Frage im Expertenforum Schwangerschaftsberatung an Dr. med. Vincenzo Bluni:

Nachweis von Listeriose Antikörpern

Dr. med. Vincenzo Bluni

Dr. med. Vincenzo Bluni
Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

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Frage: Nachweis von Listeriose Antikörpern

luki11

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Sehr geehrter Herr Dr. Bluni, ich habe eine Frage zum Nachweis von Antikörpern gegen Listeriose. Zur Vorgeschichte: Bis etwa zum fünften Monat meiner Schwangerschaft habe ich noch Räucherlachs und Camembert gegessen, da ich nicht wusste, dass man dies meiden sollte. Eines Nachts traten bei mir Symptome auf (Übelkeit, Magenkrämpfe, evtl erhöhte Temperatur (das weiß ich leider nicht mehr so genau).Am Morgen war es dann wieder besser. Ich habe diese Symptome zunächst nicht mit einer möglichen Listeriose Infektion in Verbindung gebracht, sondern dachte, ich hätte etwas falsches gegessen. Erst drei Monate nach Auftreten der Symptome habe ich mich dann gesorgt, dass es die Anzeichen einer Listeriose gewesen sein könnten und habe daher einen Listeriose Test (KBR) durchführen lasesn. Das Ergebnis war negativ. Ich habe nun aber gelesen, dass es aufgrund von Immunsuppression auch zu falsch negativen Ergebnissen kommen kann, und auch daher, dass Antikörpertiter schnell abfallen können und daher eine durchgemachte Infektion nicht mehr nachweisbar sein kann. Könnte dies drei Monate nach Auftreten der Symptome der Fall sein? Und: Was heißt Immunsuppression genau? Sind Schwangere davon betroffen, sodass es in der Schwangerschaft vermehrt zu falsch negativen Ergebnissen kommt. Wie sicher ist daher mein "negatives" Ergebnis? Vielen Dank für Ihre Antwort. Luki11 (37 SSW)


Dr. med. Vincenzo Bluni

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Hallo, eine solche Situation stellt sich offensichtlich immer mal wieder ein: Das Fleisch war offensichtlich nicht ganz durchgegegart oder es wurde ein vermeintliches Rohmilchprodukt verzehrt und nun besteht die Angst einer Listeriose– oder Toxoplasmoseinfektion. Hier ist es grundsätzlich nicht möglich, nun das Risiko der Infektion zu quantifizieren. Die Listeriose äußert sich in mäßigem Fieber, geringem Schüttelfrost, Abgeschlagenheit und Kopfschmerzen; also mit den Symptomen eines grippalen Infektes beziehungsweise einer Harnwegsinfektion. Charakteristische Hinweise auf eine Listeriose fehlen, eine Abgrenzung zur Grippe beziehungsweise anderen Infektionen ist nicht gegeben, so dass eine gezielte Suche nach den Bakterien in der Regel unterbleibt. Bei Verdacht oder der Diagnose eine Listeriose kann mit einer antibiotischen Behandlung Schaden abgewendet werden. Wie häufig ist eine Listeriose? In Deutschland kommt es nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) zu rund 200 Fällen pro Jahr, die relativ gleichmäßig über das Land und das Jahr verteilt auftreten. Die Dunkelziffer ist sicher höher. Die konnatale Listeriose (Infektion unter der Geburt) wird etwa nur 30- bis 40-mal pro Jahr registriert (bei ca. 800.000 Entbindungen pro Jahr). Kann Listeriose verhindert werden? Die generellen Hygienerichtlinien empfehlen für die Verhinderung von Listeriosen die gleichen Maßnahmen wie zur Vorbeugung anderer durch verunreinigte Lebensmittel verursachter Erkrankungen (z.B. Salmonellen). generelle Empfehlungen: • Kochen Sie rohes Essen von Tieren, wie Rind, Schwein und Geflügel immer ganz durch • Waschen Sie rohes Gemüse gründlich bevor Sie es essen • Halten Sie bei der Zubereitung rohes Fleisch strikt fern von Gemüse und von gekochtem Essen und essfertigen Lebensmitteln • Vermeiden Sie rohe (unpasteurisierte) Milch oder Nahrungsmittel, die aus roher (unpasteurisierter ) Milch hergestellt wurden • Waschen Sie sich die Hände, Geschirr und Geräte, die mit rohen Lebensmitteln in Berührung gekommen sind. Es sollte immer der behandelnde Arzt entscheiden, ob er in einem solchen Fall wirklich die Abklärung einer Listerioseinfektion für geboten hält. Ergibt sich ein begründbarer(!!) klinischer Verdacht auf eine Listerieninfektion bei der Schwangeren, empfiehlt sich hierbei die entsprechende Diagnostik. Diese ist aber nur durch den direkten Erregernachweis z.B. in der Blutkultur, im Liquor oder auch in Abstrichen von Neugeborenen möglich. Sinnlos und überholt ist ein Antikörpernachweis, da es sehr viele falsch negative (Antikörper werden erst spät, bei Immunsuppression gar nicht gebildet) und auch falsch positive Ergebnisse gibt (Kreuzreaktivität mit vielen anderen Bakterien durch Antigengemeinschaft). Hinsichtlich einer eventuellen Toxoplasmoseerkrankung sprechen Sie am besten mit Frauenärztin/Frauenarzt über einen entsprechenden Test. VB


Astrid

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Hallo, ich denke, Du sorgst Dich völlig überflüssigerweise. Allerdings ist dies ja leider in der Schwangerschaft normal, das ging mir auch immer so. Es hängen einem dann Dinge, die vor Ewigkeiten passiert sind, immer noch nach und man sorgt sich, es könnte doch ein Schaden entstanden sein. Du hast aber ganz bestimmt keine Listeriose gehabt, sondern eine normale Magen-Darm-Grippe (und die ist nicht gefährlich fürs Baby). Bei Listeriose - sagt meine Frauenärztin - ist es typisch, dass es zu Nackensteifigkeit und ausgeprägtem Grippegefühl (Knochenschmerzen) kommt. Außerdem ist das, was Du gegessen hast, gar nicht so gefährlich: Den Lachs soll man nicht in erster Linie wegen möglicher Listerien meiden, sondern weil Zuchtlachs Schadstoffe und Antibiotika enthält. Camembert aus dem Supermarkt ist KEIN Rohmilchprodukt, sondern wird industriell aus pasteurisierter (erhitzter) Milch hergestellt. Nur, wenn Du den Camembert im Bioladen gekauft hast und er ausdrücklich aus Rohmilch hergestellt wurde, gibt es Grund zur Sorge. Ich selbst habe in der Schwangerschaft einmal eine TK-Pizza nicht ausreichend durchgegart gegessen. Die Meeresfrüchte waren teilweise noch nicht gar. Am nächsten Tag hatte ich dann eine fiese Darmgrippe bekommen. Ich habe auch gleich an Listeriose gedacht und habe beim Arzt den Titer bestimmen lassen - es war alles okay. Zum Glück konnte ich das Ganze dann für mich abhaken, obwohl ich sonst auch eher der ängstliche Typ bin. Ich denke, Du solltest jetzt ruhig auch aufhören, Dich in die unbegründete Sorge noch weiter hineinzusteigern. Es hat keinen Zweck, als Laie im Internet zu recherchieren, da interpretiert man alles so, dass es zum eigenen Fall zu passen scheint. Ich persönlich denke, Immunsupression (Unterdrückung normaler Reaktionen des Immunsystems) ist etwas Künstliches, das man bei bestimmten Erkrankungen (Leukämie) absichtlich vornimmt, so dass dies sicher nicht auf Dich zutrifft. Doc Bluni kann Dich hier bestimmt auch beruhigen. Grüßle und entspann' Dich ein wenig, hu? :-) A.


luki11

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Hallo Astrid, vielen Dank für Deine Antwort und den Bericht über Deine Erfahrungen. Das zu lesen hat mir sehr geholfen. Ich hoffe Du hast recht und ich sorge mich umsonst. DANKE nochmal und viele Grüße, Luki11


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