Frage im Expertenforum Schwangerschaftsberatung an Dr. med. Vincenzo Bluni:

Hausgeburt

Dr. med. Vincenzo Bluni

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Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

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Frage: Hausgeburt

Mitglied inaktiv

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Sehr geehrter Herr Dr. Bluni, Ich bin derzeit mit meinem 2. Kind schwanger (ET im Oktober). Nachdem schon die Geburt meines Sohnes vor 2 Jahren völlig unkompliziert verlief und auch die derzeitige SS unauffällig ist, erwäge ich, zusammen mit einer erfahrenen Hebamme zu Hause zu entbinden. Da ich ein Mensch bin, der Bauchentscheidungen gerne auch empirisch absichert, habe ich auch eine Studie der QUAG e.V. gelesen, in der über 42.000 Hausgeburten in Deutschland ausgewertet wurden und bei der sich kein erhöhtes Risiko gegenüber einer Klinikgeburt ergab. Die Verlegungsquote ins KH beträgt beim 2. Kind unter 5 Prozent. Mir gefällt die Vorstellung, selbstbestimmt entbinden zu dürfen und mich frei bewegen zu können. Bei meiner letzten Geburt im KH fühlte ich mich zum Teil sehr bevormundet und man hat mich mit vielen Entscheidungen überrumpelt. Aber um nun auf den Punkt zu kommen: Als ich meiner FÄ meine Überlegungen bzgl. Hausgeburt mitteilte, hat sie total blockiert und mich quasi als unverantwortlich gegenüber dem Baby abgestempelt. So nach dem Motto "Sie stellen für eine kuschelige Umgebung die Gesundheit Ihres Kindes aufs Spiel". Muss die Ärztin nicht meine Entscheidung akzeptieren? Inwieweit hat sie da ein Mitbestimmungsrecht? Stehen alle Gynäkologen einer Hausgeburt so extrem kritisch gegenüber? Ich möchte nicht mit ihr streiten; bin schon seit vielen Jahren dort Patientin und fühlte mich eigentlich immer sehr gut betreut. Viele Grüße


Dr. med. Vincenzo Bluni

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Hallo, 1. gegen eine ambulante Entbindung, z.B. in einem Geburtshaus, ist erst mal nichts einzuwenden, sofern medizinisch seitens der Schwangerschaft oder der Vorgeschichte der Schwangeren nichts dagegen spricht. Es wird allerdings jeder Frauenärztin/Frauenarzt von erfahrenen Juristen empfohlen, die Frau eingehend darauf hinzuweisen, dass bei etwaigen Komplikationen, das Risiko sowohl für das Kind als auch für die Mutter höher sind, als in einer Geburtsklinik. Dieses ist dann auch zu dokumentieren. Deshalb sollte auch die Hebamme sehr gewissenhaft die Frauen aussuchen, um das Risiko für Mutter und Kind zu minimieren. Das klappt sicher auch in den meisten Fällen, aber leider hören wir (und nicht die Frauen oder die Presse) von Fällen und Verläufen, die so sicher nicht wünschenswert sind, gerade deshalb, weil eben unter anderem auch nicht wie in der Klinik innerhalb weniger Minuten (15-20) ein komplettes Team für eine Notsituation da ist, oder auch kurzfristiger der diensthabende Arzt/Ärztin. Wichtig ist in dem Zusammenhang das offene und wertfreie, aber dennoch objektive Gespräch mit den Eltern. Dieses sollte auch auf die möglichen Risiken, soweit es geht, eingehen Es sollte aber meines Erachtens die mittlerweile überwiegend positive und unkritische Berichterstattung zur Geburt im Geburtshaus oder Hausgeburt, die die "technisierte Entbindung unter der sterilen Klinikatmosphäre" als zunehmend überholt darstellt, ersetzt werden durch eine objektivere Form der Darstellung. Es darf nicht vergessen werden, dass erstens das Klientel der so genannten Geburtshäuser vorselektiert ist, da Risikofrauen in die Klinik geschickt werden und somit die Ergebnisse zwangsläufig gut ausfallen müssen. Darüber hinaus sollte man bedenken, dass bekanntermaßen in einigen Fällen die Sorgfaltspflicht zumindest zu denken gibt. 2. aus meiner persönlichen Erfahrung heraus, die noch durch gelegentliche Anwesenheiten bei Geburten –auch in großen geburtshilflichen Abteilungen – gekennzeichnet ist, kann ich berichten, dass hier in sehr vielen Fällen die Frauen eben auch in einer sehr persönlichen Atmosphäre betreut werden, Medikamente nur bei Indikation oder Wunsch zum Einsatz kommen und auch die geborenen Kinder bleiben zunächst für 1-2 Stunden bei der Mutter, ohne, dass sie umgehend gewogen und gemessen werden würden. Dass das Personal dann wechselt, lässt sich am besten durch die Wahl einer Beleghebamme umgehen. VB


Mitglied inaktiv

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darf ich dir auch kurz was dazu schreiben? ich würde mich von meiner fä nicht bevormunden lassen, es ist letztlich deine entscheidung. allerdings hat sie leider recht. das risiko IST erhöht. allerdings ist dies risiko u.u. vertretbar, wenn sich keine komplikationen abzeichnen. nur - wenn es dann doch welche gibt, wirst du und dein kind evtl. ein leben lang leiden. die entscheidung muss jeder für sich selbst treffen. und ein risiko bleibt. aber wenn es dir um atmosphäre und selbstbestimmung geht: vielleicht ist eine andere klinik (in der du zb mit deiner selbst gewählten hebamme als beleghebamme entbinden kannst) ein kompromiss für dich? oder ein geburtshaus, dass allerdings direkt einer klinik angeschlossen sein sollte (sonst hat das nicht wirlich einen vorteil...)? ich selbst würde nie zu hause entbinden, sondern mir immer einen kompromiss (s.o.) suchen - ich habe persönlich schon einige abgebrochene hausgeburten erlebt, die nicht immer gut ausgehen - auch wenn man gern mal anderes liest. in jedem fall wünsche ich dir ein schönes geburtserlebnis! tigger


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