Sehr geehrter Herr Dr. Bluni,
ich habe Angst wegen Listeriose. Stimmt es, dass man es am Ultraschall erkennen würde, denn dann würde sich das Kind nicht mehr normal entwickeln und das wäre ein Zeichen für eine Infektion? Ich bin jetzt in der 30. SSW.
Zur Sicherheit werde ich eine Stuhlprobe abgeben. Kann man, wenn man mit dem Erreger vor ca. 4 - 5 Wochen Kontakt hatte es darin noch nachvollziehen?
Danke für Ihre Antworten.
Viele Grüße
Uta K.
Mitglied inaktiv - 23.05.2008, 17:29
Antwort auf:
Listeriose
Liebe Uta,
eine schwangere Frau sollte nicht meinen, sie müsste sich mit Bekanntwerden der Schwangerschaft komplett von der Außenwelt abkapseln, für die kommenden neun MOnate nur noch NASA-Astronautenkost zu sich nehmen, um sich dann nur noch zur Geburt des Kindes rufen zu lassen, da ja da draussen eine Menge potentieller Gefahren vorhanden ist.
Leider werden derartige Vorstellungen in zunehmendem Maße durch Veröffentlichungen in allen möglichen Medien und den selbsternannten Expertinnen mehr als geschürt.
Und so erleben wir gerade in unserem Land eine - gelinde ausgedrückt -gewisse Form der Hysterie im Hinblick auf potentielle Infektionsquellen in der Umwelt.
Dieses bestätigen auch Ihre Ängste.
2. im Ultraschall müssen nicht immer Symptome beim Kind sichtbar sein.
3. nach einer solchen Situation, von der wir hier immer wieder hören: Fleisch war offensichtlich nicht ganz durchgegegart und nun besteht die Angst einer Listeriose – oder Toxoplasmoseinfektion, ist es grundsätzlich nicht möglich, nun das Risiko der Infektion zu benennen.
Die Listeriose äußert sich in mäßigem Fieber, geringem Schüttelfrost, Abgeschlagenheit und Kopfschmerzen; also mit den Symptomen eines grippalen Infektes beziehungsweise einer Harnwegsinfektion.
Charakteristische Hinweise auf eine Listeriose fehlen, eine Abgrenzung zur Grippe beziehungsweise anderen Infektionen ist nicht gegeben, so dass eine gezielte Suche nach den Bakterien in der Regel unterbleibt.
Bei Verdacht oder der Diagnose eine Listeriose kann mit einer antibiotischen Behandlung Schaden abgewendet werden.
Wie häufig ist eine Listeriose?
In Deutschland kommt es nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) zu rund 200 Fällen pro Jahr, die relativ gleichmäßig über das Land und das Jahr verteilt auftreten. Die Dunkelziffer ist sicher höher. Die konnatale Listeriose (Infektion unter der Geburt) wird etwa nur 30- bis 40-mal pro Jahr registriert (bei ca. 800.000 Entbindungen pro Jahr).
Kann Listeriose verhindert werden?
Die generellen Hygienerichtlinien empfehlen für die Verhinderung von Listeriosen die gleichen Maßnahmen wie zur Vorbeugung anderer durch verunreinigte Lebensmittel verursachter Erkrankungen (z.B. Salmonellen).
generelle Empfehlungen:
• Kochen Sie rohes Essen von Tieren, wie Rind, Schwein und Geflügel immer ganz durch
• Waschen Sie rohes Gemüse gründlich bevor Sie es essen
• Halten Sie bei der Zubereitung rohes Fleisch strikt fern von Gemüse und von gekochtem Essen und essfertigen Lebensmitteln
• Vermeiden Sie rohe (unpasteurisierte) Milch oder Nahrungsmittel, die aus roher (unpasteurisierter ) Milch hergestellt wurden
• Waschen Sie sich die Hände, Geschirr und Geräte, die mit rohen Lebensmitteln in Berührung gekommen sind.
Es sollte immer der behandelnde Arzt entscheiden, ob er in einem solchen Fall wirklich die Abklärung einer Listerioseinfektion für geboten hält.
Ergibt sich ein begründbarer(!!) klinischer Verdacht auf eine Listerieninfektion bei der Schwangeren, empfiehlt sich hierbei die sofortige Blut-Rachen-und Vaginalabstrichentnahme, sowie die Untersuchung des Urins und ggf bis hin zur Untersuchung der Amnionflüssigkeit. Die Anzucht in der Kultur ist das wichtigste Verfahren.
VB
von
Dr. med. Vincenzo Bluni
am 24.05.2008
Antwort auf:
Listeriose
Hallo,
Listerien sind sehr seltene Keime. Listeriose löst eine Art Magen-Darm-Grippe aus mit Knochenschmerzen und Nackensteifigkeit. Wenn Du so etwas in letzter Zeit nicht hattest, bist Du nicht infiziert! (Normale Darmgrippen werden übrigens nicht durch Listerien ausgelöst und sind fürs Baby harmlos).
Listerien weist man nicht im Stuhl nach, renne also bitte bloß nicht mit einer Stuhlprobe zum Arzt ;-) . Ob man jemals eine Listerien-Infektion durchgemacht hast oder akut eine hat, wird vielmehr bei einer Blutuntersuchung festgestellt (Antikörperbestimmung). Diese Untersuchung kostet etwa 35 - 40 EUR, und man muss sie selbst bezahlen.
Ich selbst habe das in der Schwangerschaft einmal machen lassen, weil ich tatsächlich o.g. Symptome hatte. Zum Glück handelte es sich um einen normalen Darmvirus, der nicht gefährlich ist.
Grüßle,
Mimi
Mitglied inaktiv - 24.05.2008, 10:55