Lieber Dr. Bluni,
ich bin nach einer MA vor 6 Monaten wieder in der 6. Woche schwanger und habe damals wie heute folgendes Problem:
Ich bin als Projektleiterin beruflich europaweit unterwegs. Konkret bedeutet das, dass ich fast jede Woche einen Kundentermin habe, der i.d.R. zwischen 4 und 5 Tagen lang ist. Damit gehöre ich normalerweise zwangsläufig zu den Vielfliegern.
Mein Arzt hat mir dringend geraten zwischen der 6. und 12. SSW nicht zu fliegen. Daher reise ich derzeit entweder mit dem Auto oder mit dem Zug. Das bedeutet aber häufig Reisezeiten von 8 Stunden und mehr. Reise ich direkt im Anschluss an einen Termin wieder ab, bedeutet das einen 16 Stunden Tag. Übernachte ich noch und reise erst am Samstag ab, bleibt mir kaum ein Wochenende, da ich ja häufig bereits am Sonntag wieder weiter muss.
Hinzu kommt noch, dass ich meist mit schwerem Laptop und Gepäck unterwegs bin. Gerade beim Zugfahren heißt das viel Schlepperei, da man meist mehrfach umsteigen und lange Wege zurücklegen muss. Auch beim Kunden muss ich häufig zu Beginn und zum Ende jedes Tages mit dem Laptop (8 kg) lange laufen bis ich am "Ziel" bin.
Ein weiteres Problem ist manchmal die Ernährung, da es nicht immer leicht ist, sich – insbesondere tagsüber – gesund zu ernähren.
Letzte Woche habe ich während eines Termins in Großbritanien für 4 Tage Schmierblutungen bekommen und wußte nicht mehr ein noch aus. Mein FA sagte mir, man könnte außer Magnesium sowieso nicht viel machen. Am liebsten wäre ich sofort abgereist. Da die Rückreise aber 8 Stunden dauert und auch anstrengend ist (6 mal umsteigen auf diverse Verkehrsmittel), wollte ich sie mir nicht zumuten solange die Blutung noch anhielt.
Mein Gefühl sagt mir, dass dies alles für eine Schwangerschaft zu viel Stress bedeutet. Meinen Arbeitgeber möchte ich noch nicht informieren. Ich habe Angst vor einer weiteren Fehlgeburt, zumal ich auch schon 36 Jahre alt bin.
Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir Ihre persönliche Meinung sagen würden. Soll / Kann ich das Reisen weiter praktizieren oder soll ich versuchen, zumindest für Termine, die weiter weg sind, ein Attest vorzuschieben? Notfalls würde mir sicher auch mein Hausarzt dabei helfen.
Ganz herzlichen Dank für Ihre Hilfe!!!
Tonja
Mitglied inaktiv - 19.10.2003, 12:52
Antwort auf:
intensives Reisen in der Frühschwangerschaft
liebe Tonja,
zunächst mal sollte man die Schwangere dahingehend beruhigen, dass die Wahrscheinlichkeit für einen normalen Verlauf nach einer Fehlgeburt in etwa zwischen 80-90% liegt.
Bei Bltungen in der Frühschwangerschaft auch wäre anzmerken, dass eine solche Blutung immer ein Warnzeichen ist und ein Hinweis für Fehlgeburtsbestrebungen.
Das bedeutet, die Schwangere sollte dieses ernst nehmen und ggf. etwas kürzer treten mit ihrer Belastung.
Auch wenn eine Blutung zum Glück nicht immer mit in einer Fehlgeburt endet.
Die Ursache ist neben zu großer Belastung nicht immer eindeutig. Hier können hormonelle Gründe oder plötzliche Blutungen zwischen der Eihaut und der Gebärmutter die Ursache sein. Es kann aber auch nur vom Muttermund her bluten.
Man würde den Befund kontrollieren und sofern nach der Beurteilung des behandelnden Frauenarztes oder Frauenärztin sonst alles ok ist, würde man in der frühen Schwangerschaft der Frau raten, sich zu schonen, prophylaktisch Magnesium einzunehmen und bei Verdacht auf Gelbkörpermangel würde man vielleicht ein entsprechendes Präparat verordnen.
Mehr kann man in dieser Situation meist nicht machen.
Nun noch zum Thema (Viel)-Fliegen:
die Ansicht, dass die Frau in der Früh-schwangerschaft nicht fliegen darf, ist wissenschaftlich nicht belegt und deshalb kann man eine Schwangere ohne Beschwerden, auch in der Frühschwangerschaft sogar einen Langstreckenflug machen lassen.
Es sei denn es gäbe aus frauenärztlicher Sicht aufgrund einer Risikogravidität Einwände.
Die Studien können keine Schäden bei Kindern nachweisen, aber offensichtlich werden hier immer noch anders lautende Informationen herausgegeben.
Bei Langstreckenflügen bitte an die ausreichende Flüssigkeitsaufnahme, Magnesium, viel Bewegung und evt. Kompressionsstrümpfe denken.
Patientinnen in Terminnähe, laut Reglement der Lufthansa ab der abgeschlossenen 35.SSW, und solche mit einer Risikoschwangerschaft, sollten nicht mehr fliegen bzw. bedürfen eines ärztlichen Attestes.
Relative Kontraindikationen
für das Fliegen
-Flug in Terminnähe
-anamnestisch Neigung zu
Aborten und Frühgeburten
-starker Nikotinabusus
-ausgeprägte Anämie
-kardiopulmonale Erkrankung
-Angst beim Fliegen
-mehr als 120000 Flugkilometer pro Jahr
Bei einer Frau, die Vielfliegerin ist;ähnlich einer Stewardess würde man sicher raten, dieses deutlich zu reduzieren oder ganz darauf zu verzichten. WEnn dieses aber eine deutliche Zusazbelastung durch andere Verkehrsmittel mit Langstrecken bedeutet, wäre sicher eine Abwägung vor Ort sinnvoll.
VB
von
Dr. med. Vincenzo Bluni
am 19.10.2003
Antwort auf:
intensives Reisen in der Frühschwangerschaft
Also ich würde es dem AG sagen.
Denn nur dann kann er / muss er für dich alle Regeln des Mutterschutzes anwenden. An eine FG solltest du gar nicht denken. Und falls das doch passiert, dann weiß es eben der AG. Bitte deinen Chef, dass er es noch für sich behält, das muss er sogar, wenn du es möchtest. DAnn weiß zumindest keiner deiner Arbeitskollegen von der SS.
Und hör vor allem auf deinen Körper, denn der scheint dir ja schon deutliche Sigale zu geben. Im Zweifelsfall lieber daheim bleiben.
LG
Sabine
Mitglied inaktiv - 19.10.2003, 18:31