesrepublik das Auftreten von Listerien in Käse verringert werden." (Deutsche Gesellschaft für Ernährung).
Rohmilchkäse ist höchstens auf 40 Grad erhitzt (beim herkömmlichen Käse werden durch das starke Erhitzten (Pasteurisieren) der Milch etwa 99 % der natürlichen Bakterien abgetötet), dadurch bleiben im Rohmilchkäse die Keime erhalten, wodurch er ein vollmundigeres Aroma bekommt. Dadurch können eventuell in der Milch vorhandene Keime in den Käse gelangen.
Verzichten sollten Sie in der Schwangerschaft z.B. auf: Rohmilchkäse & Rohmilchprodukte wegen einer möglichen Keimbelastung. Der hier oft nachgefragte Mozarella gehört zwar auch zu diesen Käsesorten aus Rohmilch, aber nachdem in den 80er Jahren des letzten Jahrtausends aufgetretenen Fällen von Listeriose in den Molkereien, ist man dazu übergegangen, Mozarella zumeist aus pasteurisierter Milch herzustellen. Im Handel gibt es wohl noch meist als lose Ware durchaus Mozarella aus Rohmilch zu kaufen. Dieser sollte gemieden werden. Meist sind Rohmilchkäse, die im Supermarkt erhältlich sind, entsprechend ausgezeichnet
Wie häufig ist eine Listeriose?
In Deutschland kommt es nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) zu rund 200 Fällen pro Jahr, die relativ gleichmäßig über das Land und das Jahr verteilt auftreten. Die Dunkelziffer ist sicher höher. Die konnatale Listeriose (Infektion unter der Geburt) wird etwa nur 30- bis 40-mal pro Jahr registriert (bei ca. 800.000 Entbindungen pro Jahr).
Kann Listeriose verhindert werden?
Die generellen Hygienerichtlinien empfehlen für die Verhinderung von Listeriosen die gleichen Maßnahmen wie zur Vorbeugung anderer durch verunreinigte Lebensmittel verursachter Erkrankungen (z.B. Salmonellen).generelle Empfehlungen:
• Kochen Sie rohes Essen von Tieren, wie Rind, Schwein und Geflügel immer ganz durch
• Waschen Sie rohes Gemüse gründlich bevor Sie es essen
• Halten Sie bei der Zubereitung rohes Fleisch strikt fern von Gemüse und von gekochtem Essen und essfertigen Lebensmitteln
• Vermeiden Sie rohe (unpasteurisierte) Milch oder Nahrungsmittel, die aus roher (unpasteurisierter ) Milch hergestellt wurden
• Waschen Sie sich die Hände, Geschirr und Geräte, die mit rohen Lebensmitteln in Berührung gekommen sind.
2. Vor allem von der Art der Herstellung hängt es ab, ob Fleisch oder Wurstwaren infektiöse Erreger der Toxoplasmose enthalten. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) kommt hier zu folgender Auswertung:
1. Keine infektiösen Toxoplasmen enthält durchgebratenes oder gekochtes Fleisch Wichtig ist, dass dafür das Fleisch am besten 20 Minuten auf mindestens 50°C erhitzt werden sollte. Die Kernfarbe sollte sich von rot nach grau geändert haben.
2. Während der Herstellung von Brühwürsten (z.B. Bierwurst, Fleischwurst, Mortadella) und Kochwürsten (z. B. Rotwurst, Leberwurst, Corned Beef) kann bei Kerntemperaturen von 72-80°C von einer sicheren Zystenabtötung ausgegangen werden.
3. eine Zwischenstellung nehmen gepökelte und geräucherte oder luftgetrocknete Rohdauerwaren wie Rohschinken oder Salami ein: Sie gelten gemeinhin als sicher. Nur unter bestimmten Umständen kann infektiöses Material erhalten bleiben. Das Robert-Koch-Institut sagt in dieser Frage: "Sicher sind auch alle gepökelten Rohdauerwaren, z.B. Rohschinken und Salami." Nachzulesen unter
http://www.rki.de/cln_006/nn_225576/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Mbl__Toxoplasmose.html
3. Das nur kurze Reifen von Rohwurstsorten wie Mettwurst oder Teewurst oder das ledigliche Salzen und Würzen von rohen Hackfleischzubereitungen wie Tatar töten Toxoplasmen nicht sicher ab.
Bei geräuchertem Fisch kann bei unsachgemäßer Lagerung der Waren eine potentielle Verunreinigung mit Listerien vorkommen. Bei sachgemäßer Lagerung ist das Risiko als gering einzustufen. Von einigen Fachvertretern wird geräucherter Fisch als potenziell kritisch eingestuft.
VB
von
Dr. med. Vincenzo Bluni
am 31.01.2007