intensives Reisen in der Frühschwangerschaft

Dr. med. Vincenzo Bluni Frage an Dr. med. Vincenzo Bluni Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

Frage: intensives Reisen in der Frühschwangerschaft

Lieber Dr. Bluni, ich bin nach einer MA vor 6 Monaten wieder in der 6. Woche schwanger und habe damals wie heute folgendes Problem: Ich bin als Projektleiterin beruflich europaweit unterwegs. Konkret bedeutet das, dass ich fast jede Woche einen Kundentermin habe, der i.d.R. zwischen 4 und 5 Tagen lang ist. Damit gehöre ich normalerweise zwangsläufig zu den Vielfliegern. Mein Arzt hat mir dringend geraten zwischen der 6. und 12. SSW nicht zu fliegen. Daher reise ich derzeit entweder mit dem Auto oder mit dem Zug. Das bedeutet aber häufig Reisezeiten von 8 Stunden und mehr. Reise ich direkt im Anschluss an einen Termin wieder ab, bedeutet das einen 16 Stunden Tag. Übernachte ich noch und reise erst am Samstag ab, bleibt mir kaum ein Wochenende, da ich ja häufig bereits am Sonntag wieder weiter muss. Hinzu kommt noch, dass ich meist mit schwerem Laptop und Gepäck unterwegs bin. Gerade beim Zugfahren heißt das viel Schlepperei, da man meist mehrfach umsteigen und lange Wege zurücklegen muss. Auch beim Kunden muss ich häufig zu Beginn und zum Ende jedes Tages mit dem Laptop (8 kg) lange laufen bis ich am "Ziel" bin. Ein weiteres Problem ist manchmal die Ernährung, da es nicht immer leicht ist, sich – insbesondere tagsüber – gesund zu ernähren. Letzte Woche habe ich während eines Termins in Großbritanien für 4 Tage Schmierblutungen bekommen und wußte nicht mehr ein noch aus. Mein FA sagte mir, man könnte außer Magnesium sowieso nicht viel machen. Am liebsten wäre ich sofort abgereist. Da die Rückreise aber 8 Stunden dauert und auch anstrengend ist (6 mal umsteigen auf diverse Verkehrsmittel), wollte ich sie mir nicht zumuten solange die Blutung noch anhielt. Mein Gefühl sagt mir, dass dies alles für eine Schwangerschaft zu viel Stress bedeutet. Meinen Arbeitgeber möchte ich noch nicht informieren. Ich habe Angst vor einer weiteren Fehlgeburt, zumal ich auch schon 36 Jahre alt bin. Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir Ihre persönliche Meinung sagen würden. Soll / Kann ich das Reisen weiter praktizieren oder soll ich versuchen, zumindest für Termine, die weiter weg sind, ein Attest vorzuschieben? Notfalls würde mir sicher auch mein Hausarzt dabei helfen. Ganz herzlichen Dank für Ihre Hilfe!!! Tonja

Mitglied inaktiv - 19.10.2003, 12:52



Antwort auf: intensives Reisen in der Frühschwangerschaft

liebe Tonja, zunächst mal sollte man die Schwangere dahingehend beruhigen, dass die Wahrscheinlichkeit für einen normalen Verlauf nach einer Fehlgeburt in etwa zwischen 80-90% liegt. Bei Bltungen in der Frühschwangerschaft auch wäre anzmerken, dass eine solche Blutung immer ein Warnzeichen ist und ein Hinweis für Fehlgeburtsbestrebungen. Das bedeutet, die Schwangere sollte dieses ernst nehmen und ggf. etwas kürzer treten mit ihrer Belastung. Auch wenn eine Blutung zum Glück nicht immer mit in einer Fehlgeburt endet. Die Ursache ist neben zu großer Belastung nicht immer eindeutig. Hier können hormonelle Gründe oder plötzliche Blutungen zwischen der Eihaut und der Gebärmutter die Ursache sein. Es kann aber auch nur vom Muttermund her bluten. Man würde den Befund kontrollieren und sofern nach der Beurteilung des behandelnden Frauenarztes oder Frauenärztin sonst alles ok ist, würde man in der frühen Schwangerschaft der Frau raten, sich zu schonen, prophylaktisch Magnesium einzunehmen und bei Verdacht auf Gelbkörpermangel würde man vielleicht ein entsprechendes Präparat verordnen. Mehr kann man in dieser Situation meist nicht machen. Nun noch zum Thema (Viel)-Fliegen: die Ansicht, dass die Frau in der Früh-schwangerschaft nicht fliegen darf, ist wissenschaftlich nicht belegt und deshalb kann man eine Schwangere ohne Beschwerden, auch in der Frühschwangerschaft sogar einen Langstreckenflug machen lassen. Es sei denn es gäbe aus frauenärztlicher Sicht aufgrund einer Risikogravidität Einwände. Die Studien können keine Schäden bei Kindern nachweisen, aber offensichtlich werden hier immer noch anders lautende Informationen herausgegeben. Bei Langstreckenflügen bitte an die ausreichende Flüssigkeitsaufnahme, Magnesium, viel Bewegung und evt. Kompressionsstrümpfe denken. Patientinnen in Terminnähe, laut Reglement der Lufthansa ab der abgeschlossenen 35.SSW, und solche mit einer Risikoschwangerschaft, sollten nicht mehr fliegen bzw. bedürfen eines ärztlichen Attestes. Relative Kontraindikationen für das Fliegen -Flug in Terminnähe -anamnestisch Neigung zu Aborten und Frühgeburten -starker Nikotinabusus -ausgeprägte Anämie -kardiopulmonale Erkrankung -Angst beim Fliegen -mehr als 120000 Flugkilometer pro Jahr Bei einer Frau, die Vielfliegerin ist;ähnlich einer Stewardess würde man sicher raten, dieses deutlich zu reduzieren oder ganz darauf zu verzichten. WEnn dieses aber eine deutliche Zusazbelastung durch andere Verkehrsmittel mit Langstrecken bedeutet, wäre sicher eine Abwägung vor Ort sinnvoll. VB

von Dr. med. Vincenzo Bluni am 19.10.2003



Antwort auf: intensives Reisen in der Frühschwangerschaft

Also ich würde es dem AG sagen. Denn nur dann kann er / muss er für dich alle Regeln des Mutterschutzes anwenden. An eine FG solltest du gar nicht denken. Und falls das doch passiert, dann weiß es eben der AG. Bitte deinen Chef, dass er es noch für sich behält, das muss er sogar, wenn du es möchtest. DAnn weiß zumindest keiner deiner Arbeitskollegen von der SS. Und hör vor allem auf deinen Körper, denn der scheint dir ja schon deutliche Sigale zu geben. Im Zweifelsfall lieber daheim bleiben. LG Sabine

Mitglied inaktiv - 19.10.2003, 18:31



Ähnliche Fragen ähnliche Fragen

Reisen in der Frühschwangerschaft

Guten Abend Herr Dr. Bluni, halten Sie Langstreckenflüge und Schiffsreisen in der super Frühschwangerschaft (damit meine ich ca. 14 Tage nach Eisprung bzw. bei Ausbleiben der Periode) für kritisch und könnte dabei bei der Zellteilung/Befruchtung etwas schief gehen? Oder würden Sie dann lieber mit der Schwangerschaft noch einen Zyklus warten? ...


Reisen in der Frühschwangerschaft

Guten Tag, ich bin mittlerweile in der 10. Woche schwanger. Am 29. September - war ich Anfang 8. Woche - hatte ich Blutungen. Wir sind dann sofort ins Krankenhaus gefahren. Dort angekommen war die Blutung schon fast wieder vorbei. Beim US konnte nicht wirklich festgestellt werden woher das Blut kam - vermutlich ein kleiner Bluterguss - mit dem...


Alkohol in der Frühschwangerschaft

Hallo Herr Dr. Karle, ich bin 40 und habe einen amh Wert von 0,3. Ich habe es ehrlich gesagt nicht für möglich gehalten noch schwanger zu werden. Aktuell befinde ich mich ganz frisch in SSW 6 also noch sehr sehr früh. Ich habe leider in SSW 3/4 Alkohol getrunken, an zwei Tagen sogar mindestens eine halbe Flasche Wein, an einem Tag 2 Gläser S...


Frieren frühschwangerschaft

Hallo Herr dr Karle, es ist vermutlich eine etwas ungewöhnliche Frage. Frieren hab ich bisher nie als Symptom einer frühschwangerschaft gedeutet. Nun hab ich allerdings schon in einigen Beiträgen gelesen, dass frieren in der frühschwangerschaft relativ normal zu sein scheint. In meiner ersten SS hatte ich das auch nicht (könnte mich zumindest n...


Kreuzschmerzen Frühschwangerschaft

Sehr geehrter Herr Dr.Karle, Ich habe vor wenigen Tagen bereits an Eisprung+8 einen positiven Test in der Hand gehalten. Die Tests werden täglich deutlicher. Nur habe ich seitdem nicht nur immer wieder Mal ein Ziehen im Unterleib, wie ich es auch aus der ersten Schwangerschaft kenne, sondern zusätzlich extrem starke Kreuzschmerzen. Es zieht im ...


Luft anhalten Frühschwangerschaft

Sehr geehrter Herr Dr. Karle, ich befinde mich in der SSW 6+6. Zwischen SSW 4+5 und SSW 6+1 habe ich ein paar Mal im flachen Pool getaucht (1,6m tief) und zweimal sehr lange die Luft angehalten, da ich einmal im Zigarettenrauch stand und einmal im Desinfektionsmittel"Gestank". Nun mache ich mir fürchterliche Sorgen, dass die Sauerstoffzuf...


Magen-Darm-Virus Frühschwangerschaft

Lieber Herr Dr. Karle, ich bin frisch schwanger in der 6. Woche. Ich hatte am 24. Januar 24 einen Abort in der 15. Woche aufgrund einer Infektion (Ureplasmennachweis) und bin dementsprechend vorsichtig. Nun hat meine dreijährige nachts Erbrechen und Durchfall gehabt. Der Durchfall hält an. Bei mir grummelt es auch schon. Ist ein Magen Darm Viru...


Fenizolan in der Frühschwangerschaft

Hallo, ich bin derzeit in der 7 SSW und habe eine Pilzinfektion. Mein Arzt hat mir gesagt ich soll Fenizolan Kapsel nehmen. Ich habe dann im Beipackzettel gelesen,dass man diese in der Schwangerschaft nicht nehmen soll. Hab ich damit die Schwangerschaft gefährdet ? Außerdem nehme ich jeden Abend Famenita 200 Vaginal. Könnte es auch Wechselwirku...


Baustelle in der Frühschwangerschaft

Wir befinden uns aktuell im Kinderwunsch und nun ist für die nächsten 6 Monate das Gebäude in dem ich arbeite eine Großbaustelle. Sowohl Erdarbeiten, als auch Beton und Putzarbeiten an der Fassade werden vorgenommen und der alte Putz vorher runtergenommen. Meine Frage ist, ob der Baustaub in der Frühschwangerschaft, vor allem in der Zeit vom Eispr...


Impfung FSME-Immun und Repevax in Frühschwangerschaft

Guten Tag, ich wurde im April mit FSME-Immun (1. Dosis) und Repevax (Auffrischung) geimpft. Ich habe mittlerweile festgestellt, dass ich schwanger bin. Zum Zeitpunkt der Impfung kann die Befruchtung maximal 8 Tage her gewesen sein, definitiv war die Befruchtung vor der Impfung. Zwei Fragen: Eine Impfung im 1. Trimester wird ja eigentlich ...